Was würde sich ändern, wenn die Schulpflicht in Deutschland abgeschafft würde?
In Frankreich zum Beispiel gibt es keine Schul(anwesenheits)pflicht wie bei uns, sondern eine Bildungspflicht. Zur Erklärung: "Möchte ein Kind im Einvernehmen mit den Eltern nicht zur Schule gehen, melden die Eltern dies der Stadt, die in diesem Falle in regelmäßigen Abständen die familiären Bedingungen, die Gesundheit und die Lernfortschritte des Kindes überprüft." (https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_Frankreich#Bildungspflicht). Lernt das Kind nicht "genug", muss es in die Schule.
In Frankreich besuchen 20.000 Kinder keine Schule (Wikipedia). Das Land hat 67.000.000 Einwohner.
Daraus würde ich schließen, dass die Abschaffung der Schulpflicht in Deutschland für die meisten nicht viel ändern würde. Da die meisten Menschen hier die Bildung in Schulen befürworten bzw. als alternativlos ansehen, würden ihre Kinder wohl weiterin Schulen besuchen (müssen).
In Deutschland gibt es wohl derzeit geschätzt 500 bis 3000 Freilerner (https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2019-09/freilerner-schulpflicht-laura-dekker-weltreise-brandenburg-festival/seite-2). Für diese wenigen Menschen würde sich sehr viel ändern: sie würden nicht mehr wie Kriminelle behandelt, müssten keine Bußgelder mehr zahlen. Die Behörden könnten sich mit anderen Dingen beschäftigen. Die Kinder würden nicht durch Polizeigewalt in die Schule gezwungen werden. Die Eltern müssten keinen Sorgerechtsentzug befürchten. Sprich: Man würde sie behandeln wie ganz normale Menschen....so wie in den meisten anderen europäischen Ländern üblich. Die Menschen wären frei zu entscheiden, in welchem Umfeld sie lernen möchten.
Was denkt ihr? Was würde sich bei Abschaffung der Schulpflicht und Einführung einer Bildungspflicht in Deutschland ändern?
18 Antworten
>>>> Daraus würde ich schließen, dass die Abschaffung der Schulpflicht in Deutschland für die meisten nicht viel ändern würde.
Stimmt, das sehe ich genauso, denn wie viele Schüler schwänzen denn nicht heute schon (ohne Konsequenzen) wochen- oder monatelang den Unterricht? Mehr als genug! Darum wäre, mMn, die Abschaffung der Schulpflicht eine Kapitulation des Staates! Das kann doch so nicht gewollt sein ..... oder? Es ist doch schon traurig genug mit ansehen zu müssen, was aus unserem Land, dem einstigen Land der "Dichter und Denker" geworden ist.
Ich wusste es schon immer, Thilo Sarrazin hat recht mit seinem Ausspruch: Deutschland schafft sich ab.
Traurig - aber leider wahr.
Da die meisten Menschen hier die Bildung in Schulen befürworten bzw. als alternativlos ansehen, würden ihre Kinder wohl weiterin Schulen besuchen (müssen).
Kapitulation? Nein. Eher eine Befreiung von unnötigen bürokratischem Aufwand, Entkriminalisierung von Freilernen und Homeschoolern und zumindest in Teilen die Beendigung der Bevormundung der Bürger.
Genau, aber da könnte man ja entgegnen, "dass die Kinder ja noch gar nicht wissen können, wie wichtig das für ihr Leben sein wird, was sie da in der Schule lernen werden. Deshalb müssen sie gezwungen werden."
Meiner Ansicht nach ist das eine ziemlich heftige Bevormundung, die auf dem Irrtum aufbaut, dass die "Großen" wüssten, was für die nachfolgende Generation wichtig sein wird. Für mich ist das nichts weiter als eine Art Kontrollzwang. Der Widerstand gegen Veränderung. Das Festhalten am Alten und Bekannten aus der Angst vor dem Neuen. Die Jungen müssen die Fantasielosigkeit und Sturheit der Alten ausbaden und sich dann auch noch anhören, dass sie undankbar sind, wenn sie nicht in die Schule wollen.
Wieso fragst du, wenn du dir deine Frage schon selber beantwortet hast.
"..Da die meisten Menschen hier die Bildung in Schulen befürworten bzw. als alternativlos ansehen, würden ihre Kinder wohl weiterin Schulen besuchen (müssen).."
