Jeder wusste vom Holocaust?

11 Antworten

Im Nachhinein sind die Zitate eindeutig, aber während und vor dem Holocaust wurde zwar gedroht, aber letztlich nur nebelhaft. Und die allermeisten Leute, auch viele Juden selbst, haben vermutlich diese wilden Drohungen nicht ernst genommen, erst recht nicht am Anfang der Nazizeit.

Die Nazis haben ja auch viel dafür getan, dass nicht durchsickerte, was im fernen Polen, Litauen, der Ukraine wirklich geschah. Sonst hätte man nicht "heitere" Propagandafilme aus Theresienstadt drehen oder die Wannseekonferenz geheim halten müssen.

Mein Großvater, ein glühender Antinazi, hat immer gesagt, dass er das Ausmaß des Holocaust nicht gewusst habe. Dass die Juden deportiert wurden, klar, das konnte jeder mitkriegen. Aber dass sie industriell umgebracht wurden, eher nicht.

Mein Großvater, der nicht im Krieg war, da er als Ford Ingenieur wehrwirtschaftlich wichtig war, erzählte mal, wie er in seinem Garten Tomaten pflegte. Ich nehme mal an, das war so um 1942/43 rum, aber wohl noch vor Stalingrad. Da kam ein Soldat auf Urlaub vorbei. Mein Großvater schenkte ihm ein paar Tomaten und die beiden unterhielten sich. Über den Krieg natürlich. Dann sagte der Soldat zu meinem Opa: "wir können nur beten, dass wir den Krieg gewinnen. Denn was ich in Polen und den anderen Ländern im Osten gesehen habe - die Rache wird entsetzlich sein." Mein Opa hat leider nicht nachgefragt...

So haben es viele Deutsche sicher gemacht: man wollte auch nichts Genaues wissen. Und wie gesagt, als Sozialdemokrat war mein Opa Antinazi und ein Linker.

tanztrainer1  09.02.2023, 17:42

Und wenn einer mal etwas mehr ausplauderte, meinte man wahrscheinlich, dass der irgendwelche Märchen erzählen würde.

Selbst Verwandte von mir konnten sich nicht vorstellen, was in einem KZ vor sich ging. Man glaubte ja, dass die Leute, die in Lager verschleppt wurden, Kriminelle gewesen wären, und dort eben arbeiten mussten. An industrielle Tötungen dachte man eher nicht.

Erst als Verwandte zurückkehrten, die selbst KZ-Überlebende waren, und erzählten was sie erleiden mussten, hatte man kapiert, was wirklich abgegangen war.

Wer ganz in der Nähe von einem KZ gelebt hat, oder einem Außenlager, wird wohl eher etwas mitbekommen haben.

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adelaide196970  14.07.2023, 20:31

richtig. Es war alles "geheime Kommoandosache".

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Ontario  02.11.2023, 11:30

Auch meinen Großvater habe ich darauf angesprochen, weil es bei uns in der Stadt sehr viele Juden gab, von denen einer meinem Gro0vater ein Mehrfamilienhaus zum Kauf angeboten hatte. Diese jüdische Familie ist in die USA ausgewandert.

Großvater wusste nichts von diesen Konzentrationslagern in Polen oder sonstwo. Er war ein Gegner der Nazis und hatte darunter zu leiden. Unser Nachbar war ein Gauführer mit dämmen Opa nichtklar kam.. Mein Opa hatte zwei Töchter und weigerte sich, diese in den damaligen BDM (Bund deutscher Mädchen) eintreten zu lassen. Der Gauführer sorgte dafür, dass mein Opa aus dem Beamtendienst entfernt und strafversetzt wurde. .

Die jüdische Familie welche in die USA auswanderte erklärte ihm, dass für die Juden in Deutschland schlechte Zeiten anbrechen. Man müsste damit rechnen zwangsversetzt in irgendwelchen Fabriken arbeiten zu müssen.

