Nicht vegan rechtfertigen?

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Hey,

Ja, das Stimmt:

beim industriellen Anbau von Soja, insbesondere in Monokulturen, werden große Mengen an Pestiziden eingesetzt. Diese Chemikalien töten nicht nur Schädlinge, sondern auch Bestäuber wie Bienen. Millionen Bienen sterben jedes Jahr durch den Einsatz solcher Gifte auf riesigen Sojafeldern. 

Trotzdem ich finde, da sollte man sich erst einmal die Frage stellen, für wen denn das meiste Soja angebaut wird. So kann man sehen, inwieweit veganer eventuell dafür mitverantwortlich gemacht werden könnten, wenn sie denn Soja konsumieren.

Mit der Regenwaldabholzung für den Sojaanbau haben vegane Produkte quasi nichts zu tun. Wenn diese Soja enthalten, dann stammt es auch meistens aus ökologischem und/oder europäischem Anbau.

Soja aus gerodeten Regenwaldgebieten landet vor allem im Futter für "Nutztiere", besonders in der Massentierhaltung.

Mehr als drei Viertel (ca. 75–80 %) des weltweit produzierten Sojas werden an Nutztiere für die Fleisch- und Milchproduktion verfüttert. (In der EU landen sogar 95 % der Sojaimporte in der Tierfutterproduktion.)

Ein Großteil des restlichen Sojas (ca. 17 %) wird für Biokraftstoffe, industrielle Zwecke oder Pflanzenöle verwendet.

Nur ca. 6–7 % des Sojas werden direkt für Lebensmittel verwendet (einschließlich Fleischersatzprodukte), die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind.

Praktisch kein Soja aus Regenwaldgebieten wird direkt für die Produktion von Tofu oder Sojadrinks verwendet. Das Soja, das in veganen Produkten steckt, kommt fast immer aus Europa (z. B. aus Deutschland, Österreich und Frankreich). Das Sojahaltige Fleischersatz-Produkte also die Abholzung vorantreiben, ist somit ein weit verbreiteter Irrglaube.

Der Großteil des Sojas wird nicht direkt vom Menschen gegessen, sondern indirekt – über das Tier, das wiederum gefüttert werden muss. Und das ist ineffizient, ressourcenverschwendend und verursacht mehr Schaden – ökologisch wie ethisch. Selbst Vegetarier, die keine Fleischprodukte konsumieren, tragen durch den Konsum von Milch, Eiern oder Butter zu dieser Problematik bei. Denn auch diese Tiere, die für diese Produkte gehalten werden, fressen ebenfalls Soja – und auch sie landen später im Schlachthaus und auf den Tellern der Menschen, die Fkeisch konsumieren. Soja ist ein zentraler Bestandteil des Futters für Rinder, Schweine und Geflügel.

Wenn man also das Bienensterben (um mal darauf wieder zurückzukommen) wegen Soja kritisiert (was berechtigt ist), dann müsste man in erster Linie den Konsum tierischer Produkte hinterfragen.
Denn der Konsum tierischer Produkte hat hier einen viel größeren Einfluss auf die von Dir genannte Problematik des Sojaanbaus, als der direkte Konsum von Soja oder Sojaprodukten.

Schädlich für Bienen sind bspw. auch Felder mit Raps. Warum genau kann man googeln. Würde mir jetzt zu lang dauern.
Somit sollte man in dem Fall auch die Finger von Honig, insbesondere von Rapshonig lassen. Das Bienensterben ist multifaktoriell.

Somit sehe ich hier keinen "Widerspruch zum ethischen Anspruch, mit einer veganen Ernährung Tierleid zu vermeiden". Außerdem geht ja der Großteil des Sojas an Nutztiere. Die offizielle Definition lautet ja auch, tierleid so weit wie möglich und praktikabel zu vermeiden.
-> Wenn einem das Bienensterben Sorgen macht, wäre es ein Schritt in die richtige Richtung, weniger, oder am besten gar keine Tierischen Produkte mehr zu essen.

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Hier noch Links:

https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja/soja-als-futtermittel

https://utopia.de/ratgeber/soja-herkunft-tofu-drinks-marken_

https://hiddensoy.panda.org/


Veganer argumentieren damit, dass man nur solange vegan sein muss, solange es praktikabel ist.

Dieser Maßstab ist aber vollkommen ausgefranst und wird sehr widersprüchlich gehandhabt.

Das gezielte und bewußte Töten von Schädlingen gilt als "unvermeidbar", die Nutzung von Spielkonsolen mit Kupferkabeln, bei dessen Gewinnungung zumindest anteilig Knochenleim verwendet wurde, auch.

Hallo, gerne eine Stellungnahme eines Veganers dazu:

Vegan bedeutet die Ausbeutung und auch Tierleid soweit wie möglich zu vermeiden, richtig. Ganz ohne Leid zu erzeugen geht es nicht, außer man glaubt an "Lichtnahrung".

