Eine Erkenntnis ist zunächst eine subjektive Einschätzung. Sie kann das Ergebnis jahrelanger Überlegungen sein – muss es aber nicht. Erkenntnis bedeutet vor allem, dass man von etwas überzeugt ist.
Naturwissenschaftliches Wissen, wie etwa physikalische Gesetzmäßigkeiten, erlaubt es uns, die Welt quantifizierbar und objektiv zu beschreiben. Besonders bedeutsam ist dabei, dass diese Gesetzmäßigkeiten auch Prognosen über das zukünftige Verhalten von Systemen ermöglichen.
Subjektive Erkenntnisse können jedoch ebenfalls zur Grundlage objektiver Realitäten werden – ein Beispiel dafür sind Gesellschaften. Jede Gesellschaft basiert auf einer subjektiv geteilten Grundlage ihrer Mitglieder. Die Konsequenzen dieser Grundlage sind jedoch real, objektiv beobachtbar und folgen logisch aus der geteilten Basis – unabhängig von den individuellen Wunschvorstellungen einzelner Personen. Auch wenn eine Gesellschaft keine materielle Entität, sondern ein abstraktes Konzept ist, kann sie mit wissenschaftlichen Methoden beschrieben und analysiert werden.
In diesem Sinne würde ich der These widersprechen, dass Wissen nur die materielle Welt beschreiben kann.
Zudem sehe ich keinen Widerspruch oder Konkurrenz zwischen Wissen und Erkenntnis. Wissen ist in der Regel objektiv und logisch konsistent (was nicht notwendigerweise bedeutet, dass es wahr ist), und gerade das ermöglicht einen analytischen Umgang damit sowie eine gemeinsame, nachvollziehbare Kommunikation.