Philosophie - Haben Philosophen gedacht das Ewigkeit auch bedeutet das man keine Ursache hat?

5 Antworten

Wenn sich die Philosophen deiner Frage annehmen würden, müssten sie sich seit den 20er Jahren im 20. Jh. auf Max Plancks Buch "Vom Prinzip der Erhaltung der Energie" berufen müssen, um erklären zu können, dass Energie und Materie als ausschließliche Bestandteile des Universums nicht erschaffen oder vernichtet werden können. Also warum sollte das Universum eine Ursache haben? Es ist ewig, aber in sich bewegt. Singularitäten kann es folglich nicht geben (kein Urknall, keine schwarzen Löcher - alles nur Spekulation, um "Gott" und um "die Schöpfung" zu retten). Schopenhauer war wie User Haldor hier darstellt, auf dem richtigen Weg.

Liesonlieson 
Fragesteller
 01.05.2023, 22:34

Das war wie gesagt nicht meine Frage, dennoch habe ich eine Sache, mit der ich nicht ganz einverstanden bin, denn das Problem mit einer Vergangenheit, die unendlich zurückgeht, ist das wir 1. Nicht den heutigen Tag hätten, wenn die Vergangenheit unendlich ist und 2. Dass wir etwas Unendliches haben, das aus einzelnen Ereignissen in Summe gebildet wird, aber das ist auch nicht möglich.

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User321412849  02.05.2023, 08:27
@Liesonlieson

Weil wir den heutigen Tag haben, haben wir eine ins Unendliche zurückreichende Vergangenheit. Wir befinden uns auf einem beliebigen Punkt eines Zeitablaufs, der sich nur in eine Richtung bewegt.

Aber dieser Zeitablauf ist nur ein Konstrukt des Menschen. Stell dir das Modell des Universums vor und du kannst Zeit-Linien kreuz und quer von oben nach unten und umgekehrt ziehen und irgendwo darauf einen Punkt wählen, es ist völlig egal wo ... das macht die Ewigkeit und die Unendlichkeit deutlich. Eine Betrachtung von außen ist gar nicht möglich, d.h. Zeit und Raum sind nur Konstrukte, um unsere eigene Verlorenheit vergessen zu machen.

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Was diverse Philosophen darüber gedacht haben weiß ich nicht im Einzelnen. Deine Frage ist einfach logisch (Logik, ein Gebiet der Philosophie) beantwortbar. Wenn also viele sagen "Das Universum ist ewig, also kann es keine Ursache haben", dann ist diese Aussage logisch. Eine Umkehrung der Aussage wie "Das Universum ist ewig, hat aber eine Ursache" ist nicht logisch. Ergo: Das Universum ist ewig. Oder die Logik gilt oder galt "irgendwann" oder "irgendwo" nicht. Wenn man aber die Logik nicht mehr gelten läßt, ist ohnehin alles möglich, und alle weiteren Gedanken über Realität und Plausibilität wären hinfällig. Wir könnten aufhören darüber nachzudenken.  

Liesonlieson 
Fragesteller
 01.05.2023, 22:32
Wenn also viele sagen "Das Universum ist ewig, also kann es keine Ursache haben", dann ist diese Aussage logisch.

Ich frage mich genau, wie logisch dies ist? Ich gebe eine Analogie einer philosophischen Position darauf: Sagen wir, man hat einen Ball auf einem Kissen, beide sind ewig der Ball und auch der Kissen. Auf dem Kissen wird ziemlich wahrscheinlich eine Wölbung entstehen, wenn ein Ball drauf ist. Obwohl die Wölbung ewig ist auf dem Kissen, hat sie eine Ursache.

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Elementarer  01.05.2023, 23:52
@Liesonlieson

Ich verstehe nicht was da "analog" sein soll.

Weil _etwas_ ewig ist, kann es doch durchaus durch seine Existenz ursächlich etwas hervorrufen. In deinem Beispiel setzt du auch weiter voraus, dass es ewige Gravitation gibt, und zwar mit einem bestimmten Vektor UND ein gebremstes Kissen, weil sonst keine Mulde entstünde. Da Gravitation durch Masse oder Beschlkeunigung entsteht, noch weitere Gegenstände. Also ziemlich viele ewige Tatbestände. Du solltest deine Kugel-Kissen_Wölbung-Konstruktion genauer erklären, wieso dies der Logik der Ursachenlosigkeit ewiger Existenz widerspricht, damit ich weiter darauf eingehen kann.

