Nicht das Leid zählt – sondern der Täter?
Was sagt es eigentlich über unsere globale Empörungskultur aus, wenn seit 2023 mehr als eine halbe Million sudanesischer Säuglinge verhungert, während in Darfur Menschen regelrecht mit Macheten zerhackt werden und extreme sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Kinder herrscht – und trotzdem sieht man überhaut keine Proteste und höchsten mediales Flachrauschen.
Wie kann es sein, dass im Jemen über 377'000 Menschen (über 85'000 verhungerte Kinder) durch Bomben, Hunger und Seuchen sterben, dass im Osten der Demokratischen Republik Kongo binnen weniger Monate Tausende abgeschlachtet und über sieben Millionen vertrieben werden, oder dass in Myanmar ganze Schulklassen von Luftangriffen ausgelöscht werden – und doch niemand Zehntausende Demonstranten mobilisiert?
Und ist es nicht auffällig, dass Empörung erst dann ohrenbetäubend wird, wenn sich daraus ein politisch passender Sündenbock stricken lässt – aber fast verstummt, sobald die Täter schwerer einzuordnen sind oder nicht ins gewohnte Feindbild passen?
Ja, viele dieser Opferzahlen – wie die 500 000 sudanesischen Babys – stammen aus Ärzteverbänden und Modellrechnungen und lassen sich unter Kriegsbedingungen nicht lückenlos verifizieren. Aber genau dasselbe gilt ja auch für die hochgerechneten Gaza-Statistiken, und dort war mangelnde Verifizierbarkeit noch nie ein Grund, den Protest abzublasen. Warum also der doppelte Maßstab?