Warum sind die Züge in Japan viel pünktlicher als in Deutschland?
Hey
Ich bin seit 1.5 Wochen in Japan.
Ich bin sehr oft mit dem Shinkansen Zug gefahren und ich muss sagen, die sind viiiiiel pünktlicher als die Deutsche Bahn bei uns in Deutschland.
Warum ist das so?!
Und auch, die shinkansen Züge hier, fahren länger mit hoher Geschwindigkeit als die ICEs bei uns in Deutschland. Viele ICEs, die fahren bei uns eher so zwischen 150 und 230 kmh. Hier fahren Züge viel schneller und länger.
11 Antworten
Es gibt kulturelle, politische, geographische und organisatorische Gründe.
Die organischen ließen sich einfach zusammenfassen, dass die Bahn sich dort einfach besser aufgestellt hat. Das ist richtig, fasst aber wiederum zu kurz.
Gehen wir also zu der Geografie über: Japan ist eher lang gestreckt, während DE eher den Umriss einer unförmigen Kartoffel hat. In DE muss daher ein vielfach, multidirektionales Netz betrieben werden, während in JP im Besonderen das Shikansen-Netz eher einige gestreckte, am Ende verzweigte Linien hat.
Das ist aber nicht die ganze Wahrheit, die Schweiz hat eine ähnliche Situation (zwar ein kleineres Land, dafür aber hohe Hindernisse). Und da wird es politisch: Die Bahn musste immer viel leisten und bekam dafür wenig. Jahrzehnte CSU-Verkehrsminister haben da viel zugrunde gerichtet. Aber auch hier sind wir noch nicht bei allen Kausalitäten angekommen:
In JP entschuldigt sich jemensch, der eine Tür für sich noch schnell einmal aufgeschoben hat, in DE behandeln das einige als ihr Recht und halten sogar noch weiteren, verspäteten Fahrgästen die Tür auf. Und das, obwohl es meist einen (engeren) Takt gibt. „Einer kommt noch mit, alle zu spät“ – und Schuld ist nicht der Hasardeur sondern die Bahn.
Mehr Rücksichtnahme auf die Gesamtheit fehlt uns in DE. Ein Drittel der Züge kommen zu spät, weil sie nicht rechtzeitig vom Bahnsteig weg gekommen sind.
Das alles sollte für uns in DE Ansporn sein, besser zu werden.
Nein, keine Ausrede – blanke Statistik. Und „eine Minute“ reicht da nicht aus.
Aber bedenke: Dies betrifft nur ein Drittel der Züge und soll auch noch einmal den Blick auf den direkten, eigenen Einfluss lenken. Etwas, was in unserer Kultur unüblich geworden ist, aber gerade einen wesentlichen Unterschied zu Japan macht.
Das kannst du absolut nicht vergleichen.
Diese märchenhafte Pünktlichkeit der Züge in Japan gelten größtenteils nur für den Shinkansen. Und die laufen auf einem separaten und vom normalen Zugverkehr getrennten Gleissystem. Unser ICE teilt sich die Strecke mit Bimmelbahnen und Güterzügen. Dadurch sind diese hohen Geschwindigkeiten nicht möglich und das bringt auch beim ICE immer Verzögerungen.
Natürlich sind die Japaner auch disziplinierter und die Strecken nicht ganz so vernachlässigt.
Dann Vergleichs doch mit der Schweiz:
G151.pdf Doppelspur ab Rupperswil gemischt Regional Güter und IC Verkehr. Absolut nicht verspätungsanfällig
Liestal:
G411.pdf Doppelspur und er Hauensteintunnel, 8 Kilometer lang, wird gerade unter dem rollenden Rad saniert.
Hier kannst du alle grafischen Fahrpläne der Schweiz ansehen:
Grafische Fahrpläne | öv-info.ch
Und hier die Verspätungsgrafik:
Trafimage Webkarten – Netzkarte Personenverkehr | SBB
Gelb ist +3 Minuten! Also die halbe Zeit, die die DB mit 6 Minuten noch als pünktlich ansieht
Nur investiert die Schweiz (pro Kopf) seit mehreren Jahren das vierfache dessen, was unser deutscher Staat investiert, daher ist auch hier keine Vergleichbarkeit gegeben
Natürlich, genug das ist ja das Problem!
Es ging ja um die Aussage, dass man das Sihnkansen System nicht vergleichen könne, weil Da nicht Bimmelbahnen bis ICEs darauf fahren, was in der Schweiz aber gang und Gäbe ist. Somit also vergleichbar ist.
Und mit der "Generalsanierung" wird es nicht besser werden!
