Widerspruch?
Seht ihr hier einen Widerspruch?
Die 10jährige Tochter meiner Partnerin ist ein total liebes Mädchen - sie ist allerdings etwas speziell, d.h. im Vergleich zu gleichaltrigen etwa 1-2 Jahre zurück. Sie hat aber keine Behinderung, im Gegenteil, sie ist sehr intelligent, der Fehler liegt eher bei der Mutter: So hat die Tochter beispielsweise fast bis 9 Jahre noch täglich bei ihr im Bett geschlafen, die kleine schaufelt Essen mit den Händen in den Mund und kann nicht mit Messer und Gabel umgehen weil die Mutter immer alles portionsgerecht klein schneidet, sie kann keine Schuhe binden, muss immer mit der Mutter zusammen duschen und so weiter... Alles nicht schlimm, aber die Mutter versucht auch nicht der Tochter diese Sachen beizubringen und wird sauer wenn ich es mit ihr lernen möchte.
Nun liebt die Mutter das Kind über alles, deshalb würde ich sie nicht per se als schlechte Mutter bezeichnen. Zumindestens hat sie keine schlechten Absichten... Aber ich denke es wird dem Mädchen später mal schwer fallen selbstständig zu sein und rede deshalb oft mit meiner Partnerin, der kleinen beispielsweise mal beizubringen wie man mit Besteck isst - im Restaurant ist das wirklich peinlich...
Ich meine es nur gut und möchte, dass das Mädchen später mal im Leben zurecht kommt. Meine Partnerin sagt aber immer die Erziehung wäre ihre Sache, das Mädchen hatte es nie einfach (Scheidungskind, brauchte nach der Trennung Ergotherapie und einen Logopäden) und sie bringe ihr schon alles zur richtigen Zeit bei. Ich soll mich da raushalten...
Ok, kann ich akzeptieren, dann halte ich mich eben da raus. Aber, jetzt kommt mein Punkt: Gleichzeitig will sie, dass ich manchmal auf das Mädchen alleine aufpasse. Seht ihr da einen Widerspruch?
Eigentlich will ich wegen solchen Aussagen wie "geht dich nix an" nicht auf die kleine aufpassen, weil das für mich nicht zusammen passt und mich gekränkt fühle, denn ich bin immer für sie da und akzeptiere ske zu 100%! Aber dann liebe ich die kleine auch und möchte nicht dass sie leidet weil Mama und ihr Partner sich nicht einigen können, also passe ich trotzdem auf sie auf und mache das auch gerne. Ein komisches Gefühl bleibt...
Wie sind eure Gedanken dazu?
(Ich finde sie sollte mal eine Erziehungsberatung machen, wäre auch bereit mitzukommen, aber ich kann das Thema nicht ansprechen, dann gäbe es wieder Streit)
10 Antworten
Ich wurde auf den Artikel aufmerksam gemacht und würde gern herausstellen, dass das Kind bereits eine Entwicklungsverzögerung hat.
Die spannende Frage hier wäre, ob diese selbstdiagnostiziert (Beobachtungen und Vergleiche von Eltern) wurde oder eine Diagnose darstellt.
Im letzteren Fall kennt bereits ein Fachmann das Kind und sollte auf die Fortsetzung des mütterlichen Verhaltens hingewiesen werden. Ich bin mir sicher, dass für diesen Fall der Kindesmutter aufgezeigt worden ist, welche Folgen eine Beibehaltung der "gut gemeinten", liebevollen, bisherigen Erziehung hat.
Es muss ganz klar festgehalten werden, dass sich die Situation weiter verschlimmern wird, wenn beschriebene Methoden weiter zum Einsatz kommen und ggf zu prüfen wäre, ob das Kindeswohl hier akut gefährdet ist.
Auch ich komme zu dem Schluß, dass die Kindsmutter dringend der Unterstützung bedarf. Diese kann in unterschiedlichen Formen angenommen werden. Ich würde dringend empfehlen, sich mit dem Thema mnoch einmal zu beschäftigen. sollte dies unter 4 Augen nicht möglich sein, ist die Hinzuziehung einer neutralen Stelle in der Tat sinnvoll.
Dies kann eine offizielle Stelle sein oder aber auch eine gemeinsame, von beiden Seiten akzeptierte Bekannte(r) sein.
LG
Danke für deine reflektierte und neutrale Antwort!
