Emotionale Ausnahmesituation – hat er mich im Stich gelassen oder habe ich überreagiert?
Hallo,🤗
Ich (w, 20) war mit meinem Freund (24) für einen Tagesausflug in der Schweiz unterwegs. Da er kein Auto hat, bin ich gefahren, obwohl ich dort noch sehr unsicher bin, weil die Verkehrsregeln und Markierungen ungewohnt sind.
Zusätzlich hatte ich kein Internet oder Netz, konnte also kein Navi benutzen oder jemanden anrufen. Allgemein war ich schon emotional sehr angespannt, da ich momentan beruflich, gesundheitlich und psychisch stark belastet bin und eigentlich gehofft hatte, dieser Tag würde mir guttun.
In der Großstadt angekommen, haben wir uns etwas verfahren, wollten dann aber eine Attraktion anschauen. Er meinte, er kenne eine bessere Parkmöglichkeit und lotste mich durch die Stadt, bis er plötzlich sagte: „Du fährst, musst du wissen.“
Wir landeten in einer steilen, engen Einbahnstraße ohne Wendemöglichkeiten. Ich war in Panik und bat ihn um Hilfe, aber er meinte nur, ich müsse das alleine hinkriegen. Statt Unterstützung kamen nur abwertende Bemerkungen wie: „Warum hast du überhaupt einen Führerschein?“ und weitere Sticheleien. Ich wurde immer verzweifelter und fühlte mich völlig allein gelassen.
Ich sagte ihm, er solle bitte aussteigen, weil er mich mit seinen Kommentaren nur noch mehr unter Druck setzte. Dies tat er zuerst nicht, was mir noch mehr Panik Machete, bis ich geschrieben habe und dann tat er das dann auch, ohne ein weiteres Wort.
Ich saß heulend im Auto, völlig überfordert. Nach ein paar Minuten fasste ich mich, wendete das Auto irgendwie und fuhr weiter, obwohl ich kaum wusste, wohin. Ich hatte kein Navi, keine Hilfe und war allein in einer fremden Großstadt.
Später wurde ich von der Polizei angehalten (wegen deutschem Kennzeichen), war komplett überfordert, hatte Panik. Ich war emotional am Boden. Als ich meinen Freund am Straßenrand wiederfand, lief er einfach weiter. Ich bat ihn, einzusteigen, er weigerte sich. Ich stand mit dem Auto mitten auf der Straße, Autos hinter mir, keine Möglichkeit anzuhalten. Ich bekam eine richtige Panikattacke, zitterte, weinte, wusste nicht weiter.
Er hat mich auf einem Parkplatz, da konnte ich kurz anhalten. Ich dachte, jetzt kommt er, hilft mir mit dem Parkticket, aber er blieb weit weg stehen, obwohl er sah, wie fertig ich war. Ich war verzweifelt, hatte Angst, fühlte mich alleingelassen und gleichzeitig machtlos.
Ich bin schließlich zu ihm gerannt, in dem Moment überkam mich die pure Überforderung, ich habe ihn angeschrien, ihn am Arm gepackt, ihn gekratzt.
(Er hatte blutige Kratzer, ich schäme mich sehr dafür und weiß, dass das nicht okay war.) Danach hat er sich erst recht geweigert, einzusteigen. Es kam zu weiteren Vorwürfen, Forderungen, Spannungen. Ich war nur noch ein emotionales Wrack.
Insgesamt zog sich die Situation über 1,5 Stunden. Ich habe geweint, gebettelt, geschrieben, weil ich einfach nicht mehr weiter wusste. Ich war körperlich und seelisch am Ende. Er meinte später, er hätte Angst vor mir gehabt, will aber weiterhin mit mir zusammen sein.
Meine Fragen:
Habe ich total überreagiert?
Habe ich ihn zu Unrecht verletzt, oder hat er mich im entscheidenden Moment im Stich gelassen?
Denn sonst ist er wirklich aufmerksam, witzig und fürsorglich. Er unterstützt mich sehr in meiner schwierigen Phase, aber genau an dem Tag, als ich ihn am dringendsten gebraucht hätte, war er nicht da.
Was denkt ihr? Kann so eine Beziehung trotzdem funktionieren – oder war das ein klares Warnsignal?
10 Antworten
Also ernsthaft....
Wenn Du mit fahren in der Großstadt + Ausland überfordert bist, hätte ER fahren sollen (auch wenn es Dein Auto ist)
2. Sein Verhalten geht ja mal gar nicht.
Aber wirklich gar nicht.
Ich hätte Beifahrer/Freund/Freundin nach der Aktion das er weggelaufen ist, stehen gelassen, hätte nach Schildern meinen Weg zurück nach Deutschland gesucht und wäre ohne ihn heim.
Deine Reaktion da, kann ich voll nachvollziehen. Als Mann hätte ich da aber eben anders reagiert. Aber verständlich.
Ich würde mich nach so einer A...loch Aktion trennen.
🤟
Nein, eine Beziehung mit einer Person, die mich so im Stich lässt, bräuchte ich nicht. Ich würde den nirgendwo mehr abholen oder hinfahren. Und wenn ihr zusammen unterwegs seid, würde ich mein Auto abstellen und dann zusammen die Öffis nehmen.
