Ist es richtig, Kinder mit Behinderung abtreiben zu lassen?

Rockige  06.12.2022, 15:30

Hast du mal über ein Praktikum im Bereich der Betreuung / Pflege von behinderten Kindern/ Erwachsenen nachgedacht? Wär zu empfehlen

Schwuttcke 
Fragesteller
 06.12.2022, 16:56

Hab schon mal darüber nachgedacht.

27 Antworten

Absolut korrekt ist die Entscheidung der Mütter für einen Schwangerschaftsabbruch, wenn die Kinder behindert zur Welt kämen. Nicht die ausgetragenen behinderten Kinder werden leiden, denn was das bedeutet, werden sie vermutlich nie erfahren, es sind die Eltern und Angehörigen, die wenn sie klar bei Verstand sind, leiden müssen. So eine Normabweichung und so ein Elend erfordern Kraft und viel Aufwand, mehr als sich das nicht Betroffene vorstellen können. Hinzu kommen die Mehrkosten für die Familien und irgendwann muss die Gesellschaft zahlen und sich kümmern, wenn die Eltern und Angehörigen das nicht mehr können. Diese Kinder werden ihr Leben lang nur für sich da sein. Wenn dann eines Tages die Eltern weg sind, was wird dann aus diesen hilflosen Lebewesen?

Im Verlauf ihres Lebens geraten nicht wenige Menschen in die Lage, unumkehrbar behindert sein zu müssen. Reicht uns dieses Elend nicht aus?

Sila2009  09.12.2022, 23:57

Finde ich nicht.Ich finde jeder hat das Recht zu leben auch behinderte oder kranke Menschen

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FA117  13.02.2023, 14:00
@Sila2009

Es ist aber kein schönes Leben Ich bin Geistig behindert und das Leben ist nicht schön ich würde lieber nicht existieren

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Nicht "jeder" ist lebensfroh, auch sie sind manchmal von Depressionen betroffen bzw. stoßen auf Hindernisse im Alltag/ Liebesleben und reagieren mit Frustration.

Du siehst also die positiven, fröhlichen, herzerwärmenden Momente. Doch, was ist mit den negativen Momenten? Den erschreckenden ärztlichen Mitteilungen? Der allseits präsenten Sorge "Was passiert mit meinem Nachwuchs wenn ich mal nicht mehr bin?".... Jede Münze hat zwei Seiten.

Ja, wieso treiben manche Schwangere ab wenn sie erfahren das das Ungeborene eine soundso große Wahrscheinlichkeit auf Behinderung hat? Weil sie sich dazu entscheiden können.

Ich finde es gut das man sich hierzulande entscheiden kann. Denn nicht jeder Erwachsene ist der anschließenden teilweise lebenslangen Aufgabe gewappnet.

Sicher, man weiß vorab nie was hätte sein können im Laufe der Jahre. Aber wer kann schon in die Zukunft schauen?

Ich hab im Laufe der Jahre auch Eltern von Betroffenen erlebt, die "irgendwann" an ihrem persönlichen Ende aller Grenzen angelangt waren.

Man weiß nie was kommt. Ob sich das betroffene Kind im Laufe des Lebens soweit zur Selbständigkeit entwickelt das es in einem regulären Job den eigenen Lebensunterhalt komplett alleine bestreiten kann, ob man für das "Kind" irgendwann einen Wohnheimplatz organisieren muss, ob man es psychisch und finanziell schafft mögliche lebensnotwendige Operationen zu bezahlen.

Wir haben uns damals einstimmig gegen eine Nackenfaltenmessung etc entschieden. Zum einen gabs keine erhöhten Risikofaktoren, zum anderen wusste ich das ich es/ wir es schaffen könnten "falls" der Nachwuchs mit Behinderung auf die Welt kommt. Warum ich es wusste? Weil ich in diesem Bereich gearbeitet habe und daher im Wesentlichen vorbereitet wäre.

Btw.... selbst wenn eine Schwangerschaft bis zum Datum X ohne Auffälligkeiten wäre und es keinen Verdacht oder Nachweis auf Behinderungen irgendeiner Art gäbe.... kann im letzten Drittel einer Schwangerschaft so viel passieren das ALLES ändert.

Wenn die Schwangere mit jemandem in Kontakt kommt der Röteln hat/ dessen Haushaltsmitglied die Röteln hat - dann wirkt sich das auf das Ungeborene aus.

Wenn es Komplikationen a la Präeklampsie gibt (und dies evtl erst recht spät erkannt wird) kann sich das auf das Ungeborene negativ auswirken (Unterversorgung da der Körper der Schwangeren zu kämpfen hat und je nach Schweregrad Nieren und Leber langsam den Dienst einstellen.

Oder ein Unfall der Schwangeren/ ein körperlicher Übergriff auf die Schwangere.... dabei kann das Ungeborene zu schaden kommen.

