Sollte das Jugendamt sofort eingeschaltet werden, wenn ein Kind extrem schlechte Noten hat?

Nein 91%
Ja 9%

33 Stimmen

5 Antworten

Nein

Nicht jedes Kind was schlecht in der Schule ist, wird daheim auch misshandelt oder vernachlässigt. Manchmal sind die Kinder eben einfach...schlecht. Oder faul. Oder grundsätzlich nicht für die jeweilige Schulform geeignet, weil sie es vom Intellekt her nicht packen.

Da ist nicht das Jugendamt gefragt, sondern dafür gibts Lehrer, die mit den Eltern in Kontakt treten sollten, oder umgekehrt.

Ich war früher auch oft in Sport schlecht. Aber das lag nicht an meinen Eltern, sondern dass ich einfach ein dicker Junge war, der keinen Bock auf Sport hatte. Mich haben Computer sehr interessiert. Aber sowas existierte ja in Bayern in den 90ern nicht in Schulen, die hatten vielleicht nen Abakus, aber sonst nichts. Es gab Lehrer , die im "Computerraum" nicht mal wussten, wie man die uralten Rechner überhaupt einschaltete. Geschweige denn dass sie auch geschaut hätten, dass der Bildschirm überhaupt angeschaltet war. So entfiel die ein oder andere Stunde wegen "technischen Problemen".

Das ist auch das, was mich bis heute am Schulsystem richtig nervt - die Individualität geht völlig verloren. Man wird in ein System gepresst und es heißt friss oder stirb. Über Jahre.


danzka  10.07.2025, 22:02

Du bist mir ja ein richtiger Psychotraumdingsbums-Fachmann. Eingangs bewertest du, dass Kinder einfach manchmal "schlecht" und/oder "faul" sind und unten beschwerrst du dich (richtigerweise) über das Schulsystem. Das ist doch total ambivalent.

Thomas Richter  10.07.2025, 22:17
@danzka

Ja, wer in dieses "System" nicht rein passt und damit relativ wenig anfangen kann, hat meines Erachtens nach auch eine höhere Wahrscheinlichkeit faul zu sein, und eben dann keine Schulsachen zu erledigen. Folglich ist man auch schlecht in der Schule. Für mich schließt das Eine das Andere nicht aus, vielleicht habe ich es auch einfach falsch ausgedrückt.

Das hat jetzt auch nichts mit meinem Beruf zu tun, es war einfach nur meine persönliche Meinung und auch Erfahrung...

danzka  11.07.2025, 08:08
@Thomas Richter

Ich war auch ungenau. Folgende Kausalität:

1. Unsere Sprache beeinflusst unser Denken und andersherum.

2. "Schlecht" und "faul" sind pauschalisierende Bewertungen einer Person. Du beziehst die zwar auf den Schulort. Gleichzeitig muss das Kind nicht "schlecht" in allen Bereichen sein. Und dazu zähle ich auch das Sozialverhalten. Du warst "schlecht" (besser: ungeübt) in Sport. Hättest du z.B. eine Leidenschaft für Sport entwickelt, hättest du auch mehr getan und hättest im Endeffekt eine bessere BEWERTUNG in Form einer Note bekommen. Und das bringt uns zu Punkt 3.

3. Stichwort "Bewertung": Eines der Haupt-Hieb-und-Stichmittel des Schulsystems. Ab 1. Klasse bekommen die Kinder eine Bewertung ihres Tuns (Noten, Stempel usw.). Alle Kinder müssen zur selben Zeit Lesen, Rechnen usw. können, obwohl das für sie gerade nicht dran ist. Und dann wird das auch noch BEWERTET. Und die Eltern als wichtigste Instanz bekommen Schweissperlen auf der Stirn, wenn das Kind nicht FUNKTIONIERT. Und wo das noch hinführen kann, brauch ich dir nicht zu erzählen.

Also: Du bewertest mit deiner Sprache. Schule bewertet mit Noten (und garantiert auch mit Sprache...wie wir alle). Und beides trägt dazu bei, dass Individualität eingeschränkt wird.

