Wie entstehen Parallelgesellschaften bzw. was sind die Gründe dafür?

6 Antworten

Wenn es kaum Anreize zur Integration gibt. Wenn eine Gruppe die Lebensweise und die Gesetze und Regeln einer bestehenden Gesellschaft nicht anerkennen. Wenn eine Gruppe das Gefühl hat, dass ihr das Land gehört.

KlinoXD  03.03.2024, 15:09

Wer hat öffentlich gesagt das ihm jetzt Deutschland gehört?

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Weil der Anpassungsdruck fehlt.

Wenn zu viele Migrierte - grade aus fernen Staaten - in einer Straße angesidelt werden, dann wird diese Straße zu deren Herkunftsland.

Bei den Ukraineflüchtlingen sieht man das. Hier ein Artikel der tagesschau, der besagt, warum so viele Ukrainer in Polen arbeiten und hier eben kaum welche.

In Polen bekommen die außer der Gesundheitsversorgung nichts, und hier eben direkt Bürgergeld. Da fehlt der Druck etwas zu leisten. Eine Problematik des Bürgergelds an sich (das persé aber nicht jedem Migranten zusteht), dass es kaum Druck gibt, wiede r in Arbeit zu kommen. 1000€ Kaltmiete + Heizkosten + Kita + 550€ reicht ja zum leben.

KlinoXD  03.03.2024, 15:08

Völliger Quatsch. Wie soll ich mich anpassen, wenn ich nicht sofort arbeiten darf?

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cminor7  03.03.2024, 15:09
@KlinoXD

s. Artikel. Die Ärztin wartet auf die Genehmigung bzw. Anerkennung ihrer Qualifikation und fährt in der Zeit Taxi und lernt dadurch die Sprache besser, wie sie selbst sagt.

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KlinoXD  03.03.2024, 15:13
@cminor7

Warum geht die Genehmigung nicht sofort? Ja und das ist traurig du brauchst Ärzte und eine Ärztin ist dann nicht da und du sagst den Patienten die fährt Taxi. Da kommt sich doch jeder verarscht vor. Die Sprache könnte sie auch zusammen mit ihren Mitarbeitern oder Patienten lernen.

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cminor7  03.03.2024, 15:17
@KlinoXD

Nein, das ist normal.

Der Standard hierzulande an Ärzte ist sehr hoch, wahrscheinlich auch höher als der Standard dort. Überspitztes Beispiel, du kannst einem Rettungssanitäter aus Afghanistan nicht hierzulande direkt als Rettungssanitäter arbeiten lassen. Der hat schlicht nicht die Qualifikation.

Und Nein, Taxi fahren ist auch keine Verarsche. Während ich mich für diverse Stellen beworben habe, stand ich auch am Fließband. War nicht schön, aber besser als auf Mamas Kosten zu leben.

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KlinoXD  03.03.2024, 15:30
@cminor7

Warum gibt es dann in vielen Bundesländern mittlerweile richtig Landarztquoten? Weil extrem Mangel ist. Da könnte man sofort Menschen aus anderen Ländern einsetzen. Ein Arzt ist ein Arzt er hat es hier vielleicht einfach wegen besser Ausstattung. Für mich sind Ärzte oder Sanitäter aus anderen Ländern nicht dummer als unsere.

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cminor7  03.03.2024, 15:31
@KlinoXD

Es gibt einen Unterschied zwischen Dummheit und Qualfikation. Ich würde niemals einen mir fremden Menschen als dumm bezeichnen.

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KlinoXD  03.03.2024, 15:38
@cminor7

Dann gibt es die Möglichkeit die Menschen schon in den Herkunftsländern auf Deutschland vorzubereiten. Aber das wird durch die Herkunftsländer natürlich verhindert. Die sagen dann ihr werbt uns die ab und dann auch noch Unterricht auf unsererm Boden. Meist gibt es dann aber trotzdem Kompromisse durch mehr Entwicklungshilfe.

