Eine Gesellschaft ohne Kontroversen?
Würdet ihr euch in einer Gesellschaft ohne Kontroversen wohlfühlen bzw. in einer Gesellschaft in der kaum noch jemand aneckt und die Mehrheit die gleichheitliche Gemeinschaft lebt?
Der Trend geht ja eher deutlich in die Richtung, besonders in den Medien, in den Schulen und in den Unis.
Ich gehöre auch zur Generation der jungen Erwachsenen und zu meiner Schulzeit war das auch schon so, dass von Lehrern propagiert wurde, dass man weniger man selbst sein soll, sondern die eigene Persönlichkeit mehr oder weniger nach dem Miteinander und den anderen Menschen ausrichten sollte.
Wenn jemand extrem gut im Sportunterricht war, dann sollte die Person absichtlich etwas zurückstecken und schlechter werfen, anstatt ihr Talent auszuleben, weil andere ja neidisch oder beleidigt sein könnten. Ein guter Tennis-, Fußball- oder Volleyball-Spieler war dem Sportlehrer einfach zu kontrovers, wenn er sein Talent dafür nutze, dass sein Team im Sportunterricht 10 zu 0 gegen die anderen gewinnt.
Oder wenn jemand eine gute Note bekommen hatte, dann sollte man das nicht zu laut erzählen, weil dass die schlechteren beleidigen könnte - solche Dinge.
Es ist heute eher gewünscht, möglichst keine Standpunkte oder Ansichten zu vertreten bzw. ein Charakter zu sein, der nicht ganz so populär und einheitlich ist, wie der Rest.
Stört es euch diese Entwicklung in der Gesellschaft und wie weit habt ihr das selbst schon mitbekommen? Egal ob in der Schule, in der Uni oder auf Arbeit.
Die Frage ist natürlich etwas philosophisch.
13 Stimmen
6 Antworten
Ohne Kontroversen, d. h. ohne Auseinandersetzungen, Debatten, Diskussionen und Meinungsstreit kommt es in einer Gesellschaft zum Stillstand und zur rückwärts gerichteten Enwicklung!
Eine jede produktive und sich weiterentwickelnde Gesellschaft braucht Kontroversen!
Diese sind wie das Salz im Meer, das alle in ihm lebenden Tiere am Weiterleben hält! So auch unser Gemeinwesen und seine Menschen!
Liebe Grüße und gute Wünsche!
Regilindis
Es ist schätzungsweise schiwerig eine Gesellschaft ohne Kontroversen zu Formen u.o. aufrechtzuerhalten. Selbst die Vorstellung einer konroversfreien Gesellschaft erscheint mir utopisch.
Menschen brauchen eine Art "kommunikative Gravitation" um sich selbst "ausrichten" zu können.
Menschen haben Gefühle, und damit einhergehend sind ebenfalls Handlungen oder Äußerungen, die als kontrovers angesehen werden könnten.
Menschen können nie aus der selben Perspektive berichten, was ein kollektives Verständnis von "Gleichheit", selbst wenn es nur die eigene Meinung betrifft, unmöglich macht oder verfälscht.
Ich fände es aber durchaus bedauerlich, wenn wir irgendwann tatsächlich ein derartiges "Hive-Mind" bilden und uns im einzelnen nicht mehr unseres Selbst bewusst sein könnten.
Bis dahin dauert das aber noch... vorrausgesetzt dieser Zustand ist überhaupt jemals realisierbar.
Das Spiel "Scorn" könnte vielleicht sogar einen Eindruck darüber verschaffen wie sowas eventuell aussehen könnte.
Schönen abend.
Eine Gesellschaft ohne Kontroversen ist extremistisch, das Szenario, das du beschreibst ist es bei weitem nicht.
Wenn Kontroversen nicht erlaubt sind, muss jeder Widerstand existenzgefährdend sein für sich selbst und jene, die einem am Nähesten sind hart bestrafen.
Eine Entwicklung zur Solidarität stört mich ganz sicher nicht und Möglichkeiten Exzentrik auszuleben gibt es genug.
Der Trend geht ja eher deutlich in die Richtung, besonders in den Medien, in den Schulen und in den Unis.
