Was bräuchte die Deutsche Bahn um den Kopf aus dem Hintern zu ziehen?

7 Antworten

Man müsste über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, massiv ins Schienennetz, die Technik im Netz, die Züge und das Personal investieren, um die Versäumnisse der Vergangenheit nach und nach Abzubauen.

Sowas passiert eben, wenn man einen Monopol-Betrieb privatisiert und es plötzlich nicht mehr um gute Leistung, sondern akzeptable und dafür mehr Gewinn für Aktionäre geht. Sanierungen wurden aufgeschoben, Neubauten erst wenn benötigt statt vorausgeplant angestoßen (und bis Planung und Co. durch sind dauert es dann Jahre, wo die Strecke schon überlastet ist), der Bestand an Ersatzzügen reduziert und diese oft auch schlechtem Stand statt moderner Flotte, Personal so weit gekürzt wie geht und gerade in wichtigen "tieferen" Jobs Stress, schlechte Arbeitsbedingungen, teils schlechte Bezahlung und dann noch zunehmend aggressive Kunden.

Dass der Lokführer nicht gefunden werden konnte ist klassischerweise der Fall, wenn dort in dem Bahnhof ein Wechsel stattgefunden hat und der neue noch nicht da ist - oft weil der Zug mit dem er kommt ausgefallen oder verspätet ist. Oder ganz banal er einfach mal zur Toilette musste und das warum auch immer länger dauert.

Wenn das Stellwerk nicht reagiert und daher keine Einfahrt freigeben kann, dann weil sie gerade mit wem anders am Telefon sind. Da gibt es meist nur eine Person die "einspringt" wenn Kollegen zur Toilette müssen, Pause machen (die machen öfter Pause, weil sie pausenlos hochkonzentriert sein müssen, extrem schnell Entscheidungen treffen und jeder Fehler kann hunderte Menschenleben kosten) usw., da sitzen keine x Leute die nur warten, dass jemand anruft und sie was zu tun haben, sondern wie gesagt meist einer, der mit den anderen an den Posten routiert. Jede Verspätung führt dazu, dass Belegungen der Gleise in den Bahnhöfen, Zugkreuzungen, Weichenstellungen usw. geändert werden müssen, dann kann ein sicher vor Bahnhof stehender Zug eben mal warten müssen, wenn nicht genug Personal, um alle Anfragen sofort abzuarbeiten. Hier wäre also mehr Personal für Spitzenzeiten wichtig, aber das möchte man nicht bezahlen, also bleibt es beim notwendigen Minimum mit der Gefahr, dass sie auch mal nicht erreichbar sind weil alle beschäftigt. Es gibt eine Hierarchie, welche Züge wichtiger sind, gerade Regios (insb. von anderen Anbietern) sind da sehr weit unten. Ein Zug der Probleme macht und diverse andere müssen in ihrer Route überprüft, umgeplant und kontaktiert werden.

An sich wäre es nicht schlimm gewesen, die Bahn zu privatisieren, man hätte aber klarere Vorgaben dazu machen müssen, wie das langfristig zu laufen hat. Ich sag nur ein ausgefallener Zug zählt nicht in die Verspätungsstatistik rein, obwohl die Kunden dadurch ja auch verspätet ankommen. Man kann sich alles schön rechnen, wenn die Vorgaben nicht stimmen.

Bei der Strecke zu meinen Eltern ist eine Weiche, die macht seit mindestens 8 Jahren regelmäßig Probleme und produziert große Verspätungen und AUsfälle. Hat nur, weil Regio Strecke, keine große Prio die zu reparieren, zumal man dafür eine Vollsperrung der Strecke bräuchte und dann wiederum Kunden genervt sind. Dann lieber regelmäßig Ausfälle und Verspätungen in Kauf nehmen, die aber dann wieder das Stellwerk belasten.

Punkt 1: Wir wollen das nicht- Unterstellung

Punkt 2: In den meisten Fällen ist eben nicht das Personal für die Verspätung verantwortlich

Punkt 3: Vor allem die Politik muss da aktiver werden- und zwar auf die gute Art mit Investitionen

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lokführer bei DB Fernverkehr

Clemony 
Beitragsersteller
 03.07.2025, 21:15

Punkt 1: Vielleicht, aber eine begründete Unterstellung. Es wird 0 auf Kritik eingegangen, es wird sich nie entschuldigt, die Bahn selbst postet auf Social Media immer „lustige“ Kommentare und Videos, vor allem über Beschwerden und es hat sich halt absolut gar nichts geändert seit Jahren - kein Wunder dass da der Eindruck entsteht, man sei zufrieden mit der Situation.