Weil es immer Menschen gibt die anders denken. Wenn alle so denken würden wie ich, gäbe es keine Schulpflicht mehr ;-)
Ich kenne eine Familie in den Staaten die das durchzieht. Sie machen es deshalb weil die Kinder nichts über Sex und Naturwissenschaften erfahren sollen. Sie sollen dumm bleiben und nur an Gott glauben. Wer das Fehlen der Schulpflicht in diesem Sinne nutzen will, der sollte das Erziehungsrecht verlieren. Ansonsten spricht nichts dagegen die eigenen Kinder zuhause zu unterrichten.
Sie sollen dumm bleiben und nur an Gott glauben.
Das schaffen auch Menschen, die in die Schule gingen.
Es ist schwer eine Grenze zu ziehen. Wieviel Einfluss lässt man den Eltern und welcher Einfluss ist nachweisbar schlecht für das Kind? Ist der Einfluss des Staates immer besser als der Einfluss der Eltern?
Viele Kinder sollten aus meiner Sicht unbedingt aus der Schule genommen werden, weil sie z.B. krank werden vom Leistungsdruck, von Lehrern schlecht behandelt werden, gemobbt werden oder sonstwas...
Die Schule vermittelt zudem auch ein bestimmtes Weltbild und Lebensgefühl. Das prägt einen für das Ganze leben. Kann gut sein oder schlecht. Woran soll man das fest machen?
Es gibt viele Staaten, da sollten die Kinder unbedingt aus der Schule genommen werden, und zwar alle. Wenn ich aber von Deutschland und seinem heutigen Schulsystem ausgehe, habe ich nichts dagegen einzuwenden. Mit deinen Einzelfällen hast du Recht, aber das sind eben Einzelfälle.
Kinder unter viel zu hohem Leistungsdruck und mit Versagensangst sind leider überhaupt kein Einzelfall, sondern eher die Regel. Oder meintest du was anderes?
Vielleicht ist es auch nicht die Regel. Egal. Jedes Kind, das davon betroffen ist, ist ein Kind zuviel.
Ich habe neulich einen Bericht über eine Schule gesehen in der es keinen Druck und keine Noten gibt. Die Kinder lernen selbständig und die Lehrer begleiten sie dabei, halten sich aber zurück und geben nur Hilfestellung wo Hilfe nötig ist. Wäre mal eine Überlegung wert ein anderes System einzuführen. Es muss ja nicht dieses sein. Aber Experimente wären bestimmt gut.
Es gibt zum Glück einige Schulen, die versuchen es anders zu machen... Waldorf, Montessori, demokratische und freie Schulen. Wär schon schön, wenn man die Erkenntnisse aus Soziologie und Neurowissenschaft endlich in die Praxis umsetzen würde...
Meiner eigenen Schulerfahrung nach und den Erfahrungen mit einer Waldorfschule und einer Montessorischule liegt es nicht so sehr am Schulsystem, als vielmehr an den einzelnen Lehrern, ob die Kinder gerne und ohne Stress lernen. Und gute Lehrer kann man in den unterschiedlichsten Schultypen finden. Ein von seinem Lehrstoff begeisterter Lehrer, der Kinder mag, der gut erzählen und gut erklären kann, bei dem lernen Kinder, weil sie es wollen. Unsere Zweitjüngste, als sie von der Montessorischule ins Gymnasium überwechselte, war sie vom Unterricht und dem Schulbetrieb so begeistert, dass sie zu Anfang der Weihnachtsferien sauer war. Sie sagte: Es reicht doch auch, dass man an den Wochenenden nicht in die Schule darf, aber zwei Wochen Ferien, das ist zu lang! Leider hat die Begeisterung nicht angehalten. Bei jedem Lehrerwechsel merkte ich, wie sehr ihre Lernlust an der Person des Lehrers hängt. Mein Traum wäre gewesen, die Kinder zu Hause zu unterrichten. Aber wir waren zu wenige Leute, nur die Eltern. Wenn zu Hause Unterricht, dann müssten mehrere Erwachsene mit interessanten Tätigkeiten und den verschiedensten Interessen zur Verfügung stehen.
Das Problem ist, dass es nicht überall solche "anderen" Schulen gibt
Das ist nur ein Problem ..., denn gefördert werden diese Schulen fast ausschließlich mit privaten Mitteln soweit ich weis...