Weil _etwas_ eine Ursache hat, kannst du nicht logisch folgern, dass (auch) etwas anderes eine Ursache hat. 

https://home.uni-leipzig.de/schreibportal/logische-fehlschluesse/

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In der antiken Philosophie sprach Aristoteles nicht vom ewigen Gott, sondern von dem ersten Verursacher. Er umschrieb z.B. seine Auffassung vom Demiurgen (Weltenschöpfer) als unbewegten Beweger, der am Anfang steht.

In der Neuzeit spricht ein Vertreter des erkenntnistheoretischen Idealismus (Kant) indirekt vom ewigen Gott, der also keine Ursache kennt. Kant kritisierte bei seiner Betrachtung der Gottesbeweise, dass das Göttliche, Ewige, Unsterbliche, die Seele, Leben nach dem Tode für unser rationales Denken nicht fassbar sind, weil unserem rationalen Denken für solche Dimensionen die Begriffe fehlen. Wenn wir von Ursache, Ende, Anfang, Tod und Zeitlichkeit reden, dann sind das Begriffe, die nur für unser irdisches, diesseitiges und endliches Dasein gelten. Auf Gott und Unsterblichkeit sind diese Begriff nicht anwendbar. Unfreiwilliger Weise hat Kant dem Atheismus mit solchen Formulierungen Vorschub geleistet, denn wenn man mit den Begriffen unseres rationalen Denkens den ewigen Gott nicht erfassen kann, dann erscheinen Gott und die Ewigkeit – jedenfalls für unsere rationale Weltsicht – als ein Nichts. Kant sagte: sie erscheinen uns als Nichts, der Atheist sagt: sie sind ein Nichts.

Schopenhauer spricht deutlicher und direkter von der Ewigkeit und der Unendlichkeit, die es nach seiner Meinung tatsächlich geben muss. „Die Unzulänglichkeit des reinen Naturalismus (= Atheismus) tritt zuvörderst auf dem empirischen Wege selbst dadurch hervor, dass jede physikalische Erklärung das einzelne aus seiner Ursache erklärt, die Kette dieser Ursachen aber, wie wir völlig gewiss wissen, ins Unendliche rückwärtsläuft, sodass schlechthin keine jemals die erste sein konnte. Sodann aber wird die Wirksamkeit jeder Ursache zurückgeführt auf ein Naturgesetz, und dieses endlich auf eine Naturkraft, welche nun als das schlechthin Unerklärliche stehenbleibt.“ (s. die Schrift „Über das metaphysische Bedürfnis des Menschen“). Hier wird der Gedanke ganz deutlich ausgedrückt, dass es das Unendliche und Ewige geben muss, da es eine erste Ursache gar nicht geben kann. Auch die Naturkraft kommt als "Befeuerung" allen Lebens irgendwo aus dem Unendlichen her; der religiöse Mensch sagt: von Gott, Schopenhauer sagt: keiner kann ihre Herkunft erklären.

Woher ich das weiß:Recherche
Liesonlieson 
Fragesteller
 30.04.2023, 12:56
In der Neuzeit spricht ein Vertreter des erkenntnistheoretischen Idealismus (Kant) indirekt vom ewigen Gott, der also keine Ursache kennt. Kant kritisierte bei seiner Betrachtung der Gottesbeweise, dass das Göttliche, Ewige, Unsterbliche, die Seele, Leben nach dem Tode für unser rationales Denken nicht fassbar sind, weil unserem rationalen Denken für solche Dimensionen die Begriffe fehlen. Wenn wir von Ursache, Ende, Anfang, Tod und Zeitlichkeit reden, dann sind das Begriffe, die nur für unser irdisches, diesseitiges und endliches Dasein gelten. Auf Gott und Unsterblichkeit sind diese Begriff nicht anwendbar. Unfreiwilliger Weise hat Kant dem Atheismus mit solchen Formulierungen Vorschub geleistet, denn wenn man mit den Begriffen unseres rationalen Denkens den ewigen Gott nicht erfassen kann, dann erscheinen Gott und die Ewigkeit – jedenfalls für unsere rationale Weltsicht – als ein Nichts. Kant sagte: sie erscheinen uns als Nichts, der Atheist sagt: sie sind ein Nichts.

Und trotzdem glaubte Kant an Gott und lieferte ein Argument für ihn.