Das Kind hat durch die Scheidung damals ein erhöhtes Bedürfnis an aufmerksam entwickelt, ich nehme an bedingt durch weitere Verlustängste. Die Kindergärtner haben bemerkt, dass das Mädchen sehr langsam ist (sie brauchte immer am längsten wenn die Kids sich zum Beispiel für einen Spaziergang o.ä. bereit machten) und es zum Logopäden sowie zur Ergotherapie geschickt - das wurde soweit ich weiß von der Krankenkasse bezahlt, also scheint es mal in irgendeiner Form von irgendwem diagnostiziert worden zu sein. Logopädie und Ergotherapie waren irgendwann abgeschlossen als das Mädchen Fortschritte machte, und die aktuellen Lehrer sind informiert. Wenn die Lehrer der Meinung sind, dass die kleine weitere Hilfe braucht wollten sie mit der Mutter reden damit das Kind weitere Sitzungen beim Logopäden sowie beim Ergotherapeuten macht - bisher ist das aber nicht der Fall, die Lehrer haben seitdem nichts mehr gesagt, und die Mutter sieht das ausbleiben weiterer Reaktionen als "Beweis", dass alles nicht so schlimm ist 🙈
Ich bin auch der Meinung, dass die Mutter Hilfe braucht und finde es auch nicht schlimm Hilfe anzunehmen. Ich würde sie sogar unterstützen und mitkommen zu Jugendamt etc. (die Mutter spricht kaum deutsch), aber immer wenn ich das Thema anspreche macht sie total dicht und es gibt tagelang Streit. Ich weiß einfach nicht mehr weiter - sowohl wie ich das Thema schonend ansprechen kann, als auch welcher Stelle bzw. welcher Mediator neutral genug ist und von ihr akzeptiert werden würde.
Ich bin voll auf Deiner Seite!
Ja - das Erziehungsrecht obliegt der Mutter, nicht Dir. Und dennoch verstehe ich, dass Du an die Zukunft der Kleinen denkst. Du hast vollkommen Recht: Es gibt Dinge, die man lernen sollte in unserer Kultur (Essen mit Besteck). Spätestens bei der Klassenfahrt wird das Mädchen Probleme bekommen. Sag das der Mutter. Doch - das kann die Kleine jetzt lernen. Dafür muss nicht noch gewartet werden. Das hat mit Scheidungskind nichts zu tun. Sag der Mutter auch, dass Kinder schneller lernen als Erwachsene. Je eher also desto besser.
Sag der Mutter, dass Du aus Mitleid für die Tochter handelst und nicht, weil Du gegen beide bist. Sag der Mutter, dass Ihr gemeinsam zum Vertrauenslehrer gehen könntet -als Beispiel. Oder zur Erziehungsberatung. Sag, dass noch mehr Leute ein Defizit sehen könnten - nicht nur Du.
Du klingst in Deinem Text sehr gefasst und seriös. Ich denke, Du schaffst es, sie zu überzeugen. Und wenn es in Streit ausarten sollte, dann bleib wenigstens Du ruhig. Sehr ruig! Du hast ja die besseren Argumente. Und irgendwann wird Dir die Mutter dankbar sein.
Und das ist gut, dass Du mit ihr Zeit verbringst! Wie hier schon der User "upbrunce" schrieb: Bring ihr Dinge bei! Mach es einfach! Das Schuhebinden ist keine Erziehungsmethode, die an die Mutter gebunden ist. Das kannst Du sehr gern übernehmen. Bring ihr bei, mit Besteck zu essen. Ich würde fast sagen: Lass sie duschen, wenn Du mit ihr allein bist - aber das ginge dann vielleicht doch einen Schritt zu weit, weil Du männlich bist, nicht ihr Vater bist und sie dann nackt ist.
Bring der Kleinen das normale Leben bei! Nebenbei. Eher unbewusst. Ups - dann hat sie eben Essen gelernt. Was will die Mutter dagegen tun? Dich verklagen? Halte Streit aus. Lass die Mutter toben. Du bist die Ruhe selbst! Atme! Sage nichts. Geh auf den Streit nicht ein.
Ich habe vor ein paar Monaten, als die Mutter unterwegs war, für die kleine gekocht. Habe extra etwas gemacht, was man schneiden muss - Schnitzel 🙂 Wollte dann mit ihr heimlich lernen und habe es als "Challenge" getarnt. Als Belohnung für den bloßen Versich gab es Pokemon Karten, die sammelt sie. Die kleine fand das cool und hat sich wirklich Mühe gegeben. Leider war die Mutter gar nicht begeistert und meinte, ich würde das Kind unter Druck setzen. Es gab unzählige solcher Versuche von meiner Seite und immer wurde mir gesagt, dass das Kind es wegen der Scheidung nicht einfach hat und ich mich da raushalten soll. Mittlerweile ist die Situation so festgefahren, dass das kind sich sogar wohl fühlt weil die Mama alles macht und ihre persönliche Bedienung ist, sie hat gar keinen Antrieb mehr etwas selbst zu machen ☹️
Ah - Danke für die Information! Du bist wirklich engagiert! Danke dafür!!
Das arme Kind! Man kann nur grenzenloses Mitleid mit ihr haben. Aber auch mit der Mutter! Denn sie ist in sich gefangen und kann nicht ausbrechen. Beide - Mutter und Kind - tun sich keinen Gefallen.
Ja - da wäre wohl die Hilfe des Jugendamtes gefragt. Nicht, um der Mutter eins auszuwischen!! Nein! Die arme Mutter! Nein, ich bin nicht gegen die Mutter! Ich - wie Du - möchten eher beiden helfen! Die Leute vom Amt werden den richtigen Ton finden. Ich würde einfach einen Termin vereinbaren, ohne das Wissen der Mutter. Und dann kann ein Gespräch stattfinden. Einen Streit vor Ort werden die Amtsleute zu verhindern wissen. Deine Partnerin kann lernen, dass Kinderliebe anders besser gelebt werden kann. Triff Dich vielleicht vorher mit den Leuten vom Amt und besprich die Lage ausführlich.
