Welche Partei trägt am meisten Mitschuld am Höhenflug der AfD?
26 Stimmen
3 Antworten
Ich sehe die Hauptverantwortung für den Aufstieg der AfD ganz klar bei der AfD selbst. Sie arbeitet nicht mit sachlichen Argumenten oder realistischen Lösungen, sondern setzt gezielt auf Manipulation. Fakten spielen kaum eine Rolle, Wahrheiten werden verdreht oder weggelassen, solange am Ende genug Empörung entsteht. Ihr ganzes Prinzip beruht darauf, Misstrauen zu säen, Schuldige zu benennen und einfache Antworten auf komplexe Fragen zu geben. Sie spricht gezielt Menschen an, die frustriert oder politikverdrossen sind, und macht ihnen weis, sie sei die einzige ehrliche Kraft. Dabei geht es ihr nicht um Lösungen, sondern nur um Aufmerksamkeit und Stimmung.
Die etablierten Parteien wurden davon teilweise überrollt, weil sie Politik bisher anders verstanden haben und solch ein schamloses Vorgehen für Sie neu war. Sie machen zwar Fehler, aber sie versuchen, Probleme tatsächlich zu lösen. Die AfD dagegen freut sich geradezu über jedes neue Problem, weil sie es politisch ausschlachten kann. Je größer die Krise, desto mehr kann sie zuspitzen, verdrehen und provozieren. Und besonders in sozialen Medien ist sie extrem effektiv darin, genau diese Empörung groß zu machen. Während andere Parteien dort oft sachlich oder zurückhaltend auftreten, nutzt die AfD diese Plattformen gezielt, um Emotionen zu schüren und ihre Narrative möglichst wirksam zu verbreiten.
Ein Stück weit haben die etablierten Parteien der AfD den Aufstieg erleichtert, weil sie sie lange unterschätzt haben. Sie sind davon ausgegangen, dass man die AfD mit Argumenten stellen kann und dass den Leuten schon auffallen wird, dass da inhaltlich nicht viel Substanz dahintersteckt. Dabei haben sie völlig falsch eingeschätzt, wie gut einfache Parolen bei vielen ankommen und wie anfällig ein Teil der Gesellschaft für genau diese Form von Populismus ist. Viele haben gedacht, man könne das mit Aufklärung und Fakten einfangen, aber sie haben unterschätzt, wie stark sich Meinungen mittlerweile in Social-Media-Bubbles bilden, wo die AfD ganz gezielt und extrem wirkungsvoll ihre Botschaften platziert. Dieses Spiel hat sie früh verstanden und genutzt, während die anderen noch dachten, es reiche, sachlich zu argumentieren.
Und ihre neoliberale Ideologie, die sehr viel zum Auseinanderdriften der Lohnniveaus und zur sozialen Polatisierung beigetragen hat.
Ohne FDP und CDU/CSU, die damals maßgeblich die in dieser Form unsinnige Schuldenbremse propagiert und es durchgesetzt haben, dass die in die Verfassung kam, hätte die letzte Regierung auch niemals in solchen Schwierigkeiten gesteckt, dann wäre es wesentlich einfacher gewesen, angesichts der Kriesenentwicklung und des Ukraine-Krieges die Gelder hierfür, wie auch für die Erneuerung der Infrastruktur zusammen zu kratzen.
Dann hätte man die gleichen Ausgaben wie heute auch, nur ohne das unsägliche politische Chaos davor zu haben.
Merz hätte sich seinen peinlich verlogenen Wahlkampf sparen können, usw. usw.
Ich denke nicht. Die Ursachen für die AfD sind langfristiger. Und sie haben eine ganze Menge mit diesem vollkommen überzogenen Sparkurs zu tun, den die deutschen Regierungen seit der Eurokrise gefahen haben und mit dem Verfall, den der Investitionsstau ausgelöst hat.
Das wir stärkere Migration und daraus resultierend auch gewisse Probleme haben, würde die meisten Menschen weit weniger stören, wenn wir wenigstens funktioniernde Infrastruktur hätten, funktionierende Freizeitangebote in den Städten usw.
Natürlich, dadurch, dass man das alles hat verrotten lassen, und gleichzeitig immer mehr die Flucht- und Migrationsthematik in den Medien präsent war, ergibt sich für manche eben der Eindruck, es würde generell nur noch Geld für Flüchtlinge und Migranten locker gemacht, und die würden hier auf Kosten ihres Lebensstandarts leben.
Das ist insofern falsch, als dass sie annehmen, die Politik wäre gewillt ihnen mehr Geld zu lassen, wenn sie nicht Flüchtlinge durchfüttern müsste, was falsch ist, zummindest sofern es CDU/CSU, FDP und AfD betrifft, denn das einzige, was die machen würden, wenn der Staat durch weniger Flüchtlinge weniger Sozialausgaben hätte, wäre nicht das Budget zu Gunsten der Entlastung von Geringverdienern umzuverteilen, sondern die Steuern der Spitzenverdiener noch weiter zu senken.
Der eigentliche Fehler ist, aber die Festlegung auf die neoliberale Ideologie und die im besonderen der FDP propagierte Umverteilung von unten nach oben.
Ohne das Versagen der Volksparteien und vor allem die bürgerferne letzte Merkel-GroKo sowie dann die Ampel wäre die AfD in den letzten zehn Jahren niemals so erstarkt. Die Leute wählen die AfD nicht ihretwegen, sondern weil sie sich vor lauter Frust und Enttäuschung nicht mehr anders zu helfen wissen. Die Schuld liegt bei den Volksparteien, die zwar nach jeder Wahlschlappe "traurig" tun und von Demokratie faseln, aber genauso weitermachen wie bisher - da braucht sich keiner zu wundern und niemand Mitleid mit der CDU oder der SPD zu haben.
Weder hat der Osten "blühende Landschaften", die versprochen wurden (man sanierte lieber einige vereinzelte Prestigeprojekte und prunkvolle Bibliotheken, die dem kleinen Mann zum Beispiel in Bischofferode, Limbach-Oberfrohna oder Crimmitschau wenig bringen) noch tut die Politik ernsthaft was für den Ländlichen Raum - im Gegenteil.
https://www.youtube.com/watch?v=eOz6lip7AWc
Mit etwas Empathie und Lebenserfahrung kann man das schon verstehen, was da abgeht und warum die AfD so viel Zulauf Frustrierter erhält, die von der CDU enttäuscht sind; es ist schlicht die große Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik seit Jahren und seit spätestens "wir schaffen das", die hier durchschlägt.
Ich glaube, Merz Verhalten bringt der AfD noch mehr Stimmen.