Was sagen Mittelalterfeste, in denen das Mittelalter zelebriert wird, über eine Gesellschaft aus?
Meine Sichtweise: Sobald ein gewisser Wohlstand erreicht wird, wollen die Menschen Ablenkung in Form von exotischer Unterhaltung von ihrem (tristen) Alltag. In jenem Zeitalter haben sich die Feudalherren Gaukler in die Stube geholt, gegenwärtig ist das Mittelalterfest zu einem universellen "Gaukler" geworden. Dies ist für mich eher ein Zeichen von Wohlstand, als ein Zeichen von Verweichlichung oder Schwäche. Es ist plumpe Ablenkung, im Rahmen eines Festes, dass Verhältnisse zelebriert, in denen die Kirche ein Machtmonopol hatte und die Menschen in Leibeigenschaft gekenechtet wurden. Ein Zelebrieren des Obskurantismus.
Was ist euere Perspektive?
9 Antworten
in denen die Kirche ein Machtmonopol hatte
Bereits die erste falsche Annahme. Die Kirche(welche nicht zentralisiert gesteuert war) hatte die Macht, den Legitimierungsanspruch eines Herrschers auf Herrschaft abzukürzen, sie hatte aber nicht die Macht z.B. einen anerkannten Kaiser zu delegitimieren. Auch die Kirche war ein verlängerter Arm irdisch legitimierter Herrschaft - das Ergebnis wäre in keinem anderen politischen System ein besseres gewesen. Wahrscheinlich eher im Gegenteil.
Ordnung durch Gleichheit ist nunmal ein neues Phänomen. Die frühe Neuzeit hatte in fast jeder Hinsicht eine Verschlechterung zur Folge. Besonders für marginalisierte Gruppen durch die immer stärkere Zentralisierung. Nicht umsonst sieht und präsentiert sich die Neuzeit als neues (altes)römisches Reich.
Für mich sind es einfach Feste, die man meist aus einem geschichtlichen Hintergrund der Stadt, des Ortes ausrichtet.
Mehr interessiert mich nicht ^^
Ich bin zwar nun niemand, der sich mittelalterlich verkleidet, aber dennoch mag ich irgendwie diese Feste. Manchmal bin ich als Besucher dort, das macht mir auch Spaß. Auch in Visby/Gotland (Schweden) gibt es regelmäßig so ein Mittelalterfest.
Ich empfinde diese als positiv, als Erinnerung an vergangene Zeiten.
Ich weiss sehr wohl, was Du meinst, aber kann auf diesen Mittelalterfesten weder etwas von der krichlichen Feudalherrschaft noch von Leibeigenen, Sklaven etc. sehen und finden.
Ich bin auf solch einem Fest lediglich mal als Besucher gewesen und nicht als Teilnehmer. Aber die Menschen leben und erleben dort das Beste des mittelalterlichen Lebens, was man sich vorstellen kann.
Die schlechten Seiten (keine Hygiene, keine Toiletten etc) werden bewusst ignoriert und aussen vor gelassen. Denn zum Mittelalter gehört nämlich auch Schmutz, Unrat, Sche!sse auf den Strassen, Gestank bis zum Erbrechen etc.
DAS wirst Du dort nicht finden. Sprich: Es ist kein "Zurück in die supertolle Zeit" sondern eine Art vergrößertes Rollenspiel - nicht mehr und nicht weniger.
Sobald ein gewisser Wohlstand erreicht wird, wollen die Menschen Ablenkung in Form von exotischer Unterhaltung von ihrem (tristen) Alltag.
Mit Ablenkung hast Du völlig recht. Wobei es nicht Mittelalterspiele sein müssen. Alles, was quer in der Landschaft steht, ist In. Von "Verstehen sie Spass?" bis zu Beauty & The Nerd. In den USA ist es einfach noch etwas verrückter.
Einen gewissen Wohlstand braucht es nicht. Auch Leute in Armut brauchen solche Ablenkung. Bei ihnen können es zum Beispiel Hunde-Wettkämpfe sein oder einfach ein Fussballspiel mit vielen Emotionen.