Was sollte man in dieser Situation tun? (Religion)?
Ich war mein Leben lang Muslima und bin jetzt 19 Jahre alt und glaube einfach nicht mehr an den Islam. Ich bin kein Atheist, glaube an ein höheres Wesen aber halt nicht an Religionen… sollte ich das meinen Eltern oder Freunden sagen? Ich habe Angst, dass sie mich anders sehen werden und das werden sie auch… ich will einfach nicht lügen und vorgeben dass ich daran glaube, Moschee gehen usw…
8 Antworten
Dann stehe dazu!
Lies Bücher von anderen (Ex-)Muslimas, die den Schritt gewagt haben - das wird Dir Mut machen!
Lies die Bücher von Mina Ahadi, Golineh Atai, Ayaan Hirsi Ali, Necla Kelek, Taslima Nasrin, Carmen bin Ladin, Zana Ramadani, Zana Muhsen, Alice Schwarzer und anderen!
Halte allen denen, die Dir Vorwürfe machen entgegen, dass es doch angeblich keinen Zwang im Glauben gebe (das ist zwar die größte derzeit existierende religiöse Lüge, aber du kannst sie Deinen KritikerInnen entgegenhalten!)
Deine Einstellung finde ich stark - du hast deinen Weg erkannt, willst niemanden enttäuschen, aber gleichzeitig auch nicht lügen.
Ich weiß nicht wie gläubig deine Eltern sind und im Umkehrschluß weiß ich nicht wie offen sie auf einen Religionsaustritt reagieren. Im Folgenden werde ich für den Fall schreiben, dass deine Eltern akzeptant reagieren würden.
Ich empfehle dir, sag es deinen Eltern in einer ruhigen Minute. Es ist ein komisches Gefühl, das gebe ich zu, aber es bringt nichts das jahrelang mit sich herumzutragen - eine Lüge wäre der völlig falsche Weg.
Deshalb will ich dir Mut machen - es muss einfach raus. Es ist dein persönlicher Weg, deshalb keine Angst, suche das Gespräch und lass es raus - auch wenn es vielleicht auf Kritik stößt, was kann schon passieren?
Am Ende noch einmal die Betonung, du musst deine Eltern da einschätzen jenachdem wie ihre Einstellung gegenüber Religionsaussteigern ist, denn das Ziel sollte ja nicht sein in Streit mit den Eltern zu leben.
Ich wünsche dir ein gesegnetes neues Jahr 2025.
Mfg
DerEineHalt08
P.S.: Wie wäre es vielleicht mit dem Glauben an Jesus Christus? Ich will dich zu absolut nichts zwingen, es ist deine Entscheidung, ich lade dich herzlichst dazu ein dich mit Jesus näher zu befassen. Mir persönlich hat es enorm viel gebracht - nicht nur Halt und Kraft sondern auch Hilfestellung in meinem Leben. Ich rede nicht von einer Mitgliedschaft in einer Kirche - ich meine einzig die persönliche Beziehung zu Jesus.
Alles gute dir auf jeden Fall bei egal welcher Entscheidung, die du triffst 🙌🏻
Vielleicht solltest Du in einer anderen Gegend ein neues Leben anfangen.
Es gibt "keinen Zwang im Glauben", steht im Koran. Und dass Apostaten hingerichtet gehören kann man heute anders betrachten!:
Ausführlicher diskutiert wird insbesondere der Problemkreis des Abfalls vom Islam (ridda; vgl. oben I. Teil IV.7.b)gg). In den meisten islamischen Staaten ist er nicht strafbar, wenngleich noch weitestgehend sozial geächtet. Viele moderne Autoren verweisen darauf, dass die Verfolgung Glaubensabtrünniger auf die historische Sondersituation der frühen islamischen Gemeinde in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den heidnischen Mekkanern und nach dem Tode Muhammads zu beschränken sei. Damals waren viele zum Islam Bekehrte wieder abgefallen, so dass sich das junge Staatswesen existentiell gefährdet sah. Man deutet also den Vorwurf im weltlichen Sinne als Fahnenflucht oder Hochverrat. El-Awa stützt sich hierbei auch auf die hanafitische Lehre, wonach Apostatinnen nicht der Todesstrafe anheimfallen sollen, weil Frauen nicht in der Lage seien, gegen den islamischen Staat zu kämpfen.
Ein eng an die klassische Doktrin angelehnter, exemplarischer Ansatz ist der des vormaligen Rektors der Azhar-Universität Mahmud Saltut. Er führt aus, dass die Überlieferung, auf die sich die Todesstrafe (die Strafandrohung also) stützt, nicht von hinreichendem Gewicht für diese Sanktion sei (sunnat al-ahad, Überlieferung von nur wenigen Gewährsleuten, vgl. oben I. Teil II.3). Nicht der Unglaube sei Strafgrund, sondern nur die Bekämpfung der Gläubigen, der Angriff auf sie sowie der Versuch, sie vom Glauben abzubringen. Der Tatbestand wird damit - wie bei anderen Autoren - zum Staatsschutzdelikt. Außerhalb des islamisch beherrschten Territoriums kann er überhaupt nicht verwirklicht werden.
Die Koranstellen, auf die sich klassische Autoren zum Teil beziehen, werden heutzutage spezieller gedeutet und auf die historische Situation zur Zeit Muhammads beschränkt, so dass sich nach dieser Sicht keine diesseitige Strafe auf den Koran stützen lässt. S. A. Rahman fasst die klassischen einschlägigen Korankommentierungen zu Sure 5,54 ("Ihr Gläubigen! Wenn sich jemand von euch von seiner Religion abbringen lässt und ungläubig wird, hat das nichts zu sagen") mit den Worten zusammen: "Der wichtigste Schluss, der aus diesem Vers abgeleitet werden kann, ist derjenige, dass es für Apostasie keine im Diesseits vollstreckbare Strafe gibt, da solche menschlichen Irrungen Gottes Ziele nicht beeinträchtigen können". Zudem wird darauf hingewiesen, Muhammad habe zu Lebzeiten selbst in Fällen evidenter Apostasie keine Todesstrafe verhängt.
Quelle: Das islamische Recht von Prof. Dr. Mathias Rohe, S. 268-269
Niemand sollte dich zwingen! Alles Gute!
Tönt gut. Nur wird es leider zu oft nicht gelebt. In Europa werden Apostaten zwar selten hingerichtet, aber müssen sonst Streit, Ausgrenzung und Gewalt ertragen.
Ich würde an Deiner Stelle erst einmal den Ball flachhalten. So wie Du es beschreibst, bist Du auf einer Reise mit unbekanntem Ziel. Vielleicht bleibst Du beim Islam oder findest eine andere Religion. Darüber sprechen würde ich aber erst, wenn ich wirklich weiß, wo die Reise hingeht. Du musst Deinen Eltern keinen Kummer und Dir selbst eventuell Probleme bereiten, wenn Du Dir unsicher bist, an was Du glaubt oder was Du machen willst.
Ich glaube auch an Jesus und daran, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Aber mit der Entscheidung, ihrer Familie etwas zu sagen, würde ich vorsichtiger sein. Gerade im muslimischen Kontext stellt sich leider immer wieder heraus, dass sehr wohl etwas passieren kann. Je nachdem wie gläubig, die Familie ist. In den Heimatländern der hiesigen Muslime, steht oft darauf der Tod, wenn jemand den Islam verlässt.