Meinung des Tages: Wie sollte mit dem Begriff „Rasse“ umgegangen werden – besonders im Grundgesetz?

23 Antworten

Die Debatte ist vollständig daneben.

Das Grundgesetz ist die verfassungsrechtliche Vorgabe.
Wie die Politik Gesetze ausformuliert, gehört zu deren Gestaltungshoheit, dadurch ändert sich die verfassungsrechtliche Determinierung nicht.

Das Grundgesetz, Artikel 3 schützt vor Rassenideologie, wg. der historischen Erfahrung des III.Reiches.
Es stellt nicht darauf ab, ob es per Definition Rassen gibt oder nicht, bezogen auf den Menschen.
Artikel 1 GG weist jedem Menschen die Würde zu.

Man wird Rassenideologie nicht deshalb los, weil man einen Begriff vermeiden will.
Ob man nun das N-Wort ersetzt durch "Tiefpigmentierte", würde an einer verballhornten Ideologie nichts ändern.

Auch nicht durch gendern, nur weil man die Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren" durch "Sehr geehrte Herrinnen und Herren" ersten würde.

Klimakritiker  24.02.2024, 11:00

Ich sage dann Herr herrlich.... Dame... oh hoppla

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Wenn über einen Begriff Diskriminierungen und unangemessene Bewertungen gekoppelt werden, bringt es m.E. nichts, den Begriff abzuschaffen und ihn durch sonderbare Konstruktionen zu ersetzen, um das Gemeinte auszudrücken.

Das Argument, dass der Begriff "Rasse" biologisch keinen Sinn macht, ist schon deswegen Unsinn, weil er gar nicht den Anspruch erhebt, sich in eine biologische Systematik einzuordnen.

Wenn also im Gesetz steht, dass niemand aufgrund seiner Rasse benachteiligt, diskriminiert oder entwürdigt werden darf, dann ist völlig egal, was eine Rasse eigentlich sein soll und wie, d.h. durch welche Merkmale, eine Rasse sich von einer anderen unterscheidet. Im Gegenteil: Gerade dann, wenn es unterschiedliche Begriffsauffassungen gibt, führt die Verwendung des Begriffes zum gewünschten Ergebnis: allumfassendes Diskriminierungsverbot. Egal ob man mit Rasse nun die Hautfarbe oder die Herkunft der Ahnen meint, und egal ob es schwarz oder weiß oder braun oder Afrika oder Ostasien ist: Alle Menschen haben Anspruch auf die selbe Akzeptanz und dieselben Rechte.

Also im Gesetz habe ich kein Probleme mit dem Begriff, gerade weil dort die unterscheidungslose Gesamtheit gemeint ist.

Anders sieht es aus, wenn man den Begriff als Unterscheidungsmerkmal für eine einzelne Person anwenden will: "Welcher Rasse gehört Amelie an?" - das ist dann wirklich sonderbar und nährt den Verdacht auf eine rassistisch motivierte Unterscheidung. Ich habe auch noch nie den Bedarf für eine solche Frage oder Aussage gehabt.

Einerseits ist aus biologischer Sicht, der Begriff Rasse nicht auf den Menschen anwendbar, andererseit ist Rassismus zur Beschreibung unzulässiger Verhaltensform zwischen Menschen und Menschengruppen etabliert.

Es wird nicht einfach sein, ein angemessenes Wort zu finden.

Eine Ableitung von Ethnie würde nur die eine grobe Einteilung von Menschen umfassen.

Rassismus wurde aber schon zur Beschreibung von Diskriminierung von Menschen benutzt, die gerade mal 45 Jahren in unterschiedlichen Systemen gelebt haben.

Die Findung eines anderen Begriffs empfinde ich als sinnvoll.

gutefrage 
Fragesteller
 28.07.2023, 12:49

Auch dir vielen lieben Dank für Deinen Beitrag!

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zetra  28.07.2023, 15:44

Das Wort Rasse hat im Sprachgebrauch von DE nichts mehr zu suchen, auf den Menschen bezogen natuerlich.

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guenterhalt  28.07.2023, 16:02
@zetra

Wenn man Rasse auf den Menschen bezieht, muss das aus dem Sprachgebrauch raus.

Rassismus, also die Einteilung der Menschen in hoch- und minderwertig, muss aber weiter durch das Grundgesetz geächtet werden.

Wie?

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zetra  28.07.2023, 16:12
@guenterhalt

Das koennte hier bei GF schon passieren, zu mindestens wenn es einer meldet.

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Der Begriff der menschlichen Rassen ist umstritten. Man spricht eigentlich in wissenschaftlichen Kreisen von ,,Ethnischen Gruppen", scheinbar möchte sich die Politik aber auch auf diesen Standpunkt nicht einlassen.

Woher ich das weiß:Hobby – Geschichtskenner

In der Gerichtsmedizin unterscheidet man nach wie vor "Menschenrassen": negrid, mongolid und kaukasisch. In den USA ist "race" auch nach wie vor ein ganz normaler Begriff. Wegen unserer hässlichen Nazivergangenheit reagieren wir natürlich zurecht sensibel auf das "Rassenthema". Bei der damaligen "Rassenlehre" der Nazis ging es darum hellhäutige, europäische Menschen als "Krone der Schöpfung" aufzuwerten und dunkelhäutige Menschen als "affenähnlich und minderintelligent" abzuwerten.

Wenn man das Wort "Rassismus" oder "rassistisch" verwenden will, was die meisten ja tun, dann muss man eigentlich auch das Wort "Rasse" für Menschen gelten lassen, weil es sich ja davon direkt ableitet. Rassismus verschwindet auch nicht einfach, wenn man das Wort "Rasse" aus dem Gesetz streicht und durch eine andere, nettere Formulierung ersetzt!

Ich persönlich fühle Unbehagen bei dem Wort "Rasse" in Bezug auf Menschen, weil es mich neben der Nazigeschichte auch an die Tierzucht erinnert. Wir kennen z.B. verschiedene Hunde- und Katzenrassen, die vom Menschen absichtlich so gezüchtet wurden. Die "Menschenrassen" sind aber nicht durch Zucht entstanden, sondern auf natürliche Weise durch Anpassung an die Umwelt (siehe Evolution).

Der Begriff "ethnische Herkunft" gefällt mir persönlich besser als "Rasse".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich kenne mich aus. 📋