Haltet ihr die westliche Gesellschaft für verweichlicht?
Mein syrischer Freund Rasheed sagte:
Da sieht man wie gut es den Leuten hier geht. Denkst du irgendwo in Syrien oder so macht sich jemand Gedanken wie viele Geschlechter es gibt. Die Leute sind alle zu verweichlicht. [...] Die westliche Mentalität gefällt mir nicht. [...] Zu verweichlicht, zu feministisch, Frauen wollen die Welt regieren und es gibt sogar Studiengänge über Genderkacke. Und mir gefällt auch nicht, dass sich jeder angegriffen fühlt, wenn man nur mal seine Meinung sagt oder, dass so viele Menschen nicht gläubig sind und Gott vergessen haben.
Ich habe auch schon von anderen ähnliche Sichtweisen gehört: Heutzutage reagieren Menschen zu empfindlich auf Kritik (Stichwort Generation Snowflake). Unsere Jugend ist nicht mehr belastbar und viele fühlen sich vom Gendern genervt.
Ist unsere Gesellschaft verweichlicht?
37 Antworten
Dein Freund Rasheed hat Recht mit dem was er sagt. Und es ist sein Recht seine Meinung zu äußern, auch wenn das sehr viele hier stört.
Da die westliche Welt so fortgeschritten und das Leben so einfach und voller Luxus und Bequemlichkeiten ist, erfinden Menschen neue Probleme und es entstehen Debatten rund um Feminismus (in einem Land in dem Mann und Frau die selben Rechte haben wohl bemerkt), Veganismus, Gender usw, wo ein Mensch in einem anderen Land sich gar keine Gedanken drüber machen könnte, da er echte Probleme hat.
Mich stört aber auch dieses egoistische und kühle Verhältnis der Menschen zueinander. Ich habe Vorfahren aus dem Libanon und aus Indien und was mir dort in den Ländern an der Gesellschaft gefällt ist, dass die Menschen viel herzlicher, gläubiger und familienorientierter sind als hier die meisten.
Aber jedem das Seine.
Bildung, Menschenrechte, Fortschritt, Gleichberechtigung der Frau, Meinungsfreiheit, und vieles mehr.
Da die westliche Welt so fortgeschritten und das Leben so einfach und voller Luxus und Bequemlichkeiten ist,
Dir scheint aber noch nicht aufgefallen zu sein, dass bei uns die Menschen sehr viel und sehr hart arbeiten.
Wir leben nicht vom Geld, das uns durch Öl ohne Arbeit in den Schoss fällt oder vom Geld dass die Eliten durch Korruption an seine Anhänger verteilen um ihren Machtanspruch zu zementieren.
Deshalb gibt es auch keinen Mittelstand in Euren Ländern. Sonden nur sehr arm oder sehr reich.
Das mag auch der Grund sein, warum Dir unsere Gesellschaft so kühl vorkommt. wir leben klimabedingt eher in den Häusern und viele haben nach der Arbeit schlicht keine Lust mehr für soziales Leben.
Nein, wir sind nicht zu verweichlicht. Im Gegenteil, wir können sehr froh sein, keine größeren Probleme als sowas zu haben.
Ich sehe keinen Grund sich dafür schämen zu müssen in einem wohlhabenden und freien Land zu leben.
Meistens wenn Leute aus anderen Ländern oder ältere Leute sagen, wir seien zu verweichlicht, sind sie unterbewusst einfach neidisch, weil sie es in ihrer Heimat oder zu ihrer Zeit schwerer hatten.
Ja, Leute gehen sich wegen jedem Schwachsinn verbal an aber das ist mir lieber als z.B. in Syrien zu leben.
Diese Diskussion von der Verweichlichung und Frauen regieren, lässt schon aufhorchen, das hier die verschiedenen Kulturkreise mitspielen, was den Kriegsgewohnten Leuten im nahen Osten als unvorstellbar vorkommt, von Frauen "gegängelt" zu werden. Damit ist der Grund deines Freundes erklärt, der das nicht auseinander halten kann zwischen der Emanzipation der westlichen Frau und ihren Umgang mit den eigenen Frauen.
Schon die Verschleierung im Islam, stößt im Westen ab, die Toleranz dafür ist zwar vorhanden, allerdings möglichst nicht im eigenem Umfeld.
Man koennte das noch weiter führen, was ab 1948 in der DDR selbstverständlich war, wurde den Frauen erst über Jahrzehnte hinweg mit der Salamitaktik zugebilligt und sie sind jetzt immer noch nicht auf Augenhöhe mit ihren Männern.
Jetzt ist es allerdings so, das die in der BRD lebenden Männer aus Syrien, sich den Deutschen Normen im Umgang anpassen muessten, wenn sie hier ein Bein in die Tür haben wollen, denn die wenigsten DE Frauen werden den umgekehrten Weg gehen, denn das geht nicht gut.
"Nicht ohne meine Tochter". Da läuft so ein Beispiel.
Es gibt noch das Folgebuch aus Sicht der Tochter. Das ist noch schlimmer.
Zu hören was da abgeht ist eine Sache, zu lesen aus Sicht einer betroffenen Frau (hier Tochter) eine andere, und eine Betroffene Frau zu kennen kaum auszuhalten.
Ja, durch Politiker und Medien, die predigen anstatt zu regieren und zu informieren, unterdrücken sie ungeliebte Meinungen und damit die Demokratie:
" ... Man fragt sich, was in den Köpfen der Leute vorgeht, die sich anmaßen, abweichende Meinungen mit Gewalt zu unterdrücken.
An und für sich sollte es unter Demokraten doch unstrittig sein, daß die Meinungsfreiheit schlechthin die Grundlage der Demokratie ist, wie das unser Bundesverfassungsgericht in ständiger Rechtsprechung feststellt. In seinem grundlegenden und daher immer wieder zitierten Lüth-Urteil vom 15.01.1958 formuliert es ja mit beeindruckender Wortwahl:
„Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ist als unmittelbarster Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit in der Gesellschaft eines der vornehmsten Menschenrechte überhaupt. Für eine freiheitlich-demokratische Staatsordnung ist es schlechthin konstituierend, denn es ermöglicht erst die ständige geistige Auseinandersetzung, den Kampf der Meinungen, der ihr Lebenselement ist. Es ist im gewissen Sinn die Grundlage jeder Freiheit überhaupt.“
Denkst du irgendwo in Syrien oder so macht sich jemand Gedanken wie viele Geschlechter es gibt.
Syrien hat wahrscheinlich andere Probleme. Und das finde Rasheed besser, dass man sich in Syrien noch um Probleme kümmert, die wir im "Westen" schon gelöst haben?
Die westliche Mentalität gefällt mir nicht.
Mir gefällt sie.
Und mir gefällt auch nicht, dass sich jeder angegriffen fühlt, wenn man nur mal seine Meinung sagt
Kommt auch darauf an, was das für eine Meinung ist, und wie man sie formuliert. Aber viele sind da in der Tat zu empfindlich.
dass so viele Menschen nicht gläubig sind und Gott vergessen haben.
Nicht gläubig zu sein, ist auch eine Meinung. Da sollte Raheed nicht so empfindlich sein, wie er es uns vorwirft.
Probleme werden nicht erfunden sondern gelöst.
Syrien hingegen hat da noch ganz andere Probleme, die bei uns längst gelöst sind.