Bei Klassenfahrten von der BRD in die DDR musste man an der Grenze mucksmäuschenstill sein, sonst musste man z.B. stundenlang ohne Begründung warten?
Wie weit konnten die DDR-Grenzer mit ihren Schikanen gehen, gab es da einen festen Rahmen?
Hätten sie z.B. einen Bus mit aufmüpfigen Teenagern über Nacht dabehalten oder den Rädelsführern die Einreise in die DDR verweigern dürfen?
5 Antworten
Das konnte vorkommen, dass eben alles durchsucht wurde. Dauerte dann eben bis man weiterfahren konnte und wurde nicht einfach durchgewunken. Bei der Frage nach Kaffee, da wurden oft nur einzelne Worte nach Verbotenem abgefragt oder nach verzollbaren Waren, sollte man z.B. nicht sagen. Ja, danke ich nehme gerne einen. Solche Scherze haben die nicht gerne gehört. Am Besten den Mund halten und nichts sagen, weil man sich ja gerne lustig gemacht hat bei solchen Grenzontrollen
Ein Bekannter wurde an der Grenze erneut einmal gebeten, seinen Kofferraum zu öffnen, und das mit der Frage, ob er Waffen dabei hätte. Er fuhr die Transitstrecke dienstlich öfter, das DDR-Regime mitsamt diversen Schikanen kotzte ihn an, speziell die ewig gleichen Fragen, Unterstellungen und Verdächtigungen, und an diesem Tag brach es aus ihm heraus: "Wieso? Braucht man hier welche? Wenn ich das gewusst hätte!" Er hat die Nacht dann in Gewahrsam verbracht und erzählte hinterher, dass es zwar eine ziemlich bescheidene Erfahrung gewesen, er aber trotzdem nicht böse auf sich selber gewesen sei. Und Freiheit sei ihm nun noch viel mehr wert. Er hatte immer sehr viel Humor und hat wahrscheinlich auch gegrinst, als er fragte, ob man denn Waffen brauche. So kannte man ihn. ;-)
Vielleicht nicht die klügste Sache, aber für mich, die auch öfter via Transitstrecke gen West-Berlin gefahren ist, absolut nachvollziehbar - verarschen wir die doch! Irgendwann reicht es einfach mit den Schikanen. Und mein Bekannter hat das in Kauf genommen, denn die Grenzer haben sich wohl wirklich geärgert, vor allem, als sie ihn wieder freilassen mussten und er sich noch für die Bewirtung bedankte. Recht geschieht ihnen - zwar auch unfair, weil die nicht das Regime waren, es aber verkörperten. (Ich weiß, nicht alle freiwillig.)
DDR-Grenzer mit ihren Schikanen
Da ich mich für die DDR als alternatives System zu unserem interessierte und mehrfach da war, kann ich über Schikanen nicht klagen. Es schallt aus dem Wald, wie man hineinruft.
Mit Horrormeldungen wurde ich eher in der BRD versorgt. Meine erste Fahrt ging zur Messe nach Leipzig, da brauchte man nur einen Ausweis, keine Vorab-Genehmigung.
Vor der Grenze eine ADAC Filiale. Ich wurde instruiert, Geschwindigkeitsbegrenzungen streng einzuhalten, die Volkspolizei wäre ganz scharf auf Westgeld.
Vor der DDR-Grenzstation ein Schild: 10 km/h
Nach der Grenzstation keine Entwarnung. Ich schlich also die Straße entlang und wurde in regelmäßigen Zeitabständen von anderen überholt, die abgefertigt waren.
Immer nach Posten Ausschau gehalten, die hinter dem Gebüsch auf fette Westgeld-Beute lauerten, aber nichts passierte. Dann vorsichtig auf 15 km/h, 20 km/h beschleunigt und irgendwann war ich es leid, zumal ich die Überholer nicht mehr sah, die wurden nicht angehalten.
So erfuhr ich, was einer der Leitsprüche in der DDR war: „Überholen ohne einzuholen“
Die Hetze wurde also im Westen gemacht. Bei späteren Besuchen in der DDR waren unsere Kinder dabei und UNSERE Bekannten waren entsetzt wie man Kinder mitnehmen kann.
Ich lernte fürs Leben: Glaube keiner Propaganda, schon gar nicht der eigenen.
Zensur habe ich aber erlebt. Für eine Diskussionsrunde in der DDR habe ich im Westen ein halbes Dutzend Zeitungen besorgt, von links nach rechts. Die hatte ich offen auf dem Beifahrersitz, wurden erstmal mitgenommen ins Grenzhäuschen.
Dann kam ein Grenzer zurück mit dem Rest, natürlich waren die rechten nicht mehr dabei. Ich habe dann die „erlaubten“ demonstrativ im nächsten Papierkorb entsorgt.
Über Nacht halt nicht, aber sie konnten eben den ganzen Bus durchsuchen, das dauerte dann schon mal ein paar Stunden, oder, wenn man Ihnen blöd kam, dann konnte es auch schon mal heißen, ab nach Hause.
Also, ich habe die Kontrolleure stets als korrekt empfunden. Immer mit ernstem Gesicht, aber manchmal auch freundlich und hilfreich.
Ein Cousin von mir bei der Ausreise: Haben sie was zu verzollen??
Nein. Bis auf den Flüchtling im Kofferraum..
Sein Auto wurd richtig auseinander genommen.. 😉
Viele waren so, wie Sie beschreiben. Leider habe ich auch ganz andere erlebt.