Die Deutsche reden ihr Bildungssystem nieder und das erstaunt mich.

6 Antworten

Du fängst mit dem Schulsystem an und hörst mit Geschirrspüle einräumen auf ...

Also in der internationalen Bildungsforschung gilt das deutsche Schulsystem als wenig durchlässig, u.a. auch wegen der frühen Selektion. Die soziale Herkunft hat in Deutschland einen besonders hohen Einfluss auf den Bildungsweg (OECD-Vergleiche). Diese nachträglichen Alternativwege werden wenig genutzt. Obwohl wir sehr gute Ausbildungen haben, werden sie weniger prestigeträchtig angesehen, weswegen die, die es können, eher versuchen ein Studium zu machen, was auch zum Fachkräftemangel geführt hat. Man merkt auch, dass der Unterricht im Gymnasium viel mehr auf ein späteres Studium ausgelegt ist als auf eine Ausbildung und umgekehrt in der Realschule, aber selbst da ist der Unterricht sehr theoretisch und allgemeinbildend.

Weitere Punkte, die kritisiert werden sind:

- das föderale System - das Bildung Ländersache ist, wurde auch wegen der Nazizeit so festgelegt, weil man damit verhindern wollte, dass die Kinder schulisch gleichgeschaltet indoktriniert werden können. Aber es führt dazu, dass die Ansprüche in den Bundesländern sich stark unterscheiden und z.B. das Abitur in verschiedenen Bundesländern als weniger wert angesehen wird.

- dass wir mit der Digitalisierung hinterherhinken

- Lehrermangel, was dazu führt, dass teilweise über längere Strecken ganze Fächer nicht unterrichtet werden können

- generell der Zustand der Schulen, von denen viele sanierungsbedürftig sind

- schlecht umgesetzte Inklusion, wenig Kapazitäten für individuellen Förderbedarf

- schlechte Vorbereitung auf das Berufsleben

Gerade der letzte Punkt ist wichtig - in der Teenagerzeit ist es entwicklungspsychologisch normal, dass man eher aufmüpfig ist (Null-Bock-Phase). Selbstfindung, Gleichaltrige und Freizeit eine größere Rolle spielen und man eher kurzfristig denkt. Das später Berufsleben ist abstrakt. In anderen Ländern ist diese Zeit stärker begleitet von beruflichen Mentoring, praktischen Einblicken und Projekten und Kooperation mit betrieben - die auch später mehr Wert legen auf diese Erfahrungen als auf die reinen Noten. Die Abbruchquoten in Ausbildung und Studium sind in Deutschland relativ hoch.

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Ich stimme zu, dass das deutsche Bildungssystem sehr viele Möglichkeiten hat nicht nur ein Grundwissen zu erlangen, sondern darüber hinaus sich nach seinen eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterzubilden, um gesellschaftlich aufzusteigen. Leider fehlen vielen Jugendlichen die Informationen dazu und die Eltern sind in diesem Fall noch mehr überfordert. Ich persönlich gehe davon aus, dass die Grundbasis für so vieles Versagen im Bildungsbereich bei den Eltern zu finden ist. Zu viele Eltern glauben, dass die Bildung ihrer Sprösslinge durch die Kita und der Schule übernommen wird. Doch eine positive Prägung beginnt schon im Säuglingsalter (soziale Bindung). Kinder sind keine niedlichen Accessoires, sondern bedeuten Verantwortung und Sensibilisierung für deren Bedürfnisse. Daraus ergibt sich, dass schon in der Vorschulzeit dafür Sorge getragen werden sollte, dass Kinder neben Kunst und Kultur auch sprachliche Kompetenzen erlangen sollten und für diese Lernbereitschaft Anerkennung erhalten.

Natürlich erheben hier einige Menschen den richtigen Vorwurf, dass unsere Schulen, Kitas etc. marode, unter Lehrermangel leiden und von der Digitalisierung weit entfernt sind. Doch ständig sich aufregen, ohne dieses Problem wirklich in den Blickwinkel der Politik zu bringen wird sich an den Zuständen nicht viel ändern. Wir sehen fast täglich in ganz Deutschland Demonstrationen gegen Krieg und Ungerechtigkeiten, für Rechte von Frauen oder Homosexuellen, aber ich sehe keine echten Aktionen für unser gutes Bildungssystem und die Behebung der Missstände in dem Selbigen. Gerade bildungsferne Schichten der Bevölkerung sollten daran ein Interesse haben, das ihre Kinder nicht lernen müssen, wie ein Bürgergeld-Antrag gestellt wird, sondern dass es ihren Kindern durch Bildung ein besserer Lebensweg bereitet wird.

Ich habe selber eine Tochter und anfänglich mussten wir uns auch teilweise einschränken, um unserer Tochter von klein auf Bildung angedeihen zu lassen. Von Anfang an haben wir ihr das Beste, was unser Bildungssystem ermöglicht, zugänglich zu machen. Nun ist nicht jede Familie dazu finanziell in der Lage, aber ein Minimum von Engagement ist wohl nicht zu viel verlangt. Ein Fernseher, das Internet oder Videospiele ersetzen keine zielgerichtete Erziehung.

Naja das Bildungsniveau ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ist eher Mangelhaft.

Siehe Pisa Studie.

Und ich finde, dies merkt man Mittlerweile auch an der deutschen Bevölkerung.

Die Zeiten der Dichter und Denker ist vorbei.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Selbststudium

Dreamdrummer  11.09.2025, 15:23
Naja das Bildungsniveau ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ist eher Mangelhaft.