Ich weiß ja nicht ob es für dich neu ist, aber das meiste Soja welches hierzulande zu Tofu und zu anderen Produkten verarbeitet wird stammt aus Europa, oftmals sogar auch Bio Anbau. Damit will ich nicht sagen, es gäbe hier gar keine Monokulturen und Pestizideinsatz, aber das oft zitierte Soja "aus dem Regenwald" landet zu einem großen Teil in der Tiermast.

Außerdem ist es ressourcenschonender Nährstoffe direkt aus Soja zu gewinnen, anstatt dieses erst an Tiere zu verfüttern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Go Vegan

Devoid8  10.05.2025, 10:02

Ich finde toll, was du hier tust, aber...

Vegan bedeutet die Ausbeutung und auch Tierleid soweit wie möglich zu vermeiden

Nein, es bedeutet nicht, Tierleid zu vermeiden, siehe meine Antwort, oder wenn es dich genauer interessiert, hier: https://www.tierethik-veganismus.de/Die-Opfer-der-Landwirtschaft/
Auch in der Definition des Veganismus ist das Wort Tierleid nicht zu finden.

Ich mache mir die Mühe dich da zu korrigieren, nicht weil ich ein Korinthenkacker bin, sondern weil ich es für schädlich halte, diesen Mythos weiter zu verbreiten. Denn es führt genau zu diesem Glauben, Veganer würden einen Realitätsverlust erleiden, weil sie glauben sie würden Tierleid vermeiden.

Außerdem ist es ressourcenschonender Nährstoffe direkt aus Soja zu gewinnen, anstatt dieses erst an Tiere zu verfüttern.

Wenn man konventionelle Mischkost mit konventioneller pflanzenbasierter Ernährung vergleicht, ja.

Bei der Produktion von pflanzlicher Nahrung fallen aber sehr viele Pflanzenteile an, die wir nicht essen können, andere Tiere aber schon. Am ressourcenschonendsten wäre es also, mit diesen Pflanzenabfällen Tiere zu mästen und zu essen, und dafür weniger Pflanzen anbauen zu müssen -> Ressourcen zu sparen.

Falsch wäre das natürlich trotzdem, weil Ressourcensparen keine Rechtfertigung für Mord ist.
Trotzdem sollte man sich überlegen, ob es sinnvoll ist ein Argument zu nutzen, das widerlegt werden kann.

Solaris80  10.05.2025, 10:16
@Devoid8

Hallo,
ja, ich weiß, in der Definition heißt es: "[...] alle Formen von Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke [...]".
Ob es jetzt so ein großer Unterschied ist wenn landläufig von "Vermeidung von Tierleid" gesprochen wird anstatt von Grausamkeiten weiß ich nicht.

Der zweite Punkt ist sicher richtig, vielen Dank!

Ich schütze als Vegetarier leben das Leid wie wir empfinden kann. Eine Biene zählt für mich da nicht dazu und verarbeitet Schmerz einfach völlig anders.

Ein Schwein kann genau so Angst und Schmerz empfinden wie wir.

Ich würde auch Insekten essen.

Und übrigens wird der meiste Tofu als Futter für Tiere produziert.


TheMonkfood  09.05.2025, 12:48

Also sind deiner Logik nach Bienen unwichtig.

Hyperaktiver  09.05.2025, 12:48
@TheMonkfood

Nein. Natürlich nicht. Bienen sind Objektiv wichtige Lebewesen in unserem Ökosystem.

TheMonkfood  09.05.2025, 12:50
@Hyperaktiver

Dann solltest du nicht so abfällig über Bienen schreiben

Ich schütze als Vegetarier leben das Leid wie wir empfinden kann. Eine Biene zählt für mich da nicht dazu
Hyperaktiver  09.05.2025, 12:52
@TheMonkfood

Säugetiere beschütze ich aus moralischen Gründen.

Und Bienen weil wir sie brauchen.

Hyperaktiver  09.05.2025, 12:55
@TheMonkfood

Der Unterschied ist ich würde eine getrocknete Biene essen wenn die Nährwerte passen und es den Bestand an Bienen nicht schadet. Aber eben keine Säugetiere egal ob es völlig umweltfreundlich ist.

Hyperaktiver  09.05.2025, 12:59
@TheMonkfood

Vegetarisch ist meine Ernährung. Ich würde Insekten esse wären sie nicht so teuer. Vegetarisch ist kein Mindset.

Hyperaktiver  09.05.2025, 13:01
@TheMonkfood

Ja. Stimmt. Ich tue es aber nicht. Würde es aber. Meine Ernährung stand jetzt ist also trotzdem vegetarisch.

Devoid8  10.05.2025, 09:52

Ich stimme dir mit allem zu. Aber ein Punkt verwundert mich. Warum bist du Vegetarier?

Weißt du nicht, dass jede Milchkuh und alle ihre für die Milchproduktion gezüchteten Kinder ebenfalls geschlachtet werden?

Weißt du nicht, dass eine Legehenne viel länger gequält wird als ein Masthuhn und am Ende trotzdem am gleichen Messer ihr Leben verliert?

Hyperaktiver  10.05.2025, 11:40
@Devoid8

Ich esse keine Eier sondern Milchprodukte und Honig. Bei Milch stelle ich immer mehr auf Hafer Milch um und Honig ist mehr Medizinisch (Manuka).

