Kann ein Atheist näher bei Gott sein als ein Gläubiger?

14 Antworten

Nein, das ist unmöglich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

bablbrabl123 
Beitragsersteller
 18.05.2025, 21:31

Danke für deine Antwort – aber darf ich nachfragen: Warum soll es „unmöglich“ sein, dass ein Atheist Gott nahe ist, wenn er aus Liebe, Wahrhaftigkeit und Mitgefühl lebt?

Denn wenn wir auf die Bibel schauen, sagt Jesus selbst:

„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut.“ (Mt 7,21)

Und weiter:

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ (Mt 7,16)
Nicht an Etiketten, Ritualen oder Bekenntnissen – sondern an ihrer Haltung, ihrem Tun, ihrem Wesen.

Was bedeutet es also, an Jesus zu glauben?

  • Es heißt nicht, bloß zu sagen: „Ich glaube, dass er gestorben ist.“
  • Sondern: „Ich erkenne ihn als Weg – und folge ihm nach.“
  • → Das bedeutet: das Ego loslassen, vergeben, dienen, lieben, das eigene Kreuz tragen (Lk 9,23)

Jesus selbst sagt:

„Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir.“ (Lukas 9,23)

Glaube ist also kein mechanischer Vorgang, keine „Formel zur Erlösung“,

sondern eine innere Umkehr, eine Öffnung des Herzens für das, was wahr und lebendig ist.

Ein Atheist mag Gott nicht „Gott“ nennen –

aber wenn er nicht verurteilt, mitfühlend lebt, die Wahrheit liebt und sein Ego nicht verherrlicht,

dann lebt er – unbewusst – im Geist Jesu.

Er glaubt vielleicht nicht im Kopf, aber im Herzen.

Und genau darum geht es.

„Gott sieht das Herz.“ (1. Sam 16,7)

Und dort entscheidet sich, ob wir in der Trennung leben – oder in der Rückverbindung zur Quelle des Lebens.

Jesus ist gekommen, um uns zu zeigen,

wie man lebt, wenn man aus Gott lebt – nicht aus Angst, Pflicht oder Ego.

Und dieser Weg ist offen für jeden –

nicht nur für jene, die „Herr, Herr“ sagen.

Herzliche Grüße.

Athanasius71  19.05.2025, 11:33
@bablbrabl123

Gerne.
Weil kein Mensch je Gott nahe sein kann ohne den Glauben und ohne die Taufe. Das sind die absoluten, unverzichtbaren Grundvoraussetzungen.

Herzliche Grüße

Das hast du meiner Meinung nach sehr richtig erkannt. Ich kenne Atheisten, die ihre natürliche Art des Mitgefühls, der Liebe, der Demut leben, sich selbst gefunden haben und sich ständig persönlich weiterentwickeln wollen. Diese Menschen sind Gott Nahe, ob bewusst oder unbewusst, Gott lebt in jedem von uns. Ich glaube nicht, dass es entscheidend ist, ob es bewusst passiert. Jemand, der allerdings nur aus Glaubenssätzen aus der Erziehung heraus handelt, oder um anderen Menschen zu gefallen, hat noch viel Arbeit vor sich.

An den 10 Gebote kommt er nicht vorbei

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wissen ,wollen und wagen warimmer die Richtschnur des Weisen

bablbrabl123 
Beitragsersteller
 18.05.2025, 19:09

Warum bei den 10 Geboten halt machen? Jesus war doch viel radikaler: Statt sich nur auf das mechanische Verbot zu beziehen, sagt er: Ändere deine komplette innere Haltung, denn erst dann wirst du frei. Das schließt alle Gebote mit ein. Aber das Einhalten der Gebote wird dir noch keine innere Freiheit schenken. Du kannst nicht stehlen, aus Groll oder Angst obwohl du es gern tun würdest - oder aus innerer überzeugen - nur zweites macht dich auch frei.

Agnos2  18.05.2025, 19:17
@bablbrabl123

Jesus sprach von der Neugeburt aus Wasser und Geist. Dazu ist der Glaube an Jesus Opfer notwendig. Den hat ein Atheist aber nicht

bablbrabl123 
Beitragsersteller
 18.05.2025, 19:28
@Agnos2

Ja, Jesus spricht von der „Neugeburt aus Wasser und Geist“ – aber diese Worte sind geistige Bilder, keine mechanische Vorschrift. Wenn man die Worte "Wasser und Geist" wörtlich nimmst, müsste man auch den "Vorgang der inneren Geburt des Sohnes in uns" wörtlich nehmen - was aber physikalisch wenig Sinn macht.

Die Geburt „aus dem Geist“ meint nicht einen bürokratischen Vorgang („ich glaube dies, also bin ich gerettet“) –
sondern eine tiefgreifende innere Wandlung des Menschen.

In der christlichen Mystik – etwa bei Meister Eckhart oder Johannes vom Kreuz – wurde das immer so verstanden:

Nicht das religiöse Etikett oder die bloße Annahme des Opfers macht dich neu, sondern die radikale Loslösung vom alten Ich, vom Ego, vom Wollen, vom Haben, vom Recht-Haben-Müssen.

Ein Mensch, der wirklich aus dem Geist lebt, handelt aus Liebe – nicht aus Angst, Gehorsam oder Hoffnung auf Belohnung.

