Ist es war, dass behinderte Kinder unbefristet abgetrieben werden dürfen?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist korrekt. Nach aktueller Rechtslage entscheidet allein der seelische und körperliche Zustand der Frau darüber, ob und wann ein behindertes Kind abgetrieben werden darf.

Die ehemaligen Fristen von 5 1/2 Monaten bzw. vor Beendigung der 22. Schwangerschaftswoche wurden mit dem § 218 gestrichen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Zivildienst in der Psychatrie
Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:07

Heißt das, dass man z. B. ein Kind mit Trisomie 21 im 8-9 Monat abtreiben kann?

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LetsPlays  18.02.2024, 19:09
@Angulimala1610

Kann man.

Aber es gibt strenge Regelungen. Die Frau muss über einen bestimmten Zeitraum beraten und betreut worden sein, bevor es dazu kommen kann.

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Von Experte LePetitGateau bestätigt

Nein, so pauschal nicht.

Eine Abtreibung ist unter bestimmten Voraussetzungen in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft legal möglich.

Wenn es unwahrscheinlich ist, dass Mutter und/oder Kind die Geburt überleben, kann das eine Indikation für eine sogenannte Spätabtreibung sein. Das kommt aber sehr selten vor. In der Regel wartet man, bis die Wehen einsetzen und der Geburtsvorgang beginnt (auch, wenn man weiß, dass der Fötus bereits tot ist).

Es gibt Paare, die von der Behinderung ihres Kindes wissen und sich trotzdem für die Geburt entscheiden. Die entsprechenden Tests werden - bei Risikofaktoren - sehr früh in der Schwangerschaft gemacht.

Und es gibt Eltern, die von der Behinderung überrascht werden und sich nicht damit arrangieren können. Diese Kinder werden dann zur Adoption freigegeben.

Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:16
SCHWANGERSCHAFTMETHODE

Kind außerhalb des Mutterleibs noch nicht lebensfähig:

Einleitung der Geburt als Abtreibung. In diesem Fall stirbt das Kind in aller Regel während des Geburtsvorgangs.

Kind außerhalb des Mutterleibes lebensfähig:

Fetozid: Dem Kind wird durch eine Spritze eine Kaliumchlorid-Lösung injiziert. Dadurch kommt es zum Herzstillstand und Tod. Danach wir die Geburt eingeleitet.

Der Link ist von Profemina irgendwie nimmt er da nicht ...

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Deamonia  20.02.2024, 17:41
@Angulimala1610
Der Link ist von Profemina irgendwie nimmt er da nicht ...

Das liegt daran, das Profemina eine Anti Abtreibungs Seite ist, die äußerst manipulativ ist, weil sie den Eindruck einer Beratungsseite erweckt. Daher ist die hier als gefährliche Seite gesperrt.

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Deamonia  21.02.2024, 09:42
@Angulimala1610

Kannst du natürlich nicht wissen, genau wie ich damals, ich hatte dann beim Support nachgefragt, und wenn ich jetzt jemanden mit dem gleichen "Problem" sehe, dann sag ich halt kurz Bescheid woran es liegt ;)

Was Profemina übrigens verschweigt: Es gibt nur ca. 150 Fälle von Fetozid jährlich, und darunter fallen auch Mehrlingsschwangerschaften, wo ein Fötus abgetötet wird, damit die anderen überleben können, und wenn halt absehbar ist, das die Schwangere schwere Komplikationen zu befürchten hat.

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Von Experte Elli113 bestätigt

Laut § 218a Absatz 2 (medizinische Indikation) ist der mit Einwilligung der Schwangeren von einem Arzt vorgenommene Schwangerschaftsabbruch dann nicht rechtswidrig, wenn der Abbruch der Schwangerschaft unter Berücksichtigung der gegenwärtigen und zukünftigen Lebensverhältnisse der Schwangeren nach ärztlicher Erkenntnis angezeigt ist, um eine Gefahr für das Leben oder die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes der Schwangeren abzuwenden, und die Gefahr nicht auf eine andere für sie zumutbare Weise abgewendet werden kann.

