Die Duzkultur – Fortschritt oder Verflachung der Kommunikation?
Die sogenannte Duzkultur, also die weitverbreitete Praxis, Menschen unabhängig von Hierarchien oder Kontexten mit "du" anzusprechen, hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens und der Arbeitswelt ersetzt sie zunehmend das traditionelle "Sie". Doch ist diese Entwicklung ein Fortschritt für unsere Gesellschaft, oder führt sie zu einer Verflachung der Kommunikation?
Ist das ein Zeichen für moderne Offenheit, oder verlieren wir dabei einen wichtigen Teil von Respekt und Distanz?
- Wie handhabt ihr es in eurem Unternehmen?
- Wie findest du die Anwendung und Umsetzung in deinem Unternehmen?
- Wie findest die "Duzkultur"?
12 Antworten
führt sie zu einer Verflachung der Kommunikation?
Wieso sollte es das tun? Die Qualität einer Kommunikation hängt nicht vom verwendeten Personalpronomen ab, sondern vom Inhalt und wie dieser rüber gebracht wird.
Wie handhabt ihr es in eurem Unternehmen?
Wir duzen uns alle, vom Chef bis zur Putzfrau. Das ist in der Krankenpflege ziemlich üblich.
Ich finde das ganz gut.
Nein, ich finde ich kann dich, z.B. auch hier, so ansprechen, und trotzdem respektvoll bleiben.
"Sie Arsch" klingt bekanntlich auch nicht sehr höflich. ;-)
In Arbeitszusammenhängen seh ich das auch etwas weniger "offen" und finde das "Sie" dort auch manchmal besser. Ein "Du" gegenüber Chefs, ist halt, im anderen Extrem, auch schon wieder ein "Verschleiern" der eigentlichen Hierarchie, also wenn die Gegensätze zu groß werden, wirkt das "Du" dann auch unangenehm, fehlplatziert.
Ich halte es ebenfalls für eine Verflachung der Sprache; gerade in dem Berufszweig, in dem ich gearbeitet habe, haben sich alle geduzt, obwohl es das grösste aller Haifisch-Becken war…🤣
gerade in dem Berufszweig, in dem ich gearbeitet habe, haben sich alle geduzt, obwohl es das grösste aller Haifisch-Becken war…🤣
Ähnlich in meinem Umfeld. Es erscheint mir absurd einen Menschen zu duzen bei dem ich genau merke, dass er mir nicht wohlgesinnten ist. Das "du" verzerrt die Realität, schafft eine sprachliche Nähe die weder inhaltlich noch menschlich gegeben ist. Ich denke, dass kannst du sicher nachempfinden, richtig?
Es ist fast schon ein Doubleblind: "Komm mir nah, aber komm mir nicht nah!"
Ich muss gestehen, es wäre mir deutlich lieber (auch im emotionalen Verständnis), wenn der schikanöse Chef /die schikanöse Chefin seine/ihre Anweisungen im Sie gäbe, als im Du. Ersteres erschiene mir kongruenter.
Übrigens: Korrektur der Autokorrektur .... nicht "wohlgesinnten", sondern "wohlgesonnen"(wohlgesinnt). ;-)
Ich habe im sozialen Bereich gearbeitet und dort ist es üblich sich zu duzen.
Urprünglich glaubte man wohl, damit schneller eine vertrautere Atmosphäre herzustellen, doch meines Erachtens ist es mittlerweile zu einer reinen Floskel geworden. Das "vertraute" Du schafft weder Nähe noch verflacht es Hierarchien.
Ich habe nichts dagegen wenn man mich duzt. Gegenseitiger Respekt zeigt sich meiner Meinung nach in der Haltung zueinander und hat mit der Anrede nichts zu tun.
Urprünglich glaubte man wohl, damit schneller eine vertrautere Atmosphäre herzustellen, doch meines Erachtens ist es mittlerweile zu einer reinen Floskel geworden. Das "vertraute" Du schafft weder Nähe noch verflacht es Hierarchien.
Darin bin ich absolut bei dir!
Bei uns ist "Sie" - außer man kennt sich schon ewig und (!!!) der Ranghöhere oder Ältere hat das "Du" angeboten ... auf gleicher Ebene ist oft "Du" aber auch "Sie"
es wird auch niemand das "Du" aufgezwungen - auch das ist eine Frage des Respekts
Ich arbeite in einem recht großen Unternehmen wo die Führung vor einiger Zeit beschlossen hat die Duzkultur einzuführen. Da war ich noch nicht in diesem Unternehmen.
Als ich anfing wurde ich überschwemmt von Gesprächen, ob ich lieber geduzt, oder gesiezt werden möchte. Ich war schlichtweg überfordert.
Zudem, wenn die höchste Chefin in der Teeküche einen duzt mit den Worten "Wir duzen uns hier all." und ich wußte, dass es jetzt komplett blöd ankommen würde, wenn ich sagte "Danke, aber ich möchte bitte siezen und gesiezt werden."
Aus der Nummer kommt man nicht mehr raus, wie ich finde. Zuviel Erklärungsbedarf, weshalb man nicht "du" sagen möchte.
Kein schönes Gefühl. :-(
Ich möchte Siezen und mich ans Du heran arbeiten. ;-)
von Aufzwingen halte ich gar nichts - schon gar nicht Vorgesetzten ... da kann man wohl kaum "nein" sagen .... ist mir einmal passiert und ich habe mich im Nachhinein sehr geärgert, zum Einen, dass ich zugelassen hatte, dass man mich so überfährt und zum Anderen ich diesen Vorgesetzten auch nicht gerade sympathisch gefunden hatte
Hier ist es rein virtuell, wie ich finde nochmals eine andere Sache.
In einem Unternehmen, wo man sich persönlich gegenübersteht empfinde ich du und sie angenehm, nur nicht, wenn das Unternehmen eine "Duzkultur" ausruft und die Jenigen, die weiterhin siezen aus der Masse fallen und beäugt werden. Dann wird aus einem angenehmen Moment, eine (unausgesprochene) Regel und es entsteht Druck.