Hat man wirklich bis tief in die 60 ger Jahre nichts von Auschwitz gewusst?
Hat man wirklich 20 Jahre lang nichts von Auschwitz gewusst? Warum kam erst alles so schrecklich spät vor Gericht. Guck gerade deutsches Haus und bin schrecklich bewegt gerade
12 Antworten
Gewusst schon, man hat es aber nicht wissen wollen.
Es war wohl auch jedem klar, dass jüdische Nachbarn 'verschwinden'. Aber wenn du keine Möglichkeit hast irgendetwas zu tun ohne dich und vor allem deine ganze Familie in Gefahr zu bringen und es letztlich auch niemandem etwas bringt wenn du Schreckensszenarien, selbst wenn sie zutreffen, vor deinem geistigen Auge abspielst, ist es irgendwo eine Art des Selbstschutzes es einfach auszublenden und dir selbst keine Fragen zu stellen, die du öffentlich nicht stellen könntest ohne riskieren zu müssen ebenfalls zu verschwinden.
Oder du entscheidest dich natürlich für Widerstand. Und riskierst eben mitsamt Familie zu verschwinden.
Doch, da kamen immer neue Greueltaten ans Licht. Man kannte noch nicht alle Verbrechen, nicht alle Einzelheiten, aber von Ausschwitz und Dachau wusste man in den 60er schon. Es macht zwar nichts besser aber man hat auch versucht die Fakes von den echten deutschen Verbrechen zu trennen. Die Morde von Katyn wurden z.B. den deutschen Soldaten von den Russen angelastet, waren aber von russischen Soldaten begannen worden.
Woher hast du diese Information denn? Sie ist falsch.
Die deutsche Bevölkerung wurde direkt nach Kriegsende von den Siegermächten ziemlich drastisch über die Todeslager aufgeklärt.
Und den meisten war ihre Existenz auch während des Krieges durchaus bewusst, wenn auch nicht in den Details und Ausmaßen. Mehr so als generelles Konzept.
Hat man wirklich bis tief in die 60 ger Jahre nichts von Auschwitz gewusst?
Anders.
Die Jüdin Margot Friedländer hat berichtet, dass selbst sie als Juden bei der Befreiung von Auschwitz 1945 erst erfahren haben, was in Auschwitz passiert ist.
<Minute 35:15>
https://www.phoenix.de/sendungen/dokumentationen/margot-friedlaender-a-2018180.html
Geahnt haben sie aber wahrscheinlich alle was.
Gewusst hat man das auch in dem Ausmaß spätestens zu Kriegsende. Das Juden verschleppt wurden muss jeder auch schon während der Nazi-Diktatur mitbekommen haben, allerspätestens nach der so genannten Reichskristallnacht.
Warum kam erst alles so schrecklich spät vor Gericht.
Die Recherche und Vorbereitung wurde sehr gründlich durchgeführt und das dauerte eine Weile.
Die "Reichskristallnacht" war sozusagen der Startschuss zu den groß angelegten Deportationen in Konzentrationslager. Systematische diskriminierung von Juden gab es aber schon vorher. Z.B. sah man die bekannten Schilder "Deutsche wehrt euch, kauft nicht bei Juden" schon ab 1933. Auch konnten Juden schon seit '33 keine Beamten oder Rechtsanwälte mehr sein.
Aber zum Zeitpunkt der Reichskristallnacht wurden noch keine Juden deportiert iirc