Ganz ernsthaft: Du dürftest wirklich keinen Führerschein haben und bist eine Gefahr für Dich und andere.
Wer mit Panikattacken durch die Gegend fährt hat unter Garantie auch keine ausreichende Kontrolle mehr über das Fahrzeug. Da können schlimme Sachen passieren. Ihr fehlt mit Sicherheit die nötige charakterliche Reife zum Führen eines KfZ.
Das sind schlichtweg Mutmaßungen die zu weit gehen🤷♀️
Was hat das mit charakterlicher Reife und Stärke zu tun.....
Es sind ausnahmesituationen, es passiert nun mal dass man unser gewissen Umständen an seine Grenzen kommt. Dennoch weiß ich was ich mir zutrauen kann, trotz allem war ich keine Gefahr.....
Zudem war das ein ausnahmezustand und beschreibt nicht meine allgemeinen fahrkünste oder zurechnungsfähigkeit. Daher ist es Quatsch mir die nötige Sicherheit zum führen eines Autos abzuschreiben....
Dann frage ich mich warum ihr Freund dann ihr keine Hilfe anbietet. Als sie ihn gebeten hat zu helfen hat er überhaupt nichts gemacht. Das ist gelinde gesagt auch nicht in Ordnung.
Natürlich nicht aber da scheinen sich ja „die Richtigen“ gefunden zu haben.
Sagst Du so lange, bis Dein Kind von einer hysterischen Person überfahren wird. Wer seine Nerven verliert und trotzdem fährt gehört aus dem Verkehr gezogen. Punkt.
Hallöchen gesagt.
Das ist hier der springende Punkt:
Denn sonst ist er wirklich aufmerksam, witzig und fürsorglich. Er unterstützt mich sehr in meiner schwierigen Phase, aber genau an dem Tag, als ich ihn am dringendsten gebraucht hätte, war er nicht da.
- Warum merkt er nicht, dass er Dich mit seinen Kommentaren nur noch mehr aufregt?
- Er hat Dich nicht unterstützt, sondern hat Dich nur noch mehr provoziert.
Kann so eine Beziehung trotzdem funktionieren – oder war das ein klares Warnsignal?
Ja, das war ein Warnsignal, denn auch wenn Du ihn anders kennenlerntest, ist das eben auch eine Seite von ihm.
Zumal er Dich auch noch beleidigte.
Mein Rat: Überlege es Dir sehr genau, ob Du so einen Partner haben willst.
Alles Gute gewünscht und
lieben Gruß aus Berlin
"Wo ich ihn am dringendsten gebraucht habe, war er nicht da."
Das ist eigentlich deine Antwort auf deine eigene Frage.
1) Du hast offensichtlich emotionale Unterstützung gebraucht. Er wollte sie dir nicht geben. Und das in einer noch recht "harmlosen" Situation. Stell dir vor, du brauchst irgendwann Unterstützung bei weitaus wichtigeren Angelegenheiten, wie sich einfach nur örtlich zurechtzufinden - wenn er dir jetzt schon nicht helfen wollte, wird er dir bei anderen Sachen auch nicht helfen wollen.
2) Du warst verwundbar. Du hast ermutigende Worte gebraucht. Was hast du stattdessen bekommen? Abwertende Worte. Er ist dein Freund, er hätte auf deine Verfassung achten sollen, stattdessen hat er (indirekt) eine Panikattacke bei dir ausgelöst.
3) Würdest du mit so einer Person befreundet sein wollen? Kannst du dir vorstellen, dass deine beste Freundin sich so mit dir verhalten würde (wenn du eine hast/hättest)? Hättest du dich an seiner Stelle so verhalten?
4) Wenn es eine dir nahestehende Person wäre, die an deiner Stelle gewesen wäre und sie dir von einer solchen Situation erzählt hätte - hättest du ihr empfohlen, bei diesem Mann zu bleiben, auf den in Notfallsituation offensichtlich kein Verlass ist?
Er hat dir sein wahres Gesicht gezeigt. So verhält sich keiner, wenn man einander wirklich liebt. Das weißt du, sonst hättest du uns nicht gefragt. Und wenn du denkst, dass du es nicht weißt - dein Körper hat dir bereits geantwortet. Manchmal schickt uns unser Körper entweder zaghafte Signale mittels Intuition oder direkte Signale wie eine Panikattacke, wenn etwas passiert, das schlecht für uns ist. Darauf solltest du unbedingt achten. Diese Panikattacke hätte nicht sein müssen, hätte er sich nicht wie der letzte undankbarste Idiot verhalten.
PS: Du warst überfordert/gestresst etc. Setz dich in solchen Zuständen nicht ans Steuer, egal ob alleine oder mit anderen unterwegs. Du kannst dich selbst und andere auf der Straße in Gefahr bringen.
Das ist jetzt etwas übertrieben. Dass man sich mal verfährt kann dem besten Fahrer mal passieren. Das ist mir auch schon mal passiert.