Zwei Ärzte müssen zu dieser Überzeugung kommen: derjenige, der die Indikation stellt, und ein anderer, der den Abbruch macht. Beide müssen dafür die gegenwärtigen und die zukünftigen Lebensumstände der Schwangeren in Betracht ziehen und der Frau vor dem Abbruch eine Beratung über Lebensperspektiven mit dem Kind anbieten.

Nach deutschem Recht besteht die Möglichkeit, eine Schwangerschaft aus medizinischer Indikation in jedem Stadium (bis zum Geburtsbeginn) zu beenden, es gibt keine Einschränkung bezüglich der SSW. 

Die sogenannte embryopathische Indikation ist abgeschafft (nur weil ein Ungeborenes eine Behinderung hat, darf also keine Abtreibung vorgenommen werden). 

Doch die Mehrzahl der mit medizinischer Indikation vorgenommen Abbrüche werden letztlich aufgrund einer diagnostizierten Embryopathie durchgeführt. Bei Schwangerschaftsabbrüchen nach Pränataldiagnostik liegen bei 88 Prozent der Spätabtreibungen schwerwiegende klinische Befunde vor, darunter schwere Chromosomenanomalien, fehlende Nieren oder fetale Tumoren. Mindestens 50 Prozent der Kinder hätten keine Chance, das erste Jahr oder auch nur ihre Geburt zu überleben

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Kommt auf die Art und den Schweregrad der Behinderung an. Es gibt Konstellation wo das sogar noch im 8. Monat straffrei ist. Oder eben auch nicht. Aber es gibt sowas ja

Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:05

Und wie schaut das genau aus? Ich habe gehört, dass Trisomie 21 das z. B. erlaubt. Also das ein Kind einfach bis zum Schluss abgetrieben werden darf.

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LePetitGateau  18.02.2024, 19:14
@Angulimala1610

Das wird im Einzelfall entschieden und hängt davon ab wann die Trisomie z.B. auch festgestellt worden ist. Erfährt man es im 4. Monat und will dann im 8. Monat abtreiben unwahrscheinlich dass es noch durchgeführt wird. Erfährt man es erst im 8. Monat darf noch abgetrieben werden.

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Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:21
@LePetitGateau

Wahnsinn ... Das heißt man kann ein Trisomie 21 Kind echt so hinrichten lassen. =(

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LePetitGateau  18.02.2024, 19:23
@Angulimala1610

Das ist jetzt deine Wortwahl. Ich persönlich vertrete nicht die Ansicht eine Frau eine Schwangerschaft durchmachen zu lassen, die sie nicht durchmachen will. Tests hinsichtlich Trisomie werden häufig erst nach der 12. SSW durchgeführt und dann wäre die reguläre Frist vorbei. (geht grundsätzlich ab 10 Wochen, aber häufig "trifft" man das Datum noch gar nicht so wenn man grundsätzlich ein Kind haben will und viele Gynäkologen auch erst nach der Risikozeit testen)

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Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:25
@LePetitGateau

Will du behaupten, das ein Kind im 8ten oder 9ten Monat noch immer kein Leben ist oder besitzt?

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LePetitGateau  18.02.2024, 19:27
@Angulimala1610

Ich sage, dass es eine ethische Entscheidung ist, die jede Person für sich ausmachen muss. Die medizinische Möglichkeit besteht im Einzelfall und die muss man sich eben anschauen. Es ist aber sicher nicht so dass eine Schwangere so im 9. Monat mal locker flockig sagt "joah. Ne weg damit". Das hat Hintergründe, die weder du noch ich nachvollziehen können. Da wird nicht davon betroffen sind.

Ich nehme es mir nur nicht raus über diese Frauen moralisch in irgendeiner Weise zu urteilen.