Punkt 2: Habe ich das behauptet? Ich habe gesagt in letzter Zeit gibt es immer wieder Situationen, die das Personal vermeiden könnte. Sorry, aber ein Lokführer der wegrennt oder ein Beauftragter für Einfahrt der nicht auf einfahrtsanfragen reagiert sind völlig für ihre Taten und die daraus entstehenden Konsequenzen verantwortlich. Mehr habe ich nie gesagt. ALLEIN darauf bezieht sich meine Fragestellung!

Punkt 3: die Bahn ist ein privates Unternehmen, die müssen sich wahrscheinlich auch selber in den hintern treten. Was nicht heißt, dass die Politik nicht auch in die Gänge kommen muss, aber bei den von mir beschriebenen Situation kann die Politik wenig machen.

Aber du scheinst ja generell sauer auf Kritik zu sein - damit bestärkst du übrigens Punkt 1. man merkt auch dass du dich nur aufregen möchtest, aber eigentlich keine Ahnung von einer Antwort hast. Wenn nicht mal das bahnpersonal selbst weiß was es verbessern könnte, sehe ich schwarz!

Juliusapfel8  03.07.2025, 21:18
@Clemony

Die nächste Unterstellung- lass es lieber. Die Politik kann sehr viel machen- bzw könnte!

Clemony 
Beitragsersteller
 03.07.2025, 21:21
@Juliusapfel8

Im Gegensatz zu dir weiß ich, wie man argumentiert, keine Sorge ;)

Die Politik soll also deiner Meinung nach den Leuten sagen dass sie nicht weglaufen und ans Telefon gehen sollen. Aha.

Unsere Politik hat in Deutschland sehr viel aufzuholen und sehr viele offene Baustellen. Ich bin die letzte, die unsere Politiker verteidigt und die erste die sagt, dass sie in die Pötte kommen müssen. ABER: Leuten zu sagen wie sie ihre Jobs richtig zu machen haben (vor allem, wenn es um Selbstverständlichkeiten geht), ist aber keine Aufgabe der Politiker.

Ich glaube langsam du bist der Lokführer der 20 Minuten gesucht wurde!!😂

Aber hey, wenn alle bei der Bahn so drauf sind wie du, dann verstehe ich langsam so einiges… Danke für deine Antwort! Die hilft mir mehr, als ich anfangs dachte!

Juliusapfel8  03.07.2025, 21:23
@Clemony

Nein eben nicht. Aber sie kann verdammt noch mal mehr in die Schieneninfrastruktur investieren und nicht immer für unnötiges, bspw Schulen übertrieben digitalisieren oder KI

Clemony 
Beitragsersteller
 03.07.2025, 21:25
@Juliusapfel8

Aber um die Infrastruktur geht es ja in meiner Frage gar nicht, dass die Kacke ist, ist sogar der erste Satz!

Und DAFÜR ist natürlich auch die Politik verantwortlich. Aber eben nicht für grottige Mitarbeiter und ich frage ja, was man da tun könnte.

Juliusapfel8  03.07.2025, 21:25
@Clemony

Das sind aber, im Vergleich zu bspw fahrgastverschuldeten Verspätungen, Einzelfälle

3661041  04.07.2025, 13:34
@Clemony

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Lokführer nicht "weggerannt" ist, oder selbst wenn, dann aus gutem Grund.

Vielleicht musste er eine technische Störung beheben? Vielleicht musste er noch wichtige Dokumente abholen? Vielleicht kam er von einem Zug, der verspätet war? Vielleicht ist der eigentliche Lokführer krank geworden, deshalb musste erst ein Ersatzlokführer ankommen? Vielleicht hat der Lokführer sogar wirklich einen Fehler gemacht und hätte früher da sein können. Aber jeder Mensch macht mal Fehler und auch dem Bahnpersonal können diese passieren.

Gleiches gilt für "den, der für die Einfahrt zuständig war": der heißt Fahrdienstleiter und hat manchmal bis zu 100 Kilometer Strecke zu steuern. Woher willst du wissen, dass es nicht 50 Kilometer weiter eine Bahnübergangsstörung gegeben hat, die die volle Aufmerksamkeit erfordert hat? Oder eine Signalstörung? Oder er musste gerade einem anderen schriftliche Anweisungen diktieren (nennt sich "Befehl schreiben "). Oder er musste seinerseits gerade mit der Betriebszentrale telefonieren. Oder war er etwa sogar auf der Toilette für ein paar Minuten?!

