Hallo,
also ich habe mich in letzter Zeit wieder intensiv damit beschäftigt, weil gerade wieder die Geschichten von der "satanischen kinderfressenden Elite" durch das Internet geistern.
Die Dokumentation "Höllenleben" kenne ich, als ich sie damals im Fernsehen gesehen habe fand ich einiges sehr unglaubwürdig, allerdings habe ich gedacht, wenn nur die Hälfte davon stimmt muss ja etwas dran sein.
Inzwischen bin ich bei dem Thema allerdings sehr skeptisch geworden, was nicht heißt, dass ich nicht glaube dass diese Frau und andere schlimmes und traumatisches in der Kindheit durchgemacht haben.
Aber erst einmal zu deiner Frage: Das Narrativ des "rituellen Missbrauchs" durch solche "satanischen Zirkel" lautet, dass es keine Sekten sind, die irgendwie öffentlich in Erscheinung treten, sondern völlig geheime Zirkel aus oftmals gesellschaftlich hochstehenden Leuten, von denen das im täglichen Leben niemals jemand erwarten würde.
Es heißt oft hätten diese Zirkel die Polizei und Justiz unterwandert, daher werden die Täter niemals belangt.
Allerdings:
Recherchiert man den Ursprung dieser von Psychotherapeuten "ausgegrabenen" unterdrückten Erinnerungen kommt man auf evangelikale / ultrakonservative Kreise und Trash-Fernsehshows in den USA.
Tatsache ist, dass von den Berichten in den USA nichts durch Ermittlungen beweisen werden konnte und in der Folge Psychotherapeuten massiv verklagt wurden, weil sie psychisch kranken Menschen falsche Erinnerungen eingeredet haben.
Die ausführlichste Untersuchung stammt aus den USA. Die Studie des „National Center on Child Abuse and Neglect“ über rituellen satanischen Missbrauch, in der in fünf Jahren 11.000 Personen – überwiegend Therapeuten – befragt und über 12.000 Fälle untersucht wurden, konnte keinen einzigen Verdachtsfall bestätigten. Auffallend dabei war, dass über 80 Prozent der gemeldeten Fälle auf nur 1,4 Prozent der Befragten zurückgingen.
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Diesen beruhigenden Erkenntnissen folgten in den 90er-Jahren Hunderte Schadenersatzklagen gegen amerikanische Therapeuten, die auf Basis der nun als pseudowissenschaftlich entlarvten Theorie der unterdrückten Erinnerungen angebliche Missbrauchserinnerungen provoziert hatten. Die Klagen führten fast ausnahmslos zum Erfolg. Der größte Schadenersatzanspruch belief sich auf 10,6 Millionen US-Dollar, ein selbst für amerikanische Verhältnisse hoher Betrag. Selbst führende Vertreter der Pressure Groups distanzierten sich von ihren früheren Aussagen, und die Theorie um die unterdrückten Erinnerungen wurde als „der Psycho-Hit der frühen 90er-Jahre“ entlarvt.
Quelle: https://www.novo-argumente.com/artikel/therapie_auf_teufel_komm_raus?fbclid=IwAR3dBFTtsUlyj8x4naRbR0ZP9jMhwStvf2SlqXLzOzNMhr787AydcVKNs6E
Auch in Deutschland gab es polizeiliche Ermittlungen, bei denen niemals irgend etwas gerichtsfest herausgekommen ist, und inzwischen werden die Therapeuten sogar von kirchlichen Weltanschauungsbeauftragten kritisch gesehen:
Kritik der Rituellen-Gewalt-These wird nicht nur von der GWUP geäußert, sondern auch von
kirchlichen Weltanschauungsbeauftragten, der
AGPF (Aktion für Geistige und Psychische Freiheit/Bundesverband Sekten- und Psychomarktberatung) und dem
Sekten-Info NRW.
Bei den Vertreterinnen und Vertretern der Rituellen-Gewalt-These handelt es sich offenbar um einen festen Kreis. Sie kennen sich und zitieren sich in den einschlägigen Publikationen immer wieder gegenseitig […] Die Existenz großer, die Gesellschaft unterwandernder Netzwerke ritueller Gewalttäter […] wird aufgrund von Selbstaussagen von Therapeutinnen und Therapeuten und selbstdefinierten Betroffenen als gegeben vorausgesetzt […] Alle Hinweise beruhen auf nicht geprüften Selbstaussagen. Wo doch
kriminalpolizeilich und staatsanwaltlich ermittelt wurde – teilweise mit enormem Personalaufwand und außerordentlich akribisch – blieben die Untersuchungen ohne Ergebnis oder widersprachen sogar explizit den Berichten.
Quelle: https://blog.gwup.net/2019/06/29/der-aktuelle-stand-in-sachen-satanistisch-ritueller-missbrauch-verschwoerungsdenken-ist-hier-nicht-hilfreich/
Wie gesagt, ich bezweifele nicht, dass die Frauen die davon berichten in ihrer Kindheit traumatisches durchgemacht haben, und vielleicht auch organisierten Kindesmissbrauch.
Aber der "rituelle" organisierte Kindesmissbrauch konnte bisher in keinem Fall wirklich nachgewiesen werden.
Hier gibt es einen Vortrag von Lydia Benecke zu dem Thema bei dem auch ein Polizist zu Wort kommt, der einen Fall davon hatte: (Wobei ich dazu sagen muss, dass ich von der GWUP ansonsten nicht besonders viel halte, weil ich Menschen nicht mag die sich "Skeptiker" nennen und dabei von vorn herein alles ablehnen was nicht ihrem Weltbild entspricht. Wissenschaft sollte ergebnisoffen und nicht dogmatisch sein.
https://www.youtube.com/watch?v=2uV-FrmS46Q