Kann man der Aussage von Maximilian Krah zustimmen, dass nicht jeder SS-Soldat ein Verbrecher war?

14 Antworten

Zunächst stimme ich dem zu, was einige User bereits bezüglich von Krahs Intention sagen, tendenziell damit die SS reinwaschen zu wollen.

Dazu sollten wir den Kontext von Krahs Aussage in dem Interview mit "La Repubblica" (italienische Zeitung) bedenken.

Im Kontext der Fragestellung wurde Krah explizit nach SS-Offizieren gefragt. Sprich ob diese für ihn Verbrecher gewesen sein. Er beantworte die Frage aber deutliche vager mit SS-Soldaten bzw. Mitgliedern im allgemeinen. Ein sehr offensichtlich Ausflucht aus der eigentlichen Fragestellung.

Da kann man dann halt auch nicht mit Zwangsrekrutierungen bzw. Einberufungen (ob diese nun technisch gesehen legal waren oder nicht) argumentieren. Krah wollte ganz offensichtlich die Führungskader der SS selbst nicht verurteilen und damit auch die Orga irgendwo rein waschen.

Die Aussage ist natürlich richtig.

Natürlich waren nicht alle Kriegsverbrecher und es dienten nicht alle freiwillig in der kämpfenden Truppe, der sogenannte Waffen-SS.

Wie immer ist die Realität komplizierter als sich Ideologen das wünschen.

Formal gab es nur die SS. Faktisch gab es aber die Verwaltung, Polizei, Geheimdienst (SD) und die Waffen SS. Außerhalb der Waffen-SS waren das alle Freiwillige, wobei dies auch nicht ganz stimmt. In 1944 wurde nämlich der Geheimdienst des Heeres, die "Abwehr" (Verhaftung von Admiral Canaris, der mit dem Widerstand zusammenarbeitete) in den SD der SS überführt. Da wurden dann Geheimdienstmitarbeiter des Heeres ohne ihren Willen plötzlich SD-Leute.

Der allgemeinen SS unterstanden die KZ und sie organisierte den Massenmord. Die Mitglieder waren zutiefst verstrickt.

Die Waffen-SS bestand zunächst auch nur aus Freiwilligen. Ab Ende 1943 wurden aber auch Wehrpflichtige zur Waffen-SS eingezogen. Dass es dafür keine Rechtsgrundlage gab, störte im III. Reich niemanden. Später wurden auch Männer aus Teilen Polens, Frankreichs (Elsass und Lothringen) sowie Südtirol zwangsweise eingezogen, Das III. Reich betrachtete diese Landesteile wohl als deutsch. Dafür gab es natürlich auch keine Rechtsgrundlage aber das interessierte auch keinen. Zum Ende des Krieges wurde mit den Resten von Heereseinheiten SS-Divisionen aufgefüllt. Da wurde auch niemand gefragt, ob er das wollte.

Sehr viele Divisionen der Waffen-SS waren in Kriegsverbrechen verwickelt. Dies gilt insbesondere für die Divisionen "Leibstandarte Adolf Hitler", "Das Reich", "Totenkopf", die Polizeigrenadier-Division und die Division "Wiking".

Bei wenigen Divisionen sind keine Kriegsverbrechen bekannt. Dazu gehören die Divisionen Hohenstaufen und Frundsberg. In der Letzgenannten diente Günter Grass. Bei den Kämpfen in Arnheim zeichneten sich diese Divisionen eher durch Anerkennung des Kriegsrechtes aus.

Wie komplex die Situation ist, zeigt das Massaker von Oradur. Das führte ein Bataillon der Division "Das Reich" aus. In anderen Teilen dieser Division dienten Elsässer und Lothringer zu dieser Zeit, die zwangsrekrutiert wurden.

Auch in der berüchtigsten Einheit der SS überhaupt, der Truppe von Oskar Dirlewanger, gab es 1944 zwangsrekrutierte Wehrpflichtige, nämlich ein paar Polen. Von ein paar Überlebenden gibt es Augenzeugenberichte über die Verbrechen der Dirlewangertruppe beim Aufstand in Warschau.

Andererseits ist auch die von Neonazis propagierte "saubere Waffen-SS" ein Mythos. Es gab Personalaustausch mit KZs und die Division "Totenkopf" wurde gänzlich aus KZ-Personal aufgestellt.

Man sollte sich halt vor ideologisierten Pauschalurteilen hüten.

...sowie von Politikern feindlicher Parteien die Worte im Mund umgedreht und gegen die AfD verwendet werden.

Ich wusste gar nicht, dass die ID-Fraktion im Europaparlament (Zusammenschluß der rechtspopulistischen Parteien Europas) der AfD vor dieser Aussage von Krah feindlich gesonnen war.

Zu dieser Fraktion gehört auch Rassemblement National von Le Pen.