Wie auch immer, jedenfalls muss dein Zug dann halt kurz warten. Passiert. Du kannst dir aber sicher sein, dass das nicht aus böser Absicht geschieht!

Clemony 
Beitragsersteller
 07.07.2025, 09:34
@Juliusapfel8

Ich muss aber ehrlich sagen, 3/4 Verspätungen die ich mitbekomme sind durch Fehler des Zugpersonals entstanden, was auch klar und deutlich so kommuniziert wird. Es regt das Personal ja teilweise selber auf, deshalb sind die da schon auch immer sehr offen und ehrlich in den Durchsagen.

Ich teile hier einfach nur meine eigene Erfahrung.

Clemony 
Beitragsersteller
 07.07.2025, 11:48
@3661041

Ich bin weder dumm, noch empathielos.

Vielleicht musste er eine technische Störung beheben? Vielleicht musste er noch wichtige Dokumente abholen? Vielleicht kam er von einem Zug, der verspätet war? Vielleicht ist der eigentliche Lokführer krank geworden, deshalb musste erst ein Ersatzlokführer ankommen? Vielleicht hat der Lokführer sogar wirklich einen Fehler gemacht und hätte früher da sein können. 

Alles schön und gut, alles gute Gründe. Aber gerade bei so einem wichtigen Job, gehören diese Dinge abgesprochen. Dass absolut keiner Bescheid wusste, ist schlichtweg unprofessionell. Deshalb auch meine Beschreibung als wegrennen (ohne Anführungszeichen!). Selbst in Bürojobs gehört es sich, sich kurz abzumelden, wenn man weg muss. Und da hängen bei weitem nicht so viele Leute drin, wie bei der DB.

Vielleicht hat der Lokführer sogar wirklich einen Fehler gemacht und hätte früher da sein können. Aber jeder Mensch macht mal Fehler und auch dem Bahnpersonal können diese passieren.

Ja klar. Aber wenn man nun mal 8 Mal die Woche

Wie auch immer, jedenfalls muss dein Zug dann halt kurz warten. Passiert. Du kannst dir aber sicher sein, dass das nicht aus böser Absicht geschieht!

Aus böser Absicht nicht, aber aus schlechter Organisation. Ist so. Braucht man nicht schön zu reden. Entweder du fährst selten Bahn, oder du arbeitest selbst dort, denn so realitätsfremd kann man gar nicht sein. Ich und viele andere haben genug. Und "dann muss dein Zug halt mal kurz warten" passiert, ja. Passiert aber nicht mal sondern TÄGLICH und man wartet nicht kurz, sondern oftmals bis zu einer Stunde! Das ist NICHT OKAY!!! Ich habe es so satt, um mein Verständnis gebeten zu werden, wenn ich einfach nur nach Hause will oder wichtige Termine habe. Ich habe es satt und dass ständig neue Ausreden gefunden werden. Ich will nicht mehr teilweise 4h (!!!) früher losfahren müssen zu Terminen, zu denen ich eigentlich 30 Minuten brauche nur um pünktlich zu sein. Und dann frage ich was man tun könnte, um das in den Griff zu bekommen und dann gibt es Leute wie dich die behaupten, es gibt kein Problem!

"den, der für die Einfahrt zuständig war"

Auch hier kann man die Anführungszeichen weglassen. Der Lokführer hat die Person genau so betitelt. Nicht als Fahrdienstleiter.

Woher willst du wissen, dass es nicht 50 Kilometer weiter eine Bahnübergangsstörung gegeben hat, die die volle Aufmerksamkeit erfordert hat? Oder eine Signalstörung? Oder er musste gerade einem anderen schriftliche Anweisungen diktieren (nennt sich "Befehl schreiben "). Oder er musste seinerseits gerade mit der Betriebszentrale telefonieren. Oder war er etwa sogar auf der Toilette für ein paar Minuten?!

Das kann ich nicht. Ich gebe nur das wieder, was mir. Aber auch hier, das selbe Prinzip: sowas kann bestimmt besser abgesprochen werden. Wenn sich diese Beispiele häufen ist es auch mein gutes Recht mal nachzufragen, ob es wirklich keine bessere Organisationsmöglichkeit gibt.

Das betrifft nicht nur die beiden Beispiele aus der Frage! Ich muss täglich zweimal Zug fahren, und in meiner Woche kommen vielleicht zwei Züge nach Plan. Der Grund, den ich täglich mitbekomme – weil die Mitarbeitenden bei den Durchsagen sehr ehrlich sind – ist die grottenschlechte Personalorganisation: mangelnde Absprachen und schlechte Pläne. Genau deswegen stelle ich diese Frage ja, aber das scheinen viele von euch nicht zu verstehen.

