Warum ist das Bip pro kopf der islamischen welt so unglaublich niedrig?

10 Antworten

Die islamische Welt hatte vor etwa 500 Jahren den Höhepunkt ihrer kulturellen Entwicklung erreicht. Da war sie das Maß der Dinge (China mal außer Acht gelassen).

Dann nahm aber in Europa eine Entwicklung ihren Lauf, den der Rest der Welt nicht mitmachte. Kapitalismus!

Es hatte sich in Europa ein Bürgertum entwickelt, das zunehmend selbstbewusster auftrat und die vorherrschenden feudalen Produktionsverhältnisse ersetzte. Damit einher gingen tiefgreifende weltanschauliche Veränderungen (Reformation, Zeitalter der Entdeckungen, Aufklärung etc.) und natürlich auch ein atemberaubender wissenschaftlich-technischer Fortschritt.

Mit zunehmender Handels- und Wirtschaftsmacht traten europäische Staaten immer aggressiver auf und eroberten andere Länder, die sie zu ihren Kolonien machten. Mit der industriellen Revolution wurde der Rest der Welt endgültig abgehängt.

Europa verschaffte sich auch militärisch Zugang zu den Märkten der Welt und zerstörte mit seinen billigen Massenprodukten die dortige Produktion oder erstickte wirtschaftliche Entwicklungen. Das Ergebnis ist bis heute zu sehen.

Relativ hohe Bevölkerung. Wenig Industrie. Es gibt vielleicht verhältnismäßig wenig Arbeit, die (höhere) Qualifikation voraussetzt. Die Gewinne aus Rohstoff- bzw. Ölverkäufen landen in den Händen einiger weniger. Woraus sollte also ein hohes (höheres) Pro-Kopf-Einkommen resultieren?

Hattest du mal mit Leuten aus der Gegend zu tun in vielen fällen? Komm ich heute nicht komm ich morgen evt.... oder halt nächste Woche. Die Arbeitseffizienz ist extrem gering, und das spiegelt sich dann natürlich auch im BIP wieder.


Hominide  30.05.2025, 16:11

Das war in Europa bis zur industriellen Revolution auch so. Die Menschen mussten sich den Erfordernissen der Industriebetriebe anpassen. Pünktlichkeit, Disziplin usw. waren nicht Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg, sondern Folge der sich aus der Produktion ergebenden Zwänge.

Ein unglaublich spannendes Thema, das natürlich sehr viel tiefer geht, als man hier schreiben kann.

Einer der Gründe ist besonders interessant und hat etwas mit der islamischen Kultur zu tun. Als in Europa in der Renaissance etc. das Finanzwesen langsam aufkam, hatte das christliche Europa einen entscheidenden Vorteil: Langfristige Planung über Generationen hinweg. In islamischen Gesellschaften war es so, dass ein florierendes Unternehmen nach dem Tod des Besitzers aufgeteilt wurde - und zwar an seine Söhne. Das heißt, jenes Unternehmen wurde abgewickelt, zerteilt, gestückelt etc - und nicht einfach komplett an die neue Generation weitervererbt. Das hat die Bildung von "großen, generationenübergreifenden Familiendynastien" praktisch für sehr lange Zeit verhindert. Dazu kam noch das ganze Geschäft mit Zinsen (im Islam ja Haram) was auch die Entwicklung von mächtigen Industrieunternehmen gefördert hat - man konnte so Geld leihen um Projekte zu finanzieren, die mit eigenen Mitteln so nie möglich gewesen wären.

Die industrielle Revolution und Industrialisierung kamen und machten Europa stark, mächtig und reich. Das alles kam schleppend, langsam, verzerrt in den islamischen Ländern an - und ohne das entsprechende, über Jahrhunderte gewachsene "Rüstzeug" und "kulturelle Grundwerte" konnte es hier nie wirklich greifen.

Dass die islamische Welt heute überhaupt so "reich" ist, wie sie ist, hat sie dem Öl zu verdanken - einem Treibmittel für Europas Macht - und der einzige Punkt, der für die islamischen Länder spricht - aber auch das ist nur eine temporäre Sache. In Arabien gibt es ein Sprichwort: "Mein Vater ritt auf einem Kamel, ich fuhr in einem Mercedes und mein Sohn wird wieder auf einem Kamel reiten." Das heißt, man ist sich im Klaren, dass das Öl nur begrenzt da sein wird - und dass danach wohl wieder alles wie "vorher" sein wird. Einige sehr reiche Ölstaaten kämpfen dagegen an - aber sie verschwenden ihr Geld in Nonsenseprojekten (the line z.B) oder Prestige-Projekten wie dem Burj Khalifa, der nicht mal einen Kanalisationsanschluss hat, sondern nur ein "Protzsymbol" ist.

Kurzum: Es ist historisch, aber vor allem eben kulturell bedingt. Europa war hier viel flexibler, erfindungsreicher und cleverer, als die islamische Welt.

Weil deren Herrscher, unislamisch handeln… ja, auch nicht der Prinz von Saudi-Arabien, er handelt deutlich nicht Islamisch, genauso wie Irak, Iran, Afghanistan etc etc

Der Islam unterstützt Handel, aber die machen das nicht für ihre Bevölkerung, sondern für sich selber

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Türke