Thomas Richter  11.07.2025, 12:21
@danzka

Es ist aber doch allgemein in unserer Gesellschaft so, dass die Noten letztendlich definieren ob ein Kind in der Schule schlecht ist oder aber auch faul (kommt immer drauf an, warum man schlecht ist). Ich könnte natürlich auch sagen "in diesem Themengebiet kein hierzulande altersentsprechendes fundiertes Wissen, was in der Schule gelehrt wird" - für mich ist das eben einfach gesagt "schlecht". Schlecht in einem Fach oder generell schlecht in der Schule, wenn es sich durch viele Fächer zieht. Der Rest ist nur Wortklauberei und letztendlich läufts doch alles sowieso aufs Selbe raus. Leider zählt letztendlich ja doch nur das Abschlusszeugnis und wenn in diesem jemand schlecht war, macht sich niemand die Mühe und fragt nach woran es gelegen ist, weil das auch nichts dran ändern würde und auch im Nachhinein schwer validierbar wäre, was auch immer dann gesagt wird. Alles was davon dann übrig bleibt, ist diese einzige Zahl, das wars.

Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich das eben im Nachhinein betrachtet so sehe, dass man viel zu sehr in Schubladen gesteckt wird. Das wäre ja nichtmal das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem ist, dass man dann in dieser Schublade jahrelang verbleiben muss, egal wie es einem damit geht oder ob man sich eine andere Wahl gewünscht hätte. Ich hatte jedenfalls früher andere Interessen, wie denke ich viele andere Kinder auch. Das war mitunter ein Grund, warum ich in vielen Fächern "schlecht" war und das Lernen oder das Befassen mit dem Stoff weder Freude, noch Interesse ausgelöst hat, weswegen ich dann auch natürlich nicht gerne gelernt habe.

Aber ja klar, ich weiß auch was du meinst!

Nein

Es kann viele Ursachen haben warum ein Kind extrem schlechte Noten hat.

Ich kann da von mir selber sprechen. Liegt zwar schon über 30 Jahre zurück aber das war schon schlimm...

Zunächst mal wurde ich von den Lehrern abgestempelt. Ich musste die 5. Klasse wiederholen, weil meine Eltern kein Geld hatten die Schulbücher zu kaufen. Erst kurz vor den Halbjahreszeugnissen habe ich bei einem reicheren Onkel um das Geld für die Bücher gebettelt.

Ich hab zwar in der Wiederholung nur 1er und 2er gehabt, und das folgte auch in der sechsten Klasse, aber die Lehrer haben mir als Asi abgestempelt. Klasse wiederholt, gleich dumm. Das es an den fehlenden Büchern lag war ja egal. Ich konnte halt die Hausaufgaben machen. In der sechsten wurde entschieden wie es ab Klasse 7 weiter geht. Hauptschule, Realschule oder Gymnasium.

In der Hauptschule landeten alle die, deren Eltern arbeitslos waren, deren Eltern im Hausmeister oder Putzdienst waren, also wo klar war, da ist weniger Geld da und da war dann klar, der Stand war hier das ausschlaggebende. Ich kam also in die Hauptschule. Weil, wir waren ja Asis, weil wir von Sozialhilfe lebten.

Das ging dann auch weiter so. Weil die Lehrer sich dann auch nicht die Mühe machten uns was beizubringen. Daher waren die Noten eher zwischen 4 und 6. Wie lief denn so eine Stunde ab. Ich nehme mal Mathe als Beispiel. Nach einem Halben Jahr auf der Hauptschule wurden wir in Gruppen eingeteilt. A die besseren Rechner, B die Dummen. Mich hat man in B gesteckt.

Der Lehrer kommt in die Klasse. Wirft mit einem Scheppern seinen Koffer auf den Pult, öffnet ihn und holt Semmel und Zeitung raus. Dann geht er auf die Tafel und schreibt. Buch aufschlagen, Seite 15 Aufgaben A bis G. Dann sagt er: "Was ihr nicht schafft ist Hausaufgabe. Ich will nix hören und niemanden sehen, fangt an!" Dann saß er sich hin und aß und las Zeitung. Manchmal hatte er nen Kaffee dabei. Der B Kurs hat also in all den drei Jahren bis zur 9. Klasse nix gelernt. Mit einer Ausnahme....

Irgendwann war der Lehrer krank. Ein Vertretungslehrer aus der Realschule war dann am Start. Wir hatten Prozentrechnung. Er kam zu jeden an den Tisch. Bei mir war er ganze 5 mal, weil ich es nicht gerafft hatte. Er zeigte Geduld und war freundlich. 3 Wochen war er da und am Ende konnten alle Prozentrechnen. Der andere Lehrer war irgendwann wieder da und dann hieß es: "Hefte raus, Mathearbeit.....!"