Und das kann – paradoxerweise – auch ein Mensch leben, der sich nicht Christ nennt.
Vielleicht sogar klarer als mancher Gläubige, der im Kopf „an Jesus glaubt“, aber im Herzen noch kämpft, urteilt oder sich über andere erhebt.

Die Frage ist also nicht, ob jemand das richtige Glaubensbekenntnis ausspricht,

sondern:

Ob er aus dem Geist lebt – oder aus dem alten, trennenden Ich.

Und genau das meinte Jesus mit „ihr müsst von Neuem geboren werden“.

Nicht: „Sagt den richtigen Satz über mich.“

Sondern: „Lasst das Alte los – werdet still, und lebt aus der Wahrheit.“

Das ist die innere Geburt die geschieht - das Ego loslassen in dem wir wie Jesus leben. Die Trennung wird aufgehoben. Die "innere Geburt" geschieht: Wasser wäscht das alte leben ab (Ego loslassen, Umkehr, Buße); Der Geist kommt zum Vorschein und dann sind wir in der Liebe selbst, weil was bleibt übrig wenn wir das Ego loslassen: Liebe - Gott selbst.

Und dann ist das geschehen, wenn Jesus sagt: Ich bin im Vater, der Vater in mir und ich in der Vater in euch. Weil wir wieder eins sind mit dem Ursprung, der Quelle.

Jesus sagte nie: „Denkt, dass ich für euch gestorben bin.“
Er sagte: „Folgt mir nach.“
Das heißt nicht: ein Dogma bejahen und weitermachen wie bisher –
sondern: umkehren, anders leben, das Ego loslassen, lieben, wo Hass wäre, vergeben, wo Recht haben leichter wäre.

Das ist echter Glaube – ein innerer Wandel, kein Lippenbekenntnis.

Und ja:

Auch ein Atheist kann so leben.
Denn wer lebt wie Jesus, lebt aus dem Geist – auch ohne das Etikett.

Jesus war eine lebendige Lebensanleitung in die Freiheit.

ich bin atheist,

und da ich es bin glaub ich eben nicht das ich näher an gott bin weil ich ja nichtmal dran glaube das es ihn gibt. aber exakt das was du sagst

Ein Atheist hingegen, der aus echter Selbst- und Nächstenliebe lebt, verzichtet oft auf dieses Ego ganz unbewusst – und lebt damit näher an der Botschaft Jesu, als mancher Gläubige, der nur die Form erfüllt.

also ich lebe so das ich zu jeden aufrichtig und nett bin und versuche das beste in jeden zu sehen ohne den zwang zu haben das tun zu müssen wegen irgendeine art religion und ich finde das gehört sich einfach.

Kann ein Atheist näher bei Gott sein

Für was soll die "Nähe zu Gott" ein Kriterium sein. Auch hier bei GF ist das für Viele ein Thema. Die Botschaft Jesu sagt Garnichts dazu. Viele meinen wohl, wenn sie sich in eine "Gottesnähe" hineinsteigern, ihnen wäre das Reich Gottes gewiß. Bei diesem "Bemühen" wird auch ein gewisses "Elitedenken" deutlich, welches sich von anderen Gläubigen abheben will.

Deine Aussagen sind völlig richtig. Gottes Gerechtigkeit sieht nur das gerechte Handeln in rechter Gesinnung, ohne Ansehen der Person, egal ob gläubig, ungläubig oder "unwissend". Paulus hat dazu ein beeindruckendes Bekenntnis gebracht in Röm.2,1-16.

Aber den Begriff oder gar den "Tatbestand" von "Gottes Nähe" braucht es da nicht.

Jesus : "wenn zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind dann bin ich mitten unter Ihnen". - mehr Nähe braucht es nicht. Christen (Katholiken) haben im Altarssakrament die Nähe zu Jesus, so wie dieser es empfohlen hat - eine andere gibt es nicht.


bablbrabl123 
Beitragsersteller
 18.05.2025, 19:44

Danke für deinen Beitrag – ich verstehe deinen Hinweis auf Röm 2 und die Kritik an einem möglichen Elitedenken, das sich aus „gefühlter Gottesnähe“ speist.

Aber ich möchte betonen:

Meine Frage war vollkommen neutral gemeint – ohne Bewertung, ohne Überhöhung.

Mir geht es nicht um „Nähe“ im emotionalen oder elitären Sinn, sondern um das, was man – in geistiger Sprache – vielleicht besser als Zustand beschreiben kann:

Leben in Einheit mit Gott oder Leben in Trennung davon.

Und das ist kein Urteil, sondern eine Einladung zur ehrlichen Selbstreflexion:

  • Aus welchem Geist handle ich?
  • Aus Liebe oder aus Angst?
  • Aus Freiheit oder aus innerem Zwang?
  • Aus Wahrheit oder aus Anpassung?

Für mich ist „Gottes Reich“ nicht etwas Zukünftiges – sondern etwas Gegenwärtiges (wie Jesus selbst sagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“).

Es zeigt sich nicht in Bekenntnissen oder Ritualen – sondern in der Frucht des Lebens.

Und „Nähe zu Jesus“ heißt für mich: so leben wie er.
Vergeben. Loslassen. Lieben.
Nicht durch Lippenbekenntnisse, sondern durch Umkehr, Präsenz und innere Wahrheit.

Rituale können helfen – aber sie sind kein Ersatz für diesen inneren Wandel.

Denn Christus in uns entsteht nicht mechanisch, sondern durch Loslassen des Egos.