Warum wollen Boomer so früh in Rente gehen, jetzt wo wir Fachkräftemangel haben?

24 Antworten

Aus dem gleichen Grund, aus dem auch jede Generation davor und jede Generation danach früher in Rente geht: Weil sie es sich leisten können!

Allerdings nur die - und auch nur ein Teil von denen - die es sich leisten können. Normal halt Wenn man mit 55 königlich abgefunden wird oder reich ist, ist nicht mehr zu arbeiten eine echte Alternative.

Die „Boomer“ sind diejenigen, die überwiegend noch 45 Jahre oder sogar länger gearbeitet haben.

Ab dem 65. Lebensjahr können sie nach min. 45 Beitragsjahren abschlagsfrei in Rente gehen (wer vor 1964 geboren ist, entsprechend früher - momentan mit 64 Jahren und 2 Monaten). Mit Abschlag geht es ab dem 63. Lebensjahr.

Das findest du zu früh?

Arbeite erst einmal 45 oder 50 Jahre und leiste dir dann ein Urteil darüber, wie „früh“ man in Rente gehen sollte.

HappyMe1984  18.11.2023, 18:11

Und weil das bereits viel ist, haben genau diese Boomer das Renteneintrittsalter für die folgenden Generationen auf 67 hochgesetzt. Joa, klingt logisch ;).

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MichaelK89  18.11.2023, 18:20
@HappyMe1984

Es muss genug Geld erwirtschaftet werden. Das Alter müsste noch viel höher angesetzt werden. Für nicht körperliche Tätigkeiten bis mindestens 75.

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HappyMe1984  18.11.2023, 18:25
@MichaelK89

Joa, das wäre ein weiterer Schritt dahin, dass jüngere Generationen den Generationsvertrag endgültig aufkündigen.

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MichaelK89  18.11.2023, 18:28
@HappyMe1984

Dann wird es Zeit, dass dies nicht so einfach aufkündigbar ist. Nur mit ganz großen Hürden und nachteiligen Konsequenzen.

Die jungen Leute sollen sich Mal nicht so anstellen. Sie sind in den Wohlstand hineingeboren, den die sog. 'Boomer' erarbeitet haben.

Vielfach mit körperlichen Tätigkeiten, ab 14/15 bereits gearbeitet.

Und heute? Erstmal bis 30 Gender Studies studieren und dann Mal so langsam arbeiten, aber bitte nur 4 Tagewoche und Home Office.

Sorry, aber dann muss man halt bis 75+ zur Stange halten, wenn das alles noch finanzierbar sein soll.

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okieh56  18.11.2023, 20:50
@HappyMe1984

„Und weil das bereits viel ist, haben genau diese Boomer das Renteneintrittsalter für die folgenden Generationen auf 67 hochgesetzt. "

Du meinst die Regelaltersrente mit 67 Jahren. Ja, das ist logisch, denn es ist der gesteigerten Lebenserwartung geschuldet. Es gibt aber nach wie vor vorzeitige Altersrenten.

Jeder, der 35 Jahre Wartezeit erfüllt, kann bereits ab dem 63 Lebensjahr die Altersrente für langjährig Versicherte in Anspruch nehmen, mit einer Wartezeit von 45 Jahren ab dem 65. Lebensjahr die abschlagsfreie Rente für besonders langjährig Versicherte.

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okieh56  18.11.2023, 20:52
@HappyMe1984

Denn Generationenvertrag kann man nicht „aufkündigen“. Unabhängig davon gibt es auch keine vernünftige Alternative.

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HappyMe1984  18.11.2023, 22:02
@okieh56

"Einfach so" vielleicht nicht. Es ist und bleibt aber dennoch nur ein von Menschen gemachtes Gesetz, was somit Menschen durchaus auch ändern können.

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HappyMe1984  18.11.2023, 22:04
@MichaelK89

Meine Eltern waren bzw. sind Boomer, beide Jahrgang 1957. Die haben nichts mehr "aufgebaut", sondern mit ihrem Eintritt in Studium und Berufsleben in den 1970ern/1980ern in allererster Linie profitiert von dem, was bis dahin bereits wieder aufgebaut war!

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okieh56  18.11.2023, 23:10
@HappyMe1984

Es ist ein bewährtes Verfahren, dass nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern sehr gut funktioniert. Vor allem in den Ländern, in denen wirklich alle Arbeitenden ohne Ausnahme in die Rentenversicherung einzahlen.

