Inwiefern unterscheiden sich die empiristischen Vorstellungen David Humes und John Lockes?
Setzen sie bei ihren Betrachtungen einfach nur unterschiedliche Schwerpunkte, knüpft Hume geradezu an Lockes Überlegungen an, oder widersprechen sie sich auch irgendworin eindeutig?
Der Punkt mit dem gesunden Menschenverstand war mir ja nie so richtig klar (https://www.gutefrage.net/frage/philosophie-abi-was-meinen-humelocke-mit-dem-gesunden-menschenverstand?), ansonsten fielen mir nicht viele Unterschiede auf ... Skeptizistisch sind sie doch beide der gleichen Auffassung, die Möglichkeit der Irrealität der Außenwelt sei einzuräumen, aber nicht sinnvoll oder natürlich für den Menschen?
Wisst ihr noch andere bemerkenswerte Disparitäten? :-)
1 Antwort
Der auffallendste Unterschied ist, dass Locke fast Humes Urgroßvater hätte sein können. Und jetzt denk mal zurück, wie sich die Zeiten seit dem aktiven Leben Deines Urgroßvaters geändert haben und dass Du selbst bei gleicher Grundeinstellung heute doch andere Auffassungen hast. Locke konnte Hume nicht kennen, wohl aber Hobbes, der sein Vater hätte sein können. Umgekehrt konnte sich Hume mit Hobbes wie mit Locke und anderen Philosophen der Aufklärung auseinandersetzen. David Hume hatte ja sehr enge Kontakte nicht nur zu Adam Smith sondern auch zu den französischen Enzyclopädisten und Jacques Rousseau, ja sogar zu einem Vater der US-Unabhängigkeitserklärung Thomas Jefferson, der ja erklärter Epikureer war. Zu Lockes Zeit hatte die englische Demokratiebewegung Fahrt aufgenommen. Humes und vor allem Adam Smith Schriften waren teils Streitschriften für freie Bürger. In dieser Zeit war viel los. Und in politisch aktiven Zeiten sind auch Philosophen von den gesellschaftlichen Entwicklungen nicht unberührt.
Also gibt es keinen wirklichen Widersprüche, sondern nur historisch bedingte voneinander abweichende Darstellungen - zwei Seiten ein und derselben Medaille? Auch in Bezug auf die Außenwelt?