Oder unter der Geburt kann es zu Komplikationen kommen.....

Oder wenn sich die Nabelschnur um den Hals legt...

Insofern hat man - trotz aller vorheriger Entscheidungsfreiheit im ersten Drittel der Schwangerschaft - mitunter dann doch ein behindertes Kind und muss irgendwie schauen wie man damit zurecht kommt. Mancher kann das, mancher nicht. Mancher kann das eine begrenzte Zeit lang, mancher wächst an der Aufgabe

Schwuttcke 
Fragesteller
 06.12.2022, 17:05

Das ist bestimmt alles richtig, was Du schreibst. Ich hab es unten schon mal geschrieben, ich hab zum Thema Abtreibung keine feste Meinung. Ist eine verdammt schwierige Frage, die jeder mit sich selbst ausmachen muss.

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Viele werdende Mütter entscheiden sich für Abtreibung, wenn festgestellt wird, dass ihr Kind behindert ist. 

Das ist richtig. 9 von 10 Frauen, die die Pränataldiagnostik haben durchführen lassen, lassen abtreiben.

Es gibt jedoch auch viele Frauen, die sich aktiv GEGEN die Pränataldiagnostik und sich demnach gleichzeitig FÜR ein möglicherweise behindertes Kind entschieden haben (dazu würde ich übrigens auch zählen, wenn ich mal schwanger werde).

Übrigens bringt die Pränataldiagnostik nur in rund 70% Gewissheit. Das bedeutet, dass ca. 20% aller Kinder, die möglicherweise eine vorab feststellbare Behinderung haben, abgetrieben werden, obwohl sie die Behinderung gar nicht haben.

Ob die Pränataldiagnostik durchgeführt werden soll, ist übrigens eine Entscheidung der betroffenen Frau. Klar sollte sie sich mit ihrem Mann/Freund darüber unterhalten, letztendlich liegt die Entscheidung aber bei der Schwangeren, da gerade invasive Untersuchungen nicht ungefährlich für Frau und Kind sind.

Und ob es eine Abtreibung gibt oder nicht hängt von vielen Faktoren ab, die von Familie zu Familie sehr individuell sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity

Ich finde ja!
Kommt natürlich auf den Schweregrad an.

Es verändert das ganze eigene Leben und bringt die Gesellschaft nicht weiter. Das würde ich nicht haben wollen!

Muss aber jeder für sich selber entscheiden!

Und diese Entscheidung fällt nicht leicht.

Schwuttcke 
Fragesteller
 06.12.2022, 14:41
und bringt die Gesellschaft nicht weiter

Wo soll die Gesellschaft denn hin?

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Iohanes  06.12.2022, 14:44
@Schwuttcke

Zu einer gesunderen Gesellschaft!

Das ist durchaus möglich.

Es ist ja keine leichtfertige Entscheidung, sagte ich ja schon.

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Viele werdende Mütter entscheiden sich für Abtreibung, wenn festgestellt wird, dass ihr Kind behindert ist. 

Ich weis das wirkt kleinlich, aber dazu 2 Dinge: Bei weitem nicht alle Frauen machen überhaupt die Untersuchungen die auf das Feststellen möglicher Behinderungen hinweisen können, was im Umkehrschluss auch die Entscheidung beinhaltet, ein möglicherweise behindertes Kind groß zu ziehen.

Da gibt es kein richtig oder falsch, das ist eine individuelle Entscheidung.

Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich behinderte Kinder oder überhaupt behinderte Menschen sehe, wie lebensfroh diese Menschen oft sind, so dass ich als ein angeblich "Gesunder" direkt neidisch werden könnte. 

Naja, schau dir mal aufmerksam die Begleitpersonen an, die sind (meistens) bei weitem nicht so Glücklich, sondern eher gestresst.

Auch gibt es nicht umsonst Selbsthilfegruppen für nicht behinderte Geschwisterkinder.

Nicht zuletzt sieht man von denen die unglücklich sind, nicht allzu viel, weil z.B. dauerhaft Bettlägerige eher weniger in der Öffentlichkeit unterwegs sind.

Ich hab mal einen echt schlimmen Bericht gesehen, da waren die Eltern im Rentenalter und konnten sich kaum noch um den behinderten 40 Jährigen Sohn kümmern, konnten aber auch nicht aufhören, weil der sonst ins Altersheim gemusst hätte. (ein passendes Behindertenheim gab es in deren Umgebung nirgendwo)

Deren ganzes Leben hat sich nur um Pflege und Ärzte gedreht. Sie wollten eig. mehrere Kinder, aber alle Kraft ging in das eine behinderte Kind.

Das kann eben nicht jeder, viele begehen sogar Selbstmord, oder bringen gleich die ganze Familie um deswegen.