In Schieflache gerät das System nur durch die demographische Entwicklung, die dafür sorgt, dass immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufkommen müssen, Doch das kann man mit Bundeszuschüssen ausgleichen. Dies geschieht auch bereits seit vielen Jahren.

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HappyMe1984  19.11.2023, 03:05
@okieh56

Die Theorie hinter dem System ist mir bekannt. Aber ist dir bewusst, wie es derzeit für meine Generation und jüngere Menschen aussieht mit den Chancen auf eine auskömmliche Rente in einem vertretbaren Renteneintrittsalter? Hast du mal genauer geschaut, wie viel jeden Monat vom Gehalt dafür abgeht? Und parallel dazu wird uns jüngeren Menschen immer wieder unterstellt, dass wir ja zu faul, arbeitsscheu und gar nicht in der Lage seien, richtig zu arbeiten. Nur, weil wir nicht bereit sind, uns dafür kaputt zu schufften, dass der demografische Wandel ausgeglichen wird, während eben, wie hier in der Frage geschrieben, die allermeisten jetzt in Rente Gehenden genau dies einige Jahre früher als eigentlich gedacht tun. Wie lang sollen wir zu diesem bösen Spiel bitte noch gute Miene machen?

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okieh56  19.11.2023, 13:50
@HappyMe1984

Im Gegensatz zu dir habe ich mich sehr eingehend damit befasst. Ich erlebe immer wieder, wie erstaunt die Leute sind, wenn sie sich ausrechnen, dass sie in nur 7 - 8 Jahren Rentenbezug ihre gesamten Beiträge ausgezahlt bekommen - ungeachtet der Dynamisierung. Die allermeisten erleben es, dass sie weit mehr Rente bekommen, als sie jemals eingezahlt haben.

Das wird auch noch so sein, wenn du mal in Rente gehst, denn die Berechnung des aktuellen Rentenwertes ist an die Lohnentwicklung gekoppelt und damit auch indirekt an die Inflation. Nur die Bundeszuschüsse werden weiter steigen müssen.

Fest steht jedoch, dass man zusätzlich vorsorgen muss, wenn man im Alter den Lebensstandard halten will.

Der Arbeitsmarkt wird sich in den nächsten Jahrzehnten drastisch verändern - vor allem durch den verstärkten Einsatz von KI.

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HappyMe1984  19.11.2023, 14:05
@okieh56

Merkst du nicht, was all das, was du dort beschreibst, für jüngere Generationen bedeutet? Wir sind es, die dieses defizitäre System bezahlen müssen. Wir sind es, die neben den fast 10% vom Bruttogehalt auch noch privat selbst vorsorgen müssen, damit uns trotz Arbeit keine Altersarmut droht. Wir sind es, die die "Bundeszuschüsse" zusätzlich finanzieren müssen - auf Kosten anderer Ausgaben, die uns oder unseren Kindern zugute kämen. Wir sind es, bei denen nicht absehbar ist, wie weit das Renteneintrittsalter noch steigen muss, damit dieses System zumindest in einer stark reduzierten Variante beibehalten wird.

Und da glaubst du echt, dass wir jüngeren und jungen Menschen dieses System klaglos weiter aufrechterhalten werden? Ein System, in das wir massiv einzahlen, von dem wir aber bei weitem nicht so profitieren werden wie die, die wir jetzt darüber finanzieren? DAS ist der Punkt, auf den ich hinaus will. Und ein Punkt, wo gerade jetzt ältere Menschen - eigentlich schon vor Jahren und Jahrzehnten - dringend gegensteuern müssten, um an diesem System etwas dahingehend zu verändern, dass dort wieder etwas mehr Generationengerechtigkeit drin steckt...

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okieh56  19.11.2023, 14:10
@HappyMe1984

Du zahlst wenn es hoch kommt 45 Jahre lang ein und willst dann mindestens 25 Jahre lang Rente beziehen - wo soll das Geld denn herkommen, wenn nicht von denjenigen, die noch arbeiten?

Es gibt keine bessere Generationengerechtigkeit, als dass diejenigen, die arbeiten können, für diejenigen mit arbeiten, die aus gesundheitlichen Gründen oder altersbedingt nicht mehr arbeiten können. Das war schon immer so, nur ist es bei uns - zum Glück - gesetzlich geregelt.

