Warum wird 3.mose 20.13 so selten umgesetzt?
Ist ja ein Gebot gottes
13 Antworten
1) Für gewöhnlich sind Christen der Meinung, dass die Gesetze des Alten Bundes nicht für sie gelten.
2) Manche Christen begründen ein Verbot der Todesstrafe mit der Perikope über Jesus und die Ehebrecherin (Johannesevangelium in den Versen 7,53 bis 8,11).
Diese Perikope gilt aber als nachträglich hinzugefügt, da sie in den ältesten Manuskripten gar nicht enthalten ist und in anderen als eingeschoben markiert wurde.
fehlt sie in vielen Handschriften, darunter den ältesten des Johannesevangeliums, weshalb die meisten Gelehrten übereinstimmen, dass sie im ursprünglichen Johannesevangelium nicht enthalten war
https://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_und_die_Ehebrecherin
Die Tötung der Ehebrecherin wäre ein Lynchmord gewesen und somit illegal gewesen. Im Römischen Reich unterlag die Todesstrafe dem römischen Recht:
nämlich um Jesus in Verlegenheit zu bringen (eine Falle: er sollte sich entscheiden entweder nach jüdischem oder nach römischem Gesetz zu handeln)
https://www.die-bibel.de/ressourcen/wibilex/neues-testament/sexualitaet-nt
Jesus hat die Todesstrafe weder explizit verurteilt noch befürwortet.
Früher wollte Martin Luther Hexen verbrennen, aber auf Grundlage von säkularem Recht:
Martin Luther war fest davon überzeugt, dass es Hexen gibt und dass sie durch ihre Zauberei Schäden an Mensch, Vieh und Ernte anrichten. Er forderte zur Tötung der Hexen durch das Feuer auf. Damit wollte er allerdings nicht mehr und nicht weniger, als dass ein für ihn real existierendes Verbrechen bestraft wird.
https://www.luther2017.de/wiki/hexen/kai-lehmann-martin-luther-glaubte-fest-an-hexen/index.html
Und nicht basierend auf Exodus 22,17:
17 Eine Zauberin sollst du nicht am Leben lassen.
https://www.bibleserver.com/EU.ELB.HFA.LUT.Ne%C3%9C/2.Mose22%2C17
Warum wird 3.mose 20.13 so selten umgesetzt?
Zeitgeist. Das Töten aus solchen Gründen wird heute überwiegend als moralisch falsch gesehen.
Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide haben den Tod verdient; ihr Blut kommt auf sie selbst.
Wir Christen sind heute mehrheitlich gegen die Todesstrafe und ich kann mir gut vorstellen dass das auch im Sinne Gottes ist.
"Wenn ein Mann bei einem Mann liegt, als würde er bei einer Frau liegen, so haben sie beide einen Greuel begangen, und sie sollen unbedingt getötet werden; ihr Blut sei auf ihnen!"
Ein Verbot für das Volk Israel mit entsprechender Todesstrafe. Israel ist heutzutage kein Gottesstaat mehr, dort wird es also nicht umgesetzt. Im neuen Testament finden wir keine Gesetzgebung mehr die für einen ganzen Staat gilt, sondern Gebote und Verbote für die Christen als kleine Grüppchen. Dieses alttestamentliche Gebot wird nicht übernommen. Dennoch bleibt diese Sünde eine Sünde (siehe Römerbrief 1, 18ff). Deutschland ist auch kein Gottesstaat also wird es auch hier keine Anwendung finden.
Die Gebote werden nur von den orthodoxen Juden umgesetzt. Sie sind ja keine staatliche Anforderung in Israel.
staatliche Anforderung
Der Punkt ist, dass willkürlich bestimmt wird, was nur in einem Gottesstaat gelten soll.
By the way: in Israel gilt nur die theologische Hochzeit/Heirat.
Darum müssen zB Israelis im Ausland heiraten:
Einer von fünf jüdischen Israelis lässt sich jedes Jahr im Ausland trauen. Die meisten tun dies, um die strikten Regelungen zu umgehen, die Heiratswilligen in ihrer Heimat auferlegt werden.
Denn das Monopol für Eheschließungen liegt in den Händen des Oberrabbinats, eine zivile Heirat gibt es nicht.
