Haben wir eine Seele oder sind wir nichts weiter als eine Zusammenarbeit biologischer Vorgänge die aufhören zu funktionieren wenn wir sterben?

Wir sind nichts als Zellen, Neuronen usw. 41%
Wir haben eine Seele 30%
Eigene Antwort 30%

27 Stimmen

13 Antworten

Eigene Antwort

"Seele" ist ein Begriff aus einer bestimmten Kategorie von Begriffen, die alle eine besondere Eigenart haben. Solange man sie im Alltag verwendet, glaubt jeder zu wissen, was gemeint ist. Sobald man aber anfängt, diese Begriffe genauer zu untersuchen, zu definieren oder zu erklären, werden sie immer unklarer, immer verschwommener und irgendwann entgleiten sie einem völlig und je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, umso weniger weiß man darüber. Irgendwann weiß man dann nur noch, was es nicht ist, hat aber keine Worte mehr dafür, was es ist. Weitere Begriffe neben "Seele" aus dieser Kategorie wären z.B. auch "Liebe", "Energie" oder "Zeit".

Die Vorstellung, dass der Mensch sich in Körper, Geist (Bewusstsein) und Seele aufteilen lässt und jedes dieser Teile eine eigene Einheit (Entität) für sich darstellt, die getrennt von den anderen existieren kann, geht auf das mechanistische Weltbild von René Descartes zurück. Der behauptete im 17. Jahrhundert, jedes Tier und auch der Mensch seien wie ein Uhrwerk aus einzelnen Rädchen aufgebaut, die man einzeln herstellen und betrachten könne und wenn man die Einzelteile und deren Funktion verstünde, dann verstünde man auch den Gesamtmechanismus. Das war eine reduktionistische Betrachtungsweise die darauf beruht, dass man jeden komplizierten Mechanismus wie auch den Menschen auf die Funktion seiner Einzelteile reduzieren könne. Diese Betrachtungsweise findet man auch in einigen Religionen, die Körper, Seele und Geist für sich getrennt betrachten und ihnen jeweils eine eigene Existenzmöglichkeit unabhängig von den anderen Teilen zuschrieben.

Diese reduktionistische Betrachtungsweise ist in der allgemeinen Bevölkerung und insbesondere unter Gläubigen nach wie vor weit verbreitet. In den Wissenschaften ist sie aber längst widerlegt. Da hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass komplexe Systeme grundsätzlich irreduzibel sind. Sie lassen sich nicht auf die Funktion von Einzelteilen (Systemelementen) reduzieren. Damit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, die schon Aristoteles in seiner Metaphysik formulierte: „Das, was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet – nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe –, das ist offenbar mehr als bloß die Summe seiner Bestandteile….“ oder verkürzt: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.

In diesem Lichte betrachtet ist der Mensch nur als Gesamtsystem sinnvoll zu betrachten. Körper, Geist und Seele sind keine tatsächlich vorhandenen Einzelteile sondern es sind menschliche Kategorisierungen, die lediglich Teilaspekte der Gesamtheit Mensch betrachten. Tatsächlich sind sie aber nicht unabhängig voneinander existent und es können daher auch keine klaren Grenzen zwischen diesen Kategorien gezogen werden. Alle drei sind voneinander abhängig und stehen in ständigen Wechselbeziehung zueinander und bedingen sich gegenseitig. Keines dieser drei virtuellen Elemente kann ohne die beiden anderen existieren.

Daher lautet meine Antwort: ja, der Mensch zeigt als Gesamtsystem Phänomene, die sich von ihrer jeweiligen Hauptwirkung durchaus in die Kategorien Körper, Seele und Geist aufteilen lassen. Es gibt allerdings keine Seele als Entität, die unabhängig von ihrem jeweiligen individuellen Gesamtsystem (also incl. unserem lebenden Körper) existieren kann.


Wir sind nichts als Zellen, Neuronen usw.

Ich denke nicht das so etwas wie eine Seele existiert.

Das was Hamburger über den Begriff sagt finde ich interessant und ich stimme dem durchaus zu. Wobei ich nicht finde das bei Zeit und Energie das zutrifft. Beides lässt sich wie ich finde durchaus strikt definieren.

Ich denke das wir gelinde gesagt schlichtweg eine biochemische Maschine sind. Das besondere an uns. Aber auch an etlichen anderen Lebewesen ist unser Bewusstsein.

Dies ist aber nach meiner Ansicht auch nur eine Eigenschaft die emergent aus dem System erwächst.

Und das ist schon ziemlich cool. Braucht aber nach meiner Ansicht nichts übersinnliches oder vergleichbares.


Hamburger02  03.05.2025, 12:16
Beides lässt sich wie ich finde durchaus strikt definieren.

Hmm, bisher ist die Wissenschaft aber daran gescheitert. Du kannst es ja mal versuchen. Aber wie gesagt, das wird dir nur gelingen, solange du an der Oberfläche bleibst und nicht versuchst, bis auf des Pudels Kern vorzustoßen.