Das würde ich aber nicht auf das Bildungssystem als solches schieben, sondern viel mehr auf die teils völlig praxisfremden Lehrpläne.
Lebenspraktisches Wissen und entsprechendes Selber-Tätigwerden von Schülern sind geradezu verpönt. An den allgemeinbildenden Schulen gilt: Lieber nochmal die x-te Gedichtinterpretation statt Werken und Arbeitslehre. In Mathe berechnet man lieber den Öffnungswinkel eines Mülleimerdeckels mittels abstrakten Sinusfunktionen, anstatt den "Return of Investment" für eine kreditfinanzierte Anschaffung.

Die Klagen von Handwerk und Industrie über ungenügende Ausbildungsvoraussetzungen bei einem hohen Anteil der Bewerber interessiert die abgeschottete akademische Blase im länderkomplizierten Bildungsbereich in diesem Lande dank bewährtem Inzestverfahren (Gymi-Uni-Lehrersein ohne Praxisbezug) leider gar nicht.

kiniro  11.09.2025, 08:45

Diese Dichter und Denker hatten immerhin die Möglichkeit, privat unterrichtet zu werden.

MataMata748 
Beitragsersteller
 11.09.2025, 08:44

Aber jetzt mal übertrieben ausgedrückt...Wenn aus einer Schule mit Quaität der 80 Jahre noch schlaue Köpfe produziert kann, erlaube ich mir zu sagen, dass die Schüler den Sinn der Schule verstehen sollen und sie nicht mit "Zuckerwürfel" motiviert werden sollen.

Du gehst zur Schule, weil du etwas aus deinem eigenen Leben realisieren musst. Niemand wird dich unendlich füttern und streichen.

So habe ich die Botschaft aus meiner rumänischen Familie übernommen.

Wolpertinger  11.09.2025, 08:48
@MataMata748

Das ist ja schön, dass du das so übernommen hast.
Trotz und Alledem ist das Unterricht Niveau in Deutschland Mangelhaft.

siehe Pisa Studie

MataMata748 
Beitragsersteller
 11.09.2025, 08:52
@Wolpertinger

Du und deine PISA Studie... Kannst du nicht selbst denken?!

Die PISA Studie heißt nicht unbedingt, dass das technische System schudig ist. Ich bin seitab der 5ten Klasse in dieses System aufgestiegen.

Bin ich ein Analphabet? Nein!
Habe meine mittlere Reife, Ausbildungsabschluss, Meisterbrief und verdiene besser als 85% der Bevölkerung.

Also ich würde die Last eher auf die Schülerseite schieben.
Wenn ich jetzt ein 8 jähriges Mädchen mit Nagellack, halb nackt auf der Straße sehe und mit dem teuersten iPhone... Sorry, aber da läuft etwas schief. Das System ist anpassungsbedürftig, aber die Kindererziehung braucht mega Reformen...

Wolpertinger  11.09.2025, 08:54
@MataMata748

Mit Fakten als Basis des selbständigen Denkens hast du es nicht so?

Du möchtest nur deine eigene subjektive Annahme bestätigt bekommen.

MataMata748 
Beitragsersteller
 11.09.2025, 09:05
@Wolpertinger

Dei Studie ist eine Statistik und Statistiken sind mehrseitig interpretierbar...

Vielleicht legt es an den Schülern eher, dass wir grob über den OECD Durschnitt legen. Prüfe auf der Mikroebene wo das Problem legt und shame nicht die Architektur des Systems direkt...

Auf Deutsch gesagt...Nutzt dein Hirn...

Der Haken an der Sache liegt weniger am Bildungssystem als solches, sondern am Föderalismus. Bildung ist leider Ländersache, demzufolge werden überall andere Suppen gekocht. Verschiedene Schulformen und Lehrpläne machen den Kenntnis-stand von Schulabgängern bundesweit nicht vergleichbar.
Hinzu kommen dann solche Stilblüten wie Schulabschlüsse oder Weiterbildungen, die in einem anderen Bundesland nicht anerkannt werden und daher formal fast nutzlos sind. Oder ein Abitur, das fast auf dem Niveau ist wie anderswo der Realschulab-schluss. Bildung und Abschlüsse gehören bundesweit einheitlich geregelt.

Du hast vergessen zu erwähnen, dass in Deutschland Schulanwesenheitspflicht herrscht.
Nicht zu verwechseln mit Bildungspflicht, denn die gibt es hier nicht.

 Ich erwähne nur PISA:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/bevoelkerung-arbeit-soziales/bildung/PISA2022.html

Da wird sehr gut bewiesen, dass eine zwanghafte Schulpflicht ohne alternative Bildungswege nicht (automatisch) zu einer nachhaltigen Bildung führen.


MataMata748 
Beitragsersteller
 11.09.2025, 08:51

Die PISA Studie heißt nicht unbedingt, dass das technische System schudig ist. Ich bin seitab der 5ten Klasse in dieses System aufgestiegen.

Bin ich ein Analphabet? Nein!
Habe meine mittlere Reife, Ausbildungsabschluss, Meisterbrief und verdiene besser als 85% der Bevölkerung.

Also ich würde die Last eher auf die Schülerseite schieben.
Wenn ich jetzt ein 8 jähriges Mädchen mit Nagellack, halb nackt auf der Straße sehe und mit dem teuersten iPhone... Sorry, aber da läuft etwas schief. Das System ist anpassungsbedürftig, aber die Kindererziehung braucht mega Reformen...