Weil die alle schon Gehirngewaschen des Todes sind!
zu meiner Schulzeit war das auch schon so, dass von Lehrern propagiert wurde, dass man weniger man selbst sein soll
Ja genau das ist die Gehirnwasche. Du bist gefährlich für Ideologien, wenn du "du selbst bist" deshalb wirst du in die Einrichtungen gesteckt. Seitdem ich selbstständig bin und meine eigenen Brötchen verdiene stelle ich mir immer mehr die Frage was mir das System JEMALS gegeben hat! Reine Zeitverschwendung war das nicht mehr und nicht weniger.
Du sollst nicht du selbst sein! Du sollst gehorsam sein! Das ist es was man dir eintrichtern will! Und das findest du gut? Ernsthaft? Sie verarschen dich nach Strich und Faden im Deckmantel der Egalität! Im Deckmantel der Gleichheit! Weil Worte wie:
- Liebe
- Gemeinschaft
- Zusammenarbeit
bla bla bla sich einfach GUT ANHÖREN. Aber Tatsache ist, dass Macht Strukturen im Hintergrund dennoch regieren du kannst dich ihr nicht entziehen! Es gibt keine Gleichheit. Es gibt kein "wir sind eins" Blödsinn!
Und entweder du verstehst die Strukturen und lernst in ihr zu agieren oder du gehst unter. Die Natur ist gnadenlos und sie interessiert sich nicht für Moral.
Egal wie gerne die Menschen sowas wie "Gleichheit" oder "Egalität" hätten. Sie werden niemals etwas an der Natur ändern können, dass Menschen und Geschlechter unterschiedliche Interessen im Hintergrund vertreten.
Die Herausforderung ist nicht wie wir "Gleichheit" schaffen sondern wie wir angesichts dieser Umstände eine funktionale Zivilisation schaffen können wo ein Zusammenleben möglich ist. Moral wurde dazu nur als Regulator der Natur erfunden. Moral hat nur das Gesetz des stärkeren reguliert aber Moral war nie der Maßstab der Dinge.
Und große Denker der Vergangenheit haben sich GENAU MIT DIESER FRAGESTELLUNG auseinander gesetzt! All die Großartigen Ideen und Errungenschaften der Voreiter:
- Rene Descart
- Friedrich Nietzsche
- Artur Schopenhauer
- Adam Smith
- Carl Gustav Jung
um nur einige wenige der Geschichte zu nennen! Ihre Gedanken und Ideen waren für die Entwicklung der Gesellschaft wie wir es heute kennen verantwortlich. Und jetzt was tun wir jetzt? Wir treten mit Füßen darauf um was zu erreichen? Gleichheit? Das ist doch ein beschissener Scherz!
Es ist so widerlich mit anzusehen wie Menschen über Themen sprechen wie: "Wir müssen den Kapitalismus überwinden!" bla bla ohne, das diejenigen sich überhaupt auch nur einmal die Gedanken von Adam Smith dem BEGRÜNDER des Kapitalismus auch nur ansatzweise auseinander gesetzt haben! Keine Ahnung haben aber rumjammern wie schlecht wir es doch haben!
Wieso? Wieso leben wir in einer freien Marktwirtschaft? Wieso ist das so? Was glaubst du wie sich das Entwickelt hat? Aus LANGEWEILE?! Und es geht nicht darum zusagen das es gut oder schlecht ist. Aber es ist anmaßend ohne zu verstehen wovon man überhaupt spricht zu glauben man wüsste wie es besser geht!
Und wenn das irgend so ein Karl Heinz Uwe von Neben an sagt, dann ist mir das egal. Soll er sich doch aufregen. Aber wenn es POLITIKER sind (und das haben wir zurzeit) die so einen Schwachsinn verbreiten ohne überhaupt zu wissen wer Adam Smith überhaupt war. Dann haben wir im wahrsten Sinne des Wortes Menschen an Machtpositionen die keinen Schnall davon haben was sie tun. Und das ist nicht traurig, das ist nicht schlimm, das ist peinlich.
Ich empfand das Leben in Deutschland schon immer als sehr individualistisch. Im positiven wie im negativen Sinne. Ok, das mit dem „Zurücknehmen“ in der Schule, das kenne ich mitunter auch, aber ansonsten ist Deutschland extrem freiheitlich. Ich hatte einen Schüleraustausch nach Japan gemacht; da bin ich zum ersten Mal mit echter gesellschaftlicher Normbindung in Berührung gekommen. Auch hier fand ich wieder: es hat alle gute und schlechte Seiten. Insgesamt empfinde ich eine „stille“ Gesellschaft, in der nicht ständig alle „ich ich ich“ rufen, als angenehmer.