Siehe auch hier:

https://www.gutefrage.net/frage/wieso-wird-ueberhaupt-darueber-diskutiert-ob-zeit-real-oder-ausgedacht-ist#answer-553410441

https://www.gutefrage.net/frage/energie--woher-kommt-sie#answer-514544539

FouLou  03.05.2025, 16:36
@Hamburger02

Verstehe. Der Unterschied in unseren Ansichten kommt daher das wir den Begriff Definition bzw. Definiert anders interpretieren.

Es scheint mir das du noch zusätzlich in der Hinsicht meinst das man im Endeffekt so gut wie alles über die Sache weiss. Bzw. In der realität nachweisen kann.

Ich sehe den Begriff weniger strikt. Harry Potter währe z.b. Ein gut definierter Charakter. Er existiert natürlich nicht in Real. Aber ist ja dennoch definiert als etwas.

Bei Energie sehe ich die klassische physikalische Definition als: die fähigkeit physikalische Arbeit zu verrichten. Bzw. Eben ein maß dafür.

Wie du selbst sagtest. Man kann damit rechnen etc.

Das sehe ich persönlich eben als ausreichend definiert. Und sogar noch in der Zweitbedeutung (im Sinne davon wie viel Energie eine Person hat etc.)

Im Vergleich dazu ist die Definition des Begriffes Seele eben überhaupt nicht gut definiert.

Bei Zeit sehe ich es sehr abstrakt. Zeit ist aus meiner Warte ein emergentes maß der veränderung in einem System. Sprich: jedes System das mindestens 2 zustände hat. Und von einem Zustand in den anderen wechselt. Hat automatisch eben Zeit.

Als Beispiel nehme ich hier mal gerne das System des Schachspieles. Ein komplettes Schachspiel besteht aus mehreren zügen. Beginnend beim ersten. Mit jedem Zug ist der Zustand des Spiels klar definiert. Die züge im Spiel Schach. Bilden die Zeit die im Schach vergeht.

Wir können z.b. Beschreibungen machen wie: vor 5 zügen wurde die Dame geschlagen. Nach 10 zügen hat der Bauer in eine Dame gewechselt.

Folglich: Zeit.

Unsere physikalische Zeit ist eine Form der Zeit. Das da noch eventuell Fragen offen sind. Wie z.b. woher der Zeitpfeil kommt und eben Prozesse nur in eine Richtung ablaufen. Usw. Sehe ich hier nicht als Hindernis.

Auch in diesem Falle ist die Definition wesentlich klarer als beim Begriff Seele.

Und nach meiner Ansicht eben in beiden fällen sind die Unterschiede so groß das wir sie nicht in einen Topf werfen sollten.

Hamburger02  03.05.2025, 19:09
@FouLou

Dagegen ist ja nichts einzuwenden, aber letztlich bestätigst du mein Aussage: diese Begriffe lassen sich leicht fassen und definieren, solange man an der Oberfläche bleibt und nicht in die Tiefe geht.

Beispiel Energie: auch Wärme bei Umgebungstemperatur ist Energie. Sie ist aber nicht in der Lage, irgendwelche Arbeit zu leisten. Das kann nur mechanische Energie.

FouLou  03.05.2025, 23:37
@Hamburger02

Das Beispiel stimmt aber nur bedingt.

Dazu muss man sich im Grunde ja nur wärme Energie genauer anschauen. Eines der Atome das ein anderes anstösst. Verrichtet so gesehen ja auch Arbeit.

Und wärmepumpen können diese Energie nutzen und woanders hin verfrachten. Z.b. um Wasser auf zu heizen. Das die wärme wieder in den Raum abgibt. Und wenn man es genau betrachtet ist das im Grunde Arbeit die verrichtet wird.

Die Teilchen des heißen heizkörpers wirken eine Kraft auf die Teilchen der Luft. Umgekehrt natürlich auch. Die der Luft erhalten Summa summarum aber mehr kinetische Energie als sie abgeben. Der Raum wird warm.

Das kann nur mechanische Energie.

Auch elektrische und chemische Energie.

Einfaches Beispiel für 1 ist der Elektromotor. Oder auch einfach nur ein Magnet den man zu nahe an Eisen packt.

Beispiel für 2 ne Stange Dynamit. Oder alternativ: ein Otto Motor.

Oh und natürlich kinetische Energie.

Nein Auto was mit 100km/h auf ne wand zu rast. Wird in kürze ziemlich viel Arbeit verrichten an der Wand. XD und an sich selbst.

Eigene Antwort

Wir haben ein Bewusstsein und innerhalb von dessen Inhalten denken wir und machen wir uns unsere Vorstellungen von uns, den anderen Menschen und der Welt und sammeln für diesen Zweck Informationen, nicht zuletzt, um uns zu orientieren u. den Körper kontrollieren zu können, damit wir unsere natürlichen Bedürfnisse befriedigen und den sozialen Interessen nachkommen können. Nicht das Hirn o. einzelne Teile wie Neuronen sind dafür verantwortlich, sondern wir selbst, d.h. unsere Vorstellung von unserem Ich, das Ich, die Persönlichkeit, die sich mit dem Erlernen der Muttersprache und der dadurch bedingten Übernahme des gesellschaftlichen Bewusstseins zugleich mit dem individuellen Bewusstsein u. der Selbstwahrnehmung entwickelte.

