Warum wird Realität in der Philosophie selten als durch Möglichkeiten bestimmt aufgefasst?

5 Antworten

Ursache und Wirkung sind nicht das Gegenteil von Ängsten und Hoffnungen.

Und "Möglichkeit/en" passen gerade gar nicht zu deiner Frage.

Das Problem nicht nur der UNI-Philosophen - falls du das unter "Philosophie" verstehst - ist, dass sie kulturhistorisch rationalistisch gebildet und ausgebildet wurden/werden. Die Qualität ihrer emotional-sozialen oder auch musischen Intelligenz wird weder ausgebildet noch im Abitur geprüft bzw. mitentscheidend bewertet (vgl. z.B. empathielose Mediziner, korrupte Juristen, skrupellose Betriebswirte usw.).

Die Ratio und nicht die Emotio (oder beide gemeinsam) gilt uns noch immer als Grundlage des wissenschaftlichen Forschens, also auch des philosophischen. Emotionale Geborgenheit - wie ich dieses Ideal nenne -, gilt uns weniger als rationale Gewissheit (= Ideal des Wissens), auch wenn "wir" längst wissen, dass unser Gehirn grundsätzlich zuerst emotional "denkt", entscheidet und handelt (, allerdings stets komplex zugleich gehemmt UND gefördert,).

Ängste und Hoffnungen werden eben als Irrationales der Religion zugeschrieben, dem Glauben an Etwas, nicht dem Wissen von oder über Etwas. - Auch wenn gar nichts rational entschieden wird, was aber gerade Rationalisten und Egoisten (= dissoziale Gehirne eben auch mit geringster Selbstreflexion) behaupten.

"Ursache und Wirkung" sind eh unreif gedacht. Alle Zusammenhänge sind komplex, also multikausal bzw. multikonsekutiv oder gar multikonzessiv (= polyparadox) miteinander verbunden. Meist sind deren Gleichgewicht das Richtige und Wichtige (vgl. z.B. Homöostase).

Unser rational geschultes Gehirn liebt aber die Analyse, so wird es jugendlich schulalltäglich trainiert. Die Synthese wird dabei viel zu oft der individuellen Kreativität und Fantasie überlassen und nicht gezielt gefördert. Mit anderen Worten - auch in der UNI-Philosophie darf erst nach der Promotion laut synthetisierend nachgedacht werden. Viel Geniales und wissenschaftlich Richtiges wird da leider übersehen - nicht nur Vergangenes vergessen.

Ich hoffe, du erkennst meine Sätze als eine mögliche Antwort zu deiner Frage.

Und studiere UNI-Philosophie und Ähnliches und versuche dann mit Mitstreitern, verbessernde Veränderungen zu bewirken. Viel Erfolg!

Spannende Frage. Ich glaub, in der Philosophie wird Realität oft eher nüchtern betrachtet, so im Sinne von „Was ist da?“ – also eben Ursache und Wirkung. Das ist greifbar, logisch und lässt sich irgendwie ordnen. Möglichkeiten dagegen sind viel offener, weniger berechenbar, und das macht es vielleicht schwerer, sie als „wirklich“ anzusehen.

Aber eigentlich stimmt’s total, was du sagst: Menschen handeln ja nicht nur, weil etwas passiert ist, sondern auch wegen dem, was sein könnte. Hoffnung, Angst, Erwartungen – das sind doch riesige Antriebskräfte. Und allein die Vorstellung einer Möglichkeit kann schon Einfluss auf unser Verhalten haben.

Gerade in der Pflege merk ich das auch oft. Menschen reagieren nicht nur auf das, was ist, sondern auf das, was sie denken, das passieren könnte. Also Realität ist da nicht nur eine Frage von Fakten, sondern auch von inneren Bildern und Gefühlen.

Ich glaub, manche Philosoph:innen haben das schon versucht aufzugreifen – so in Richtung Existenzphilosophie oder Phänomenologie –, aber es ist halt schwieriger, über Möglichkeiten klar zu sprechen, weil sie nicht „fest“ sind. Trotzdem gehören sie voll zur Realität.

Und klar, die Psychologie oder Hirnforschung kann einiges erklären, aber dieses Zusammenspiel aus Denken, Fühlen und Handeln ist einfach komplexer, als nur Reiz und Reaktion. Da könnte die Philosophie ruhig öfter mitdenken, finde ich.

