Ich habe im frühkindlichen Alter (ca. ab 2 Jahren) begonnen, komplexe Dinge zu begreifen, zum Beispiel konnte ich früh im Kopf rechnen und zeigte ein stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Struktur und Wiederholung. Ich verbrachte viel Zeit allein in meinem Zimmer, beschäftigte mich stundenlang konzentriert mit Zahlen, Mustern und logischem Denken. Während andere Kinder draußen spielten, hatte ich wenig Interesse daran, mich in Gruppenspiele einzubringen, obwohl andere Kinder regelmäßig vor der Tür standen und mich abholen wollten, zog ich es fast immer vor, allein zu bleiben.
Aufgrund dieser frühen Auffälligkeiten, meiner fortgeschrittenen kognitiven Fähigkeiten, meines sozialen Rückzugs und meiner intensiven Spezialinteressen, kam es schließlich mit etwa 10 Jahren zur Diagnose: Asperger-Autismus. Im Zuge dessen wurde auch ein Intelligenztest durchgeführt, bei dem ein IQ von 144 festgestellt wurde.
In meinem Umfeld habe ich über die Jahre viele sehr intelligente oder neurodivergente Menschen kennengelernt, teils mit, teils ohne offizielle Diagnosen, aber oft mit auffälliger Detailwahrnehmung, hoher Denkleistung, ausgeprägtem Innenleben oder sozialen Eigenheiten. Bei vielen davon, ebenso wie bei mir selbst, beobachte ich eine gewisse Grundschwere: Depressionen, Rückzug, negative Weltbilder, Phasen des Pessimismus oder Nihilismus, und ein Hang zur dauerhaften Selbstreflexion.
Ich selbst habe Phasen, in denen ich hochmotiviert bin, ich stürze mich dann voller Energie in Themen wie Fitness, Berufsziele, Selbstverbesserung, Beziehung etc. Doch immer wieder kippt das in eine Art existenzielle Leere. Die Welt wirkt dann mechanisch, monoton, in ihren Strukturen ungerecht oder inhaltslos. Dinge, die andere offenbar genießen können, sei es Alltag, einfache Freuden oder zwischenmenschliche Nähe, wirken auf mich in solchen Phasen überfordernd oder sinnentleert.
Mit Freunden, die ähnliche Züge tragen, führe ich stundenlange, sehr tiefgehende Gespräche über Politik, Religion, Moral, Physik, Technologie oder Gesellschaft, intellektuell extrem bereichernd, aber emotional oft erschöpfend. Ich merke, dass diese Art des permanenten Hinterfragens und Analysierens nicht nur verbindet, sondern auch die Melancholie und den Weltschmerz verstärkt. Selbst in glücklichen Beziehungen fällt es mir manchmal schwer, mich emotional einzulassen, Sentimentalität kann mich schnell ermüden, und ich ziehe mich zurück.
Ich habe natürlich selbst viele Theorien und Ideen dazu, aber gerade weil mein Denken sehr rational, repetitiv und in sich geschlossen ist, wünsche ich mir neue Sichtweisen. Mein Verstand neigt dazu, Schleifen zu drehen. Daher ist Austausch für mich extrem wertvoll.