In einer Gesellschaft gänzlich ohne Kontroversen würde ich natürlich nicht leben wollen (oder können, schließlich ecke ich selbst ja auch an). Es gibt aber kein Schwarz oder Weiß, sondern eine Bandbreite.
Ein guter Tennis-, Fußball- oder Volleyball-Spieler war dem Sportlehrer einfach zu kontrovers, wenn er sein Talent dafür nutze, dass sein Team im Sportunterricht 10 zu 0 gegen die anderen gewinnt.
Oder wenn jemand eine gute Note bekommen hatte, dann sollte man das nicht zu laut erzählen, weil dass die schlechteren beleidigen könnte - solche Dinge.
Es ist heute eher gewünscht, möglichst keine Standpunkte oder Ansichten zu vertreten bzw. ein Charakter zu sein, der nicht ganz so populär und einheitlich ist, wie der Rest.
Ich rate jetzt einfach mal: Du warst dieser Jemand? :) Ja, ein Talent wie zum Beispiel im Sport oder in einem bestimmten Fach so richtig ausleben zu können, damit hemmungslos hausieren gehen zu dürfen und von allen Seiten mit Neid und Lob und Bewunderung überschüttet zu werden, macht natürlich mehr Spaß, als dies nicht zu tun, menschlich vollkommen verständlich. Genauso wie es umgekehrt für jemandem, der in etwas schlecht ist, weniger schlimm ist, dies nicht (indirekt) ständig unter diese Nase gerieben zu bekommen, wie schlecht er im Vergleich zu anderen ist. Es ist alles immer eine Frage, ob man sich in den anderen hineinversetzen kann. Jemand, der immer gewinnt, hat oft Probleme, sich vorzustellen, wie unangenehm es ist, immer zu verlieren. Und jemand, der immer verliert, hat Probleme, den Gewinnern ihre Freude zu gönnen. Empathie, Einfühlungsvermögen und letztendlich Anstand sind Werte, die nicht angeboren, sondern anerzogen sind. Kleine Kinder heulen nicht mit, wenn das Kind heult, dem sie gerade an den Haaren gezogen haben, was viel Spaß gemacht hat. Sie heulen nur, wenn das andere Kind ihnen zurück an den Haaren zieht, und hier muss eben die Erziehung ansetzen. Später ab dem Teenager-Alter geht es dann eben nicht mehr ums Haareziehen, sondern um subtilere Dinge wie „Haha, ich hab schon wieder gewonnen und du hast schon wieder verloren“.
Kleiner Nachtrag: Schule ist eh auch nicht der Ort, an dem es wichtig oder sinnvoll ist, seine Talente auszuleben. Das tut man besser je nach Talent in seiner Freizeit, in regionalen oder internationalen Wettkämpfen oder später im Job. Jemand ist der beste Tennisspieler der Schule und gewinnt überraschenderweise schon wieder gegen jeden in seinem Jahrgang der Schule? Groooooßartig! Dann kann er sich ja mal stattdessen im den hundert Besten der anderen Schulen oder Tennisvereine seines Bundeslandes messen, mal schauen wie er dann abschneidet. Sportunterricht in der Schule soll keine Olympiasportler hervorbringen, sondern allen Schülern eine Gelegenheit zur Bewegung geben, weil das wichtig für die Gesundheit ist, mehr nicht. Jemand schreibt in jeder Englisch-Klausur 15 Punkte? Toll! Wirklich! Aber jedes Jahr schaffen weltweit Hunderte bis Tausende die Höchstpunktzahlen in TOEFL, IELTS, Cambridge etc, plus dazu kommen noch die vielen, vielen Muttersprachler. Kommt man gegen die dann auch an, das ist die Frage. Deshalb, sich darin zu weiden und darauf auszuruhen, der Beste in irgendwas aus einer Gruppe von vielleicht 100 Schülern in einem Jahrgang in einer Schule zu sein, ist auch ein bisschen gefährlich.