Was hätten wir von der DDR übernehmen sollen?
Bei der Wiedervereinigung hat man ja nichts übernommen, fällt euch was ein was man von der DDR hätte übernehmen können? Die Menschen dort haben ja auch was geleistet, ich hab sowas ähnliches von Gregor Gysi gehört. Deren Lebenswerk ist ja trotzdem beachtlich, da wurde genauso was erschaffen. Und bei der Gleichberechtigung war die DDR weiter
Nochmal: Was hätte man so übernehmen können?
9 Antworten
Ich bin Ostdeutsche und habe den Mauerfall selber miterlebt.
Wir waren überhaupt nicht in der Position, vom Westen etwas zu fordern. Die DDR hatte abgewirtschaftet.
Die Leistung der DDR-Bürger war, aus Nichts etwas zu machen. Es herrschte eklatante Mangelwirtschaft.
Die wenigsten Frauen arbeiteten damals freiwillig Vollzeit. Ich habe den ganzen Tag Gejammer gehört im Betrieb, dass ihnen die Dreifachbelastung mit Kindern und Haushalt viel zu viel wird. Dann nahm man schnell mal die frei verkäufliche Tablette Faustan, um die Nerven zu beruhigen.
Es war schwer, Baumaterial zu bekommen, der Haushalt war viel umständlicher als heute, und man fragte sich, wieso man sich in der DDR nicht denselben Lebensstandard erarbeiten konnte wie im Westen.
Kaum ein Mann half damals im Haushalt. Da kannte ich ganze zwei.
Und keine Frau leitete in der DDR einen Betrieb oder einen Kreis oder einen Bezirk, Nur Margot Honecker war Ministerin.
In der DDR gab es monatlich einen Haushaltstag. Den bekamen aber nur Frauen. Außer ein Mann war alleinerziehend.
In meinem Betrieb gab es Ende der 80er keine Putzfrauen mehr, dann mussten wir selber unsere Büros, die Flure und die WCs putzen. Dafür wurden aber nur Frauen eingeteilt. Saßen in einem Büro nur Männer, wurde eine Frau für die Reinigung eingeteilt.
Aus heutiger Sicht sind die MVZ gut, wo Ärzte angestellt sind. Das war in der DDR an Landambulatorien und Polikliniken.
Ich komme vom Dorf. Und da ging niemand in Krippe und Hort. Die Betreuung übernahmen zu DDR-Zeiten die Großeltern. Darum beneideten uns die Stadtkinder.
Das kommt darauf an. Da niemand arbeitslos werden durfte, hat man oft mehr Arbeitskräfte eingestellt als gebraucht wurden (u. a. auch, um Krankheits-, Schwangerschafts- und andere Ausfälle auszugleichen), und dann war natürlich die Arbeitslast für den einzelnen geringer. Aber z. B. in Krankenhäusern musste auch flott gearbeitet werden, zudem haben die Krankenschwestern damals auch die Reinigungsarbeiten übernommen.
In meinem Betrieb war jede Stelle doppelt besetzt. Das merkte man ab Mittag: Da war kaum noch Arbeit da.
Es wäre gut gewesen, aus der DDR-Verfassung das Recht auf Arbeit und Wohnung, die niedrigen Mieten, Strompreise und Preise für Grundnahrungsmittel zu übernehmen.
Der Kinderbuchverlag hätte bleiben sollen, denn neben Kinderbüchern wurden dort folgende Zeitschriften verlegt:
Bummi für Vorschulkinder
ABC-Zeitung für Schulanfänger
Frösi für ältere Schüler
Trommel für Pioniere
Atze und Mosaik für Comic-Freunde
Technikus für Technikbegeisterte
Neues Leben für ältere Jugendliche und junge Erwachsene.
Hinzu kam für politisch Interessierte die Junge Welt.
Wie kläglich ist dagegen die jetzige Lage mit Bravo und Winnie Puuh!
Auch die niedrigen Sätze der Sozial- und Krankenversicherung und des Nah- und Bahnverkehrs waren nicht schlecht.
Wenn man Gläser, Flaschen, Altpapier und Altkleider zu den Sammelstellen brachte, bekam man etwas Geld dafür. Heute muss man für die Müllentsorgung zahlen.