Die haben die AfD danach ausgeschlossen, aber seit der Bundestagswahl wird Krah ja zukünftig wieder in Berlin sitzen. Allein daran sieht man, dass die AfD sich nicht von SS- und Naziideologie abgrenzt, unseren Rechtsstaat abschaffen will und gegen die FDGO opponiert. Die AfD ist keine normale, demokratische Partei und sie gehört verboten. Solche Aussagen machen das überdeutlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

PIutonium 
Beitragsersteller
 23.03.2025, 10:34

"unseren Rechtsstaat abschaffen will und gegen die FDGO opponiert"

Inwiefern denn?

"und sie gehört verboten"

Mit welcher Begründung?

"Allein daran sieht man, dass die AfD [...] unseren Rechtsstaat abschaffen will und gegen die FDGO opponiert."

Das sieht man an der Aussage von Krah über die SS?!

vanOoijen  23.03.2025, 10:37
@PIutonium

Das sehen sogar die sonstigen Rechtspopulisten in Europa so.

Ja, jeder Angehörige der SS war ein menschenverachtender Verbrecher. Schade, dass so viele von denen im Nachkriegs-Westdeutschland unerkannt weiter Karriere machen konnten.

PIutonium 
Beitragsersteller
 23.03.2025, 10:42
@vanOoijen

"Das sehen sogar die sonstigen Rechtspopulisten in Europa so."

Was sehen sie so?

"Ja, jeder Angehörige der SS war ein menschenverachtender Verbrecher."

Auch ein 16 jähriger Teenager, der zwangsrekrutiert wurde?

Shukow  23.03.2025, 10:33

Die AfD wird dir genau das Gegenteil beweisen. Und zwar im nächsten Jahr bei den Landtagswahlen. Da gibt es einen Durchmarsch.

vanOoijen  23.03.2025, 10:35
@Shukow

Hier in NRW sind keine Landtagswahlen im nächsten Jahr.

Krahs Aussage dient hier nicht um über ein Individuum zu sprechen - jemanden der möglicherweise Zwangsrekrutiert würde. Krah hat diese Aussage gebracht um die SS als Organisation zu verharmlosen.

Wenn in einer Gruppe von 100 Leuten 99 Morden und einer nicht bleibt die Gruppe trotzdem eine Verbrechergruppe.

Den Fokus auf die eine Person zu lenken ist in keinem Szenario Sinnvoll.

Woher ich das weiß:Hobby – Sommer, Sonne, Sozialismus

PIutonium 
Beitragsersteller
 23.03.2025, 10:40

"Krah hat diese Aussage gebracht um die SS als Organisation zu verharmlosen."

Wie kommst Du drauf, dass das seine Intention war? Du kannst genauso wenig seine Gedanken lesen, wie ich.

MrsThalia  23.03.2025, 11:16
@PIutonium

Es geht nicht um ihn, aber seinen Satz für dich nochmal umformuliert:

Mit welcher Intention spreche ich (Krah) denn sonst solche Thesen aus?

PIutonium 
Beitragsersteller
 25.03.2025, 10:44
@MrsThalia

Krah ist zu blöd dazu, dass er mit seiner Aussage irgendeine Intention gehabt hätte.

ichweisnix  23.03.2025, 10:33
jemanden der möglicherweise Zwangsrekrutiert würde.

In die SS ist niemand zwangsrekurtiert worden.

MrsThalia  23.03.2025, 10:35
@ichweisnix

Ende des Krieges wurden 15 Jährige in SS Uniform gesteckt und an die Front geschickt. Hat aber wie ich bereits schrieb keine Relevanz wenn man über die SS als ganzes spricht.

Shukow  23.03.2025, 10:51
@ichweisnix

Absolut dummes Gequatsche. Nicht die geringste Ahnung hast du.

Krah hat Unrecht und sein Satz dient auch nicht einer juristischen Aufarbeitung sondern alleine dazu, die SS zu verharmlosen.

Jedes Mitglied einer Verbrecherorganisation ist ein Verbrecher.


PIutonium 
Beitragsersteller
 23.03.2025, 10:28

"Jedes Mitglied einer Verbrecherorganisation ist ein Verbrecher."

Auch ein 18 jähriger Teenager, der 1945 zwangsrekrtutiert wird und außerdem im Gegensatz zu uns, die wir im Jahr 2025 leben, geschichtlich überhaupt nicht einordnen kann, was gerade passiert?

Kleidchen2  23.03.2025, 10:30
@PIutonium

Wer wurde in die SS zwangsrekrutiert?

Desungeachtet ist derjenige ein Verbrecher.

PIutonium 
Beitragsersteller
 23.03.2025, 10:51
@Kleidchen2

Was ist denn das für eine Frage? Soll ich Namen nennen oder worauf willst Du hinaus? Es wurden Teenager zwangsrekrutiert, das lernt man im Geschitsunterricht und wenn doch nicht, dann kann man das googeln.

"Desungeachtet ist derjenige ein Verbrecher."

Inwiefern ist ein Teenager, der zwangsrekrutiert wurde, ein Verbrecher?