Ich wünsche Euch Alles Gute!
Ja ich werde da erstmal alleine hingehen und mich beraten lassen. Die beiden haben ansonsten eine bewundernswert Beziehung zueinander und lieben sich sehr, ich habe Angst dass das Amt ihr Ärger macht und es irgendwelche ungewollten "Konsequenzen" gibt.
Ich lese hier einige Red Flags:
- Bis 9 im Bett der Mutter schlafen
- Mit 10 nicht mit Besteck essen können
- Keine Schleifen binden können
- Nicht alleine duschen
Damit ist sie nicht 1-2 Jahre hinterher sondern deutlich 4-6 Jahre. So wird sie zum Gespött in der Schule.
Ich kann nicht nachvollziehen, warum du dich bei der Vernachlässigung eines Kindes raushältst. "Dann gäbe es wieder Streit" ist da kein sinnvolles Argument, denn du bist erwachsen und solltest Konflikte aushalten können.
Ein Lebenspartner sollte auch ein guter Freund sein, also jemand, der einem auch Dinge sagt, die man nicht gerne hören möchte.
Dass du auf das Kind aufpasst, ist dagegen selbstverständlich. Wenn man fremde Kinder sittet, passt man ja auch auf sie auf ohne dass man eine Erziehungsaufgabe übernimmt. Das gilt ja auch für Betreuung im Kindergarten und durch LehrerInnen in der Schule.
Eigentlich will ich wegen solchen Aussagen wie "geht dich nix an" ich auf die kleine aufpassen, weil das für mich nicht zusammen passt!
Ich nehme an, das zweite "ich" soll "nicht" heißen.
"Geht dich nichts an" passt meiner Ansicht nach nicht zu einer Partnerschaft. Du entschließt dich, dieser Frau das kostbarste zu schenken, was du hast, nämlich deine Lebenszeit und dein Vertrauen. Wie könntest du dich dann aus etwas so wichtigem wie dem Kindeswohl raushalten?
Das Kind ist auf verstörende Weise der Entwicklung hinterher. Wenn das nicht an einer geistigen Einschränkung liegt, ist das eine heftige Vernachlässigung durch die Erwachsenen, die für das Kind sorgen sollten. Ob zwischen "geht dich nichts an" und "passe auf das Kind auf" ein Widerspruch ist, ist da eine seltsame Frage. Die Hütte brennt und du fragst nach der Farbe der Haustür.
wenn sie so beratungsresistent ist, würde ich das jugendamt informieren. das funktioniert auch anonym, da die km hier massiv das kindeswohl schädigt. hat das kind keinen vater. eventuell ist es dort besser aufgehoben.
auf dauer würde ich mir das elend nicht ansehen und diese "beziehung" beenden.
Beziehung beenden ist keine Option, ich liebe die beiden und will ihnen helfen.
Jugendamt wäre eine Option, aber dann wird sich die Mutter fragen woher die das wissen... Eventuell rede ich mal vertraulich mit den Lehrern, vielleicht geht das ja anonym und die können möglicherweise dann das Gespräch mit der Mutter anstoßen.
Naja, das Thema hast du ja schonmal gebracht. Es wird sich wohl nicht ändern. Ich finde auch, dass das zu den härtesten Prüfungen des Patchworklebens zählt, den Erziehungsstil der Patchwork zu akzeptieren. Das ist ja schon zwischen leiblichen Eltern mitunter problematisch.
Insofern kann ich dich nur ermutigen, dich tatsächlich rauszuhalten und nicht ihr Problem zu deinem zu machen. Dass du trotzdem manchmal auf das Kind aufpassen musst, ist halt in deiner Beziehung so. Dann kann du ja in den Momenten die Grenzen austesten, wie weit du deinen Stil dem Mädchen angedeihen lassen kannst. Aber ich schätze, das wird auch Streit geben.
Ich will auch nicht dass du schlecht über die Mutter denkst. Ich habe noch nie eine Frau gesehen die ihrem Kind so viel Liebe entgegen bringt. Aber sie klammert eben etwas zu viel, vermutlich sind das Schuldgefühle wegen der gescheiterten beziehung zum ex...
Ich liebe beide sehr und möchte wirklich helfen. Alles was du sagst weiß ich im Grunde selbst - leider bringt das alles nichts wenn die Mutter sich durch meine Worte angegriffen fühlt und bei jedem Gespräch sofort dicht macht. Ich weiß so langsam echt nicht mehr weiter, das Mädchen wird später mal richtige Probleme bekommen und ich kann nur dabei zusehen ☹️ Ich kann ja auch schlecht alleine zum Jugendamt gehen, mal abgesehen von dem massiven Vertrsuensbruch würde das alles nur noch verschlimmern. Da bin ich dann lieber für die kleine da, unternehme viel mit ihr und passe auf sie auf, und in den wenigen Momenten wo ich mit ihr alleine bin habe ich dann die Gewissheit dass es ihr gut tut...