Ihr denkt ja scheinbar dass ich böse bin, die Bahnmitarbeiter fertig mache und gar nicht oder nur an mich denke. So dass mir auch nicht klar ist, dass Leute mal Pause machen oder auf Toilette gehen. Stimmt schlichtweg nicht. Darum geht es ja hier auch überhaupt gar nicht.

Ich könnte kotzen. Ich frage mich echt, was für Leute hier unterwegs sind, die meine Beträge schlecht bewerten. Denn ich sehe tagtäglich genervte und verzweifelte, teils aggressive Menschen in den Öffis und ich kann es ihnen nicht verübeln. Die Bahn checkt OFFENSICHTLICH (!!) nicht, welche Verantwortung sie hat und wie wichtig ihre Arbeit ist. Stattdessen schreiben ihre Mitarbeiter hier in den Foren "passiert halt mal, lebt damit"

Als erstes mal das Geschäftsbereichdenken unterbinden.

Betriebsklima verbessern, firmeneigene Stasi auflösen und diese Personen die ja meist eh schon im Rentenalter sind, in den vorzeitigen Ruhestand schicken.

Die DB AG muss wieder ein Massenverkehrsmittel werden und kein Klientel-Verkehrsmittel für Geschäftsreisende.

Alle noch nicht begonnenen Prestigeobjekte kommen auf den Prüfstand, bei laufenden die Möglichkeit eines Abbruches überprüfen.

Völlig intakte Loks dürfen nicht mehr verbendert werden. Es geht nicht an, daß DB Regio völlig intakte Loks verbendern läßt, während sie bei DB Cargo fehlen.

Dem Fahrgastaufkommen erforderliche Kapazitäten stellen, also notfalls Doppelstockzüge statt Triebwagen.

Wiedereinführung der bei Touristen so beliebten IR-Züge, mit denen man über längere Strecken umsteigefrei von Region zu Region fahren konnte. Sie wurden aber abgeschafft, weil die DB AG Lieblingsklientel Geschäftsreisende nur schnell von Metropole zu Metropole fahren möchte.

Führungskräfte in die Schweiz strafversetzen, damit sie lernen wie Eisenbahn richtig funktioniert. Umgekehrt helfen SBB Führungskräfte der DB AG wieder auf die Sprünge.

Der Einzelwagenverkehr wird zum Bestandteil der Nahverkehrsausschreibungen. Jedem EVU ist es zumutbar, in einem gewissen Umfang Güterverkehrsleistungen zu fahren und die Wagen an einen Knotenpunkt von DB Cargo zu bringen.

Woher ich das weiß:Hobby – Interesse

Guten Abend.

Ich vermute mal, daß es auch bei der Bahn einen hohen Personalmangel und Krankenstand gibt.

Was den Lokführer und die Person, die zuständig ist für die Einfahrt ist, betrifft. Vielleicht mussten sie zum Klo oder hatten gerade Pause. Beides ist ihr gutes Recht.

Mit freundlichen Grüßen 😉.


Clemony 
Beitragsersteller
 07.07.2025, 11:27

Ich bin überrascht davon, wie viele das Problem hier nicht verstehen. Natürlich haben Leute das Recht, Pause zu machen und aufs Klo zu gehen! Das sage ich doch gar nicht!

Alles, was ich sage, ist, dass die Infrastruktur und die Privatisierung nicht die einzigen Probleme der DB sind. Und ich frage daher euch, was ihr denkt, was man tun könnte, um das besser in den Griff zu bekommen.

Personalmangel und Krankenstand sind ein großer Faktor – aber trotzdem muss man ja das verbleibende Personal gut organisieren, und das ist schlichtweg nicht gegeben.

Das betrifft nicht nur die beiden Beispiele aus der Frage! Ich muss täglich zweimal Zug fahren, und in meiner Woche kommen vielleicht zwei Züge nach Plan. Der Grund, den ich täglich mitbekomme – weil die Mitarbeitenden bei den Durchsagen sehr ehrlich sind – ist die grottenschlechte Personalorganisation: mangelnde Absprachen und schlechte Pläne.

Es muss doch etwas geben, was man tun kann, damit wenigstens diese Fehler behoben werden – wenn man die Bahn schon nicht verstaatlichen will und sowohl wenig Personal als auch eine schlechte Infrastruktur hat.

Wir bräuchten einen komplett neuen Vorstand für die DB und, vor allem, Politiker, die keine Clowns sind, sondern Ahnung haben.