Über KZ`s wurde da nicht gesprochen. Damals gab es auch nicht diese Nachrichtendienste denen der Bau dieser KZ`s aufgefallen wäre. Was da in Polen ablief, Interessierte im Grunde hier niemand. Erst als die ersten Juden deportiert wurden, ahnte man Schlimmes. Da war es aber schon zu spät für viele Juden, um das Land verlassen zu können.

Es gab auch keinerlei Nachrichten darüber, dass in Polen KZ`s gebaut werden und warum.

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Die barbarischen Verbrechen der Nazi-Diktatur sind einem Großteil des deutschen Volkes wohlbekannt gewesen und das nicht erst nach Ende des 2 Weltkrieges. Die vorgetäuschte Unwissenheit war in erster Linie Verdrängung und der eigene Schutz vor unbequemen Fragen, denn wer nichts wusste brauchte auch keine unbequemen Fragen dazu beantworten. Wegducken war die Devise, weder Teilnahme noch Wissen! Diese Methode hat sich bei den meisten Zeitzeugen bis zum Tode fortgeführt. Direkt nach Kriegsende hieß es bereits, der Führer und seine Helfer sind weg, jetzt lasst uns weitermachen als wäre nichts gewesen. Es war ein Lernprozess, der einige Jahre benötigte um die Bevölkerung aus ihrer festen Verankerung mit dem Nationalsozialismus zu holen und ihnen das Bewusstsein für die Aufarbeitung mit diesem Teil der Geschichte zu geben. Aufgrund dieser langen Wege ist es gelungen der heutigen Bevölkerung die grausamen Taten eines verbrecherischen Systems näher vor Augen zu führen, näher als es in den direkten Jahren nach Kriegsende und weit darüber hinaus möglich war.

Sollte jetzt wieder jemand schreien "Die haben nichts gewusst! Woher auch?"

Die meisten Menschen wurden nicht in Auschwitz, sondern in einem der vielen anderen Lager umgebracht. Tausende davon gab es auch in Deutschland. Der Mord geschah also auch in der Nachbarschaft. Zum Beispiel das KZ in Neuengamme bei Hamburg, Ort eines bestialischen Verbrechens. Die Nazis ermordeten hier über 50.000 Menschen, direkt neben dem Dorf. Die Legende von den Ahnungslosen kann man als widerlegt ansehen. Sehr viele haben sehr viel gewusst. Ich rede jetzt vor allem von den Misshandlungen, Verhaftungen und Ermordungen an alle die nicht auf Linie waren und von dem verordneten Mord an den europäischen Juden und der hat mit dem Beginn des Ostfeldzuges im Sommer 1941 eingesetzt. Es ist auch verhältnismäßig leicht erklärlich warum es in der Bevölkerung bekannt wurde (am Beispiel der Juden), weil die ersten Ermordungen, Massenerschießungen im Freien waren, und viele deutsche Soldaten das gesehen hatten. Einige haben in ihren Feldpostbriefen davon berichtet, das ist eher etwas seltener, aber sie haben bei ihren Heimaturlauben ihren Angehörigen davon erzählt und von da an hat sich die Erkenntnis in großen Teilen der Bevölkerung ausgebreitet. Man hat die Verschleppungen, die Misshandlungen, die Ausbeutung usw. überall in den Städten und Dörfern sehen können!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus
adelaide196970  24.05.2023, 19:32

Nirgendwo in deutschen Städten hat man sowas gesehen. Die Juden verschwanden mehr oder weniger "klanglos". Geheime Kommandosache war das. Die Vernichtungslager waren alle im Ausland, woher sollte man also sowas wissen. Außerdem schreit niemand "Die haben nichts gewußt!" Nur du schreist.

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Ontario  02.11.2023, 11:43
@adelaide196970

Dachau und das in Deutschland, nicht im Ausland.. Das KZ ist in unmittelbarer Nähe der Häuser die bewohnt waren. In Dachau gab es auch die Verbrennungsöfen im KZ. Ob das alles was in diesem KZ ablief den unmittelbaren Nachbarn unbekannt blieb , könnte man bezweifeln.

Alles abgesichert mit Wachtürmen und Stacheldraht. Da stellt man sich doch Fragen was da auf diesem Gelände passiert. Die Gefangenen mussten zum Apell antreten , was man von aussen auch sehen konnte.

