War das leben in der DDR wirklich so schlecht das man fliehen musste?
11 Antworten
Wenn man angepasst lebte, sich um einen gewissen Leistungsstand bemühte und sich nicht mit dem Machtapparat (auch im regionalen Maßstab) anlegte, konnte man prima leben. Der Mangel war nicht direkt spürbar, es gab jederzeit Grundnahrungsmittel, Wohnraum, alles preiswert, keiner musste Hunger leiden. Manches gab es eben nur selten, manches gar nicht. Luxus war extrem teuer (TV/HiFi), oder man wartete auf ein Auto mehr als ein Jahrzehnt. Auch damit arrangierte sich der geübte DDR-Bürger. Wenn man aber wusste und erlebte, was es aus dem Westen so gab, wie eingeschränkt man doch in seiner (Reise)Freiheit war, oder selbst erfahren musste, wie die Stasi doch ihre Lauscherchen in deine Familie ausstreckte, weil Onkel Hans was blödes am Stammtisch in seiner Eck-Kneipe sagte, gab es dann oftmals steigenden Druck, das System verlassen zu wollen. Am Ende konnte es durchaus unerträglich werden. So sehr, dass man das doch hohe Risiko einging zu fliehen. Die Konsequenzen, sollte man erwischt werden, waren allgemein bekannt. Nicht nur selbst wurde man dann in der Gesellschaft benachteiligt, auch Familienmitglieder wurden ausgespielt.
Wer iwie politisch war, oder sich ne eigene Meinung leisten wollte, hat massive Probleme bekommen, auch die Partner, oder Kinder...
Das war keine Frage des Müssens, denn Christa Wolf ist geblieben und hat bis zuletzt an die Reformierbarkeit des Systems geglaubt, zu Unrecht, wie sich gezeigt hat.
Andere haben das realistischer eingeschätzt und sind gegangen. Womit niemand gerechnet hatte, war, dass die Wende 1989 kommen würde. Hätte man geahnt oder gewusst, dass sie unmittelbar bevorsteht, wären viele vermutlich geblieben.
Die haben wohl nicht an die Nachhaltigkeit der Wende geglaubt und wollten weg aus der Diktatur.
Die Wende war ja erst am 9.11. ...
Aber es gab eine Flüchtlingswelle wie seit dem Mauerbau nicht! Die BotschaftsFlüchtlinge von Warschau, Prag und Budapest, das paneuropäische Picknick, bei dem die Grenze nach Österreich geöffnet wurde, Urlauber im sozialistischen Ausland, die nicht in die DDR zurückkehrten, ...
Na ja, man könnte sich auch fragen, warum die Deutschen, die vor den Nazis geflohen sind, zum Teil nie wieder oder erst viele Jahrzehnte später überhaupt einen Fuss in Deutschland setzten. Man will offenbar der Vergangenheit entfliehen, aber interessant ist eben auch, dass nicht alle das gleich erleben. Wenn du J.M. Coetzees Romane liest, da erfährst du von Frauen, die in Südafrika Gewalt erfahren haben und trotz der schweren Traumata das Land nicht verlassen WOLLEN. Das sind ganz komplexe Mechanismen, die da ablaufen, ob man nun bleibt oder geht.
Dann wäre aber die Wende vermutlich später gekommen... Das eine bedingte das andere.
Nein. Die politische und wirtschaftliche Lage war zwar schlechter als in der alten BRD, allerdings nicht so schlimm, dass man aus finanzieller Not wirklich fliehen musste.
Die meisten Fluchtversuche waren politisch motiviert.
Da gab es unterschiedliche Gründe, ansonsten wurde in der BRD ein besseres Leben erwartet, die vollen Schaufensterscheiben lockten schon dafür. Politische Ambitionen gab es sicherlich, aber die genauen Gründe warum alles stehen und liegen gelassen wurde, musste jeder mit sich selber ausmachen.
Übersicht mit KI
Zwischen der Gründung der DDR 1949 und dem Mauerbau 1961 flohen etwa 2,7 Millionen Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Umgekehrt zogen im gleichen Zeitraum rund 500.000 Personen aus der BRD in die DDR.
DDR-Bürger in die BRD:
- Bis zum Mauerbau 1961: etwa 2,7 bis 3,6 Millionen Menschen.
- Nach dem Mauerbau: weitere 625.000 bis 795.000 Menschen.
- Gesamt: Schätzungsweise rund 4 Millionen Menschen.
BRD-Bürger in die DDR:
- Rund 500.000 Personen.
- Davon waren etwa zwei Drittel Rückkehrer, die zuvor aus der DDR in die BRD geflohen waren.
- Nur ein Drittel der Zuwanderer aus der BRD waren neu in der DDR.
- Welche Migration gab es in der DDR? - Mediendienst Integration08.11.2019 — 143ff., 158., 477f; * Abwanderung und Flucht in die BRD. Abwanderung war in der DDR ein großes Thema: Zwischen der Staa...
- Mediendienst Integration
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- Übersiedlungen zwischen der DDR und der BRD von 1949 ...Im Jahr 1989 siedelten laut westlichen Angaben rund 343.900 Bürger der DDR in die Bundesrepublik Deutschland über oder flüchteten,
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- Übersiedler: Aus der Bundesrepublik in die DDR - Spiegel07.06.2015 — Rund 3,8 Millionen Menschen wechselten von Ost nach West – bis SED-Chef Walter Ulbricht 1961 seinen Staat einmauern und ...
- Spiegel
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Soviel über die dann geschaffenen grünen Landschaften, leider ohne Arbeit.
Übersicht mit KI
Nach der Wiedervereinigung und bis 1997 zogen im Saldo (also Zuzüge minus Fortzüge) rund 590.000 Menschen aus den neuen Bundesländern in die alten. In den ersten zehn Jahren nach der Wiedervereinigung bis 2000 verließen etwa 611.000 Menschen den Osten in Richtung Westen. In den folgenden zehn Jahren bis 2010 wanderten noch rund 553.000 Menschen von Ost nach West.
Zusammenfassung:
Wobei ja gerade auch die massiven Flüchtlingszahlen im Sommer '89 die DDR destabilisert und zum Zusammenbruch beigetragen haben! 200'000 sind geflohen! Junge Familien, gut ausgebildet, tenziell 'sozialistisch sozialisiert', ...
Die fehlten nicht nur, sondern haben die anderen bestärkt auf die Straße zu gehen...40 JahrParade, Gorbi, MontagsDemos, AlexanderPlatz, ...