Wovon willst du denn im Alter leben, wenn die jüngeren nicht für deine Rente sorgen? Von dem, was du Jahrzehntelang unterm Kopfkissen sammelst oder mit wenig Zinsen oder hohem Risiko angelegt hast?

Hast du eine vernünftige Alternative?

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HappyMe1984  19.11.2023, 14:12
@okieh56

Wenn das System auf diese Weise funktionieren würde, wäre es ja okay. Aber das tut es eben nicht mehr und wird es immer weniger tun in Zukunft! Und genau da lauert eben die Ungerechtigkeit. Und wenn ich heute für die Alten mitarbeite, dies aber aus Gründen der Misswirtschaft in diesem System für mich nicht mehr klappen wird, ja, dann nehme ich lieber jetzt das Geld und kümmere mich selbst darum, es so gut anzulegen, dass es für mich im Alter so lang wie möglich reicht!

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okieh56  19.11.2023, 14:22
@HappyMe1984

Ja, es könnte so gut funktionieren. Aber dazu müssen wir die gesetzliche Rentenversicherung reformieren. Wir müssen nur zu unseren Nachbarn schauen, die machen es richtig und es funktioniert sehr gut, wenn alle Arbeitenden einzahlen.

Aber solange gerade Gutverdiener (Beamte, Berufe mit berufsständischen Vorsorgesystemen, die meisten Selbständigen...) sich aus dem System heraus halten und die Beitragsbemessungsgrenze dafür sorgt, dass Gutverdiener nur anteilig einzahlen, bleibt unser Rentensystem eine „Solidargemeinschaft der Kleinen Leute".

Momentan und in den nächsten Jahren kommt das Demographieproblem hinzu. Doch das Hauptproblem sehe ich in der Lohnpolitik. Wenn sich Arbeit im Niedriglohnsektor weniger lohnt als Bürgergeld zu beziehen, kann das System nicht funktionieren.

In keinem anderen Land hat manch ein Vollbeschäftigter weniger Geld zur Verfügung als jemand, der auf Sozialleistungen angewiesen ist - das gibt es nur in Deutschland.

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HappyMe1984  19.11.2023, 14:25
@okieh56

Naja, dass man mit Bürgergeld mehr als mit Mindestlohn zur Verfügung hat, ist pure Bildzeitungspropaganda, stimmt rechnerisch vorne und hinten nicht.

Wo ich dir aber voll zustimme, ist beim Thema des echten Solidarsystems! Das ist meiner Ansicht nach auch einer der größten Haken im aktuellen Rentensystem.

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okieh56  19.11.2023, 14:41
@HappyMe1984

Im Einzelfall kann es durchaus so sein, dass jemand mit Bürgergeld besser dasteht als wenn er arbeitet. Die Bildzeitung lese ich nicht, aber ich habe Alleinstehende Frauen kennen gelernt, die es sich „nicht leisten“ konnten, arbeiten zu gehen, obwohl sie es gerne täten. Durch die Fahrten zur Arbeit, die Unterbringung der Kinder und andere berufsbedingte Kosten wären sie finanziell schlechter gestellt - also sind sie zu Hause geblieben.

Außerdem kenne ich Angestellte des Jobcenters und weiß daher, dass es Kündigungen gegeben hat, als das Bürgergeld angehoben worden ist und 2024 wird es wiederum im 12% angehoben. Wer hat als Beschäftigter so eine Lohnerhöhung?

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HappyMe1984  19.11.2023, 14:48
@okieh56

Zum Beispiel alle, die nach TVöD bezahlt werden. Die letzte Tariferhöhung läuft für viele ungefähr darauf hinaus. So wie auch Tarifverhandlungen in anderen Branchen. Und letztendlich sind genau deshalb auch viele Arbeitgeber zunehmend dazu gezwungen, ebenfalls in dieser Höhe mitzuziehen, weil sie ansonsten auf dem derzetigen Arbeitnehmermarkt keine Leute mehr kriegen oder halten können.

