Meinungsfreiheit ja oder nein?

Das Ergebnis basiert auf 53 Abstimmungen

Definitiv nein 38%
Definitiv ja 38%
Teilweise 25%

10 Antworten

Definitiv nein

Die Frage ist uneindeutig.

Soll gefragt werden, ob man glaube, Meinungsfreiheit sei eine gute Sache? (a)

Oder soll eher gefragt werden, ob man glaube, Meinungsfreiheit würde es bei uns geben? (b)

(a) ist rasch abgehandelt. Bedingungsloses JA! Wer krasse Meinungen fordert, kriegt auch krassen Widerspruch, das regelt sich somit selbst. Es gibt somit keinen objektiven Grund, die Meinungsfreiheit a priori zu limitieren.

(b) hingegen ist komplizierter. Wenn man nach umfassender, sich auf alle Themen beziehender Meinungsfreiheit fragt, so kann die Antwort leider nur NEIN sein. Wir haben solche Meinungsfreiheit nicht. Weder im jetzigen Deutschland, noch in früheren Deutschlands, noch irgendwo im Ausland. Es gab und gibt sie nirgends in der Welt, sie bleibt eine Illusion, ein theoretisches Gedankenideal, das sich in der realen Welt aber genauso unmöglich verwirklichen lässt wie das „Himmelsreich Christi auf Erden“ der Kirche oder die „klassenlose Gesellschaft“ der Marxisten.

Da die meisten Kirchenobrigen sowie die Führer des Marxismus aber ideologische Betrüger sind (jene verballhornen die Lehre Christi zu einer rein auf Macht ausgerichten, nur dem Schein nach christlichen Ideologie; diese verführen die Arbeitnehmer, indem sie diese gegen deren eigene Arbeitgeber aufhetzen), so darf man fragen, ob auch die Leute Betrüger sind, die behaupten, es würde so etwas wie „Meinungsfreiheit“ geben.

Auch in früheren totalitären Systemen wie den marxistischen oder faschistischen redete man den Leuten ein, sie wären frei, könnten denken was sie wollen. Doch das, was die Leute dachten, war eben das, was die Partei und deren Propaganda-Apparate ihnen vordachten. Nur, wer deren Ideologie eben nicht gedankenlos nachgeplappert hat, spürte bald, dass es im Lande keine Meinungsfreiheit gab. Der große Haufen hingegen glaubte an solche.

Somit ist die Frage nach Meinungsfreiheit zugleich eine Frage nach dem geistigen Rang eines Menschen und der mit diesem korrelierenden Fähigkeit, sich von den Lügen der Gesellschaft, in der er lebt, durch eigenes Denken emanzipieren zu können.

Hier in der jetzigen späten Bundesrepublik ist die Meinungsfreiheit in anderen Punkten eingeschränkt wie in der frühen, wiederum in anderen wie in der DDR, im Dritten Reich, im Kaiserreich oder in früheren deutschen Staaten. Bestimmte Meinungen sind erwünscht und geboten, z. B. politisch links zu sein, über die christliche Lehre zu spotten, gegen Kernkraft zu sein, Veganer zu sein oder zumindest diese als moralisch überlegene Wesen zu bewundern, das eigene Volk zu verachten, Einwanderung zu befürworten und vieles mehr. Meinungen, die davon abweichen, sind unerwünscht, aber in der Regel noch nicht direkt verboten. Jedoch kann die Zugehörigkeit zu bestimmten unerwünschten Parteien wie der AfD zum Arbeitsplatzverlust und zum bürgerlichen Tod führen.

Die moderne westliche Welt, deren Teil die BRD ist, bezeichnet sich zwar als „ideologiefrei“, doch das gehört auch nur zur Propaganda ihrer eigenen Ideologie. Das ist ihre Masche wie es die Masche der Marxisten war, ihre Ideologie als „Wissenschaft“ zu bezeichnen. Oder die der Nationalsozialisten, die ihre Ideologie als „natürliche Weltanschauung“ verkauften, die den Deutschen im Blute liegen würde.

In Wahrheit gibt es keine ideologiefreien Systeme. Gab es nie und wird es niemals geben können. Jede bestehende Gesellschaft hat ihre unhinterfragbaren Gründungsmythen und sakrosankten Tabus, die man nicht antasten darf. Das ist in der westlichen Welt nicht anders als zu früheren Zeiten, nur dass sich mit den Machtverhältnissen die Inhalte der Mythen und Tabus geändert haben.

In der modernen, westlichen, säkularen Welt gibt es beispielsweise den unsterblichen Teufel nicht mehr. Doch es gibt den unsterblichen Hitler, der dessen Position 1:1 übernimmt. Bestimmte Gruppen müssen automatisch und ohne nähere Prüfung gehasst werden, wenn man nicht der gesellschaftlichen Ächtung verfallen will, andere wiederum dürfen auf keinen Fall kritisiert werden.

Der jetzige Totalitarismus ist natürlich eine Stufe raffinierter als der kommunistische oder faschistische. Das muss er auch sein, denn diese Systeme sind überwunden und durchschaut, werden historisiert, von einer Meta-Ebene aus betrachtet, die es auch dem zu eigenem Denken unfähigen leicht ermöglicht, deren Mythen und Tabus als solche zu durchschauen. Die ganze titanisch-kolossale Ästhetik marxistischer oder faschistischer Systeme und deren proletarisch-kämpferischer Stil wirken heute nur noch manieriert und lächerlich. Wer als Ideologie des jetzigen Systems mit denselben Methoden wie Marxisten und Faschisten arbeiten würde, hätte keine Chance mehr, die Massen in seinem Sinne zu manipulieren.