Kleidchen2  23.03.2025, 10:55
@PIutonium

Zeig mir, wer ohne freiwillige Meldung zur SS zwangsrekrutiert wurde. Und zeig mir, dass jemand da nicht hätte aussteigen können.

Und davon abgesehen: eine Verbrecherorganisation macht jedes Mitglied zum Verbrecher.

PIutonium 
Beitragsersteller
 23.03.2025, 11:14
@Kleidchen2

"Zeig mir, wer ohne freiwillige Meldung zur SS zwangsrekrutiert wurde"

Nochmal: soll ich jetzt Namen nennen? Teenager wurden zwangsrekrutiert.

"zeig mir, dass jemand da nicht hätte aussteigen können."

Aussteigen? Aus der SS in der Nazizeit? Ernsthaft jetzt?

"eine Verbrecherorganisation macht jedes Mitglied zum Verbrecher."

Inwiefern denn, wenn man nicht freiwillig Mitglied war?

Kleidchen2  23.03.2025, 15:03
@PIutonium

Also hast du keine Belege sondern nur Behauptungen. Zeig mir jemandne, der dafür in der S-Zeit bestraft wurde, wenn er nicht zur SS wollte.

PIutonium 
Beitragsersteller
 23.03.2025, 17:05
@Kleidchen2

Nochmal: es wurden Teenager zwangsrekrutiert, die damals um das Jahr 1945 im Gegensatz zu uns, die wir im Jahr 2025 leben, nicht wissen konnten, was auf sie zukam.

Und zum Thema Strafe, wenn jemand nicht zur SS wollte: kann man alles googeln. ChatGPT zum Beispiel sagt folgendes:

Der Austritt aus der SS war während der NS-Zeit praktisch unmöglich und konnte schwerwiegende Konsequenzen haben, insbesondere für zwagsrekrutierte Männer. Die SS betrachtete sich als „Eliteorganisation“ und verlangte absolute Loyalität. Wer versuchte, aus der SS auszutreten oder desertierte, musste mit harten Strafen rechnen:

  1. Todesstrafe: Besonders im Krieg wurde Fahnenflucht oder der Versuch, die SS zu verlassen, oft mit dem Tod bestraft. Standgerichte der SS oder der Wehrmacht fällten schnelle Urteile, die häufig auf Erschießung lauteten.
  2. Haft in Konzentrationslagern: Wer versuchte auszutreten, konnte in ein KZ überstellt werden. Die SS betrachtete dies als „Verrat“, und in KZs herrschten brutale Bedingungen.
  3. Sippenhaft: In einigen Fällen wurden Familienangehörige von Deserteuren oder „Verrätern“ verfolgt, verhaftet oder sogar hingerichtet.
  4. Zwangsversetzung an gefährliche Frontabschnitte: Statt einer direkten Hinrichtung wurden manche „unzuverlässigen“ SS-Männer an besonders verlustreiche Kriegsschauplätze versetzt, um ihr Überleben unwahrscheinlich zu machen.
  5. Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft: Theoretisch konnten „Ehrenrassenschänder“ (also Personen, die sich von der SS lossagten) ausgebürgert und als „Volksschädlinge“ behandelt werden.

Die meisten Männer, die zwangsweise zur SS kamen (z. B. durch die Waffen-SS-Rekrutierungen in den besetzten Gebieten), hatten keine echte Wahl. Wer sich weigerte, konnte als „Wehrkraftzersetzer“ oder „Feigling“ verurteilt werden, was ebenfalls mit dem Tod oder harter KZ-Haft bestraft wurde.

Deshalb war es extrem riskant, aus der SS zu fliehen oder sie zu verlassen.

Kleidchen2  23.03.2025, 17:27
@PIutonium

Zwangsrekrutierung von Gefangenen ist ein anderes Thema. Wir haben doch hier über deutsche Jugendliche geschrieben. Und da gibt es kene Beispiele von Todesstrafen oder überhaupt Strafen, wenn die in andere Waffengattungen wollten.

Deine Texte haben keine Relevanz.

PIutonium 
Beitragsersteller
 26.03.2025, 17:54
@Kleidchen2

Wie kommst Du jetzt auf Gefangene?! Habe ich mit keinem Wort erwähnt.

Und was für Beispiele willst Du haben? Wenn zum Beispiel Vergewaltigung laut Gesetz mit 5 Jahren Gefängnis bestraft wird, dann muss ich doch keine Beispiele für Vergewaltiger nennen, die tatsächlich jemanden vergewaltigt haben und dafür mit 5 Jahren Gefängnis bestraft wurden.

"wenn die in andere Waffengattungen wollten"

Nochmal: wir reden hier über Teenager, halbe Kinder also. Du willst 80 Jahre später mit unserem jetztigen Wissen über Geschichte über diese Teenager urteilen?

Kleidchen2  26.03.2025, 20:38
@PIutonium

Ja, möchte ich. Nicht aus Rechthaberei sondern aus dem Bewusstsein, dass auch damals das Recht Gültigkeit hatte. Und dass das damals gebrochen wurde.