Zeitzeugen der NS-Zeit sterben : Ein ernstes Problem?
Derzeit wird recht oft darauf hingewiesen, dass die letzten Menschen, die die NS-Zeit unter Hitler noch erlebt haben, sterben und als Zeitzeugen nicht mehr zur Verfügung stehen. Allerdings trifft das auf den ersten Weltkrieg und ältere Kriege auch. Beson-ders beunruhigt sind die Mahner wohl deshalb, weil in der NS-Zeit viele Juden und Angehörige anderer Minderheiten verfolgt und ermordet wurden. Wie seht Ihr dies Pro-blem ?
39 Stimmen
Kannst Du die Überschrift berichtigen? Aus Zeitzeugen sind da wohl versehentlich Zeitungen geworden.
Danke, das war die Autokorrektur, ich habe es schon berichtigt, das dauerte nur ein paar Minuten, weil die Mods das immer vorher prüfen.
17 Antworten
Das ist halt so.
Und?
An Napoleon, Friedrich den Grossen, Cäsar, Hannibal und Co erinnern wir uns trotzdem noch.
Der Holocaust ist gut dokumentiert. Der gerät schon nicht in Vergessenheit.
Ich mag Deep Chat. Vielleicht können wir privat mehr miteinander reden.
Du wirst dich wundern, es gibt User die das bejahen und das gibt zu denken. Noch gibt es welche, auch wenn sie zu dieser Zeit erst verständige Kinder gewesen sind, die am Ende des Krieges noch selber mitbekommen haben, was krieg bedeutet. Vom Hunger und Entbehrungen, noch Jahre danach, ganz zu schweigen.
Angeregt durch den Beitrag in dieser Zeitung von Horst Wedau aus Ferchland über seine ergreifenden Schilderungen über das schlimme Ende des 2. Weltkrieges für die flüchtende Zivil-Bevölkerung bei ihm auf der Ost-Seite der Elbe, möchte ich meine Erinnerungen als Kind aus dieser Zeit von der Westseite, also Ferchland gegenüber, von Grieben aus schildern, wo ich es miterlebt habe.
Wir wurden ja von US-Amerikanern befreit, aber auch das geschah chaotisch, denn die Waffen-SS hatte eine Handvoll bewaffneten Hitlerjungen zusammengezogen, die die von Tangerhütte vorrückenden amerikanischen Panzer aufhalten und Grieben verteidigen sollten.
Ich habe miterlebt, wie diese 17 bis 20-Jährigen, bewaffnet mit Panzerfäusten und befehligt von einem SS-Mann, ohne Sinn und Verstand in Griebener Gärten neben der Straße nach Tangerhütte verteilt wurden, um Grieben und Umgebung gegen anrückende amerikanische Panzerfahrzeuge mit einer Panzerfaust zu verteidigen.
Als dann die Panzer kamen, haben die jungen Menschen wohl mehr aus Angst mit der Panzerfaust geschossen, ohne zu wissen, wie man damit richtig zielt und haben die Giebelwand eines Griebener Hauses an der Tangerhütter Chaussee (es gehörte damals dem alten Herrn Stelle von Grieben) getroffen. Die anrückenden amerikanischen Panzerbesatzungen haben dann aus dem sicheren Panzer heraus einen nach dem anderen von den jungen Menschen mit MG-Salven erschossen. Sie lagen dann einige Tage überall in den Gärten herum, die Gesichter völlig zerfetzt.
Und ich habe damals als 7jähriger erste tote Menschen gesehen: Eben waren sie noch quicklebendig an der Gaststätte meines Großvaters vorbeigelaufen, nun waren sie alle tot, erschossen, die Körper bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Wie hat mich dieses Erlebte später als Heranwachsender beeinflusst und kritisch werden lassen und während der folgenden DDR-Schulzeit in meinem Denken und Verhalten zum Staat beeinflusst.
Es sind solche schrecklichen Bilder in meiner Erinnerung, die ich bis heute nicht vergessen kann. Ich sehe in meiner Erinnerung noch immer, wie diese Jugendlichen, bekleidet mit überlangen Wehrmachtsmänteln, die sie mit Sicherheitsnadeln hochgesteckt hatten, damit sie nicht drauftreten, eine Panzerfaust auf der Schulter, an der Gaststätte meines Großvaters im Gleichschritt vorbeigingen. Neben ihnen, so noch in meiner Erinnerung, der SS-Mann mit kreischender Stimme, der aus seinem „Armee-Kübel-Wagen“ heraus, immer wieder wild mit der Pistole umherfuchtelte, um den jungen Menschen Angst, Respekt und Kadaver-Gehorsam einzuflößen, damit sie gegen die anrückenden Amerikaner auch wirklich „kämpfen“.