Ich kann dir zumindest aus meiner Sicht sagen, dass ich kein schwer behindertes Kind auf die Welt bringen möchte. Und würde ich das erst sehr spät mitbekommen, würde ich zumindest nicht pauschal nein zur Abtreibung sagen wenn mir die Möglichkeit gegeben wird.

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Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:33
@LePetitGateau

Das ist vom Gesetz her echt zum gruseln:

  • Solange das Kind außerhalb des Mutterleibs noch nicht lebensfähig ist, wird die Geburt eingeleitet. Denn in diesem Fall stirbt das Kind in aller Regel während des Geburtsvorgangs.
  • Sobald das Kind jedoch außerhalb des Mutterleibes lebensfähig wäre, müssten die Ärzte direkt nach der Geburt alles tun, um das Leben des Kindes zu erhalten, sollte es lebend zur Welt kommen. Daher kann in diesem Fall das Kind vor der Einleitung der Geburt im Mutterleib getötet werden (Fetozid). Bei dieser Methode des Schwangerschaftsabbruchs wird dem Kind durch eine Spritze eine Kaliumchlorid-Lösung injiziert. Dadurch kommt es zum Herzstillstand und Tod.

Die Seite heißt profemia.org leider kann ich den Link aus irgendeinem Grund hier nicht posten.

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LePetitGateau  19.02.2024, 19:36
@Angulimala1610

Ich habe grundsätzlich nichts gegen die Vorgehensweise, weil es nicht bedeutet dass das bei jedem x beliebigen Kind so durchgeführt wird oder grundsätzlich bei Behinderungen oder Einschränkungen.

Es gibt nur sehr seltene und sehr schlimme Fälle, bei denen sowas echt in den spätesten Schwangerschaftsmonaten durchgeführt worden ist.

Diese Kinder sind in der Regel nicht mehr als wenige Wochen überlebensfähig. Nur weil es bei Geburt noch nicht versterben würde, heißt es nicht dass es danach regulär weiterleben kann

Alles was "weniger schlimm" ist, wird in der Regel bis zum 4. Monat spätestens entdeckt.

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So einfach ist das nicht,

aber bei Gefahr für die Mutter und lebensunfähigen Kindern gibt es erweiterten Spielraum.

Mit Euthanasie hat das nichts zu tun.

Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:05

Und wie schaut das genau aus? Ich habe gehört, dass Trisomie 21 das z. B. erlaubt. Also das ein Kind einfach bis zum Schluss abgetrieben werden darf.

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Seeheldin  18.02.2024, 19:07
@Angulimala1610

Nein, gerade bei Trisomie 21 nicht. Die Behinderung ist nur in seltenen Fällen tödlich. Die meisten dieser Menschen können ein halbwegs normales Leben führen. Es gibt sogar Schauspieler:innen, Models und Akademiker:innen mit dieser Diagnose.

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Angulimala1610 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:14
@Seeheldin

Oh doch seh ich grad und zwar: Fetozid: Dem Kind wird durch eine Spritze eine Kaliumchlorid-Lösung injiziert. Dadurch kommt es zum Herzstillstand und Tod. Danach wir die Geburt eingeleitet.

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LetsPlays  18.02.2024, 19:15
@Seeheldin

Doch, das ist möglich. Der erneuerte § 218 hat es möglich gemacht. Wenn die Frau nachweislich seelisch belastet ist, ist ein Spätabbruch rechtlich gesehen bis zum Geburtstermin möglich. Es liegt dann im Ermessen der Ärzte, ob sie das durchführen. Es gibt in Deutschland (soweit ich weiß) nur ca. zwei Ärzte, die öffentlich zugegeben haben, schon im 8. oder 9. Monat abgetrieben zu haben. Das wird dann im Extremfall per Fetozid gemacht.

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LePetitGateau  18.02.2024, 19:15
@Seeheldin

Gerade wg Trisomie wird nach der 12. Schwangerschaftswoche abgetrieben. Weil es erst danach festgestellt wird.

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