R4c1ngCube  09.05.2025, 13:15

Rein aus Interesse: Würdest du Säugetiere essen, wenn sie garantiert nicht leiden würden?

zB. Eine Familie zieht ein Schwein in einem großen Garten auf, das Schwein lebt ein glückliches langes Leben und wird später erst betäubt, dann getötet (es bekommt von der Betäubung nichts mit)

Würdest du es essen?

Hyperaktiver  10.05.2025, 11:41
@R4c1ngCube

Wenn es an etwas Physischen Stirbt würde ich es essen. Nicht wenn es getötet wurde. Ich würde aber auch Fleisch essen wenn jemand gerade dabei ist es wegzuschmeißen.

Ich bin keine Veganerin.

Kein einziger Mensch auf der Erde lebt "vorwurfsfrei". Man kann bei jedem einzelnen Menschen Kritikpunkte finden, wenn man möchte.

Zu den Veganern ist zu sagen, dass (sehr?) viele komplett ohne Tofu oder sogar andere Ersatzprodukte zurecht kommen.
Ich bin eher "Flexitarierin", also hin und wieder esse ich Fleisch oder Fisch, aber selten.

Ich sammele aber Kochbücher und habe da auch einige mit vegetarischen, veganen/ vegetarischen oder veganen Rezepten und in denen, die ich besitze, sind meines Wissen wenige Tofurezepte und wenige Sojahackrezepte und ansonsten einfach Rezepte ohne tierische Produkte, aber mit Gemüse, Obst, Kräutern, Mehl usw. Damit kann man sehr vielfältig kochen und backen.

Tofu braucht man dafür nicht.

ABER: Jeder Mensch macht halt in seinem Leben etwas, das irgendwie anderen schadet. Anderen Menschen, anderen Tieren. Das kann gar keiner vermeiden! Manche konzentrieren sich auf einen Bereich wie Kinderschutz, Tierschutz, Klimaschutz, aber keiner schafft es, alle Bereiche abzudecken, zumal oft die Forderungen der Aktivisten (in IHREM Bereich!!!) immer extremer werden. Oft, weil Aktivisten halt auch auf Social Media sind und immer neuen Content, also immer neue Skandale und Kritikpunkte brauchen.

Nota bene: Ich persönlich habe, obwohl ich da in einigen dieser Bereiche unterwegs bin, NOCH NIE ein Plädoyer für Geringverdiener, arme Rentner oder Obdachlose gesehen! Wenn man wollte, könnte man DAS den Aktivisten vorwerfen.

Ich habe hier übrigens einen Garten mit vielen Wildpflanzen - "darf" ich jetzt Tofu essen, weil ich das Überleben der Bienen fördere?

Ab irgendeinem Punkt werden diese Diskussionen meist absurd.

Ich kann übrigens sagen, dass ich zwei "Aktivisten" im loseren Sinne gefolgt bin - Menschen, die etwas ganz anders gemacht haben als andere, andere "beraten" haben und teilweise immer extremere Forderungen gestellt haben und ein großes Following hatten - und beide haben sich wahlweise in Widersprüche verstrickt - selbst das gemacht, das sie anderen verbieten wollten - oder das sogar offen zugegeben mit dem immer gleichen Argument "ja, ich mache Xyz, aber ich BEMÜHE mich ja, davon wegzukommen in kleinen Schritten" - die man dann aber den Anhängern nicht gönnte. Wenn einer der Anhänger das gleiche zugegeben hätte, hätte er eine ordentliche Standpauke für sein schädigendes Leben bekommen und ggf. massive Schuldgefühle für etwas, das einfach verbreitet noch sehr normal ist.

Nota bene ebenfalls, dass viele arme Menschen automatisch "moralisch" leben, weil sie sich die "Sünden", bspw. ein Auto, Fernreisen, bestimmte Lebensmittel oder Kleidung gar nicht leisten könnten.

Hat je jemand arme Menschen dafür gelobt und als leuchtendes Beispiel hochgehalten?

Nope!

Und warum nicht?

Weil mit denen kein Geld zu verdienen ist.....


Alburnus  09.05.2025, 13:06

Ausgezeichnet formuliert, Danke : )

wickedsick05  10.05.2025, 11:15
Kein einziger Mensch auf der Erde lebt "vorwurfsfrei". Man kann bei jedem einzelnen Menschen Kritikpunkte finden, wenn man möchte.

Klar aber vegan ist eine Sackgasse und nicht zuende gedacht. Man muss also keinen veganer kritisieren sondern man kann das Glaubensgerüst das der Veganismus bietet kritisieren mit Fakten.

Z.b. warum darf für die Produktion von veganen Pflanzen Tiere leiden und sterben aber für die Produktion von tierischen Produkten nicht?

Bsp. Für 10kilo vom Jäger geschossenes Wildschweinfleisch ist ein einziges Tier gestorben. Für die selben nährstoffe aus Pflanzen sterben tausende mehr... Keiner kann erklären ohne in speziesismus zu verfallen warum der Feldhase, Feldhamster weniger wert hat...