Es kommen hier auch extra Kosten hinzu, die sich kaum ein Elternpaar leisten kann, die vllt. auch nur ein schwachen Einkommen haben...
Aber wir waren zu wenige Leute, nur die Eltern. Wenn zu Hause Unterricht, dann müssten mehrere Erwachsene mit interessanten Tätigkeiten und den verschiedensten Interessen zur Verfügung stehen.
Wenn sich dafür einige Eltern zusammenschließen könnten, müste das Problem doch beseitigt werden können...Bin mir eigentlich sicher das es viele Eltern(teile) gerne machen würden ...
Ich bin für Schulpflicht.
Viele Eltern sind heute schon mit einer normalen Erziehung der Kinder überfordert. Dann auch noch das Grundwissen beibringen ? Wird nicht funktionieren.
naja... und die schicken ihre kinder einfach wie gehabt weiterhin zur schule. niemand zwingt sie dazu, ihre kinder selbst zu unterrichten.
Was hat Schule bitteschln mit Bildung zutun? Die Schule vermittelt in erster Linie Information, mehr nicht. Das hat mit Bildung erstmal 0 zu tun.
wie gesagt das muss damit es funktzioniert natürlich getestet werden falls gefunden wird das ein kind " Bildungsverwachlost " so könnte eine art schulpflicht für es erlassen werden. Manche kinder lehrnen halt einfach gerne zuhause ich denke diese kinder sollte man auch unterstützen vorallem in zeiten des internet´s
"bildungsverwahrlost," den Begriff kannte ich noch nicht. Passt aber bei einigen. Aber in der Gemeinschaft zu lernen hat bestimmt auch seine Vorteile. Vor allem fördert es die soziale Gemeinschaft und es gibt auch ein wenig Ansporn , so eine Art Konkurrenz. Und aus Fehler , auch von anderen , lernt man auch.
Soziale Aspekte in der Schule? Da kann ich ja nur müde lächeln. Wie viele Schüler brechen die Schule ab, weil sie gemobbt oder unwürdig behandelt werden? In der Schule hat man kaum Zeit und Gelegenheit, sich mit anderen auseinanderzusetzen.
Du kannst, wenn du in Konkurrenz stehst, besser lernen? Okay, einige eben nicht. Ob man will oder nicht, dafür bedarf es keinen Zwang.
Ein paar besonders engagierte oder kritische würden/müssten dann HomeSchooling betreiben!
Ich finde das eher nicht so gut, weil häufig das soziale Lernen fehlt und die wenigsten ALLES selbst unterrichten können! Auf GrundschulNiveau mag das nicht ganz gravierend sein, vllt. sogar wenn es mehrere Geschwister, oder Eltern zusammen machen. Aber ab einem gewissen Niveau wird es schwer!
Dazu stellt sich die Frage, wer das denn in besonderem Maße betreiben würde? AfDler? VerschwörungsTheoretiker? Reichsbürger? Alt68er?
Die meisten normalen hätten dazu jedenfalls nicht das Geld, oder die Zeit!
Hast du schon mal drüber nachgedacht, wie es dazu kommen konnte, dass Menschen, die eine staatliche Schule besucht haben, zu AfDlern, Verschwörungstheoretikern, Reichsbürgern und Alt68ern werden konnten?
letztlich ist Schule einfach nicht für jede Entwicklung verantwortlich zu machen!
Als erstes beeinflussen die Eltern, dann das Umfeld, von dem die Schule nur ein kleiner Teil ist!
Viele insbesondere ältere Schüler verbringen mehr Zeit mit der Schule (dazu gehört ja nicht nur das Anwesendsein), als Zeit mit ihren Eltern.
Soziale Aspekte in der Schule? Da kann ich ja nur müde lächeln. Wie viele Schüler brechen die Schule ab, weil sie gemobbt oder unwürdig behandelt werden? In der Schule hat man kaum Zeit und Gelegenheit, sich mit anderen auseinanderzusetzen.
Meiner Ansicht nach ist alleine die Tatsache, dass Menschen in Deutschland dazu genötigt werden, eine Schule zu besuchen, ein Beweis ihres Scheiterns. Wäre die Schule so einladend und hilfreich, würden ja von alleine viele Menschen freiwillig in eine Schule gehen.