Einbürgerungstest - Antwort falsch?
Es geht um diese Frage:
In Deutschland arbeiten Kirche und Staat in mehreren Bereichen zusammen, obwohl sie laut dem Prinzip der Trennung von Kirche und Staat formal unabhängig voneinander sind. Diese Zusammenarbeit ist durch das Grundgesetz und historische Verträge (z. B. Konkordat mit dem Vatikan) geregelt. Dennoch wird viel zusammen gearbeitet:
- Kirchensteuer: der Staat zieht die Kirchensteuer für die großen christlichen Kirchen ein und leitet sie an die Kirchen weiter. Dies erfolgt über Finanzämter.
- Religionsunterricht: in staatlichen Schulen wird Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach angeboten. Dieser wird von den Kirchen gestaltet und beaufsichtigt, während der Staat die Rahmenbedingungen (z. B. Lehrpläne, Lehrergehälter) bereitstellt.
- Soziale Arbeit und Wohlfahrt (Daseinsvorsorge): Kirchliche Organisationen wie Caritas (katholisch) und Diakonie (evangelisch) sind wichtige Träger im sozialen Bereich. Sie arbeiten eng mit staatlichen Institutionen zusammen und erhalten öffentliche Gelder für Aufgaben wie: Altenpflege, Krankenhäuser, Kinder- und Jugendhilfe, Flüchtlingsbetreuung
- Arbeitsrecht: Kirchliche Arbeitgeber wie Schulen, Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen haben ein besonderes Arbeitsrecht. Der Staat toleriert, dass diese Einrichtungen eigene Regeln anwenden können, z. B. in Bezug auf Loyalitätsanforderungen an Mitarbeitende (z. B. konfessionelle Zugehörigkeit). Sie haben den sogenannten "Dritten Weg" im Arbeitsrecht und das verstößt gegen Art. 140 GG i. V. m. Art. 137 Abs. 3 WRV, Gleichheitsgrundsatzes, Grundrechten wie z. B. der Koalitionsfreiheit, Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts
- Feiertage und Kirchengebäude: Viele staatliche Feiertage basieren auf christlichen Traditionen (z. B. Weihnachten, Ostern, Pfingsten). Der Staat beteiligt sich an der Erhaltung von Kirchengebäuden, besonders bei denkmalgeschützten Bauwerken, da sie auch kulturelles Erbe sind.
- Seelsorge: In öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Gefängnissen und bei der Bundeswehr finanzieren oder unterstützen Staat und Kirche gemeinsam Seelsorgeangebote. Geistliche wirken dort in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen.
- Theologische Fakultäten: An vielen staatlichen Universitäten gibt es katholisch-theologische und evangelisch-theologische Fakultäten. Die Besetzung theologischer Professuren erfolgt in Abstimmung mit den Kirchen.
- Staatsleistungen: Einige Bundesländer zahlen jährliche Staatsleistungen an die Kirchen als Entschädigung für Enteignungen aus der Säkularisation im 19. Jahrhundert.
Somit ist die Antwort doch eigentlich auch falsch? Weil ohne die kirchlichen Träger in der Daseinsvorsorge wäre der Staat aufgeschmissen. Somit ist der Staat zu einem gewissen Teil abhängig von Religionsgemeinschaften - in dem Fall die christliche Weltanschauung. Dass die Bundesrepublik Deutschland immer noch nicht vollständig ein säkulares Land ist, ist schon sehr mies. Auf dem Papier vielleicht, aber nicht in der Praxis. Der Staat hat neutral zu sein, nix anderes. Religionsfreiheit ja, aber der Staat sollte sich raushalten.
Was meint ihr?
9 Antworten
"Weil ohne die kirchlichen Träger in der Daseinsvorsorge wäre der Staat aufgeschmissen."
das behaupten die Kirchen gerne, stimmt aber eben nicht - der Staat könnte jederzeit andere Anbieter genauso gut bezahlen und diese Leistungen woanders einkaufen. Die Kirchen achten nur peinlich genau darauf, diesen Markt für sich zu verteidigen.
Du liegst eindeutig falsch. Du vergisst die Hunderttausenden freiwilligen Mitarbeitenden der Kirchen. Vor ein paar Jahren hat eine Uni über ein Jahr lang eine Studie gemacht. Das Resultat: Es würde den Staat sehr viel mehr kosten, wenn er die Leistungen der Kirchen im Sozialbereich selber übernehmen würde.
Meinst Du wirklich, die zahlreichen Politiker, die nichts vom Arbeitgeber Kirche halten, würden nicht alles dafür tun, denen die Aufträge wegzunehmen? Wenn in "meiner" Stadt jemand plötzlich in Not ist, dann geht diese Person meist zur Kirche.Zahlreiche kulturelle Anlässe für Reiche bietet die Stadt an, wenn jemand wenig Geld hat /vom Sozialamt lebt, dann muss diese Person zu kulturellen Anlässen der Kirche gehen.
Die Religionsgemeinschaften und der Staat sind im Gegensatz zu Frankreich hier nicht richtig getrennt, aber im Multiple Choice Test muß man trotzdem die erste Anwort ankreuzen.
Im Jahr 1803 wurden die Kirchen rechts vom Rhein enteignet. Stifte, Abteien und Klöster mit ihren Ländereien fielen den Fürsten und Königen der Länder zu, dafür erhielten die katholische und die evangelische Kirche eine jährliche Entschädigung, die bis zum heutigen Tag gezahlt wird, obwohl schon in der Weimarer Verfassung von 1919 festgelegt wurde, diese Praxis zu beenden.
Soll mal jemand sagen, Deutschland wäre ein armes Land.
Was soll daran mies sein? Das ist doch eine win win Situation und bringt vielen Menschen Vorteile.
Welche Nachteile siehst du. wenn du es so mies findest?
dass der Staat sagt, er sei unabhängig... aber in Wahrheit ist er total verstrickt ins Christentum... diese miese Lügerei...
und ob weltlich geführte Pflege/Altenheime überhaupt legal sind, weiß nur Wallraff...
Der Staat ist nicht "verstrickt", wenn die Kirche soziale Einrichtungen betreibt, denn das hat sie immer schon.
und ob weltlich geführte Pflege/Altenheime überhaupt legal sind, weiß nur Wallraff...
Weisst du überhaupt was du da schreibst?
Für mich sind die mies, die gegen alles und jeden etwas zu meckern haben.
ich fürchte, dass ich das eher weiß, als du... du hast wohl noch nie Intertrigo gesehn... ich auch nich... hab es mir nur von nem Kollegen schildern lassen, der seine Pflegerausbildung abgebrochen hat...
im Übrigen: Inkasso allein ist schon eine Verstrickung...
Historisch bedingt so entwickelt, und vieles bewaehrt.
In Canada wird Kirche und Staat deutlich getrennt und viele mildtaetigen Funktionen werden nicht wahrgenommen - weder vom Staat noch von der Kirche ... (!)
Was du aufführst sind Verträge und kooperationen, aber keine Abhängigkeit.
Doch zu einem gewissen Teil schon. Stichwort Daseinsvorsorge und kirchliche Träger. Würden die von einen auf den anderen Tag wegfallen, wäre DE meiner Ansicht nach aufgeschmissen. Also ist die Antwort im Test teilweise richtig als auch teilweise falsch.
Was denkst du was passiert, wenn die Kirche ab morgen ihre Kindergärten schließt?! Wer ist bereit, 20 Prozent (und mehr) zu den Kosten eines Kindergarten beizusteuern? Ach ja, das bist ja Du, der dann gerne mehr Steuern zahlt.