Der sagt es euch:
Es ist trotzdem nicht vergleichbar. Wenn Züge die ZFA alle in der selben Geschwindigkeit befahren ist IMMER ein anderer Takt möglich, als wenn Züge im Blockabstand mit unterschiedlicher Geschwindigkeit planen. Daher ist die Nutzung der Infrastruktur absolut nicht vergleichbar.
Im Schweizer Netz funktioniert die multidimensional genutzte Infrastruktur nur besser, weil die Erstellung der trassen besser auf reale Gegebenheiten eingeht und technisch moderner ist.
Ich bin Berufseisenbahner, ich brauche da keine Erklärung, danke trotzdem für deine Mühe
Und weil man digitalisiert hat, ohne das an die grosse Glocke zu hängen :-)
Das sollte dich interessieren:
Im Moment wird die letzte Linie, die Broyetalbahn, an das BZ Rennens angehängt. Dann ist es so, dass das ganze SBB Netz von 4 BZ gesteuert wird.
Gruss
Das liegt u.a. Daran, dass Japan eine recht lang gestreckte Insel mit einigen wenigen Ballungsräumen ist. Da lohnte es sich, einige längere Schnellfahrstrecken und entsprechend schnelle Züge zu bauen.
In Deutschland sind die 300, die der schnellste ICE fahren kann eigentlich schon zu viel, so viele Strecken, wo man die wirklich effektiv ausfahren kann, gibt es nicht, und auch wenn weitere Schnellfahrabschnitte in Planung sind und irgendwann gebaut werden, ist das eigentlich unnötig schnell - die Distanzen zwischen relevanten Städten und Umsteigepunkten sind eigentlich zu kurz
Abgesehen davon ist die Bahn in Japan ganz anders organisiert und es wird wesentlich mehr Geld reingesteckt. Instandhaltung findet vorbeugend statt, es wird eher repariert, was kaputt gehen könnte, als das tatsächlich was kaputt geht, was technische Störungen reduziert. Es gibt deutlich mehr Personal und „mehr Platz“ d.h. Mehr Reserven in der Infrastruktur, außerdem eine strikte Trennung zwischen Schnell, Regional und Güterverkehr, wodurch langsame Züge schnellere nicht ausbremsen
zu guter letzt sind in Japan auch die Fahrgäste disziplinierter, es gibt weniger Gedränge, die Fahrgäste warten an Markierungen am Bahnsteig, bis alle ausgestiegen sind und steigen dann zügig aber einer nach dem anderen ein - so kann man auch zu Stoßzeiten die Haltezeit einhalten
Paradoxerweise hat das was mit dem Dichtevorteil zu tun.
Aus verkehrlicher Sicht hat Japan eine Ideale Geographie. Man braucht einfach nur eine 800 km langeHochgeschwindigkeitsstrecke von Sendai bis Hiroshima und erreicht damit 100 Millionen potentielle Fahrgäste und erschliesst somit 80 Prozent der Bevölkerungs Japans.
Der Eisenbahnverkehr in Japan ist auch hochprofitabel und jeder Zug auf der Schine der bringt durch die Ticketverkäufe auch bares Geld. Püntkliche Züge gleich mehr Umsatz gleich mehr Gewinn.
Dazu ist die japanische Gesellschaft auch sehr displiniert. Verschlafene Lokführer, streikende Schaffner oder Ausfälle durch Vandalismus gibt es einfach nicht.
Dageben ist die Geopgraphie in Deutchland komplett anders, hier man man unzählige Querverbindungen anbieten mit entsprechenden Umstiegen die natürlich zu Verspätungen führen. Auch bedeutet jeder Zug auf der Schiene für die Eisenbahn in Verlust, die Ticketverkäufe decken kaum die laufenden Betriebskosten.
Shinkansen ist ein "geschlossenes system", es gibt weder mischverkehr mit anderen zuggattungen noch höhengleiche bahnübergänge. Shinkansen wartet keine anschlüsse ab. Es gibt naturgemäß auf der insel keine internationalen züge, die verspätungen von außerhalb hereintragen könnten. Es werden also viele verspätungsursachen vermieden.
Europäische hochgeschwindigkeitsstrecken beginnen meistens erst außerhalb der großstädte, auf dem weg dorthin müssen die züge sich die gleise mit S-bahnen, güterverkehr usw. teilen. Wie überhaupt auf einem großteil der strecken, nur wenige strecken sind wirklich rein für den hochgeschwindigkeitsverkehr reserviert. Lange zugläufe bringen viele möglichkeiten, verspätungen zu sammeln.
Schöne Ausrede! Das Gebe eine ,,Verspätung" von höchtens eine minute. Nein, die Verspätungen entstehen durch grobe Fehler und Ausfälle an der Bahn-Infrastruktur und am Rollmaterial!