Warum wollte man damals den Anschluss von Österreich an Deutschland? Fand man es zu klein?

Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Anderer Grund (welcher?) 83%
Zu klein / mehr Macht als großes Deutschland 8%
Hitler war Österreicher 8%

7 Antworten

Anderer Grund (welcher?)

99,7% der Österreicher waren, der Abstimmung von 1938 nach, tatsächlich für den Anschluss. Wahrscheinlich fiel das Ergebnis deshalb so hoch aus, weil die Entente-Mächte Österreich sehr arrogant den Anschluss verboten (Art. 88 des "Vertrages" von St. Germain). Volksabstimmungen zu dieser Frage wurden von den Entente-Mächten rücksichtslos unterdrückt bzw. da, wo sie stattfanden (1921 in Salzburg mit 98,8% für den Anschluss, in Tirol sogar mit 99,3% dafür), von den Entente-Mächten für ungültig erklärt. Selbst eine gemeinsame Zollunion, eine Idee aus dem Jahr 1931, gönnte man den Deutschen beider Staaten nicht.

Damit wurde natürlich das Selbstbestimmungsrecht der Völker, das der US-Präsident Wilson zuvor so lautstark in seinen 14 Punkten verkündet hat, brutal mit Füßen getreten. Das wusste man in Österreich und aufgrund der völlig berechtigten Empörung darüber entstand auch dort eine beträchtliche Wutmasse im Volk über die Pariser Vorort-„Verträge“, die dann den Willen zum Anschluss zusätzlich noch verstärkt hat.

Die großdeutsche Lösung war auch nichts Neues. Sie wurde bereits 1848 in der Frankfurter Paulskirche von den damaligen Linken propagiert. Da Österreich aber stärkere slawische und madjarische Minderheiten hatte, kam man davon zunächst wieder ab, strebte man doch einen deutschen Nationalstaat und nicht einen Vielvölkerstaat wie Russland oder die USA an. Nach der Auflösung Österreich-Ungarns durch das Ende des Weltkrieges wurde der Anschluss ans Deutsche Reich aber wieder ein großes Thema, lebten doch auf dem nun auf seinen germanischen Kern verkleinerten Österreich nur wenige Slawen. Daher wurde der Anschluss vor dem Diktat der Pariser Vorort-„Verträge“ Teil sowohl der Verfassung der deutschen als auch der österreichischen Republik. Man ging von einer Vereinigung aus – bis die Entente-Mächte dies in ihren Pariser Vorort-„Verträgen“ arrogant und Wilsons 14 Punkte mit Füßen tretend verboten.

Ein weiterer Grund für die auch nach der Machtübernahme Hitlers anhaltende Begeisterung fast aller Österreicher für die Vereinigung mit Deutschland war die seit Mitte der 30er immer weiter sinkende Zufriedenheit der Österreicher mit der Politik des austrofaschistisch orientierten Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg.

Zum einen war der Austrofaschismus nämlich prorömisch orientiert. Das war für viele, schon teilsäkularisierte Österreicher nicht mehr zeitgemäß. Die ethnische Bande als Deutsche mit den Reichsdeutschen empfanden die meisten stärker als die künstliche Bande als Katholiken im Rahmen einer konstruierten „Latinität“.

Desweiteren aber war der Austrofaschismus sozial streng konservativ und in dieser Hinsicht sogar noch extremer als der italienische Faschismus. Er zielte auf den Erhalt des längst überlebten, durch eine unglaubwürdig gewordene katholische Ideologie nur noch mit Mühe getragenen Ständestaates mit all seinem Byzantismus und seinen sozialen Ungerechtigkeiten. Der deutsche Nationalsozialismus hingegen, der die klassenlose Volksgemeinschaft predigte, erschien den meisten progressiv eingestellten wie den aus den unteren und mittleren Schichten stammenden Österreichern da deutlich attraktiver.

Sandlerkoenig07  23.03.2023, 19:35

Gute Zusammenfassung der Vorkriegssituation in Österreich.

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Anderer Grund (welcher?)

Also ich glaub, dass es Hitler um ganz etwas anderes ging.

Obwohl er vorgaukelte, dass es in Deutschland wirtschaftlich super laufen würde, war der Staat immer knapp vor der Staatspleite

Meiner Ansicht nach schielte er eher nach den Goldreserven Österreichs.