Schopenhauer spricht deutlicher und direkter von der Ewigkeit und der Unendlichkeit, die es nach seiner Meinung tatsächlich geben muss. „Die Unzulänglichkeit des reinen Naturalismus (= Atheismus) tritt zuvörderst auf dem empirischen Wege selbst dadurch hervor, dass jede physikalische Erklärung das einzelne aus seiner Ursache erklärt, die Kette dieser Ursachen aber, wie wir völlig gewiss wissen, ins Unendliche rückwärtsläuft, sodass schlechthin keine jemals die erste sein konnte. Sodann aber wird die Wirksamkeit jeder Ursache zurückgeführt auf ein Naturgesetz, und dieses endlich auf eine Naturkraft, welche nun als das schlechthin Unerklärliche stehenbleibt.“ (s. die Schrift „Über das metaphysische Bedürfnis des Menschen“). Hier wird der Gedanke ganz deutlich ausgedrückt, dass es das Unendliche und Ewige geben muss, da es eine erste Ursache gar nicht geben kann. Auch die Naturkraft kommt als "Befeuerung" allen Lebens irgendwo aus dem Unendlichen her; der religiöse Mensch sagt: von Gott, Schopenhauer sagt: keiner kann ihre Herkunft erklären.

Das Problem mit einer Vergangenheit, die unendlich zurückgeht, ist das wir 1. Nicht den heutigen Tag hätten, wenn die Vergangenheit unendlich ist und 2. Dass wir etwas Unendliches haben, das aus einzelnen Ereignissen in Summe gebildet wird, aber das ist auch nicht möglich.

Außerdem war nicht meine Frage, ob das Universum ein Anfang hat, sondern ob die Philosophen dachten das, wenn man z. B. Sagt das Universum ist ewig dies bedeutet, das unser Universum keine Ursache hat, weil es ewig ist

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Haldor  30.04.2023, 14:59
@Liesonlieson

Diese Frage ist von mir vollständig und umfassend beantwortet worden.

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Liesonlieson 
Fragesteller
 01.05.2023, 22:25
@Haldor

Wenn du meinst ... Ich erkenne keine Antwort auf meine ursprüngliche Frage.

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Der Begriff Universum heißt übersetzt Ganzheit oder Allheit. Gemeint ist damit die Gesamtheit der einzelnen Welten, die im Raum vorkommen. Die Unendlichkeit der Zeit lässt sich dadurch beweisen,das jede Art von Vergänglichkeit aus immer aus entsprechenden Vorläufern hervorgegangen sein muss. Ansonsten kann keine Nachfolgeerscheinung existieren. Und ein Zeitfaktor ist Voraussetzung für jede Evolution. Es gibt also keine erste Bewegung und keinen ersten Vorgang so wie Schopenhauer sagte und auch keinen Urknall. Denn irgendwomit muss die Wissenschaft sich ja beschäftigen. Besser als der Gang zum Arbeitsamt.

Haldor  30.04.2023, 11:35

"Es gibt also keine erste Bewegung und keinen ersten Vorgang, so wie Schopenhauer sagte." - Moment! Das sagte nicht Schopenhauer, sondern Aristoteles. "...die Kette dieser Ursachen aber, wie wir völlig gewiss wissen, läuft ins Unendliche rückwärts, sodass schlechthin keine jemals die erste sein konnte." (s. Schopenhauers Schrift 'Über das metaphysische Bedürfnis des Menschen'). Schopenhauer schließt hieraus, dass es das Unendliche, die Ewigkeit geben muss.

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Liesonlieson 
Fragesteller
 30.04.2023, 12:48

Wie können wir dann den heutigen Tag haben, wenn die Bewegung oder die Vergangenheit unendlich zurückgeht? Außerdem war meine Frage "Haben Philosophen gedacht, dass Ewigkeit auch bedeutet, dass man keine Ursache hat?" Nicht, ob es einen Anfang hat.

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Pyramesse27806  02.05.2023, 14:07
@Liesonlieson

Einen heutigen Tag kann es doch nur geben, wenn ein gestern existiert hat. Das sind einzelne Zeitfaktoren und somit vergänglich. Aber jede Art von Vergänglichkeit hat eine Vor - und Nachwelt. Anders funktioniert das Alles nicht. Lasst euch bloß nicht zu sehr vom Rasterdenken beeinflussen. Der Begriff Ewigkeit beinhaltet die Notwendigkeit des Zusammenspiels von Vor - der jetzigen Welt und der Nachwelt. Eine Kette ohne Anfang und Ende. Vergänglich sind nur die speziellen Einzelteile dieser Prozeduren.

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Liesonlieson 
Fragesteller
 05.05.2023, 19:40
@Pyramesse27806

Das ist doch egal, wenn jedes Einzelteil vor ihm unendlich viele Einzelteile hat, wird es nicht zu irgendeinem Einzelteilkommen.

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Unser Universum existiert nicht ewig, aber die Energie, die in ihm steckt. Sie kann keinen definitiven Anfang haben.

Liesonlieson 
Fragesteller
 29.04.2023, 23:19

War nicht meine Frage

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