So erinnere ich mich außerdem noch, wie mein Großvater, übrigens ein sehr gläubiger Mann, breitbeinig in der Eingangstür seiner Gaststätte stand und ich versteckt mich hinter ihm, und wir schauten den vorbeimarschierenden, „bewaffneten“, jungen Menschen nach.
Mein Großvater hat noch leise zu den jungen Menschen in seinem markanten altmärkischen Plattdeutsch gesagt, als sie vorbeigingen: „Schmed bloß de Dinger wech, ji sind doch eher dod, als ji denken künnt“.
Das hatte der SS-Mann gehört und meinem Großvater angedroht: „Wenn er nicht gleich den Mund hält, ist er schneller Tod, als er denkt“. Diesen wütenden Satz von dem SS-Mann habe ich bis heute in meinem Gedächtnis / „Ohr“.
Meine Großmutter hat dann mich und Großvater schnell von der Tür weg und ins Innere des Hauses hineingezogen und zugeschlossen, denn wir wussten, dass solche Texte, in Gegenwart von Nazis geäußert, tödliche Folgen haben konnten. Wir machten zur Straße hin alle Fensterläden zu und versteckten uns im Hausinnern zur Gartenseite hin.
https://www.az-online.de/altmark/tangermuende/letzte-hoffnung-tangermuende-4131356.html
Du hast selbst erlebt, wie junge Menschen im Zweiten Weltkrieg sinnlos geopfert wurden – ein Krieg, der nur Leid und Tod brachte. Doch genau das passiert heute wieder in der Ukraine. Russland führt einen Angriffskrieg, in dem junge Männer und Frauen sterben, Städte zerstört werden und Millionen fliehen müssen. Trotzdem rechtfertigst du regelmäßig diesen Krieg und verteidigst die russische Aggression, als wäre sie legitim. Das ist eine direkte Missachtung des Leids, das du selbst erlebt hast.
Gleichzeitig verklärst du regelmäßig die DDR, ein System, das Menschen unterdrückte, Meinungsfreiheit einschränkte und Andersdenkende verfolgte. Du kritisierst die Grausamkeit des Krieges, aber verteidigst eine Diktatur, die Menschen ihrer Freiheit beraubte. Das ist ein fundamentaler Widerspruch, der zeigt, dass du bereit bist, Unrecht zu relativieren, wenn es deiner politischen Überzeugung entspricht.
Experte....
Vielen Dank @zetra, für Deine sehr interessanten Erinnerungen als Zeitzeuge. Glaub mir, das meine ich wirklich ehrlich.
Endlich hast Du es auch mal geschafft, Deinen Text in einem verständlichen Deutsch zu verfassen.
Was ich aber niemals verstehen werde ist, dass Menschen, die genau solche schrecklichen Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg machen mußten, heute ein russisches faschistisches Regime beim Feldzug gegen die Ukraine unterstützen.
Zeitzeugen Schilderungen sind subjektiv, zudem im Laufe der Zeit verklärt, so wie in der Wahrnehmung aus einer mäßigen Gegenwart, die " gute alte Zeit" wird.
- Ein Tathergang kann nie völlig objektiv geschildert werden, denn unsere Wahrnehmung ist selektiv und Erinnerungen oft bruchstückhaft oder gar falsch, weshalb in der Kriminalistik der Sachbeweis höheren Stellenrang hat.
- Das Zeitzeugen wegsterben ist der Gang der Dinge und bald wird das wie bei der letzten Überlebenden der RMS Titanic ,
Elizabeth Gladys „Millvina“ Dean (* 2. Februar 1912 in London; † 31. Mai 2009 in Ashurst, Hampshire) überlebte 1912 den Untergang des Passagierschiffs Titanic. Nach dem Tod Barbara Daintons im Jahr 2007 war sie die letzte Überlebende der Schiffskatastrophe. Wie Dainton war sie zum Zeitpunkt des Unglücks noch ein Baby.
https://en.wikipedia.org/wiki/Barbara_West
auch für WW2 Zeitzeugen zutreffen.
Ein ernstes Problem?keineswegs, oder wen interessiert noch 333 Issos Keilerei , außer Historiker ?
Ich finde es insgesamt problematisch, dass diejenigen wegsterben, die erfahren haben, was Nationalsozialismus, Krieg und Verfolgun WIRKLICH bedeuten.
Es ist zwar schade, wenn es keine lebenden Zeitzeugen mehr gibt.
Aber im Vergleich zu geschichtlichen Ereignissen, die noch viel länger zurückliegen, gibt es reichlich Filmmaterial und auch anderes Beweismaterial, das uns immer noch aus dieser dunklen Periode deutscher Geschichte zur Verfügung steht.
Wir brauchen die Zeitzeugen nicht zwingend.
Danke für deine Antwort