Und dass da alle Österreicher über den Anschluss begeistert gewesen wären, denke ich auch nicht. Es war doch in Wahrheit eine Annektion. Es gab natürlich auch Anhänger der NS-Ideologie, die "Heim ins Reich" brüllten. Es gab wahrscheinlich auch bezahlte Claqueure. (Es ist wohl auch ziemlich viel manipuliert worden.)

tanztrainer1  18.09.2022, 15:45

Bei Wissen to go wird das sehr gut erklärt:

https://youtu.be/fuPyL6S4qYk

So ab 9:25: Die Alliierten erkennen noch im Laufe des WK2 Österreich als Opfer der NS-Zeit an. Doch sie sagen zusätzlich, dass Österreich auch die Verantwortung zu übernehmen hätte. Die "Opferrolle" überdauert aber Jahrzehnte lang. Eine Aufarbeitung kommt in Österreich wahrscheinlich deshalb relativ spät. Entsprechend sah dann wohl auch der Geschichtsunterricht in Österreich aus.

(Wenn mich etwas ganz Spezielles interessiert, schau ich immer, ob ich bei Wissen to go etwas dazu finde.)

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Anderer Grund (welcher?)

Der "Anschluß" erfolgte nicht im Krieg, sondern vorher. H. wollte (wie auch viele Österreicher) ein "Großdeutsches Reich", anknüpfend an das "Heilige Röm. Reich Deutscher Nation" und die "Großdeutsche Lösung", die Bismarck nicht erreichte. Auch nach 1945 gab es noch Bestrebungen, einen (gemeinsamen) "Südstaat" zu bilden. Die Alliierten ließen Befragungen zu, die z.T. veröffentlicht wurden. Danach fühlten sich rel. viele Österreicher als "deutsch".

Anderer Grund (welcher?)

Die Nazis haben Österreich zwangsweise angeschlossen. Das hatten sie ursprünglich auch mit dem Rest der Welt vor.

mineralixx  18.09.2022, 10:29

Sie "rannten offene Türen ein"! Vergleiche die Begeisterung in Österreich nach dem "Anschluß". Nachher will es keiner gewesen sein.

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Sandlerkoenig07  23.03.2023, 19:37

Da war von "Zwang" in der Bevölkerung nichts zu spüren. Der "Anschluß Österreichs" wurde begeistert gefeiert !

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Der Anschluss Österreichs war schon lange vor dem zweiten weltkrieg. Die Österreicher fanden einfach die Nazis besonders schick, es sind ja auch heute noch extrem viele Rechtsradikale dort in der Politik unterwegs.

Zusammen mit dem Weltherrschaft Wunsch der Deutschen und dem immer noch zu bemerkenden Minderwertigkeitsgefühlen der Österreicher gab es den Anschluss, bei dem die Österreicher den Deutschen so richtig zugejubelt haben.

Für eine Österreicherin mit viel Verständnis für die Rechten hast du extrem wenig Ahnung von der Geschichte deines Landes.

Die Österreicher stellten auch einen überproportional großen Anteil an KZ Kommandanten und anderen Kriegsverbrechern..

DoctorInge 
Fragesteller
 21.09.2022, 01:54
Für eine Österreicherin mit viel Verständnis für die Rechten

Worauf gründest du denn jetzt dieses Urteil?

hast du extrem wenig Ahnung von der Geschichte deines Landes.

Nur, weil ich eine Frage stellte, habe ich gleich extrem wenig Ahnung?

Ich habe mich viel mit Geschichte befasst und denke nicht, dass ich vom 2WK nichts wissen würde. Nur, weil mir da eine Sache nicht klar war, heißt es nicht, dass ich deshalb einen extrem schwachen Wissensstand habe.

Das ist ein dummes Pauschalurteil.

Außerdem, was soll das überhaupt, mir aufgrund einer Frage vorzuwerfen, dass ich nichts wüsste?

Dass ich frage zeigt ja wohl, dass ich interessiert bin und ich mein Wissen erweitern will. Ich weiß nicht, was daran zu kritisieren ist.

Außerdem ist diese Plattform ja genau dafür da. Wenn du den Fragestellern nur Vorwürfe wegen ihren Fragen machen willst und Ihnen bezüglich gleich Pauschalurteile fällst, dann muss man sich fragen, ob das die richtige Plattform für dich ist.

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