Ausschließlich orthodoxe Rabbiner bestimmen, wer sich das Ja-Wort geben darf und wer nicht.
So fallen beispielsweise Ehen zwischen Juden und Nichtjuden komplett durch das engmaschige Raster der geistlichen Oberhäupter.
Auch Konvertiten, die auf nicht-orthodoxem Weg übergetreten sind, wird die Trauung mit einem jüdischen Partner verwehrt; ebenso dürfen Geschiedene keine Kohanim heiraten.
https://www.juedische-allgemeine.de/israel/zypern-statt-zion/
So leicht kann man nicht sagen: ist ja kein Gottesstaat.
Das ist einfach verlogene Doppelmoral und Rosinenpickerei.
Weil das Gesetz des Mose nicht für Christen gilt!
Eine kurze Erklärung dafür: Christen müssen nicht das Gesetz des Mose halten.
Eine ausführlichere Erklärung:
Christen stehen nicht unter dem Gesetz des Mose, das allein dem Volk Israel gegeben wurde und dem das Volk am Berg Sinai auch ausdrücklich zustimmte.
Die 5 Bücher Mose enthalten insgesamt 613 Gebote und Verbote, die dem Volk Israel von Mose gegeben wurden. Wer eines dieser Gesetze bricht, bricht das gesamte Gesetz:
- "Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden" (Jakobus 2,10).
Jesus hat das Gesetz erfüllt:
- "Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!" (Matthäus 5,17).
Was erfüllt worden ist, müssen andere nicht mehr einhalten. Es ist erfüllt!
Jesus ist das Ende bzw. Endziel des Gesetzes des Mose:
- "Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt" (Römer 10,4).
Deshalb stehen Christen nicht mehr unter diesem "Lehrmeister":
- "So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Lehrmeister" (Galater 3,24-25).
Darum ist es kein Widerspruch, wenn Paulus schreibt, dass der Sabbat nicht gehalten werden muss:
- "So lasst euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate" (Kolosser 2,16).
- "Dieser hält einen Tag höher als den anderen, jener hält alle Tage gleich; jeder sei seiner Meinung gewiss!" (Römer 14,5).
Oder Lukas schreibt, dass Christen alle möglichen Tiere essen dürfen, die nach dem Gesetz des Mose verboten waren. In Apostelgeschichte 10,9-15 steht:
- "Am folgenden Tag aber, während jene reisten und sich der Stadt näherten, stieg Petrus um die sechste Stunde auf das Dach, um zu beten. Er wurde aber hungrig und verlangte zu essen. Während sie ihm aber zubereiteten, kam eine Verzückung über ihn. Und er sieht den Himmel geöffnet und ein Gefäß, gleich einem großen, leinenen Tuch, herabkommen, an vier Zipfeln auf die Erde herabgelassen; darin waren allerlei vierfüßige und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Und eine Stimme erging an ihn: Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr! Denn niemals habe ich irgendetwas Gemeines oder Unreines gegessen. Und wieder erging eine Stimme zum zweiten Mal an ihn: Was Gott gereinigt hat, mach du nicht gemein!"
Beim Aposteltreffen in Jerusalem wurde darüber diskutiert, welche Gesetze aus dem Gesetz des Mose für Christen aus den Nationen gelten sollen. Jakobus, der Halbbruder von Jesus, Autor des Jakobsbriefes und Leiter der Urgemeinde in Jerusalem fasste zusammen:
- "Darum urteile ich, dass man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll, sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten" (Apostelgeschichte 15,19-20).
Dabei ist auch zu bedenken, dass das Gesetz des Mose nicht schon vor Mose galt. Also weder Henoch noch Noah, Hiob, Abraham, Jakob oder Josef haben sich an das Gesetz des Mose gehalten.
Warum wird 3.mose 20.13 so selten umgesetzt?
Weil bei uns die freiheitlich demokratische Grundordnung auf Basis der Menschenrechte und des Humanismus gilt (Gottseidank!!) und nicht die tyrannischen Gesetze eines brutalen Despoten wie Mose einer war.
Interessant, wie andere Stellen aber immer noch gelten (Beschneidung, Speisegebote, ...).
Das ist Rosinenpickerei.