Das Bewusstsein besteht allerdings nicht nur aus Inhalten oder Informationen, sondern hat auch eine energetische Komponente. Wie das Universum so besteht auch unser Körper nur aus Energie und Materie. Das Bewusstsein kann, wenn es seine Funktion realisieren soll, physiologisch u. biophysikalisch nichts Statisches sein, d.h. es ist ein energetisch informationeller Prozess, der sich aus verschiedenen ineinander transformierenden Energieformen zusammensetzt und in den afferenten u. efferenten Nervenbahnen des akustischen Systems des VIII. Hirnnerven zwischen äußerer u. innerer auditiver Wahrnehmung und dem Gedächtnis abläuft. Die Bewusstseinsinhalte sind vor allem akustisch bestimmt und deren Wahrnehmung kann nur auditv, d.h., hörend erfolgen. Sprach-Information nehmen wir als Schall (akustische Energie) auf, der zu mechanischen Schwingungen transformiert wird, wobei die Information immer erhalten bleibt ...


Der Seelenbegriff stammt aus einer Zeit, in der man sich zwar bewusst war, dass ein Mensch weit mehr ist als ein biologischer Organismus aus Fleisch und Blut, aber keine Probleme damit hatte noch andere "Seinsebenen" für real zu halten, auf denen dann die Wesenheit, das Eigentümliche und auch Einzigartige der jeweiligen Person seinen Platz bekam. Rein mechanistisch war es kein Problem einfach noch eine Parallelwelt anzunehmen, auf der dann der gedachte unsterbliche Teil des Menschen seinen Ort hatte, der als die Seele des Betreffenden bezeichnet wurde. In dieser Wesenheit wurde auch das moralische Bewusstsein eingeordnet, d.h. die Verantwortlichkeit des Menschen vor Gott, letztlich praktisch auch alle sog. Charaktereigenschaften, die das zur Gemeinschaft fähige Wesen "Mensch" ausmachen. Die Gesamtheit der Fähigkeiten zum schlussfolgernden, rationalen Denken wurde irgendwie auch noch in eine Art Anteil des Menschen, der über das reine Fleischsein hinausgeht, etabliert. So konnte man sich mit der Einheit von Körper, Geist und Seele über lange Jahrhunderte zufrieden geben.

Erst mit dem Aufkommen der biologischen, der psychologischen und der medizinischen Wissenschaften kamen die Zweifel auf, dass es so eine Dreiheit von Personanteilen geben könnte. Anlass dazu war die Akzeptanz der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Wenn sich alle Organismen aus total primitiven einzelligen Urformen über die Entwicklungsgeschichte der Tiere bis zum Menschen herausentwickelt haben sollten, an welcher Stelle könnte sich dann etwas Zusätzliches wie der Geist oder die Seele gebildet haben? Einem Wurm wurde in jedem Fall eine Seele abgesprochen, bei einer Maus wurde man schon nachdenklicher, und bei einem Affen konnte man sich durchaus vorstellen, dass er vielleicht mehr ist als nur Körper. Doch dann kamen die Neuropsychologen und erklärten in ihren Modellen, wie sich aus einfachen Nervenstrukturen immer höhere psychischen Funktionen ableiten lassen, die das Verhalten des Menschen steuern. Wenige Moleküle einer psychogen wirksamen Substanz können aus einem intakten Menschen ein Verhaltens-Monstrum machen. Kleine Eingriffe in Gehirnstrukturen verändern die Gesamtpersönlichkeit. Weg ist jede Verantwortlichkeit, der Glaube an die Auferstehung - wie weggefegt - Moral - komplett verloren. Wie kann so etwas sein, wenn doch eigenständige Systeme die Seele oder den Geist festlegen?

Bilanz: Die unglaublichen Erkenntnisse, dass hochkomplexe Nervenstrukturen mit ihren biochemischen Epiphänomenen zu jedem beobachtbaren Verhalten als Erklärung reichen, dass Gedächtnis und letztlich auch erlerntes Moralverhalten ebenfalls aus Gehirnstrukturen hervorgehen können, führte zu der Einsicht, dass es letztlich nur physikochemische Systeme gibt, die zu all den Verhaltens- und Bewusstseinsstrukturen führen können, die wir heute beim Menschen vorfinden. Damit ist alles Menschsein materiell, selbst wenn milliardenfache elektrische Potentiale in den Gehirnen wohlkoordiniert interagieren und für uns die Illusion schaffen, dass es doch außer dem Leib noch einen Geist und eine Seele geben sollte.

Wenn wir keine Seelen hätten, dann gäbe es keinen seelischen Kummer, keine seelischen Störungen, keine seelischen Krankheiten und keine Seelenärzte.

Nach der Lehre des Christentums löst sich beim Tod des Menschen dessen Seele von seinem Körper und führt dann weiterhin ein Eigenleben. Nach anderen religiösen Lehren (bes. Buddhismus) durchwandern die Seelen immerzu neue tierische und menschliche Körper, bis sie endlich im Nirwana ankommen.