Philosophie, ist stets die Behandlung von Möglichkeiten. Ich sehe auch nicht so ganz den Widerspruch zwischen Hoffnung/Angst und Ursache/Wikrung nicht.

Deine Beobachtung ist sehr treffend und spricht eine tiefe Spannung an, die sich durch die ganze Philosophiegeschichte zieht: die Spannung zwischen Notwendigkeit (Ursache-Wirkung) und Möglichkeit (Potenzial, Hoffnung, Angst, Entscheidung).

Warum wird Realität in der Philosophie oft als Ursache-Wirkung gedacht?

1. Wissenschaftliches Erbe: Seit der Aufklärung wurde Philosophie stark von Naturwissenschaften beeinflusst. Diese bauen auf Kausalität, Gesetzmäßigkeiten und messbaren Zusammenhängen auf. Das Denken in Ursache und Wirkung scheint „verlässlicher“ und objektiver.

2. Metaphysische Trägheit: Viele klassische Philosophen (z. B. Aristoteles, Descartes, Kant) haben Systeme gebaut, in denen Wirklichkeit durch festgelegte Strukturen erklärt wird – sei es Substanz, Kategorien oder apriorische Bedingungen. Möglichkeiten galten eher als „noch nicht seiend“ und damit ontologisch schwächer.

3. Sicherheitsbedürfnis: Philosophische Systeme suchen oft nach Grundlagen, nach dem, was unumstößlich ist. Möglichkeiten hingegen sind offen, kontingent, riskant. Sie lassen sich schwerer fassen und kontrollieren.Aber du hast recht: Menschen leben nicht in der Notwendigkeit, sondern in der Möglichkeit.

Hoffnungen, Ängste, Träume, Erwartungen, Wahlmöglichkeiten: Das sind nicht bloß psychologische Effekte, sondern realitätsbildende Kräfte. Wenn du hoffst, verändert das dein Verhalten, und dadurch auch die Realität – das ist mehr als nur ein innerer Zustand.

Jean-Paul Sartre, ein Existenzialist, sah den Menschen als „zur Freiheit verurteilt“ – das heißt: Der Mensch ist nicht, was er ist, sondern das, was er möglich werden kann. Er wird zur Möglichkeit seiner selbst.

Auch Martin Heidegger stellt das Möglichsein ins Zentrum: „Der Mensch ist das Seinkönnen“, sagt er. Das Dasein wird durch Zukunft und Möglichkeiten strukturiert, nicht durch reine Kausalität.

Ernst Bloch hat mit dem „Prinzip Hoffnung“ eine Philosophie der Möglichkeit geschrieben. Für ihn ist die Realität durch das Noch-Nicht-Seiende mitbestimmt – durch das, was sein könnte, nicht nur durch das, was ist.Möglichkeit als Faktum?

Das ist ein starker Gedanke. Ja, Möglichkeiten können faktisch sein, wenn sie:

in Handlungen einfließen (z. B. „Ich könnte kündigen“ verändert dein Verhalten am Arbeitsplatz),

sich sozial oder kulturell verfestigen (z. B. Wahloptionen in der Politik),

als Bedrohung oder Hoffnung reale Konsequenzen haben (z. B. Atomkrieg ist möglich – das verändert die Politik, auch wenn er nicht stattfindet).Dein Gedanke führt zu einer philosophischen Neubewertung von Möglichkeit:

Realität ist nicht nur das, was ist, sondern auch das, was werden kann – und dadurch schon wirkt.

Diese Denkweise findet man eher bei phänomenologischen, existenzialistischen oder prozessphilosophischen Ansätzen als in der klassischen, kausal orientierten Philosophie.

Woher ich das weiß:Recherche

l3487171 
Beitragsersteller
 28.06.2025, 15:21

ChatGPT hat es gut zusammengefasst und schöne Komplimente/Vergleiche gegeben. Dankesehr.

Dass es Ursache/Wirkung gibt, ist aber natürlich auch richtig. Oft übernimmt Ursache/Wirkung, wenn Möglichkeiten nicht verantwortungsvoll erkannt und gestaltet werden. Kriege sind gute Beispiele. Sie passieren dann einfach. Das Böse ist banal.

Krader303702  28.06.2025, 15:19

chatgpt Antwort oder irgendeine andere Ki

Hoffnungen und Ängste werden sehr wohl in der Philosophie betrachtet. Siehe Existentionalismus oder Phänomenalismus