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Parallelgesellschaften entstehen in den Köpfen von Menschen. Der externe Einfluss an sich hat daran kaum einen Anteil. Es geht darum, welcher Mensch welchen Einfluss wie interpretiert.

Wie ein Mensch etwas interpretiert, hängt einzig und allein vom Weltbild und seiner Lebensgeschichte ab. Ein Mensch kann sich kaum eine andere Wahrheit vorstellen, als die eigene. Das die eigene Wahrheit ein Übergewicht hat, liegt alleine an der Tatsache, dass man nun dort steht, wo man steht. Meine Vergangenheit hat dafür gesorgt, dass ich nun da stehe, wo ich heute stehe - sei es durch eigene Entscheidungen oder durch fremde.

Grundsätzlich ist unsere Gesellschaft durch Unwissenheit und Unsicherheit geprägt. Das Internet verstärkt diese Schwächen auch noch. Wir versuchen intuitiv Geschehnissen und Ereignissen gedanklich vorwegzugreifen und liegen bei unserer Vorhersage meistens mehr als falsch. Falsch auch deshalb, weil uns eben nicht alle Informationen und Wahrheiten vorliegen. Wir versuchen gesamtgesellschaftliche Fragestellungen auf Grundlage von irgenwelchen Zweizeilern oder Sekundeneinspielern einzuordnen und zu lösen. Die gesellschaftlichen Probleme, mit denen wir uns beschäftigen, lassen sich aber nicht mal so eben beantworten. Jeder, der meint, er können ein großes Problem mit zwei Sätzen lösen, hat die Welt nicht verstanden.

Parallelgesellschaften bauen in der Regel auf Gedankenkonstrukten auf, die nicht in der Tiefe durchdacht wurden. Kein Lösungansatz kann tief genug durchdacht werden. Je tiefer desto besser. Jeder Lösungsansatz hat Auswirkungen auf alles und nicht nur auf das Problem.

Bestimmte Gruppen bleiben unter sich, weil sie sich entweder nicht angenommen fühlen oder keine Gelegenheit zur Integration haben oder sich gar nicht integrieren wollen. Häufig ist der Zusammenhalt unter Landsleuten dann auch groß und man bleibt unter sich, weil es sich so ergibt. Soweit meine Erfahrung in Kurzform.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
cminor7  03.03.2024, 15:10

Wie ist das gemeint?

keine Gelegenheit zur Integration haben
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rotesand  03.03.2024, 16:17
@cminor7

Da muss ich etwas länger ausführen. Ich habe die Situation in den 90ern und frühen 2000ern hautnah miterlebt, weil mein Freundeskreis zum Großteil aus Russlanddeutschen bestanden hat - die fühlten sich oft abgehängt und unerwünscht, weil es auch so gewesen ist - die Russlanddeutschen wurden geächtet, erniedrigt und diffamiert, obwohl es zum Großteil sehr saubere, ehrliche und einfache Leute waren, die arbeiteten, ihr Zeug geschafft haben und meist viel freundlicher als typische Deutsche gewesen sind. Es waren Kleinbürger im eigentlichen Sinne, aber der gemeine Deutsche hatte Angst, sie würden ihm was nehmen, zum Beispiel Arbeitsplätze oder Wohnungen oder Gebrauchtwagen.

Russlanddeutsche bekamen in den 90ern überall zu spüren, unerwünscht zu sein - die Stimmung war nur freundlich, wenn ein Redakteur der Lokalzeitung da war und der Bürgermeister oder Gemeinderat "dem Russen" einen Präsentkorb überreichten. Sie wurden auf Behörden nicht ernstgenommen, hausten in Mietskasernen, wurden beargwöhnt - und blieben daher unter sich.

