Erlebt Hitler im populären Diskurs zurzeit eine Rehabilitation, ähnlich wie Mussolini zwischen 1960 und 1990?

4 Antworten

Historisch gesehen erfuhr Mussolini in Italien nach 1945 eine allmähliche Umdeutung: Zunächst völlig diskreditiert, wurde er ab den 1960er-Jahren in Teilen der Gesellschaft zu einer nostalgischen Figur verklärt, nicht zuletzt, weil seine Rolle im Holocaust als weniger zentral wahrgenommen wurde als die Hitlers. Dies ermöglichte es, Mussolini in Italien zwischen 1960 und 1990 teilweise offen politisch zu instrumentalisieren.

Bei Hitler ist die Lage grundlegend anders: In Europa, besonders in Deutschland und Österreich, ist er weiterhin untrennbar mit der Shoah, dem Vernichtungskrieg und dem Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus verbunden. Eine offene „Rehabilitation“ im Sinne von Mussolini findet nicht statt, weil sie gesellschaftlich, politisch und juristisch tabuisiert bleibt. Was sich jedoch beobachten lässt, ist ein global fragmentiertes Phänomen: In sozialen Netzwerken, besonders außerhalb Europas (USA, Lateinamerika, Naher Osten, Asien), tauchen positive Bezugnahmen auf Hitler auf.

Diese Tendenzen sind keine klassische Rehabilitation, sondern Ausdruck einer Umcodierung Hitlers in bestimmten Milieus: vom historischen Akteur hin zum Symbol gegen moderne Feindbilder (Globalismus, Woke-Bewegung, Israel/USA). Entscheidend ist, das während Mussolini in seiner Heimat politisch wieder nutzbar gemacht wurde, bleibt Hitler in Europa politisch und kulturell nicht anschlussfähig. Die positiven Bezugnahmen sind daher meist importierte Diskursmuster oder digitale Subkulturprodukte, nicht Ausdruck eines gesellschaftlichen Mainstreams.

Gruß aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Als Mainstream sicher nicht, höchstens bei rechtem Gesocks, aber das ist ja nicht neu.

In Russland wurde der Massenmörder Stalin unter Putin wieder salonfähig. Das ist ähnlich ekelhaft. Man sieht, wozu pervers übersteigerter Nationalismus führen kann.

indem Juden unter anderem dafür Verantwortlicht gemacht werden, die Zuwanderung großer nicht-weißer, islamischer Menschengruppen nach Europa gezielt zu instrumentalisieren, um die Caukasische Rasse zu vernichten, 

So viel Unsinn in so wenigen Zeilen.

Der Wunsch, Hitler zu rehabilitieren, dürfte aus der üblichen Ecke nach wie vor da sein. Ausserhalb stelle ich so etwas kaum fest.

Auffällig ist, dass viele dieser Angebote nicht aus Deutschland stammen, sondern überwiegend aus den USA

Mit der heutigen Technik fällt es leicht, die Urheberschaft zu verschleiern. So kann der Horst aus Berlin und der Adolf aus Hamburg solche Texte auch aus Grönland oder von den Fidschi-Inseln kommen lassen.

Nein, die modernen "Nazis" versuchen eher den Hitler als solchen wegzudiskutieren, indem sie auf das Wort "Sozial" in National-Sozialisten anspringen und Hitler als Kommunisten darstellen.

Daraus entsteht das absolut lächerlichste Argument, dass es überhaupt nichts verwerfliches an Rechtsextremsein gäbe, da die Schrecken des zweiten Weltkriegs ja von Kommunisten verübt wurden...