Ich bin gerade in der Ausbildung zur Pflegefachkraft und sehe jeden Tag, wie unterschiedlich Menschen mit ihrem Körper und mit dem Thema Essen umgehen. Deshalb kann ich sagen: Abnehmen ist für viele nicht einfach, auch wenn es von außen so wirkt.
Der Satz "Man muss doch einfach weniger essen" klingt logisch, aber er greift zu kurz. Wenn es wirklich so einfach wäre, hätten viel weniger Menschen mit ihrem Gewicht oder ihrem Essverhalten Probleme. In der Realität spielt die Psyche eine große Rolle. Viele essen nicht nur aus Hunger, sondern aus Stress, Einsamkeit, Frust oder weil sie es so gelernt haben. Manche brauchen das Essen als etwas, das ihnen Halt gibt oder kurzzeitig ein gutes Gefühl schenkt.
Ich merke im Alltag, dass viele Menschen, die mit ihrem Gewicht kämpfen, sich nicht einfach nur "zusammenreißen" müssen. Viele haben tiefe Unsicherheiten, Ängste oder sogar Depressionen. Und Essen wird dann zur Art, mit diesen Gefühlen umzugehen. Es ist also oft ein Ventil, nicht bloß ein körperliches Bedürfnis.
Außerdem funktioniert unser Körper nicht so einfach nach dem Prinzip: weniger rein, weniger drauf. Wenn man stark reduziert, passt sich der Körper an, fährt den Stoffwechsel runter und hält fest, was er kriegen kann. Das kann dazu führen, dass man trotz Verzicht kaum abnimmt. Und das kann unglaublich frustrierend sein.
In der Pflege lernen wir, Menschen ganzheitlich zu sehen, also nicht nur den Körper, sondern auch die Seele und das Umfeld. Genau das fehlt oft in der öffentlichen Diskussion über Abnehmen. Es geht nicht nur um Disziplin, sondern oft um viel tiefere Themen.
Ich finde, wir sollten vorsichtiger mit solchen Sätzen sein. Nicht jeder hat die gleichen Voraussetzungen, und viele kämpfen mit Dingen, die man von außen nicht sieht. Ein bisschen mehr Verständnis und weniger schnelle Urteile würden oft viel mehr helfen als einfache Tipps.