Was bei all den Berechnungen, auch für Alleinerziehende, gerne vergessen wird, ist, dass es mit Job und zu geringem Gehalt noch einige weitere Sozialleistungen außer Bürgergeld gibt, die man beantragen kann - Wohngeld und Kinderzuschlag, bespielsweise. Bei Elternbeiträgen für die Kinderbetreuung gibt es für Alleinerziehende auch oft Zuschüsse bzw. Erlässe. Und genau mit all diesen Geldern kommt man dann eben doch mit Job deutlich besser weg als mit Bürgergeld. Dabei kann man sicherlich darüber diskutieren, ob es gut ist, dass man diese Leistungen beantragen und somit auch darüber Bescheid wissen muss, anstatt dass das deutlich niedrigschwelliger einfach gezahlt wird, klar. Dennoch stimmt es eben trotzdem in keiner Rechnung, dass sich Bürgergeld irgendwie mehr lohnen würde als Arbeit. Auch, weil ja nun echt nicht alle nur Mindestlohn verdienen.

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okieh56  19.11.2023, 16:35
@HappyMe1984

Von denen, die einen Stundenlohn von > 25 € haben, brauchen wir nicht reden.

Aber im Niedriglohnsektor fragt sich so mancher, warum er 40 Std. arbeitet statt mit ein wenig weniger Geld zu Haus zu bleiben. Wem will man es verdenken? Das haben wir unseren Politikern zu verdanken, die sich einreden, das Bürgergeld würde mehr Leute in Arbeit bringen.

Nur wenn es wirklich einen deutlichen Unterschied zwischen Arbeitslohn und Bürgergeld gibt, lohnt es sich zu arbeiten.

Aber darauf haben wir beide leider keinen Einfluss :-/

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GutenTag2003  24.02.2024, 18:41
@HappyMe1984
 für die folgenden Generationen auf 67 hochgesetzt. Joa, klingt logisch ;).

Du übersiehst dabei, dass immer später ins Berufsleben "eingestiegen" wird.

  • Zu meiner Zeit war 15./16. Lebensjahr noch Standard
  • heute ist es i.d.R. 4 Jahre später
  • Studierende erst mit/ab dem 30. Lebensjahr

Da wird es schon schwierig 45/50 Beitragsjahre zusammen zu bekommen.

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Es wollen nicht "boomer" früh in Rente gehen sondern "Menschen".

Von der Generation meiner Eltern wurde einem Großteil Frührente angeboten. Und das haben die (fast) alle angenommen.

Und das obwohl das Rentenalter weitaus niedriger war.

Du müsstest also fragen warum die ganzen "alten Säcke" es gewagt haben so früh in Rente zu gehen hätten die das nicht gemacht hätten wir jetzt weniger Fachkräftemangel.

Sich über die auf zu regen die keinen Bock haben 10 Jahre später in Rente zu gehen als deren Eltern ist da hingegen Schwachsinn.

Die "Boomer" gehen in Rente, wenn es das System und die persönlichen Finanzen zulassen. Wenn das für manche früher als 67 ist, dann sollen sie das doch machen. Was stört Dich daran? Glaubst Du nur weil ein paar alte Leute noch ein paar Jahre dranhängen, anstatt ihren Ruhestand zu geniessen für den sie Jahrzehnte lang eingezahlt haben, werden auf einmal "Fachkräfte" vom Himmel fallen?

Im übrigen bin ich nach wie vor der Meinung es gibt keinen Fachkräftemangel. Es gibt nur Firmen die so unglaublich geizig sind, dass sie eben niemanden mehr finden der für ihre unterdurchschnittliche Bezahlung arbeiten möchte. Aber diese Firmen jammern am lautesten...

okieh56  18.11.2023, 20:45

Du sprichst mir aus der Seele.

Wer soll denn für den Mindestlohn arbeiten, wenn er mit Bürgergeld mindestens genau so gut finanziell abgesichert ist? Das ist unlogisch und nicht zumutbar. Einige kündigen sogar, weil sie mit Bürgergeld mindestens genau so gut dastehen.

Die Rente ist ein Ausdruck der Lebensleistung. Doch wenn sich arbeiten nicht mehr lohnt, erarbeiten viele weder eine eigene Rente noch leisten sie einen Beitrag, die heutigen Rentner zu finanzieren.

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Weil die Boomer teils schon über 40 Jahre gearbeitet haben. Und wenn es Handwerker sind, ist die Gesundheit oft ziemlich angeschlagen.