Es ist dasselbe wie mit der kommerziellen Werbung, die heute auch vielfach raffinierter ist als noch vor einem Jahrhundert: Statt bloßem Marktgeschreie der Art "Neu! Das müssen sie kaufen!" dreht man heute raffinierte Werbeclips, verführt mit allgemein positiv assoziierten Bildern (etwa italienisches Flair für Kaffeewerbung usw.) und lockt die Konsumenten damit genauso zuverlässig zum Kauf der Produkte wie vor hundert Jahren noch mit plattem Gekreische.

Wenn irgendwann in Zukunft auch die Bundesrepublik und die sogenannte "westliche Wertegemeinschaft" nur noch Geschichte sind und entsprechend historisiert betrachtet werden, so werden Historiker und Analytiker dieser Zeit deren Ideologie genau zerpflücken können (und dann auch dürfen, da das jetzige System dann nicht mehr da ist) und die Menschen dieser Zukunft werden den Kopf schütteln über ihre Vorfahren, die auf diese Ideologie trotz all ihrer Absurditäten und Falschheiten hereingefallen sind - nur, um ihrerseits dann der neuen, dann herrschenden Ideologie wiederum selbst auf den Leim zu gehen.

hipparchos  04.03.2024, 12:03

Man kann übrigens auch Totalitarismus-Theorien, die sich auf die historischen totalitären Systeme beziehen, etwa die von Peter Graf Kielmansegg, tatsächlich auffallend trefflich auf das jetzige System anwenden. Das besondere des neuen Totalitarismus scheint vor allem die Tatsache zu sein, dass er staatenübergreifend auftritt und die gesamte sogenannte „westliche Wertegemeinschaft“ umfasst. –

6
Teilweise

Meinungsfreiheit herrscht durchaus, wenn es um unwichtige Themen gibt. Aber bei politischen Agendathemen darf man nur bestimmte Meinungen haben, sonst gibt es Repressalien aller Art.

Kühlschrankeffekt

Der Kühlschrankeffekt beschreibt, wie die Angst vor rechtlichen Konsequenzen die Ausübung von Meinungsfreiheit unterdrückt und dadurch die Vielfalt der Meinungen, kritische Diskurse und die Pressefreiheit in einer Demokratie einschränkt, was zu Selbstzensur, Einschüchterung von Kritikern und einem Vertrauensverlust in die Justiz führt und langfristig die politische Kultur sowie die demokratische Teilhabe und Resilienz schwächt.

Schweigespirale

Schweigespirale nennt sich ein Teil der in den 1970er-Jahren von Elisabeth Noelle-Neumann formulierten Theorie der öffentlichen Meinung. Demnach hängt die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, von der Einschätzung des Meinungsklimas ab. Widerspricht die eigene Meinung der als vorherrschend betrachteten Meinung, so gibt es Hemmungen, sie zu äußern, und zwar umso stärker, je ausgeprägter der Gegensatz wird; daher das Bild der Spirale. Die Massenmedien, vor allem das Fernsehen, können erheblichen Einfluss auf die Rezipienten und damit auf die öffentliche Meinung ausüben, indem sie dem Einzelnen gegenüber eine bestimmte Meinung als angebliche Mehrheitsmeinung präsentieren und ihn so unter Druck setzen, sich nicht andersartig zu äußern. Damit steht die Schweigespirale für eine erneute Hinwendung der Medienwirkungsforschung zur vierten Gewalt, einer Hypothese der „mächtigen Medien“.

Oder wie es Dunja Hayali formulierte

Bei uns darf man alles sagen, man muss nur mit den Konsequenzen leben
Familiengerd  06.04.2024, 21:34
Aber bei politischen Agendathemen darf man nur bestimmte Meinungen haben, sonst gibt es Repressalien aller Art.

Das ist einfach nur polemischer Schwachsinn!

1
Definitiv nein

Eher nicht. Nicht in Schlüsselfragen. Meinungsfreiheit zu Trivialitäten und Detailfragen, etwa, welcher Fußballverein der beste ist oder ob das Rentenalter ein Jahr angehoben werden soll oder nicht, ist natürlich gegeben.

Doch eine solche hat man auch in Nordkorea. Zu Kern- und Schlüsselfragen gibt es eine Ideologie, von der man nicht abweichen darf, sonst droht Arbeitsplatzverlust und man verfällt der gesellschaftlichen Ächtung. Für manche Meinungen kann man sogar ins Gefängnis kommen.

Teilweise

Eine Ameise im Löwengehege glaubt auch, frei zu sein, da deren Beine zu kurz, um dieses überhaupt verlassen zu können. Sie bleibt immer in Nähe ihres großen Haufens. -

Der Löwe aber spürt, dass er gefangen ist. Nervös schleicht er hin und her von einer Grenze des Geheges zur anderen. Seine Sehnsucht ist die Freiheit, die man ihm genommen. -

Teilweise

Eigentlich schon, aber das Aufräumen nach der anschließenden Hausdurchsuchung nervt schon...

Familiengerd  06.04.2024, 21:34

Was für ein polemischer Blödsinn!

0
zalto  06.04.2024, 21:49
@Familiengerd

Spätestens seit #Pimmelgate wurde "Meinungsfreiheit" neu interpretiert. Man muss ja schon dankbar sein, wenn einem nicht gleich das Konto gesperrt wird.

0