Würdest du dich schlagen lassen, ohne zurück zu schlagen, wie Jesus es gelehrt hat?

andere 41%
ja, ich würd mich schlagen lassen 35%
nein ich würd zurückschlagen 24%

17 Stimmen

13 Antworten

Ich arbeitete in der ambulanten Pflege in Köln. Da wir 1. auch in sehr ungemütliche Gegenden fahren müssen und 2. auch mit aggressiven Patienten zu tun haben, hat mein Arbeitgeber vor einiger Zeit ein Seminar zum Thema Gewaltprävention angeboten.

Hierzu zwei Beispiele:

1) Vor ca 25 Jahren kam ich in eine Kneipe die ich nicht kannte. Es waren nicht viele Leute dort, nur ein paar Stammkunden an der Theke. Ich setzte mich ebenfalls auf einen Hocker an der Theke und die Stammkunden nahmen mich sehr freundlich in ihre lustige Runde auf. Neben mir saß eine junge Frau, die die Eigenart hatte mir immer wenn sie über mich lachen musste, ihre Hand auf die Schulter zu legen. Als sie das mal wieder tat, ging gerade die Türe auf. Schlagartig war die Stimmung verändert. Alle sahen entsetzt zu dem der da rein kam. Auch meine "süße" Sitznachbarin zog ganz erschrocken ihre Hand weg. Ich drehte mich um, um zu sehen welches "Ungeheuer" da reingekommen ist. Ich hatte denjenigen noch gar nicht richtig gesehen, da bekam ich einen Schlag auf den Linken Wangenknochen und viel mit samt dem Hocker zu Boden. Die Frau sprang auf und stellte sich zwischen ihn und mich, aber er schob sie unwirsch zur Seite und stand breitbeinig vor mir. Vorsichtig, behutsam (um ihn nicht zu provozieren) stand ich auf, dann hob ich genauso behutsam den Hocker auf, stellte diesen wieder an seinen Platz setzte mich wieder und sagte zu meinem Angreifer: "Du darfst dich Jango nennen." Der Lacher in der Kneipe dürfte noch einige Häuser weiter zu hören gewesen sein. Der Typ packte die Frau am Arm und wollte sie mit raus ziehen, aber sie riß sich los und schrie ihn an, er solle bleiben wo der Pfeffer wächst und ähnliches. Er verließ daraufhin alleine die Kneipe.

2) Vor ca. 5 oder 6 Jahren stieg ich Abends im Dunkeln, in einer ziemlich unfreundlichen Gegend von Köln, aus meinem Dienstauto aus. Ich musste zu einem Patienten. In meiner linken Hand hatte ich den Bund mit den Patientenschlüsseln. Einen Metallring an dem ich von ca. 20 Patienten die Haus und Wohnungsschlüssel habe. Rechts standen in einer Einfahrt vier finster wirkende Jugendliche/junge Erwachsene. Als ich vom Auto losging in Richtung Hauseingang, bemerkte ich wie die Vier auf mich zugingen. Oder sollte ich besser sagen auf mich losgingen? Eins war klar: Sie wollten bestimmt keinen netten Abendplausch mit mir halten.

Ohne meine Blickrichtung oder meinen Gang zu ändern, wechselte ich mit gespielter Lässigkeit aber demonstrativ, den Schlüsselbund von meiner linken in die rechte Hand. Sofort fing einer der vier (der Anführer?) an ein Liedchen zu pfeifen und alle vier wechselten die Richtung in die sie gingen.

Nun wieder zum Seminar: Die Phase in der sich Täter dem potentiellen Opfer nähern nennt die Fachwelt Opferprüfung. Täter suchen sich ihr Opfer nach folgenden Kriterien aus. Das Opfer soll schwach, ängstlich, leise und unauffällig, und allein sein. Wenn es dem potentiellen Opfer in der Annäherungsphase also gelingt, in einem oder mehreren dieser Kriterien, die Einschätzung des Täters zu verändern, lässt der Täter von seinem Plan ab. Insofern war meine Geste mit dem Schlüsselbund genau die richtige. Für die Bande war das die Aussage: Ich werde mich wehren. Und die gespielte Gelassenheit dabei hieß: Und glaubt mir mal dass ich mich wehren kann. Kommt ihr mal ruhig her, wenn ihr Aua haben wollt.

Und nun zu unserem Glauben: In dem ersten geschilderten Fall gibt es wohl kaum eine Frage. Die Aussage Jesu, "wenn dir wer über die rechte Wange streicht, dann biete ihm auch die linke Wange dar, habe ich ziemlich wörtlich umgesetzt. ABER: Ich habe den Angreifer doch völlig lächerlich gemacht. Soll Jesus das etwa damit gemeint haben??? Mach deinen Feind lächerlich vor seinen Freunden.????

In dem zweiten Fall weiß ich nicht ob ich überhaupt gewillt gewesen wäre einem dieser jungen Menschen den Schlüsselbund durch das Gesicht zu ziehen. Immerhin würde das sein Gesicht bis ans Lebensende zeichnen. Von der Gefahr für die Augen mal ganz abgesehen. Aber darf ich als Christ eine solche Drohgebärde machen, wenn mein Ziel lautet, meinem Gegner die andere Wange hinzuhalten???

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
andere

Es geht darum, sich nicht zu rächen/nach Vergeltung zu suchen.

Das wäre nicht mein Ziel. Wenn mir oder anderen aber jemand ernsthaft schaden will, dann verteidige ich mich und andere. Wir sind sogar gesetzlich zu Selbstverteidigung verpflichtet.

Und mit diesem Gebot hat Jesus etwas taktisch total Kluges empfohlen, was auch heute bei Kampfsportarten beigebracht wird:

Konfliktvermeidung ist die erste Anlaufstelle. Den Gegenüber ein wenig herunterbringen und nicht direkt den Streit noch mehr anstacheln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Königskind ❤🔥✝️
ja, ich würd mich schlagen lassen

Wobei man bedenken sollte das Jesus nicht gesagt hat:

"Lasst mit euch alles machen"

oder..

"Lasst Eure Frauen und Kinder vergewaltigen"

oder..

"Sieht zu wenn Unrecht geschieht"

Man sollte schon unterscheiden und prüfen was gerade Sache ist.

andere

Das ist metaphorisch gemeint. Das heisst, dass man es hinnehmen soll, wenn jemand einem böses tut. Man sollte es akzeptieren und ihm mit Liebe entgegnen.

andere

Ich würde versuchen, wie Jesus zu reagieren.

Mit Worten und nicht mit Schlägen zu antworten. Von Schläge halte ich so oder so nichts.

Das förder nur eine Gewaltspirale, die man nicht mehr in den Griff bekommt.