Wir lagen alle zwischen 1 und 3. Da sagte er: "Diese Arbeit lasse ich nicht gelten, ihr habt alle voneinander abgeschrieben". Das stimmte aber nicht. Ich hätte in der Arbeit eine 2 gehabt. Ich hatte bis dato nie eine 2 in Mathe und danach auch nie wieder. Beschweren konnten wir uns nicht. Es waren die frühen 90ger. Da ging weder Mutter noch Vater vor den Rektor um sich zu beschweren. Ich habe meinen Eltern nie erzählt was passiert ist, weil unter der Arbeit stand: Note 2 - Abgewertet da abgeschrieben, nicht benotet..... Wenn meine Eltern das Wort "abgeschrieben" auch nur ansatzweise gelesen hätten, bekäme ich eins hinter die Moppen bekommen. Also schuldlos noch einen auf die Löffel erhalten. Es hat keiner seinen Eltern gesagt das wir eine Arbeit hatten. Es war so gemein....

Gleiche Schule, anderer Lehrer:

Bundesjugendspiele. Ich war leicht pummelig. Mir lagen Ballspiele eher als die Übungen der Bundesjugendspiele. Unser Lehrer sagte, wer beim großen Lauf als letzter ins Ziel kommt, der ist mit einer 5 durchgefallen. Der hat die Spiele tatsächlich benotet. Jahre lang. So hatte ich im Halbjahreszeugnis immer eine 2, und im Endzeugnis immer eine 4. Irgendwann habe ich mir gesagt, ich streike. Ich war in dem Jahr 15 Jahre alt und hab gesagt, wenn ich eh immer eine schlechte Note bekomme, dann kann ich auch streiken. Ich machte nicht mit. Bekam dadurch auch eine 5 und am Ende auch eine 4. Dafür hatte ich mich in diesem Jahr aber nicht tot gemacht auf der Aschebahn. Fazit, du kannst dich abstrampeln und die Schlechte Note bekommen, oder du kannst dir nen Lenz machen und bekommst die gleiche Note.... Wahnsinn.

Von meiner ersten Mathelehrerin hab ich eine Backpfeife bekommen weil ich mit weigerte eine Textaufgabe zu lösen. Ein Sportlehrer sagte, er macht bei mir keine Hilfestellung. Ich müsse es ohne über den T-Bock schaffen. Ich blieb mit dem Fuß hängen und flog vorn über. Fuß gebrochen.

Und und und.....

Wenn du meinst das ist heute anders, dann kann ich dir mit einem Jein antworten. Ja es ist anders, aber das System der Schule ist nicht grade besser geworden. Die Leichen liegen heute wo anders im Keller.

Das Jugendamt wird nur aktiv, wenn Ausfälle vorhanden sind. Bei schlechten Noten kommt keiner. Das weiß ich, weil ich immer schlechte Noten hatte, solange ich auf Regelschulen war. Später auf den Berufsschulen war es das komplette Gegenteil mit Ausnahme Mathe. Da habe ich nie aufgeholt. Aber in allen anderen Fächern immer Glanz-Noten erhalten. Aber dadurch das ich durch die Hauptschule so einen schlechten Start hatte, war es so, dass ich meinen Traumjob (Dolmetscherin) nicht machen konnte. Ich musste dann auf Kinderpflege umsatteln. Allerdings mit wenig bestand. Ein paar Monate vor Ende sagte man uns, das Leute in dem Beruf in unserem Bundesland nicht mehr eingestellt werden. Ich machte weiter auf Sozialassistent und dann ging ich auf die Fachhochschule für Sozialpädagogik und Erziehung und wurde Erzieherin. Ein Job für den man Abi braucht. Am liebsten würde ich allen alten Lehrern meine Zeugnisse und Abschlüsse unter die Nase reiben und sie rechts und links um die Ohren klatschen. Leider sind die schon tot.....

Aber du siehst, es liegt nicht immer an der Familie. Das System ist der Hauptschuldige. Und dagegen macht der Staat nix, weil das Ländersache ist.

Nein

Nein, wenn dann höchstens in der Grundschule, wenn das Kind wirklich bei den Grundfertigkeiten gravierende Rückstände hat und es wahrscheinlich ist das es das Kind nichtmal in die fünfte Klasse Hauptschule schaffen wird.

Auch das muss natürlich nicht immer die Schuld der Eltern sein, sondern es kann auch sein das das Kind eine Lernbehinderung hat, aber da wäre es dann nicht verkehrt wenn das Jugendamt für gezielte Fördermöglichkeiten miteinbezogen wird.

Aber wenn ein Kind der 7. Klasse Gymnasium schlechte Noten hat ist das wirklich kein Grund.

Nein

Noten haben nichts mit Kindeswohlgefährdung zu tun! Ja es kann ein Anzeichen sein, aber in 99% der Fälle ist das Kind faul oder hat eine Kernschwäche

Nein

Das Jugendamt hat damit nichts zu tun.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe ein Kind.