Studenten erhielten ein Stipendium und brauchten keinerlei Studiengebühren zu bezahlen.
Ich nenne hier vor allem finanzielle Dinge, weil ich (Jg. 1950) die permanente finanzielle Not vieler Menschen als eines der größten Übel im heutigen Deutschland erlebe. Mein Hals wird sooo dick, wenn ich daran denke, dass Leute mit hohen 4- oder gar 5-stelligem Monatseinkommen, die nie Armut erlebt haben, darüber entscheiden, wie gering der Mindestlohn oder die Sozialleistungen sein dürfen.
Aber Atze und Mosaik waren grundverschieden. Während das "Mosaik" unpolitisch war und die Digedags (später die Abrafaxe) rund um die Welt und durch alle Zeiten schickte, war die "Atze" immer ideologisch geprägt. Da gab es die guten und ausgebeuteten Arbeiter und die bösen Kapitalisten.
Ich hab da immer nur "Fix und Fax" und "Pats Reiseabenteuer gelesen" ...
Übrigens gibt es heute einige der genannten Publikationen.
Ja, "Fix und Fax" waren lustig. Ich habe heute noch einige der Verse im Ohr.
Aber "Pats Reiseabenteuer" waren schon etwas ideologisch eingefärbt.
Es gibt eine ganze Menge, was übernommen wurde. Stimmt also nicht, dass nichts übernommen wurde. Einige Dinge haben das im Westen sogar verdrängt oder das gab es da gar nicht.
Fangen wir mal beim Suff an: Rotkäppchen ist heute Marktfüher, Sterni, Hasseröder oder Goldkrone und so weiter, gibt auch noch oder wieder.
Das DDR Sandmännchen ist heute die längste Fernsehserie der Welt.
Das DDR Ampelmännchen findet man heute in vielen Westdeutschen Städten und vor allem Westberlin.
Auch der grüne Pfeil an Ampeln ist eine DDR Erfindung.
Kitas waren in der DDR reichlich vorhanden.
Inzwischen auch im Westen unter jungen Leuten sehr beliebt. Die gute alte S51. Und das obwohl die seit 35 Jahren nicht mehr gebaut werden. Auch Schwalben und das Krause DUO. Und die werden sogar wieder gebaut in einer Elektroversion.
Heute darf auf keinem Weihnachtsmarkt eine Thüringer Wurscht und Dresdener Stollen fehlen. Natürlich mit echtem Bautzener Senf. (also nicht der Stollen ;)) Erzgebirgische Kunst ist ebenso obligatorisch. Und wenn wir schon bei Weihnachten sind "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist auch ein DDR Film.
Auf dem Süßigkeitenteller dürfen weder Knusperflocken noch Hallorenkugeln fehlen.
Das einzige deutsche Skatgericht hat immer noch seinen Sitz in Altenburg. Von dort kommt auch der Altenburger Klare her. Ob es da einen Zusammenhang gibt?
Was mir immer an der DDR imponiert hat, war dass die "ossis" so schön improvisieren konnten. Das lag nicht zuletzt daran, dass eben nicht immer alles ´sofort verfügbar war. Auch dass die Dinge des täglichen Bedarfs schon meistens verfügbar, wenn auch nicht in unbegrenzter Menge und eben darauf geachtet wurde, dass das lebensnotwendige wie Energie, Mieten, Lebensmittel etc. bezahlbar geblieben sind.
das ließ oder lässt sich halt eben leider nicht so einfach übernehmen.
Anderes wurde ja bereits übernommen nehmen wir z.B. die Agrargenossenschaften. Weil nicht eben jeder Bauer einen Mähdrscher hatte, wurde sich die Maschine geteilt.
Heute wird das auch wieder gemacht. aber eben weil auf Grund vieler Auflagen und Vorschriften etc. der Erwerb und der Unterhalt für einen Mähdrscher alleine einfach für die meisten Landwirte nicht mehr stemmbar ist.
Das Recht auf Abtreibung und Teile des Scheidungsrechts.
Theoretisch das Schulsystem auch, dazu hätte allerdings das GG geändert werden müssen.
Es wurde vielfach behauptet, dass in den DDR Betrieben die Arbeitslast im Vergleich zu den kapitalistischen Unternehmen des Westens gering war. Stimmt das?