Hallo. Ich bin 32. Alleine. Wenn ihr auch nur ansatzweise verstehen wollt, wer ich bin, schaut euch den grausamsten Horrorfilm an — voller Blut, Misshandlung, Schreie — und stellt euch vor: Das war meine Kindheit.
Ich hab genau zwei Freundinnen. Sagen wir: Ich hatte sie mal. Die eine schreibt nur, wenn ihr langweilig ist. Die andere hat jetzt ein Baby — da bin ich nichts mehr wert, solange ihre kleine Familie heile bleibt.
Ich versuche immer, ein guter Mensch zu sein. Ich bin ehrlich, radikal direkt — genau das, was sich jeder wünscht. Sagen alle. Aber wenn sie’s kriegen, ertragen sie’s nicht. Ich kann nicht lügen. Ich kann niemandem absichtlich wehtun. Manchmal wünsch ich mir, ich könnte es — dann wäre mir alles egal, so wie es allen egal ist, wie es mir geht.
Instagram zeigt mir jeden Tag, wie viel schöner und bunter die Lügen der anderen sind — jeder Arsch hat Freunde. Mörder, Narzissten, Heuchler — sie lachen, gehen feiern, tun so, als wär die Welt fair. Während woanders Menschen im Dreck verrecken. Afrika hungert seit Jahrzehnten. Wen juckt’s? Alle posten lieber Flaggen, die grad im Trend sind.
Ich hatte mal einen Plan: Mein Geld weggeben, Essen kaufen, nach Gaza fahren, Menschen retten — lieber sterb ich, als so weiterzuleben. Jeden Tag sterben gute Seelen, während ich hier sitze und spüre, dass mein Leben nichts wert ist.
Meine Freundschaften? Eine vögelt meinen Ex. Die andere meinen Chef. Am Ende hab ich den Job verloren. Und die Menschen sagen: „Warum bist du so misstrauisch?“ Warum wohl?
Meine Familie? Ein Witz. Meine Mutter hat meinen Vater umgebracht. Zwei Brüder wollen mich nicht sehen, der Dritte hat Angst vor mir, weil meine Mutter in seinem Kopf wohnt wie ein Parasit. Ich wollte nur einmal eine Familie, die sagt: „Ich hab dich lieb.“ Einmal jemanden anrufen, wenn alles brennt. Stattdessen schreib ich meine Worte ins Nichts — an Menschen, die morgen wieder ihre Story posten und vergessen, dass es mich gibt.
Wenn ich heute sterbe — Hand aufs Herz — würdet ihr nach einem Monat noch meinen Namen kennen? Ich glaube nicht. Manchmal wünsch ich mir, ich hätte den Mut, einfach zu gehen. Schlafen, für immer. Aber dann sagt man mir: „Selbstmord ist keine Lösung.“ Nein? Dann zeigt mir die Lösung.
Ich schluck Tabletten, damit ich nicht zu laut bin. Ich beiß mir die Zunge ab, damit ich niemanden störe. Ich arbeite hart, damit man mich nicht feuert — und trotzdem erfinden sie Lügen, nur damit ich wieder falle. Wenn ich weine, gehen alle vorbei. Wenn ich schreie, holen sie ihre Handys raus. Wenn ich springen würde — wer würde mich halten? Niemand. Vielleicht würde man mich noch schubsen, damit’s schneller geht.
Was soll ich machen? Noch 70 Jahre so tun, als wär alles gut? Als wär ich jemand, den man liebt? Ich weiß, ich bin nicht perfekt. Vielleicht bin ich auch kein guter Mensch. Aber ich helfe trotzdem, jedem, der mich braucht. Und wenn ich Hilfe brauche? Bleibt es still. Immer still.
Und am Ende sitze ich da. Alleine. Mit diesem dummen, schlagenden Herz, das einfach nicht aufhören will — und frage mich jeden Morgen: „Wie lange noch? Wie lange noch muss ich stark tun, wenn innen alles schreit?“
Vielleicht sitze ich hier in 70 Jahren noch, rede mit Wänden, weil Menschen nie Zeit hatten. Vielleicht erinnert sich dann keiner mehr an meinen Namen. Vielleicht denkt dann einer kurz: „Ach, die war doch nett, oder?“ und scrollt weiter.
Und ich? Ich wollte nur einmal hören: „Bleib bitte hier. Du fehlst, wenn du gehst.“
Aber das sagt keiner. Und so sterbe ich jeden Tag ein kleines bisschen — bis es endlich der Tag kommt .,