Hallo,
vor dem Hintergrund des Ukrainekonflikts hat sich mir wiederholt folgende Frage gestellt:
Inwiefern sind Staaten auf diplomatische Anerkennung in der Welt angewiesen? Sind sie das überhaupt oder sind das meistens nur belanglose Formalitäten, die in der Praxis nicht unbedingt etwas ausmachen und keine weiteren Auswirkungen haben?
Ich blicke hier aktuell vor allem auf die von Russland ins Leben gerufenen beiden "Volksrepubliken" Donzek und Luhansk im Osten der Ukraine. Im Grunde sind diese ja quasi von Russland kontrollierte Marionetten-Konstrukte, welche sie als eigene "Staaten" der Weltöffentlichkeit zu verkaufen versuchen. Vom Rest der Welt werden diese beiden Satelliten-Gründungen ja diplomatisch nicht als eigene Staaten anerkannt. Ebenso könnte man Taiwan aufführen, dass ja als "Republik China" ebenfalls von den meisten Ländern der Erde diplomatisch nicht als eigener Staat anerkannt wird.
Historisch gab es solche Geschichten ja immer wieder. Man denke z.B. an die wiederholten Annektionen Nazi-Deutschlands, z.B. den Anschluss Österreichs oder die Besetzung der Tschechoslowakei. Die waren international vom absoluten Großteil der Weltengemeinschaft ebenfalls diplomatisch nicht anerkannt, aber die Nazis hatten dann ja meistens die Angewohnheit einfach trotzig mit Hohn und Spott darauf zu reagieren - so ganz nach dem Motto: "Ist uns doch egal, was ihr davon haltet. Wir brauchen eure Anerkennung nicht! Was wollt ihr schon dagegen tun? Wir machen einfach, was wir wollen und keiner kann uns aufhalten!"
Ähnlich später mit der DDR, die ja ebenfalls von sehr vielen Staaten auf der Welt lange Zeit nicht diplomatisch anerkannt wurde. Man nehme nun als Beispiel Australien. So lautet eine Beschreibung auf Wikipedia:
"Etwa 37 Jahre lang nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weigerte sich die australische Regierung aus ideologischen und politischen Gründen, die DDR anzuerkennen. Australien betrachtete die Deutsche Demokratische Repubilk als einen Satellitenstaat der mit der Sowjetunion verbündet und von ihr stark beeinflusst wurde, während die DDR Australien als ein illegitimes Produkt des britischen Kolonialismus betrachtete, das den Marxismus-Leninismus zerstören wollte."
Ich interpretiere daraus z.B. eine grundlegende auf Gegenseitigkeit basierende starke Abneigung und demzufolge auch auf beiden Seiten gar kein Verlangen danach, diplomatische Beziehungen zueinander zu pflegen.
Hat sich Russland (inform von Putin, Lawrow) eigentlich schon einmal zu der fehlenden diplomatischen Anerkennung der beiden "Volksrepubliken" geäußert? Oder die politischen Vertreter (z.B. Denis Puschilin oder Leonid Passetschnik) dieser beiden Konstrukte selber? Oder schweigen die sich einfach darüber aus? Haben die vielleicht an irgendeinem Punkt in dieser Hinsicht auch schon einmal (ähnlich wie die Nazis damals) mit trotzigem Hohn reagiert? Ich finde dsbzgl. irgendwie nichts im Netz.
Was meint ihr zu diesem Thema?