Ich bin 39 Jahre alt und lebe in einem kleinen Dorf mit rund 1000 Einwohnern. Etwa 90 % der Menschen hier sind freievangelisch, ich selbst bin katholisch – und fühle mich dadurch oft wie ein Fremdkörper. Ich habe niemanden, mit dem ich wirklich reden oder regelmäßig etwas unternehmen kann. Auch wenn ich im Sommer Rad fahre oder im Winter schwimmen gehe – ich bleibe allein. Ich habe sogar online versucht, Gruppen oder Kontakte zu finden, aber bisher ohne Erfolg.
Was mir besonders schwerfällt, ist der Umgang mit anderen Menschen. Ich weiß oft nicht, wie viel Nähe „okay“ ist, wann ich zu viel will oder jemanden überfordere. Ich merke oft erst im Nachhinein, dass ich vielleicht Grenzen überschritten habe – und das tut mir dann sehr leid. Gleichzeitig habe ich Angst, abgelehnt oder verlassen zu werden, wenn ich mich öffne. Ich weiß manchmal gar nicht, was ich überhaupt geben kann – ob ich „genug“ bin, so wie ich bin.
Dazu kommt, dass ich in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich wurde in meinem alten Job über längere Zeit gemobbt, und obwohl ich es mehrfach angesprochen habe, wurde kaum etwas unternommen. Auch in der Familie fühle ich mich oft nicht ernst genommen – mir wird vermittelt, dass ich „nichts erreicht“ habe. All das hat mein Selbstwertgefühl stark geschwächt.
Mittlerweile habe ich depressive Phasen, ziehe mich zurück, bin antriebslos und habe immer wieder Gedanken, ob es überhaupt noch Sinn macht. Ich war deswegen auch schon in der Notaufnahme einer Klinik und habe jetzt für den 25. Juni einen Termin zur weiteren Abklärung.
Ich wünsche mir nichts mehr, als da wieder rauszufinden. Aber ich weiß einfach nicht, wie. Ich fühle mich, als wäre ich in mir selbst gefangen.
Vielleicht kennt jemand dieses Gefühl oder war selbst mal an einem ähnlichen Punkt – und hat einen Weg gefunden?
Wie kann man lernen, mit Menschen besser umzugehen, sich wieder zu öffnen – oder zumindest etwas Trost in der Einsamkeit zu finden?
Danke fürs Lesen.