Möchte Putin die UdSSR wieder zurück?
5 Antworten
Genauer gesagt: Die ewige Behauptung, Putin wolle die Sowjetunion zurück, ist ein häufig wiederholtes, aber bei genauerer Betrachtung ein sehr schwaches Narrativ, das sich im Kern auf nur eine einzige Aussage stützt. Nämlich Putins Satz aus dem Jahr 2005, in dem er erklärte, dss der Zerfall der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen sei.
Diese Aussage wird oft isoliert zitiert, jedoch im Kontext völlig anders lesbar. Putin beklagte in derselben Rede nicht das Ende des sowjetischen Systems, sondern die Folgen für Millionen ethnischer Russen, die nach 91 plötzlich außerhalb der russischen Staatsgrenzen lebten. Wörtlich sagte er Nämlich:
„Zehntausende unserer Landsleute und Mitbürger befanden sich plötzlich jenseits der russischen Grenzen.“
Das Problem sei nicht die politische Auflösung der UdSSR gewesen, sondern der ungeordnete Kollaps ohne Rücksicht auf menschliche, wirtschaftliche und soziale Stabilität.
In keinem offiziellen Dokument der russischen Regierung – weder in der Militärdoktrin von 2014 noch in den außenpolitischen Grundlagentexten von 2016 oder 2023 – findet sich ein Plan oder auch nur ein Ziel, die Sowjetunion als Staatsgebilde zurückzuholen. Die russischen Strategiepapiere sprechen von multipolarer Weltordnung, Respekt vor staatlicher Souveränität, sicherheitspolitischer Balance und dem Wunsch, eine weitere Expansion der NATO zu verhindern. Das sind geopolitische Schutzmechanismen, keine imperialen Wiederaufbaupläne.
Die Ukraine stellt in diesem Zusammenhang einen Sonderfall dar – nicht als Teil eines Rückeroberungsplans, sondern als sicherheitspolitischer Grenzstaat, der durch westliche Einbindung zunehmend aus russischer Sicht zur direkten Bedrohung wurde. Die Eskalation seit 2014 ist nicht ideologisch motiviert, sondern strategisch – Russland reagierte auf den Sturz Janukowitschs, das Minsker Abkommen, Waffenlieferungen und Ausbildungsprogramme der NATO in Lwiw und anderswo.
Der US-amerikanische Historiker Stephen Cohen stellte dazu fest:
Wer glaubt, Russland wolle die UdSSR zurück, verwechselt geopolitische Abwehr mit ideologischem Revisionismus.
Die These, Putin wolle die Sowjetunion rekonstruieren, ist also kein analytisches Ergebnis, sondern ein westliches Legitimationsnarrativ. Es dient der moralischen Einordnung eines Konflikts, der im Kern machtpolitisch ist – nicht nostalgisch. Putins Russland ist kein sozialistischer Staat, sondern ein autoritär geprägter, staatskapitalistischer Nationalstaat mit konservativer Wertebasis. Die Sowjetunion war marxistisch-leninistisch, atheistisch und ideologisch internationalistisch. Zwischen beiden Modellen besteht keine Kompatibilität.
Im Kern: Putin will nicht die Sowjetunion zurück. Er will Russland als souveräne Macht mit eigenem sicherheitspolitischem Umfeld erhalten – gegen eine westliche Ordnung, die seit 91 versucht, diesen Raum einseitig zu integrieren. Wer das als Revanche liest, verwechselt strategische Reaktion mit historischen Wunschträumen. Und das sagt mehr über die westliche Deutungskultur als über russische Realität.
Letzten Endes nicht nur die UdSSr sondern er träumt auch noch fleissig vom Zarenreich....wenn dann gleich richtig.
Er kann ja nur nach und nach agieren, hat auch nicht mit derartigem Widerstand gerechnet. Er wird seinen Wunschtraum sicher nicht erleben.
Die Sowjetunion gilt für viele Russen, aber auch einigen Bürgern anderer ehemaliger Sowjetrepubliken, als die Zeit ihrer glücklichen Kindheit, sie wird verklärt als "gute alte Zeit", als das Paradies, aus dem man vertrieben wurde.
Diese Aufnahme aus dem Jahr 2012 (der erste Teil, in dem der Sänger schon grauhaarig ist) stammt aus dem ukrainischen Charkiv!
https://www.youtube.com/watch?v=v_9n5tImIjg
Und ja, Putin träumt auch davon.
Ja, er will die aus seiner Sicht gemachten Fehler seiner Vorgänger rückgängig machen! Das hat er selber mehrfach sinngemäß gesagt, geschrieben. Er hat selber sonderbare "Geschichtsbücher" geschrieben, zu denen sich hiesige Fachleute nur negativ äußern wegen totaler Geschichtsverfälschung.
Das wird von Vielen hier immer wieder "gerne" """vergessen"""!
Nun verrate mir nur noch, warum er noch immer hartnäckig und rücksichtslos die Ukraine malträtiert. Habe ehrlich gesagt keine Lust mehr die vielen Links, auf der sich meine Sichtweise stützt, schon wieder heraus zu suchen.
Was Putin sagt, ist nicht nur m. E. nicht die Luft wert, die er beim Sagen ausstößt.
Er will wesentlich mehr. Sein grosser Traum ist:
Ein grosses russisches Reich vom Ural bis zur Adria 😁
Weit ist er in drei Jahren nicht gekommen, er "hängt" immer noch in der Ukraine fest 😁
Du sprichst von Putins angeblichem Wunsch,
und verweist auf
Damit meinst du vermutlich seinen Aufsatz „Über die historische Einheit der Russen und Ukrainer“ von 2021. Dieser Text ist zweifellos ideologisch gefärbt – aber er ist kein Manifest zur Wiederherstellung der Sowjetunion, sondern eine geopolitisch-historische Argumentation für den kulturellen und sicherheitspolitischen Zusammenhalt im postsowjetischen Raum. Das ist ein Unterschied. Der eigentlich auch als solches verstanden wird, zumindest von jenen die ihn kennen. Und die ,die den Text nicht kennen, hier mal zum nach Lesen 😎😎: https://en.kremlin.ru/events/president/news/66181?utm_source=chatgpt.com
Die Kritik westlicher Historiker an Putins Sichtweise ist bekannt, aber sie ist Teil des Diskurses – nicht der Beweis für „totaler Geschichtsfälschung“. In Wahrheit sind es häufig westliche Narrative, die selektiv historische Brüche deuten: etwa die Behauptung, die Ukraine habe seit Jahrhunderten eine kontinuierliche Staatlichkeit – was weder ethnisch, noch sprachlich, noch staatsrechtlich haltbar ist, wie z. B. die Dissertation von Maria Lavrenchenko über die Kiewer Chronik oder die Quellen aus Gronski deutlich machen.
Putin hat mehrfach erklärt, dass ein Comeback der Sowjetunion „nicht nur unrealistisch, sondern auch unerwünscht“ sei. 2010 sagte er auf einer Pressekonferenz in Deutschland:
Was bleibt noch....ach ja, deine Behauptung, viele würden das „gerne vergessen“. In Wahrheit jedoch verwechseln viele eine kritische Auseinandersetzung mit selektiver Instrumentalisierung.