Vielleicht konnte man auch den einen oder anderen Schuss hören.

Rauch stieg aus den Verbrennungskammern, was für jeden gut sichtbar war.

So etwas spricht sich herum. Man musste also davon ausgehen, dass hier Schreckliches passiert. Doch wer sollte das in diesem Regime ändern ?

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Studycus  04.06.2023, 23:17

Ich würde mich bzgl. dem Thema Kollektivschuld als "Ausländer" mal fragen, wieviel Wissen die weißen Amerikaner, Engländer und andere an ihrer Sklaverei, Deportation von Schwarzen um den halben Globus und Lynchenmorde so hatten?

https://de.wikipedia.org/wiki/Lynchmorde_von_Duluth
https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2020/06/amerikas-rassistische-lynchmorde-alte-grausamkeit-in-neuem-gewand
https://www.spiegel.de/politik/das-kranke-england-a-66fca745-0002-0001-0000-000040350904
https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus_in_den_Vereinigten_Staaten

Mal schön die Fotos einprägen. Man erkennte den verkohlten Mann mit der weißen Gemeinde drumherum, als wäre Osterfeuer.

Verstörend ist, dass es mitten in der ach so demokratisch freien Zivilbevölkerung inklusive weißer Kinder geschieht. Jahrhunderte mit laut der schwarzen Aktivisten bis 100 Mio Opfer.

Fotos und Aufarbeitung, wie es das in Deutschland gibt, Fehlanzeige! Alleine, wenn der Diesel knapp wurde und Schwarze in den Atlantik gekippt wurden, wovon ca. die Hälfte der gestapelten Sklaven im weißen Wunderland ankamen! Es ist traurig, wie andere ihre mörderische Scheiße verstecken, gar vor klugen Historikern, weil nur Lobby und Verpflichtung zur Einsicht und schambelasteten Aufarbeitung führen! Zu groß ist wie immer der kranke Egoismus, das Leben zu kurz! Das eine relativiert auch nicht das andere, weil töten Töten ist und sich nur bei schreienden Mitläufern im Kopf abspielt!!!

Erst mit der ganzen dunklen Weltgeschichte wird sichtbar, was für ein Geschöpf Mensch ist, wieviel animalischer Hass sich noch so oft gezeigt hatte. Appel an jede Vernunft!!

Die Nazi-Zitate sind heute eindeutig, inwieweit das damals jedem eingeschüchterten Proleten klar war, ist weniger sicher? Alleine, wie Kommunisten dies nach 45 im Ostblock bewertet haben... Und Stalin mit den Juden verfuhr, Stichwort Ärzteverschwörung und vermutete Deportationspläne, zeigt, wie es um das Gewissen von wem besteht.. woke Antifa.

Oder wie über den Rosawinkel noch in deiner Klasse gelacht wurde und die Schwuppe weiter gemoppt und zurecht gezüchtet wurde, jaja... wir wussten nichts! So ist das!

1945 gabs noch ein Propagandafilm über Theresienstadt, wie gut da alles sei.

https://de.wikipedia.org/wiki/Theresienstadt_(Film)

Vlt wussten diese Schweine, dass sich die deutsche Hauptbevölkerung bei vollem Wissen gewehrt hätte. Sterben wollen die wenigsten bei dem nach und nach aufgebauten Psychoterror selbst?

Geschichte ist ein politischer Blick aufs verdeckte Ganze! Wir waren bei Kollektivschuld. Linke sympathisieren mit Hamas und regen sich hier über fehlendes Gendern auf, während der Taliban bald hinter ihnen steht? Das alles kann ein Resultat aus sowas sein...

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Nein, sie sind nicht eindeutig. Zumindest nicht eindeutig auf den Holocaust hinweisend. Nur für die Degradierung der Juden, aber diese war auch schon vorher.

Die Zitate sind eindeutig.

Nö. Niemand konnte damals daraus eine systematische Tötung von Juden ableiten. Verfolgung sicher, systematische Tötung nicht.

