David Hume Zitat: Jede Wirkung ist ein von ihrer Ursache verschiedenes Ereignis?

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Das Geschehen einer Ursache und das Geschehen einer Wirkung sind zwei Ereignisse. Es handelt sich nicht um dasselbe Ereignis, sondern um zwei verschiedene Ereignisse. In dem ersten Ereignis, der Ursache, ist nichts enthalten, aus dem das Denken ohne die Hilfe von Erfahrung das zweite Ereignis ableiten kann. Hume selbst gibt Billardkugeln als ein Beispiel an. Eine Billardkugel prallt durch einen Stoß gegen eine andere Bilardkugel. Die Bewegung der ersten Billardkugel ist ein von der Bewegung der zweiten Billardkugel verschiedenes Ereignis. In der Bewegung der ersten Billardkugel ist auch nichts enthalten, aus dem bloßes Denken ohne Erfahrung erkennen kann, ob die zweite Billardkugel dann ruht oder eine Bewegung stattfindet und in welche Richtung gegebenenfalls eine Bewegung stattfindet. Hume nennt auch das Erheben eines Steins in die Luft und ein Loslassen ohne Stütze. Den Stein in der Luft ohne Stütze zu lassen und eine anschließende Bewegung des Steins sind zwei verschiedene Ereignsse. Ohne Erfahrung ist auch keine sichere Annahme möglich, was für eine eine anschließende Bewegung des Steins geschehen wird, z. B. nach unten oder nach oben nach irgeneiner anderen Richtung.

Es geht um die Auffassung, die David Hume über Kausalität (Verhältnis von Ursache und Wirkung) hat.

David Hume meint: Alle abstrakten Ordnungsbegriffe (wie z. B. Kausalität)

stammen aus der Verknüpfung/Assoziation der Vorstellungen/Ideen, indem Menschen aus dem regelmäßigen Beisammensein von Sinneseindrücken Begriffe bilden. Prinzipien der Verknüpfung/Assoziation seien Ähnlichkeit, zeitliche oder räumliche Nachbarschaft/Berührung und regelmäßige Abfolge (Verhältnis Ursache -Wirkung/Kausalität).

Hume argumentiert, eine notwendige Verknüpfung von Ursache und Wirkung könne nicht aus der Erfahrung gewonnen werden. Die Menschen können Dinge und Ereignisse wahrnehmen, aber nicht unmittelbar die wirkenden Kräfte bzw. die Notwendigkeit der Verknüpfung.

Hume fragt als Empirist (die Erfahrung für grundlegend haltender Denker) nicht, was kausale Verknüpfungen ihrem Wesen nach sind, sondern auf welche Weise Menschen die Begriffe von Ursache und Wirkung erwerben. Aufgrund wiederholter Beobachtung gleichartiger Fälle bilden Menschen eine Gewohnheit aus, beim Auftreten des einen Ereignisses dessen übliche Begleiterscheinung zu erwarten.

Die Menschen seien subjektiv zu einer Erwartung genötigt. Hume nimmt eine

Kausalität als wahrscheinlich an, aber die Zuschreibung von Notwendigkeit könne nicht vor aller Erfahrung (lateinisch: a priori) aus den Begriffen hergeleitet werden und beruhe nicht auf der Wahrnehmung einer verbindenden Kraft zwischen Ursache und Wirkung.

David Hume, Enquiry concerning human understanding (1758; „Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand; zuerst 1748 unter dem Titel „Philosophical essays concerning human understanding“). Section 4: Sceptical doubts concerning the operations of the understanding, Part I. (Vierter Abschnitt: Skeptische Zweifel betreff der Verstandestätigkeiten. Erster Teil.):

„In a word, then, every effect is a distinct event from its cause. It could not, therefore, be discovered in the cause, and the first invention or conception of it, a priori, must be entirely arbitrary. And even after it is suggested, the conjunction of it with the cause must appear equally arbitrary; since there are always many other effects, which, to reason, must seem fully as consistent and natural. In vain, therefore, should we pretend to determine any single event, or infer any cause or effect, without the assistance of observation and experience.“

David Hume, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Übersetzt von Raul Richter. Mit einer Einleitung herausgegeben von Manfred Kühn. 2., korrigierte Auflage. Hamburg : Felix Meiner Verlag, 2022 (Philosophische Bibliothek ; Band 648), S. 40:

„Mit einem Wort, jede Wirkung ist ein von ihrer Ursache verschiedenes Ereignis. Sie kann daher in der Ursache nicht entdeckt werden, und was man sich zuerst a priori von ihr erfindet oder vorstellt, muss gänzlich willkürlich sein. Und selbst nachdem sie uns in den Sinn gekommen, muss ihr Zusammenhang mit der Ursache ebenso willkürlich scheinen; weil es immer eine Menge anderer Wirkungen gibt, die der Vernunft genauso widerspruchslos und natürlich dünken müssen. Vergeblich würden wir uns also anmaßen, den Ablauf eines einzelnen Ereignisses zu bestimmen, oder irgendeine Ursache oder Wirkung herzuleiten ohne den Beistand von Beobachtung und Erfahrung.“

bella223434 
Fragesteller
 21.01.2024, 20:25

Vielen lieben Dank für die Erklärung und die Beispiele! Hat mir ehrlich weitergeholfen! :D

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