Inwiefern ist es für Christen legitim Gewalt anzuwenden?

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Kurze Antwort:

Rache ist verboten; Notwehr und Nothilfe sind erlaubt. Das sieht auch unser Grundgesetz so.

Etwas ausführlichere Antwort:

In der Bergpredigt (vgl. Matthäus 5) steht der bekannte Spruch, dass Chisten "die andere Backe hinhalten" sollen. Es ist die Frage, was das genau in der Praxis bedeuten kann?

Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.

Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.

Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.

In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt

An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.


Avena  13.12.2020, 00:50

Sehr gut ausgedrückt, Chris.

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chrisbyrd  13.12.2020, 12:48
@Avena

Viele Dank, liebe Avena!

Ich wünsche dir eine schöne und gesegnete Adventszeit (und viel Gesundheit in diesen Tagen)!

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MagicMomentz 
Fragesteller
 13.12.2020, 13:03

Danke für deine fundierte Antwort

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chrisbyrd  14.12.2020, 23:10

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

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Zuerst mal: Jesus wurde im Tempel nicht gewalttätig gegenüber Menschen. Petrus reagierte des Öfteren etwas über, Jesus begang ein Wunder und brachte das abgehackte Ohr wieder an. Er zeigte Petrus somit auf dass er falsch gehandelt hatte.

Christen könnten Gewalt anwenden z .B. um sich zu verteidigen wenn sie angegriffen werden oder um größeren Schaden zu verhindern.

Christen sollen aber nicht aggressiv sein, sondern sich friedensstiftend verhalten. Das betrifft den ganzen Charakter: Kein Mobbing, keinen Streit anzetteln etc. Dadurch dass sie sich vom Heiligen Geist verändern lassen, gelingt ihnen das normalerweise im Laufe ihres Lebens je länger je mehr (ist auch meine persönliche Erfahrung), aber nur wenn man auch die persönliche Beziehung zu Jesus Christus pflegt.

Woher ich das weiß:Hobby – Bibelschule, gute Predigten, Bibellesen, Austausch

Du verstehst die Gewalttätigkeit im Tempel besser, wenn Du erkennst, dass Jesus Teil des dreieinigen Gottes ist.

In seinem Haus - dem Tempel - wurde nicht nur gebetet, sondern in den Vorhöfen auch Geschäfte getätigt. Man verkaufte Opfertiere. Doch anscheinend ging nicht alles mit rechten Dingen zu. Es dürften oft kranke Tiere verkauft worden sein. Da die Tempelbesucher aus fernen Ländern nach Jerusalem kamen, kannten sie den "Wechselkurs" nicht. Es ist anzunehmen, dass man sie oft "übers Ohr gehauen hat". Jesus meint deshalb, dass sie aus dem Heiligen Gebäude eine "Räuberhöhle" gemacht haben.

Zur Verteidigung (von Jesus), wie es Petrus getan hat, ist es aus meiner Sicht legitim, Gewalt anzuwenden.

Das mit "die andere Backe hinhalten" wird oft falsch verstanden. Es geht nicht darum, nichts zu tun. Man soll sich klug verteidigen. Wurde man auf die gleiche Art zurückschlagen, so würde es eine Gewaltspirale geben. Die könnte dann bis zur Blutrache gehen.


MagicMomentz 
Fragesteller
 12.12.2020, 18:45

Genau so sehe ich das nämlich auch

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Pit29777  12.12.2020, 23:52

Hallo😊😃

Die Dreieinigkeit ist eine heidnische Irrlehre.Die ersten Christen hatten mit so etwas nichts zu tun.

Wer mehr erfahren möchte der kommt bitte auf mein Profil wo eine schöne Webseite zu finden ist wo man die biblische Wahrheit kennen lernen kann.

Liebe Grüsse😊

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Jesus lehrt Gewaltlosigkeit, was die alte Regel im AT zunichte machen sollte, wo es heißt "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Das Gebot der Feindesliebe meint Vergebung statt Vergeltung und Rache.

Das heißt aber keineswegs, dass man sich als Christ alles gefallen lassen müsste und sich nicht wehren dürfte, wenn es nötig ist. Das kann man auch, ohne Gewalt anzuwenden. Aber wenn mir jemand Gewalt antun will bzw. mich töten will, darf ich mich auch mit Gewalt zur Wehr setzen, das nennt man Notwehr. Christen dürfen also keinen Angriffskrieg starten, wohl aber zur Verteidigung einschreiten.

Petrus wollte seinen Herrn mit Gewalt verteidigen und Jesus tadelt ihn dafür. Er hat es nicht gutgeheißen.

Im Gegensatz dazu steht die Ehrfurcht vor dem Heiligen. Die nennt man Gottesfurcht. Das bedeutet, dass das Prinzip der Gewaltlosigkeit und Liebe zum Nächsten bis hin zum Feind nicht gleichzeitig bedeutet, dass Gott nur "lieb" sei, wie es scheinbar heute allgemein gedacht wird. Gott ist die Liebe, aber die schließt seine Gerechtigkeit nicht aus. Es gibt auch einen "heiligen Zorn", der nicht zuschaut, wie das Heilige missbraucht wird. Jesus war der Tempel als Haus Gottes heilig, er lässt es nicht zu einer Räuberhöhle machen durch Geldwechsler und Händler. Liebe schließt nicht aus, dass gegebenenfalls auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört, weil es Menschen gibt, die keine andere Sprache verstehen.


MagicMomentz 
Fragesteller
 12.12.2020, 18:49

Danke für deine Antwort. Genau darauf wollte ich hinaus

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Avena  13.12.2020, 00:48

Sehr guter Kommentar. Das unterschreibe ich alles. Brauche deshalb nicht mehr selbst zu antworten ;)

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Christen sollten sich von Gewalt distanzieren (es gibt natürlich Ausnahmen, beispielsweise wenn ein Christ auch Polizist ist).

EIN Grund, warum wir Christen uns von Gewalt distanzieren sollten, ist das Wissen um unsere Kirchen- und Missionsgeschichte. In den ersten drei Jahrhunderten hat das Christentum, insbesondere durch die Christenverfolgenungen, viel Gewalt erfahren. Ab dem 4. Jahrhundert, als das Christentum Staatsreligion wurde, hat auch das Christentum Gewalt angewandt, um religiöse Ansprüche durchzusetzen. Dies geschah allerdings im Widerspruch zur Ethik Jesu (Doppelgebot der Liebe, Bergpredigt).