Da ist ganz viel schiefgelaufen und es entstand eine feindselige Stimmung, es gab z.B. an unserer Schule auch Lehrer, die von "Sch...-Russengesichtern" und der "Dädärä" rumstänkerten und für die Russlanddeutsche oder Kinder aus DDR-Übersiedlerfamilien per se totale Loser waren, denen keine Perspektiven zugetraut wurden, die härter rangenommen und schlechter bewertet wurden, denen man Steine in den Weg legte und wo man die Eltern am Elternabend behandelte, als seien es Grenzbehinderte.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Diplom-Rechtspflegerin vom Amtsgericht, die Ende der 90er sagte, die Verhältnisse seien andere wie vor 1990, aber auch einlenkte, dass dieses Verhalten die Revolte auf die latente Ablehnung der Spätaussiedler sei. Junge Russlanddeutsche wurden bei der Arbeitssuche benachteiligt und Arbeitsämter speisten sie ab - es war ein himmelweiter Unterschied, ob man als Viktor, Wladimir, Sergej oder Arthur in den späten Neunzigern oder frühen 2000ern auf Lehrstellensuche ging oder als Michael, Torsten, Jürgen oder Uwe.

Eltern sagten ihren deutschen Kindern zudem oft, dass sie nicht "mit den Russkis" spielen dürften und es gab Vorbehalte, wenn "ein kleiner Russki" in der Kommunion-Gruppe war oder nach der Grundschule in die Realschule wechselte. Und wenn im Polizeibericht der Zeitung ein Einbruch oder Unfall usw. veröffentlicht wurde, hieß es "ouh, des war bestimmt 'n Russ'" und alle Deutschen nickten zustimmend, man habe es ja schon immer gewusst, "der Russ'" mache nur Ärger und baue nur Unfälle und mache alles kaputt, was der ehrbare deutsche Arbeitsmann erbaut habe. So war das damals.

So waren viele Russlanddeutsche eher unter ihresgleichen, weil sie von den Deutschen zumeist abgelehnt wurden und sprachen dann eher Russisch als Deutsch. Beruflich hatte die erste Nachwendegeneration oft stupide Jobs im Hiwi-/Handlanger-Bereich, wo nicht viel geredet werden musste und die Hände zählten, da lernte man auch auf der Arbeit kaum Deutsch. Das eine gab das andere - Integration ist misslungen, weil keiner dem anderen die Hand reichte und den Russlanddeutschen keine Gelegenheit geboten wurde - zumal sie in der Regel ghettoisiert in Mietshäusern lebten, die nach 1990 schnell erbaut wurden, und bewirkten dass Siedlungen "Klein-Kasachstan", "Klein-Stalingrad" oder "Russenbuckel" genannt wurden. Es wurde ihnen keine Gelegenheit geboten, in Bestandsgebäude oder ältere Straßen zu ziehen, wo Deutsche gewohnt hätten.

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cminor7  03.03.2024, 16:28
@rotesand

Danke für die Erklärung. Dachte das war auf die aktuelle Migration bezogen.

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rotesand  03.03.2024, 16:29
@cminor7

Nein, das war meine eigene Erfahrung bezogen auf die Situation vor etwa 30 Jahren. Der typische "Russe" hatte damals gar nicht die Gelegenheit sich zu integrieren, wurde auch in Vereinen ungern gesehen. So was sprach sich rasch rum, dann blieben die eben unter sich.

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Von Experte rotesand bestätigt

Wenn man diese Leute, wie den letzten Scheißdreck behandelt und in Ankerzentren steckt. Dann haben sie keinen Außenkontakt und das ergibt gleich zu Beginn keine richtige Integration. Du wirst hier gleich ins kalte Wasser geworfen wenn du nach Deutschland kommst. Diese Menschen können auch nicht aufsteigen, gehen zur Hauptschule, bleiben arm und man sieht weltweit das arme Menschen mehr kriminell werden weil ihnen dann auch alles scheißegal ist und man auch seine Familie ernähren muss.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung