Ist es legitim Gewalt anzuwenden, um politische Ziele zu erreichen?
Wie steht ihr dazu? Habt ihr Beispiele aus der Geschichte?
8 Antworten
Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten, denn die Antwort unterscheidet sich von Fall zu Fall und klingt je nach Perspektive des "Antwortgeber" völlig anders.
Beispiel: der amerikanische Unabhängigkeitskrieg. In den Augen der Revolutionäre war er ein gerechtfertigter Kampf mit dem Ziel, sich von Unterdrückung und Unrechtsherrschaft zu befreien. Aus britischer Sicht war er eine illegale, gewaltsame Rebellion gegen die legitime Herrschaft der Krone.
Genau so kann man zu jeder gewaltsamen Aktion in der Geschichte der Politik zwei Perspektiven finden.
Politische Gewalt ist nach dem Grundgesetz (soweit ich weiß) nur in einem Fall gestattet.
Nach Artikel 20 Absatz 4 darf jeder Deutscher gegen jeden, der die in Absatz 1 bis 3 genannten Grundsätze beseitigen will, Widerstand leisten, sofern keine andere Abhilfe möglich ist.
Da gibt es wohl keine eindeutige Antwort. Beispielsweise wäre es in meinen Augen gerechtfertigt gewesen, wenn die niederländischen UN-Truppen beim Massaker von Srebreniza Gewalt angewendet hätten. Beim Massaker von Sabra und Shatila haben die Israelis zugesehen, anstatt einzugreifen.
Gewalt ist nie gerechtfertigt.
Gerade bei der Durchsetzung von politischen Zielen ist sie vollkommen fehl am Platz.
Man siehe die Zeit des Nationalsozialismus:
Hitler bzw. die NSDAP hat Gewalt angewandt, um ihre Ideologie und ihre politischen Ziele durchzusetzen.
Stimmt. Ich hätte "Gewalt ist nie gerechtfertigt" schreiben sollen. "legitim" passt in diesem Fall nicht.
Falsch, auch gerechtfertigt ist sie in einigen Fällen. Wenn jemand einem ne geladene Waffe an Kopf hält und den Finger im Abzug hat, ist es mehr als gerechtfertigt wenn ich ihn außer Gefecht setzt, was in dem Fall ein Schuss in den Hirnstamm mit sofortiger Mannstoppwirkung und Tod heißt.
Nun ja. Das ist Gewalt in Form von Selbstverteidigung, die in solchen Fällen natürlich gerechtfertigt ist.
Jedoch spreche ich von unbegründeter Gewalt.
Dir ist schon der Unterschied zwischen einem positivem Ziel (ein Angriff) und einem negativen Ziel (die Verteidigung) bekannt, oder?
Nö, kann man nicht. Wenn eine Frau mit einem Vergewaltiger konfrontiert wird, dann haut sie dem entweder etwas geeignetes über den Schädel oder tritt ihm in die Eier. Da kann man sich nicht "ohne Gewalt wehren". Und wenn in einen Staat die Soldaten eines anderen einfallen mit dem Auftrag, all die "Untermenschen" im angegriffenen Land zu ermorden, dann wehrt man sich entweder mit Waffen oder lässt sich schlachten. Wer auch immer Dir etwas anderes erzählt hat, ist ein Idiot.
Um Vergewaltiger geht es hier nicht ;-)
Nur führt Gewalt zu mehr Gewalt.
Ja, ich stimme zwar zu, dass sich ein Land dann verteidigen muss, jedoch ist und bleibt Gewalt sche*ße. Nur da es in dieser Welt leider nicht ohne Gewalt geht, ist Gewalt höchstens als Reaktion auf anderweitige Gewalt gerechtfertigt.
Aber Gewalt sollte vermieden werden. In manchen Fällen gibt es keine anderen Auswege, in denen zu Gewalt (in Form von Selbstverteidigung) gegriffen werden darf.
Aber Gewalt als Angriff (nicht als Verteidigung) ist definitiv nicht gerechtfertigt.
"Nur führt Gewalt zu mehr Gewalt."
Wer hat Dir das gesagt? Wo führte jene Gewalt, welche Nazi-Deutschland oder das faschistische Japan besiegte, zu "immer mehr Gewalt"? Am Ende war Schluss, da hatte die entfesselte Gewalt der Verteidiger die Gewalt beendet.
Aber es ist richtig, für initiierte Gewalt (also des Angreifers) gibt es keinen Grund, außer vielleicht, der Andere holt grade selber unmittelbar zum Schlag aus.
Klar sollte Gewalt vermieden werden. Aber nicht um jeden Preis. "Appeasement-Politik" sagt Dir vielleicht etwas?
https://de.wikipedia.org/wiki/Appeasement-Politik
Keine Sorge. Die Appeasement-Politik von Großbrotannien sagt mir natürlich etwas ;-)
Nur ist die Reaktion auf Gewalt oft auch mit Gewalt verbunden. Damit meine ich nicht die Verteidigung, sondern die Racheakte.
Gewalt führt zu Hass bei jenen, die die Gewalt erfahren haben. Hass bringt manchmal wiederum Racheakte, die in Form von Gewalttaten enden können. Diese Rachegewalt schürt den Hass bei jenen, die diese spezielle Form der Gewalt erfahren haben.
Gewissermaßen ein nie endender Kreis von Hass, Rache und Gewalt.
Nur wenn man sich zusammenreißt und keine Racheakte durchführt, endet dieser Kreis.
Ja, aber das ist bei Staaten eher selten der Fall. Es geht bei Staaten um einen politischen Zweck, da müssen noch nicht mal Gefühle welcher Art auch immer eine Rolle spielen. Du bist ja schon in der neunten Klasse auf dem Gymnasium, falls das Thema Dich tiefer interessiert, dann empfehle ich Dir Carl von Clausewitz Klassiker "vom Kriege", insbesondere den ersten Teil (das erste "Buch"). Der ist zeitlos.
https://www.amazon.de/Vom-Kriege-vollst%C3%A4ndige-Carl-Clausewitz/dp/3868200010/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=vom+kriege&qid=1622136580&sr=8-1
Das Buch klingt durchaus interessant. Danke für die Empfehlung. Werde ich mir vielleicht mal "reinziehen" - wie mein Chemielehrer sagen würde ^^
Ich hatte es schon in Deinem Alter gelesen und als das mein Geschichtslehrer in der Oberstufe hörte (und sofort durch Fragen überprüfte!) hatte ich bis zum Abi eine Beton-Eins. ;-)
Ist schon bestellt ^^
Irgendwie habe ich mich kaum so sehr auf ein Buch gefreut wie jetzt :D
Naja zwiegespalten.
Das kommt auf den fall an.
Um sich zum Beispiel vor Gewalt zu schützen, NS Reich zum Beispiel ja, halte ich durchaus für legitim.
Das ist so pauschal falsch.