Woher ich das weiß:Hobby – Beobachte politische Entwicklungen seit meiner Jugend.
Rotfuchs716  23.07.2023, 13:41

zu dem ZEitpunkt war ausserdem die Endlösung noch nicht beschlossen. Die Aussagen waren lange vor der Wannseekonferenz!

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Man wusste von Arbeitslagern, und eben von der Misshandlung ggü jüdischer Mitbürger auf offener Straße - wobei das nicht immer als Diskriminierung gesehen wurde von jedem.

Keineswegs aber von den Vernichtungslager.

DerHans  09.02.2023, 14:40

WEHRMACHTS-Soldaten haben die Massenerschießungen durch die Einsatzkommandos fotografiert und sogar gefilmt

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TheBoyWonder  09.02.2023, 14:44
@DerHans

Falsch, diese waren im Einsatz sonstwo. Es wurde fotografiert und aufgenommen, aber nicht von den einfachsten Soldaten.

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TheBoyWonder  09.02.2023, 14:48
@DerHans

Gilt für dich leider. Leider hast du ein Leseverständnisproblem scheinbar und hattest trotz höherem Alter nicht die Möglichkeit mit Zeitzeugen zu sprechen.

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adelaide196970  24.05.2023, 19:25
@DerHans

aber solche Bilder kamen nicht in die Öffentlichkeit. Fernsehen hatte noch keiner. Und auch da wäre nichts erwähnt worden. Es war eine "geheime Kommandosache".

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Lolw6783  09.02.2023, 18:57

Digga denkst du es bekommst niemand mit, wenn in der Nachbarschaft tausende Juden deportiert werden? Die KZs waren halt auch teilweise direkt neben oder in Dörfern. Neee sowas spricht sich doch nicht rum, und die Anwohner haben bestimmt auch nichts gewusst jaja

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tanztrainer1  09.02.2023, 19:42
@Lolw6783

Dann überlege Dir mal, warum die Vernichtungslager in Polen und in Belarus lagen.

Wer ziemlich weit weg von den KZ wohnte, bekam das nicht unbedingt mit.

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Lolw6783  09.02.2023, 22:56
@tanztrainer1

Es gab auch genug KZs in Deutschland

Was ist das für ein mickriges Argument

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tanztrainer1  09.02.2023, 23:09
@Lolw6783

Dann schau Dir mal an, wo das nächste KZ lag, wenn man im hintersten Oberallgäu lebte.

Außerdem waren ein Großonkel und die Cousine meines Vaters KZ-Überlebende.

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Lolw6783  09.02.2023, 23:12
@tanztrainer1
Außerdem waren ein Großonkel und die Cousine meines Vaters KZ-Überlebende

Ok und jetzt?

Dann schau Dir mal an, wo das nächste KZ lag, wenn man im hintersten Oberallgäu lebte.

Dachau zb ist in der Nähe von München

Es gab auch KZs in Ö

Du behauptest echt, niemand hätte was gewusst

Ohje Ohe

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tanztrainer1  09.02.2023, 23:19
@Lolw6783

Unterstell mir jetzt aber nicht, dass ich irgendwie rechts eingestellt wäre

Das haben mir meine Verwandten, also die Geschwister meines Großvaters, so erzählt. Und das waren Juden, die aber durch "geschönte" Papiere und viel Glück nicht auffielen.

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adelaide196970  14.07.2023, 20:28
@Lolw6783

in den deutschen KZ's wurden keine Juden vergast !!! Die Vernichtungslager waren allesamt im Ausland.

KZ's gab es in Deutschland auch schon vor Hitler und das waren einfach nur Strafgefangenenlager, aus denen man unter Umständen auch wieder herauskam. Zum Beispiel gab es für wiederholten Diebstahl 2-3 Jahre Dachau.

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Lolw6783  16.07.2023, 02:22
@adelaide196970

Du willst behaupten in Dachau wurden keine Juden vergast??

Kurz nach Hitlers Machtergreifung diente das KZ noch als Straf/Arbeitslager, ja, aber die Nutzung änderte sich dann

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